Blade Runner 2049
So manch einer, auch ich, war dem Projekt Fortsetzung des Kultfilmes 
Blade Runner aus dem Jahre 1982 gegenüber sehr kritisch eingestellt, doch je näher das Datum des Release kam, desto gespannter wurde man aber auch. Schließlich sahen die wenigen Bilder und recht kurzen Trailer doch sehr brauchbar aus.
Gestern war es dann soweit und Regisseur Denis Villeneuve begegnet dem Original mit sehr viel Respekt und Herzblut aber auch mit einem guten Schuß Eigenständigkeit, so das man nicht umhin kann, das Prädikat "Gelungen" zu vergeben.
Ohne hier nun näher auf den Inhalt eingehen zu wollen, spinnt Villeneuve die Geschichte der Replikanten und deren Wunsch nach dem Menschsein konsequent weiter, indem sie zur Fortpflanzung fähig sind/waren. Auf der Suche nach dem "Wie?" und "Wer?" gerät dabei der Blade Runner "K" (Ryan Gosling) in einem Strudel von Geheimnissen und Rätseln, für dessen Auflösung sich Villeneuve kolossale 164 min. Zeit nimmt.
Optisch geht der Film durchaus neue Wege, ohne das Original zu verraten. Villeneuve und sein Team machen nicht den Fehler, Ridley Scotts Meisterwerk platt zu kopieren, sondern fügen mit viel (Tages)Licht, Farben und einer weiterentwickelten Architektur weitere Facetten hinzu, die absolut stimmig sind. Auch verlässt er den Moloch Los Angeles ein ums andere Mal. Nichtsdestotrotz gibt es zahlreiche optische Zitate zum Erstling, angefangen von den Strassenschluchten in L.A. , der stets präsenten Werbung (sogar Pan Am und Atari sind wieder mit von der Partie!!) bis hin zu den Wänden in "K"s Wohnung. Ebenfalls sehr gelungen ist das Tempo des Films, auch hier orientierte sich Villeneuve am großen Vorbild. Man kann sich an den vielen Totalen kaum sattsehen und er hat der Versuchung widerstanden, alles größer, schneller und actionlastiger zu machen. Gottseidank nimmt sich 
Blade Runner 2049 die Zeit  - für meinen Geschmack fast schon zuviel aber das ist wohl eher meiner Müdigkeit zuzuschreiben, denn um Mitternacht bin ich selten im Kino zu finden - und dosiert die Action auf ein erträgliches Maß. Wer also diesmal ein exzessives Krawumm-Science-Fiction- Gewitter erwartet, wird wieder wie anno 1982 enttäuscht werden. Zum Glück!
Auch Vangelis' Score von 1982 wird teilweise übernommen, doch fügen Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch diesem wesentlich härtere und dramatischere Klänge hinzu. Auf eine Melodie wird da weitestgehend verzichtet, was die beiden ja auch schon bei Nolans 
Dunkirk eindrucksvoll zelebriert haben. Das sorgt für eine beunruhigende Stimmung und passt auch zum Geschehen, das sphärische von Vangelis geht dabei aber ziemlich verloren. Insgesamt aber stimmig!
Einzig Ryan Gosling hinterlässt bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck. Seine Mimik ist mir persönlich, sagen wir mal ausbaufähig. Vor allem dann, wenn man dazu im Vergleich Harrison Ford heranzieht, der ja jetzt auch nicht gerade ein genialer Meister seines Fachs ist. Auf der anderen Seite passt diese stoische Miene ja in vielen Szenen zu seinen Gefühlen und Gedanken aber letztendlich hätte ich mir da doch lieber z.B. einen Jake Gyllenhaal gewünscht.
Insgesamt aber ist 
Blade Runner 2049 eine würdige Fortsetzung von 
Blade Runner, der dessen Geist und Magie jederzeit atmet. Und ich bin mir sicher, das auch diese Fortsetzung wie das Original damals auch mit jeder weiteren Sichtung wachsen wird. Daher von mir zunächst auch "nur" eine 8,5/10