AW: Konzerte 2012
Loreena McKennitt - Mitsubishi Electro Hall, Düsseldorf, 23.03.12
Als ich das letzte Mal hier war, hieß das Ding noch "Philipshalle" und innen gab's die Progressive Nation Tour mit Dream Theater und Opeth. Diesmal drehte es sich ausnahmsweise mal nicht um meine Musik - die Karten habe ich meiner Freundin zum Geburtstag geschenkt, daher ging's gestern zur Irish-Folk-und-mehr-Ikone Loreena McKennitt.
Es war mein erstes Konzert in sitzender Position - ringsherum gibt es in der Halle ohnehin Sitzplätze, auf den Hallenboden wurden Stuhlreihen aufgestellt. Die Preise für ein Konzert ohne jeglichen Support waren gesalzen. 55 Euro habe ich pro Karte hingeblättert, und zwar für einen Sitzplatz auf der hinteren Empore. Die Bühne war dank des abgedunkelten Publikums und des Bühnenlichtspiels zwar gut zu sehen, Details wie die Gesichter oder frickelnde Finger verschwammen aber im Dunst (oder hätte ich meine Brille einpacken sollen?).
Es war letztlich ein zwiespältiger Abend. Ohne jeden Tadel war die musikalische Leistung aller Beteiligten - McKennitts Stimme ist auch live grandios und die Gastmusiker (eine feste Band gibt es nicht) haben alle ihre Momente gehabt. Insbesondere der Geiger hat Unglaubliches mit seinem Instrument angestellt - er bekam ein Solo, für das er wohl seine Seele an den Teufel verkauft hat (dafür gab's auch Extraapplaus) und mit dem Gitarristen lieferte er sich etwas, das mit "Due" anfängt und bei dem man nicht weiß, ob man ein Doppel-L oder ein Doppel-T anfügen soll. Atemberaubend. Auf CD gibt mir McKennitts Musik eher wenig (obwohl sie angeblich ein großes Publikum mit Metal-Background anzieht), aber live war das absolut Bombe.
Leider gab es offenbar schon nach drei, vier Songs technische Probleme, die bei einem Konzert dieser Größenordnung eigentlich nicht auftauchen sollten. Das brachte die Kanadierin in die Lage, improvisieren zu müssen, was ihr aber erstaunlich gut gelang; anfangs wirkten ihre ausschweifenden Erzählungen (die meist davon handelten, wie die Songs entstanden sind) sehr nüchtern, irgendwann ließ sie dann aber ihren trockenen Humor raus, der hundertprozentig den Nerv des Publikums traf. Sehr angenehm auch, dass sie das Publikum höchstpersönlich (mit etwas schüchterner Stimmlage) fragte, ob das Knipsen mit der Kamera vielleicht eingestellt werden könne, weil es beim Performen ablenkt. Das wurde interessanterweise mit Applaus quittiert, während beispielsweise Porcupine Tree das Anliegen damals über einen neutralen Ansager vor dem Auftritt vermitteln ließen, was Buhrufe zur Folge hatte.
Mit einer flapsigen Bemerkung ("I'm sure you didn't come to watch my stand up comedy") entließ sie das Publikum dann zwangsläufig in eine etwa 20-minütige Pause, in der die technischen Probleme dann behoben wurden. Am Ende gab es noch zwei Zugaben, und nach zwei bis zweieinhalb Stunden war die Geschichte beendet.
Insgesamt ein schönes Konzert, aus dem ich folgende Dinge gezogen habe:
- Ich weiß Folk schon immer mehr zu schätzen (bisher eigentlich nur als Würze für den Prog Rock, aber man weiß ja nie...)
- Konzerte im Stehen gehen zwar mehr in die Beine, machen aber mehr Spaß
- Pausen im Konzert gehen gar nicht, weil sie aus der Stimmung reißen.