AW: Qualität im Kino
Die Gründe, weshalb viele Kinos heutzutage oftmals eine schlechtere Bild- und Tonqualität abliefern als viele Heimkinos, sind vielfältig.
Bildmaterial:
Der 35mm Film hat das Potential einen Kontrastumfang von über 10.000:1 darzustellen. Darüber hinaus ist der Farbumfang erheblich größer als der Farbraum der Videonorm D65.
Soweit die Theorie.
Leider bleibt vom möglichen hohen Kontrastumfang in der Praxis nicht mehr soviel übrig.
Einer der Gründe liegt in den verschiedenen Kopien der Internegative und Interpositive für Schnitt, Synchro, Kinoauswertung, Synchrovorlage für Drittländer usw. Meist schafft nur die 4-6 Kopiengeneration den Weg in die Kinos. Da ist dann soviel Bildqualität vom Originalnegativ verlorengegangen, dass bereits ein 2K Digitalfilm ohne die ganzen Kopierschritte das bessere Bild auf der Leinwand darstellen kann.
Ein weiterer Grund ist, dass die Filmaufnahmen inzwischen immer öfter gescannt und digital weiter verarbeitet werden. Dabei geht ein großer Teil der höheren Qualität des 35mm Films leider verloren, weil die Videonorm D65 nun den erweiterten Farbraum beschneidet. Anschließend wird die Digital-Datei wieder auf den Film ausbelichtet. Dabei geht wieder etwas Qualität verloren (z.B. der hohe Kontrastumfang).
Viele große und vor allem kleine Studios lassen inzwischen ihre 35mm Kinokopien aus Kostengründen in den "billigsten" Kopierwerken der Welt herstellen. Da wird leider in den Massenauflagen nur noch am Rande auf eine optimale Bildqualität Wert gelegt.
Ein Beispiel, dass stellvertretend für zahlreiche Filme herhalten soll.
Die deutsche Kinokopie von "IN THE ALLEY OF ELAH" ist in vielen Bildbereichen völlig überstrahlt, unscharf und Details versumpfen in dunklen Szenen, während die US-Blu-ray zwar auch über ein extrem farbentsättigtes Bild verfügt (analog zur Kinokopie) aber in den hellen und dunklen Bereichen noch Details erkennen lässt, die im deutschen Kino nicht mehr zu sehen sind. Darüber hinaus ist die Schärfe der Blu-ray deutlich sichtbar besser.
Das Kino:
Selbst wenn der 35mm Film seine theoretischen Möglichkeiten vollständig ausschöpfen würde was Farbsättigung, Im-Bild-Kontrast und Kontrastumfang insgesamt anbelangt, würde davon nicht mehr viel auf der Leinwand übrig bleiben.
Durch gesetzlich vorgeschriebene Notausgangs- und Treppenbeleuchtung wird der Kinosaal dermaßen aufgehellt, dass ein Kontrastumfang vom über 1900:1 nicht mehr möglich ist. Einige Berichte gehen sogar inzwischen von unter 900:1 aus, die auf der Leinwand übrig bleiben.
Personal:
Ausgebildete Filmvorführer trifft man immer seltener im Kino an. Oftmals sind es angelernte Kräfte, die bis zu 10 Kinosäle gleichzeitig versorgen müssen.
Da wird nach der Werbung leider nur noch selten die Bildschärfe kontrolliert und korrigiert.
Auch die Theaterleitung ist nicht ganz frei von Schuld. Notausgangsschilder, die wie Scheinwerfer auf die Leinwand leuchten, müssen nun wirklich nicht sein. Das lässt sich mit sehr einfachen Mitteln beheben.
Aufgrund des Kostendrucks werden engagierte und sehr qualifizierte Mitarbeiter immer wieder entlassen und gegen angelernte, billige Arbeitskräfte ersetzt. Da bleibt oftmals leider die Motivation und die Erfahrung auf der Strecke.
Auch die Technik insgesamt (z.B. Projektoren, Lautsprecher, Verstärker, Dekoder) wird kaum noch gewartet oder ist vor allem in kleineren Programmkinos völlig veraltet.
Heimkino:
Dank immer preiswerter und besser werdener Full-HD-Projektoren (z.B. Infocus X10 für ca. 1290,- Euro / Saturn) erreichen wir in unseren Heimkinos, dank Blu-ray und HD-DVD eine Bildqualität auf 2-3 Meter breiten Leinwänden, deren (fast identische) Auflösung von professionellen Kinos in der Digitalen Projektion für 10 - 25 Meter breite Leinwände genutzt wird. Dieser Unterschied ist deutlich sichtbar.
Allerdings machen viele Heimkinobesitzer auch mehrere große Fehler.
Da einige Beamer oftmals zu Lichtschwach sind (auf die Videonorm D65 kalibriert), um Leinwandbreiten jenseits der 2,50 Meter mit 12-16 ftL auszuleuchten (THX-Vorgabe für professionelle Kinos), wird an den Farb- und Kontrastwerten gedreht. Mehr Farbe und Kontrast führt subjektiv betrachtet erstmal dazu, dass das Bild mehr leuchtet. Leider stimmen die Farbwerte aber nicht mehr und "genormte" Kinofilme werden so als zu "blass" empfunden.
Zum Ton:
Da werden die guten Ergebnisse der Einmesssysteme wie Audyssey und Co. verschlimmbessert. Da die Lautsprecher oftmals in ihrer Leistung und die räumlichen Gegebenheiten zu Hause limitiert sind, wird eben mal der Bass lauter gestellt (damit es etwas mehr rummst) und die Pegel der Surrounds erhöht (schließlich will ich von hinten auch was hören). Das hat nun nichts mehr mit einer genormten Einstellung zu tun. Auch wenn es nun erstmal subjektiv spektakulärer klingt, macht es meiner Meinung nach keinen Sinn, alle Lautsprecher lauter zu stellen, nur die drei Fronts nicht. An diesen "falschen" Sound haben sich viele Heimkinofreunde sehr schnell gewöhnt und empfinden dann den genormten Ton im Kino oftmals als zu Schwach im Bass und zu leise in den Surrounds. Immer vorausgesetzt, dass das Kino über richtige Pegel verfügt. Das liegt aber nicht am Kino, sondern an den völlig falschen Einstellungen zu Hause.
Ich stell immer wieder fest, dass die meisten Menschen erst mal wieder lernen müssen, "richtig" zu hören und zu "sehen".
Was muss das Kino tun?
Die 4K Projektion mit digitaler Wiedergabe muss schnellstmöglich eingeführt werden, damit auch der letzte Zuschauer erkennt, dass die Bildqualität im Kino erheblich besser ist als im eigenen Heimkino.
Tonanlagen müssen regelmäßig eingemessen werden und sollten auch klanglich modifiziert werden, durch neue Lautsprechersysteme.
Es ist mir nicht begreiflich, dass es immer noch Kinos gibt, die heutzutage lediglich Dolby Stereo und sogar nur Mono (Passage 3, Hamburg) wiedergeben können.
Fazit:
Ich kenne ein paar Kinos, da stimmt einfach alles. Toller Service, freundliche Mitarbeiter, bequeme Sitze, sehr gute Bild- und Tonqualität, an der es überhaupt nichts auszusetzen gibt.
Da wären als Beispiele die Lichtburg in Essen, das Zeise 1 und das CinemaxX 1(Dammtor) in Hamburg.