Django Unchained

crizzero

Filmvisionaer
Registriert
4 Juni 2008
Beiträge
16.656
Ort
North Carolina
Filmkritiken
59
Aber Django ist auch noch mal speziell zu denjenigen Leuten geritten, die die Hunde auf den einen Schwarzen losgelassen haben und das hatte überhaupt nichts mehr mit seiner Frau zu tun, sondern lediglich mit der Bestrafung der weißen Peiniger.

Nun gut, trotzdem ist das für mich nicht das primäre Thema in diesem Film. Es geht um die Rettung seiner Frau und um das Beenden ihres Leidensweges. Nichts ist ihm wichtiger. Die Sklaverei bietet 1858 nur den Rahmen. Django wusste, dass er sie nicht abschaffen kann. Letztlich will er nur Rache an Candies Gefolgschaft und ein kleines Zeichen setzen.
Die Abschaffung der Skalverei musste ein paar Jahre später dann schon Abraham Lincoln in die Hand nehmen... :)

Das Ende wirkt wie ein aufgesetzter retardierendes Moment, denn durch das gewollte oder ungewollte Entfernen vom Schauplatz der Schlacht und der anschließenden Rückkehr an den Ort des Geschehens, um Rache zu üben, ist eine oft verwendete Narrative und ist bei Tarantino natürlich auch wieder eine Hommage an den Italowestern.

Ja, weiß ich. Das macht dieses Moment in meinen Augen aber auch nicht sinnvoller für diesen eigenständigen Film.
 
Zuletzt bearbeitet:

Vince

Filmstar
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
1.743
Filmkritiken
37
AW: Django Unchained

Anthony Hopkins ist in „Das Schweigen der Lämmer" auch nur der Charakter, der dazu dient, dass sich Jodie Fosters Charakter entwickeln kann und dennoch gewann er den Oscar als bester Hauptdarsteller und insgesamt beläuft sich seine Screentime sogar auf ca. 15 Minuten!

Der Unterschied zwischen Hopkins und Waltz ist der, dass Hopkins in "Das Schweigen der Lämmer" das Mysterium bzw. die Komponente X ist, die man durchaus als Hauptfigur auslegen kann, während Fosters Figur deutlich weniger relevant ist, dem Zuschauer nämlich eher als Begleitperson dient, insofern ist die Entscheidung auch hier nachvollziehbar. Ein ähnliches Bild ergibt sich beispielsweise auch bei "Training Day" mit Denzel Washington.
Waltz spielt im Gegensatz dazu wirklich eine klassische Nebenfigur.

Ich stimme dir aber zu, dass eine Oscarnominierung im Ganzen nicht unbedingt notwendig gewesen wäre.
 

Cable

Filmvisionaer
Registriert
20 Juni 2008
Beiträge
26.327
Ort
Österreich
Filmkritiken
6
AW: Django Unchained

Ach, wie lustig. Da hätte es aber auch eine PN getan, anstatt so in die Diskussion zu grätschen... :rolleyes:

Mimimi :p nimm's doch mal leicht, statt überall Angriffe gegen dich zu sehen. Das hätte Björn bei jedem Anderen nicht anders geschrieben
 

kelte

Filmvisionaer
Registriert
24 Juli 2009
Beiträge
13.241
Ort
Nord-Westerwald
Filmkritiken
88
AW: Django Unchained

ich bin grad derbst angepisst, ich hatte keine KK geschrieben aber ne lange ausführung und alles weg....so sauer war ich lange nicht mehr auf diese abgefuckte Einstellung, nichtmal über zurück klappte es...eigene Dummheit versyaut nmanchmal mehr...ich hätte es besser wissen müssen:runter:
kurz und knapp
für mich war die letzte halbe Stunde wichtig denn die gehörte Django. Ansonsten wäre er an Schultz untergangen denn seine Figur war alles andere als fertig entwickelt. Seine Entwicklung kam erst am Tisch von Candie und er zog die Grenze danach nicht solchen Menschen mehr die Hand zu geben.
...
 

Vince

Filmstar
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
1.743
Filmkritiken
37
AW: Django Unchained

Sehe ich übrigens ähnlich. Das Ende wirkt holprig (vielleicht auch wieder durch den Schnitt), war aber notwendig, um Django auszudefinieren.
 

crizzero

Filmvisionaer
Registriert
4 Juni 2008
Beiträge
16.656
Ort
North Carolina
Filmkritiken
59
Der Film ist so oder so gut, wir debattieren hier ja nur über einen guten oder eben sehr guten Film. Grundsätzlich kann man Tarantino zu diesem Film ja nur beglückwünschen, nur dass das nochmal deutlich wird...

Ich möchte nur eben nicht alles rosarot sehen, weil es Tarantino gedreht hat. Das kann und will ich auch gar nicht. Für mich stellt diese letzte halbe Stunde eben ein Kritikpunkt dar, da sie das Ende zerpflückt, in die Länge zieht und den Schwung des Höhepunkts auf Candieland ausbremst. Django war auch so für mich fertigerzählt und hätte mit Broomhilda wunderbar in den Sonnenaufgang reiten können, nachdem er auf Candieland aufgeräumt hat.

Vielleicht gefällt mir die letzte halbe Stunde auf Blu-ray auch etwas besser, wenn ich mir den Film nochmal in Ruhe anschaue. Keinen Schimmer. Nach meiner Erstsichtung im Kino war das aber ganz klar ein Negativpunkt, der die Luft aus der bis dato erstklassig inszenierten Narration von Django (und damit auch der durch Schultz immanent gewordenen Siegfried-Parabel) herausnahm, anstatt sie sinnstiftend aufzupumpen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Willy Wonka

Locationscout
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
21.971
Ort
Twin Peaks
Filmkritiken
126
AW: Django Unchained

Der Unterschied zwischen Hopkins und Waltz ist der, dass Hopkins in "Das Schweigen der Lämmer" das Mysterium bzw. die Komponente X ist, die man durchaus als Hauptfigur auslegen kann, während Fosters Figur deutlich weniger relevant ist, dem Zuschauer nämlich eher als Begleitperson dient, insofern ist die Entscheidung auch hier nachvollziehbar. Ein ähnliches Bild ergibt sich beispielsweise auch bei "Training Day" mit Denzel Washington.
Waltz spielt im Gegensatz dazu wirklich eine klassische Nebenfigur.

Zunächst spricht du von der Bedingung, dass sich der Hauptcharakter entwickeln muss und dann sprichst von einer Komponente X, dass als ein Mysterium stilisiert wird und mit „Training Day" lieferst du auch noch gleichzeitig ein Beispiel, dass doch eher meine Meinung unterstreicht. Wieso sollte ein Mysterium denn eine Bedingung für die Einteilung Haupt- und Nebenrolle dienlich sein und sogar die fehlende Entwicklung eines Charakters kompensieren, die du zuvor als Bedingung nanntest?

Ich halte mich in dieser Hinsicht an die Fakten und nehme in meiner Bedingung auf jeden Fall die Dauer der Filmpräsenz sowie seinen Einfluss, Wirken und die Interaktionen mit den anderen Charakteren des Films mit auf. All diese Aspekte sind bei Schultz gegeben.

Ansonsten wäre er an Schultz untergangen denn seine Figur war alles andere als fertig entwickelt. Seine Entwicklung kam erst am Tisch von Candie und er zog die Grenze danach nicht solchen Menschen mehr die Hand zu geben.
...

Ein sehr guter Punkt, der eigentlich auch eine Entwicklung von Schultz innerhalb des Films offenbart, denn schließlich sagt er zu Beginn, dass er die Sklaverei nur dulde, aber ansonsten keine allzugroßen Probleme damit hat, aber nach der Hundeattacke auf den Schwarzen und er die Kämpfe zwischen den Sklaven gesehen hat, ist er nicht mehr die gleiche Person. Diese Erlebnisse haben ihn verändert und auch die Tatsache, dass er zum ersten Mal, einem Sklaven die Freiheit geschenkt hat, weckt bei ihm neue Gefühle und Perspektiven. So fühle er sich verantwortlich.​
 

kelte

Filmvisionaer
Registriert
24 Juli 2009
Beiträge
13.241
Ort
Nord-Westerwald
Filmkritiken
88
AW: Django Unchained

Ein sehr guter Punkt, der eigentlich auch eine Entwicklung von Schultz innerhalb des Films offenbart, denn schließlich sagt er zu Beginn, dass er die Sklaverei nur dulde, aber ansonsten keine allzugroßen Probleme damit hat, aber nach der Hundeattacke auf den Schwarzen und er die Kämpfe zwischen den Sklaven gesehen hat, ist er nicht mehr die gleiche Person. Diese Erlebnisse haben ihn verändert und auch die Tatsache, dass er zum ersten Mal, einem Sklaven die Freiheit geschenkt hat, weckt bei ihm neue Gefühle und Perspektiven. So fühle er sich verantwortlich.​
ich hatte eben 2 Stunden lang eine Sichtweise verfasst die sowohl den Ur-Django erfasste wie auch die Einstellung um und in Candieland mit Schultz.
Schultz schenkte nicht aus Nächstenliebe Django die Freiheit, er wollte Geld verdienen, ohne dabei an Sklaven zu denken. Schultz war schon einer für den jeder unterm Leder gleicher Biologie ist. Das dies ein deutscher Kopfgeldjäger im Wilden Westen ist der einem ungebildeten Schwarzen dazu noch die Siegfried Saga erzählt und dabei selbst die Metapher erkennt...und auch dort schon leicht spürte wohin sein Weg führen wird war ein Sahnestück von Tarantino. Dies macht er Knapp und Knackig und er weiß das er nicht wie andere Regisseure ein Zuschauerklientel besitzt denen man so eine Geste episch lang erklären muss, sondern das die Leute, die sich für seine Filme interessieren gerne selber mitdenken und erkennen. Dafür hat er so Darsteller wie Waltz dessen Gesten ebenso wie seine aussprache der Dialoge sehr wichtig sind für so einen Film. Man könnte sagen er zockt seine Rolle aus Inglourios runter, so ein bißchen witzig und sprachlich verführerisch, dem empfinde ich jedoch nicht so.
Denn wie du sagst, er schenkt jemand Freiheit was zu dem Zeitpunkt sowas wie Leben schenken ist. Und es wächst in ihm eine Verbundenheit zu Django und ob er wirklich richtig mit seinen Gefühlen liegt, dafür machte er das Angebot mit dem Winter.
Danach erfolgt die Weiterentwicklung, sehr schön zu sehen während der Kutschfahrt wie er innerlich zerrissen ist, man sieht es an dem Augenspiel von Waltz und der restlichen Körpersprache. Ab dem Zeitpunkt, wo der Schwarze zerfleischt wird, wo man fast das Gefühl besitzt ein Farbiger ist gefangen in einem Romero Universum. Überall weisse Zombies die nur darauf warten einem das Fleisch von den Knochen zu fressen, ab dem Zeitpunkt wirkt Schultz innerlich ruhiger und es wirkt als sei zu dem Zeitpunkt Django der cleverere und abgebrühtere von beiden. Für mich war es das Zeichen das Schultz sich weiter entwickelt und in diesem Stadium angreifbar wirkt. Den rest gibt es am Tisch, da wurde in ihm die Grenze gezogen und er erkannte den wahnsinn in dem er sich befindet, der von weisser Hand in einer weissen Welt erschaffen wurde.
Da ergibt sich auch die Konsequenz im Finale, das schon etwas mit Nibelungentreue zu tun hat. Ein einfaches Shake Hands und alles wäre friedlich, jedoch unverändert geblieben. Dies konnte sein Gewissen nicht mehr, zu stark war da seine Bindung zu einem Schwarzen, seine Abneigung gegen Sklaverei und ihre abscheulichkeiten...und es ist ein Genuss zuzuschauen wie Waltz dies rüberbringt...da er der Versuchung nicht widerstehen konnte und sein Grinsen dabei verrät, das er sich richtig entschieden hat und mit allem was folgt "leben" kann.
Die Frage die ich mir stellte war eher, warum hat Tarantino den Film Django genannt. Denn mit dem Ur-Django hat seine Interpretation nicht viel gemein? Ausser der Musik und ein paar andere Kleinigkeiten...
 
Zuletzt bearbeitet:

crizzero

Filmvisionaer
Registriert
4 Juni 2008
Beiträge
16.656
Ort
North Carolina
Filmkritiken
59
Da ergibt sich auch die Konsequenz im Finale, das schon etwas mit Nibelungentreue zu tun hat. Ein einfaches Shake Hands und alles wäre friedlich, jedoch unverändert geblieben. Dies konnte sein Gewissen nicht mehr, zu stark war da seine Bindung zu einem Schwarzen, seine Abneigung gegen Sklaverei und ihre abscheulichkeiten...und es ist ein Genuss zuzuschauen wie Waltz dies rüberbringt...da er der Versuchung nicht widerstehen konnte und sein Grinsen dabei verrät, das er sich richtig entschieden hat und mit allem was folgt "leben" kann.

Perfekt erklärt. Genau so ist es! :hoch:
 

BladeRunner2007

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
11.596
Ort
Monroeville Mall
Filmkritiken
49
AW: Django Unchained

Die Frage die ich mir stellte war eher, warum hat Tarantino den Film Django genannt. Denn mit dem Ur-Django hat seine Interpretation nicht viel gemein? Ausser der Musik und ein paar andere Kleinigkeiten...

Er wollte auch keine Verbindung zum Original Django aufbauen. Ganz im Gegenteil. Der Original Django ist sowas von bekannt, dass es unzählige Ableger gibt, die ebenfalls Django in ihrem Titel tragen. Der Hauptcharakter entsprach dabei aber niemals dem Ur-Charakter. Manchmal gab es nicht mal einen Django in diesen Filmen. Die wollten einfach nur Kohle scheffeln mit diesem Namen. Und Tarantino ist stolz darauf, diese langwierige Tradition fortzusetzen.

Deine Ausführung ist übrigens verdammt gut geschriben. Fantastisch! :hoch::hoch:
 

kelte

Filmvisionaer
Registriert
24 Juli 2009
Beiträge
13.241
Ort
Nord-Westerwald
Filmkritiken
88
AW: Django Unchained

Er wollte auch keine Verbindung zum Original Django aufbauen. Ganz im Gegenteil. Der Original Django ist sowas von bekannt, dass es unzählige Ableger gibt, die ebenfalls Django in ihrem Titel tragen. Der Hauptcharakter entsprach dabei aber niemals dem Ur-Charakter. Manchmal gab es nicht mal einen Django in diesen Filmen. Die wollten einfach nur Kohle scheffeln mit diesem Namen. Und Tarantino ist stolz darauf, diese langwierige Tradition fortzusetzen.
das ging mir so in etwa auch durch den Kopf, denn mittlerweile weiß man ja wie Tarantino tickt und das er so etwas auch verwirklichen kann ohne dabei zu scheitern. Alles Neu, alles anders und alles sozialkritisch ohne dabei zu verkitschen. Und wie er einen Cameo einführt mit Franco nero sollte als Blaupause dienen für andere Regisseure. Mehr respekt vor dem Ur-Django geht nicht wenn Nero die Frage stellt ob Foxx überhaupt weiß wie man Django buchstabiert. Grosses Lob hier auch an die Synchro:hoch:
Auch die Kapuzenmänner hat er zitiert und die eigentliche Sinnlosigkeit der Maskerade perfekt mit einem gut aufgelegten Don Johnson präsentiert. Ich denke damit hat ein ernster Western die witzigste Szene in der Filmgeschichte bekommen ohne das es peinlich oder falsch platziert wirkt.
Aber vom Inhalt her und seiner Liebe zu Spaghetti-Western wäre Keoma fast die besser Remake Wahl gewesen...aber das "warum" hast du schon beschrieben. Django hat einen namen in der breiten Filmwelt. Während Keoma schon wieder was für die Liebhaber ist:)
 

Vince

Filmstar
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
1.743
Filmkritiken
37
AW: Django Unchained

Zunächst spricht du von der Bedingung, dass sich der Hauptcharakter entwickeln muss und dann sprichst von einer Komponente X, dass als ein Mysterium stilisiert wird und mit „Training Day" lieferst du auch noch gleichzeitig ein Beispiel, dass doch eher meine Meinung unterstreicht. Wieso sollte ein Mysterium denn eine Bedingung für die Einteilung Haupt- und Nebenrolle dienlich sein und sogar die fehlende Entwicklung eines Charakters kompensieren, die du zuvor als Bedingung nanntest?

Um es auf den Punkt zu bringen: Es geht in "Das Schweigen der Lämmer" um Hannibal, es geht in "Django Unchained" um Django. In beiden Fällen liegt der Fokus auf diesen Figuren. Hannibal war auch präsent, wenn er nicht im Bild war, weil er praktisch alle Dialoge bestimmt hat. Bei Django steht wiederum eben die Entwicklung im Vordergrund, da er zu Filmbeginn bewusst als unscheinbar inszeniert wird, um später immer präsenter zu werden (so wenigstens die Intention). Verschiedene Filme, verschiedene Mittel der Realisierung. Ist das so schwer zu verstehen?

Ich halte mich in dieser Hinsicht an die Fakten und nehme in meiner Bedingung auf jeden Fall die Dauer der Filmpräsenz
Aha, und wieso nimmst du diesen Aspekt jetzt als Beispiel, wenn du bei Hannibal noch mit den 15 Minuten Präsenz argumentiert hast?

sowie seinen Einfluss, Wirken und die Interaktionen mit den anderen Charakteren des Films mit auf. All diese Aspekte sind bei Schultz gegeben.
Würde ich eben nicht so sehen. Denn sein Einfluss und sein Wirken fällt nicht auf ihn zurück, sondern dient lediglich dazu, Django ins Licht zu rücken, wie ja insbesondere in dem Dialog verständlich wird, in dem er von Django gefragt wird, warum der ihm überhaupt helfe. Dass Schultz hier die passive Rolle zugeschrieben wird, ist ja förmlich greifbar. Dass er sich selbst verändert, wie du schreibst, mag sein, wird aber von Tarantino nur als Nebeneffekt dargestellt.
 

Willy Wonka

Locationscout
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
21.971
Ort
Twin Peaks
Filmkritiken
126
AW: Django Unchained

Um es auf den Punkt zu bringen: Es geht in "Das Schweigen der Lämmer" um Hannibal, es geht in "Django Unchained" um Django. In beiden Fällen liegt der Fokus auf diesen Figuren. Hannibal war auch präsent, wenn er nicht im Bild war, weil er praktisch alle Dialoge bestimmt hat. Bei Django steht wiederum eben die Entwicklung im Vordergrund, da er zu Filmbeginn bewusst als unscheinbar inszeniert wird, um später immer präsenter zu werden (so wenigstens die Intention). Verschiedene Filme, verschiedene Mittel der Realisierung. Ist das so schwer zu verstehen?

Aha, und wieso nimmst du diesen Aspekt jetzt als Beispiel, wenn du bei Hannibal noch mit den 15 Minuten Präsenz argumentiert hast?

Weil Anthony Hopkins als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet worden ist, obwohl er im Verhältnis zur Filmlänge nur kurz zu sehen ist! Schließlich wird ein Schauspieler für seine Performance ausgezeichnet und nicht der Filmcharakter für seine Bedeutung im Film. Du sprichst von Figuren und ich von der schauspielerischen Darbietung und für die Performance von Anthony Hopkins ist es sekundär, ob über Hannibal geredet wird und er das Zentrum des Films darstellt. So hätte man auch Kevin Spacey in „Sieben" als Hauptdarsteller nominiert werden können. Noch überspitzter formuliert, könnte nach dieser Argumentation auch ein Schauspieler als Hauptdarsteller ausgezeichnet werden, der vielleicht nur eine Minute im Film zu sehen ist, da sein Charakter während des gesamten Films fast ausschließlich thematisch und motivisch omnipräsent aufgegriffen wird und erst in der letzten Einstellung eine Verkörperung durch einen Schauspieler erfahren würde.​

Daher sehe ich es als Unrecht an, dass Hopkins als bester Hauptdarsteller auszeichnet worden ist und Waltz als Nebendarsteller nominiert worden ist, obwohl Waltz deutlich mehr Präsenz im Film hatte und ebenfalls seinen Charakter vortrefflich gespielt hat.

Würde ich eben nicht so sehen. Denn sein Einfluss und sein Wirken fällt nicht auf ihn zurück, sondern dient lediglich dazu, Django ins Licht zu rücken, wie ja insbesondere in dem Dialog verständlich wird, in dem er von Django gefragt wird, warum der ihm überhaupt helfe. Dass Schultz hier die passive Rolle zugeschrieben wird, ist ja förmlich greifbar. Dass er sich selbst verändert, wie du schreibst, mag sein, wird aber von Tarantino nur als Nebeneffekt dargestellt.

Wenn du den Text von kelte gelesen hast, kann es als eine Interpretationsasche angesehen werden.
Aber auch wenn Schultz die passivere Rolle spielt und Django zur Freiheit verhilft, sodass sich Django entwickeln kann, schließt es für mich nicht aus, dass Christoph Waltz für mich eine ebenbürtige Rolle verkörpert, die ebenfalls den Bedingungen eines Hauptdarstellers erfüllt. Leider ist es aber scheinbar bereits vom Drama bzw. dem Theater vorgegeben zu sein, dass jeder Stoff nur einen Hauptdarsteller vorzuweisen hat.
 
Zuletzt bearbeitet:

BladeRunner2007

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
11.596
Ort
Monroeville Mall
Filmkritiken
49
AW: Django Unchained

Waltz hätte als bester Hauptdarsteller nominiert werden sollen.
DiCaprio und Jackson als bester Nebendarsteller.

:)
 

BladeRunner2007

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
11.596
Ort
Monroeville Mall
Filmkritiken
49
AW: Django Unchained

Den beiden hätte ich es zumindest mehr gegönnt als Robert De Niro, der lediglich souverän seine Rolle in „Silver Linings" spielte.​

Zu dem Robert kann ich vielleicht morgen mehr sagen, wenn ich Silver Linings Playbook gesehen habe. Heute war ich aber erst mal ein zweites mal in Django Unchained. Hat von seiner Faszination nichts verloren. Ganz im Gegenteil. Hatte sogar noch mehr Spaß als bei ersten mal. Einfach ein absolut genialer Film.
 
Oben