Der dritte Mann

deadlyfriend

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Cool! Schon gelesen? Im Jahr 2019 gab es noch ein weiteres Buch.

Im Bonusmaterial der Blu Ray hatte ich nur gesehen, das der Film in Wien kaum wahrgenommen wurde und auch allgemein in Österreich keinen hohen Stellenwert hat. Der Inhaber vom Museum meinte, das Österreicher bei den Besuchern pro Jahr, nur auf Platz 9 liegen.
 

Tarantino1980

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Lange stand er ungesehen in meiner Sammlung. Ich war mir ziemlich sicher das er mir gefallen wird aber ich wollte auch umbedingt in der richtigen Stimmung sein, fitt genug sein um dieses Meisterwerk in seiner vollen Pracht würdigen zu können.

Am Dienstag Abend war es dann endlich so weit!

Viel wurde hier schon gesagt und ich kann mich da nur absolut anschließen. Dieser Film ist einfach perfekt!


...vor allem die Metropole Wien. Die Stadt ist zerbombt und in die 4 Zonen der Siegermächte aufgeteilt. Die Gassen wirken unheimlich, leer und seltsame Gestalten verirren sich in den nächtlichen Straßen. Die internationale Polizei wirkt eher wie eine Bedrohung und nicht wie der Freund und Helfer. Wem kann man hier trauen? Unheilvolle riesige Schatten, die über die zerschossenen Gebäude ragen, kündigen Passanten an und genau diese Lichtspiele verschaffen eine famose Atmosphäre.

Ich war leider noch nie in Wien und damals beim Forumstreffen passte es ja leider zeitlich nicht bei mir. Aber dank solcher Filme wie Der dritte Mann weiß ich das es eine wunderschöne Stadt ist. Die Inszenierung dieser Stadt hier durch Carol Reed ist gigantisch. Man muss sich das nur mal vor Augen führen. Ein Film aus dem Jahr 1949 haut mich 2021, also 72 Jahre später, absolut aus den Schuhen! Was hier abgeliefert wurde ist ganz große Filmkunst, ein absolutes Meisterwerk. Es hat nur ein paar Bilder gedauert und ich war total in der Stimmung des Filmes gefangen und es war für mich nicht so als ob ich einen 72 Jahre alten Film mir anschaue! Das Gefühl bei der Sichtung war einfach super. Die Atmosphäre in diesem Film ist wirklich zum niederknien genial!


Die Kameraführung ist über alles erhaben, bietet seltsam anmutende Einstellungen und bizarre Winkel um die Szenerie eindrucksvoll zu untermauern.

Die Kameraarbeit ist auch absolut revolutionär gewesen. Wie Du so schön schreibst Bizarre Winkel und tolle Einstellungen lassen den Film in jeder Szene toll aussehen ohne das er schwer zugänglich ist. Ich hatte bei der Sichtung wie gesagt nicht das Gefühl das ich mir hier einen Kunstfilm anschaue der nur schwer verdaulich ist und nach heutigen Sehgewohnheiten befremdlich wirkt. Das Gegenteil war der Fall. Der Film wirkte sehr frisch auf mich und durch tolle Bildkompositionen einfach nur absolut faszinierend!

Auch die Musik ist eher etwas gewöhnungsbedürftig und paßt gar nicht in das klassische Konzept. Trotzdem wurde das "Harry Lime Theme" zu einem Welterfolg und dürfte auch jedem bekannt sein, der den Film nicht kennt.

Hier müssen mich mal alle Film Noir experten abholen. Als ich das Harry Lime Theme zum ersten mal hörte kam es mir total vertraut vor. Habe ich es irgendwo schonmal gehört? Wie gesagt den Film habe ich zuvor noch nie bewusst gesehen. Dennoch kam mir die Zittermusik absolut vertraut vor und ja wenn ich so einen Film inszenieren würde wäre das nicht meine erste Musikwahl, aber sie passt wunderbar! Und wie Firefly hier im Thread ja auch so schön erwähnte gehört diese Musik ja auch zur Stadt dazu, wodurch diese Entscheidung absolut richtig war diese Filmmusik zu wählen!

AW: Der dritte Mann

Der dritte Mann ist ein großartiger Film.Nachdem ich ihn gestern abend gesehen habe,war ich so begeistert,das ich ihn mir heute nachmittag gleich nochmal reingezogen habe.Die hervorragenden Darsteller (vor allem AlidaValli),die Geschichte,die ungewöhnliche Musik und vor allem die Bilder zogen mich dermaßen in ihren Bann,das ich dieses Meisterwerk vielleicht morgen nochmal schaue.Wer weiß ?

Der Cast ist auch sehr stark. Die Darstellung von Alida Valli aber auch Joseph Cotton waren spitze. Besser geht es nicht. Natürlich auch Orson Welles Leistung war super, aber die Beiden haben mich restlos begeistert.

Die Kontraste,Schattenspiele und Perspektiven sind wirklich fantastisch und waren 1949 bestimmt ihrer Zeit weit voraus.Da genießt man noch heute wirklich jede Sekunde.

Lustigerweise habe ich mich das nach der Sichtung auch gefragt. Wie hat der Film wohl damals 1949 auf die Leute gewirkt. War er zu visionär? Hatte er damals schon diesen Wow Effekt oder waren die Filmfans damals damit überfordert? Wie gesagt bei meiner Sichtung wirkte er auf mich nicht wie ein 72 jähriger Film. Er wirkte eben sehr frisch und absolut auf der Höhe der Zeit, wobei ich natürlich auch kein wirklicher Maßstab bin da ich ja auch jemand bin der mit älteren Filmen sehr viel anfangen kann, sie wirklich liebt und nun mit Der dritte Mann einen weitere Perle in meiner Sammlung habe den ich wirklich liebe!


Nur das Ende hätte ich ein klein wenig anders inszeniert.Bevor Maria den wartenden Holly erreicht,hätte ich den Film beendet,so das der Zuschauer für sich selber entscheiden kann,wie Marias Reaktion ihm gegenüber ausfällt.

Auf jeden Fall ein interessanter Ansatz der mit Sicherheit auch etwas für sich hat...

Habe ihn gerade wieder gesehen und beim Ende fiel mir dein Satz wieder ein. Ich finde es so wie es ist perfekt. Normalerweise bekommt der Held ja am Ende die Frau, aber es ist ebn ein "noir". Das sie vorbeigeht ohne ihn eines Blickes zu würdigen, finde ich total klasse. Besonders auch die Länge die Szene weil man immer gespannter wird, was jetzt passiert und dann passiert einfach gar nichts.

...jedoch ich es auch eher so sehe. Das Ende war definitiv perfekt. Wie sie einfach so langsam auf ihn zu ging und dann einfach so an ihm vorbeiging als wenn er ein Fremder für sie sei, das war schon wirklich gigantisch. Kein Happy End, kein Funke der Hoffnung. Genauso wie Holly als Gast mit leeren Händen in Wien angekommen ist verlässt er die Stadt wieder im Wissen, das er diese tolle Frau nie wieder sehen wird.

Ich liebe diesen Film. Jede Aufnahme darin, könnte man sich als Poster an die Wand hängen.

Diesen Satz kann ich zu 100% unterschreiben. Wahnsinn was dieser Film für Motive ins sich mitbringt die als schöner s/w Druck sich in jedem Filmzimmer sehr gut machen würden. Ich hatte mir übrigens die restaurierte Blu-ray mit der neuen 4K Abtastung aus dem Jahr 2015 angesehen. Das Bild ist super. Ich hatte zwar auch die Fassung aus der Blu-Cinemathek, aber wollte natürlich das remasterte Bild haben.

Durch den Film und durch diverse Trailer auf der DVD wurde ich auch nochmal auf Orson Wellres aufmerksam, der ja ein ganz besonderer Künstler war. Das animiert mich, "Citizen Kane" bewusst anzuschauen. Dem hatte ich bisher noch keine gebührende Aufmerksamkeit geschenkt, ebenso wie dem "Dritten Mann". Ist übrigens auch ein Beispiel, das mir zeigt, was man alles verpasst hat, wenn man (anspruchsvolle) Filme im Kindes- und Jugendalter auf der kleinen Mattscheibe gesehen hat. Als Erwachsener bekommt man völlig andere Eindrücke.

Auch wenn das Thema jetzt etwas OT ist ich weiß was Du meinst. Wenn ich bedenke das mein erster Fernseher ein kleiner 30cm Röhren TV war und ich auf dem auch Filme geschaut habe. Das wäre heute absolut nicht mehr vorstellbar für mich. Ich schaue zwar ab und an mal eine Serie auf meinen 24 Zoll PC Monitor, gerade wenn meine Frau halt den TV in Beschlag nimmt, aber einen Film könnte ich mir auf so einem kleinen Format nicht mehr anschauen.

Früher hat man sowas aber immer gemacht und weder das TV Bild noch das VHS Bild war auch nur ansatzweise mit dem Bild vergleichbar was heutzutage 4K remasterte Filme uns ins Heimkino bringen. Aber auch ein wichtiger Aspekt ist das ich zwar bereits als Jugendlicher meine Filmleidenschaft entdeckt habe, diese aber von Jahr zu Jahr gestiegen ist und immer noch steigt. Ich habe viele Filme früher als Jugendlicher anders wahr genommen aber auch viele Filme wirklich ignoriert. Ich habe z.B. als Jugendlicher aber auch als junger erwachsener Filme in s/w komplett ignoriert, ich konnte mit Ihnen nichts anfangen. Das hat sich erst so mit mitte 20 bei mir verändert das ich auch dafür offen war und somit auch viele Klassiker erst wirklich gesichtet habe. Heute ist es mir vollkommen egal ob ein Film in Farbe oder eben in s/w gedreht wurde. Wenn der Film gut ist vergesse ich nach 1-2 Mintuten das die Farbe fehlt. Natürlch ist der Farbfilm eine wichtige Errungenschaft in der Filmwelt gewesen und dadurch ist auch sehr vieles erst möglich geworden und wenn man ehrlich ist schaut man natürlich Filme am liebsten im Kinoformat in Farbe, aber mittlerweile gibt es auch soviele s/w Filme die ich mir in einer colorierten Fassung nicht vorstellen könnte!

Ich glaube meine Wertung dürfte kein Geheimnis sein :nice:
 

deadlyfriend

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Hier müssen mich mal alle Film Noir experten abholen. Als ich das Harry Lime Theme zum ersten mal hörte kam es mir total vertraut vor. Habe ich es irgendwo schonmal gehört? Wie gesagt den Film habe ich zuvor noch nie bewusst gesehen. Dennoch kam mir die Zittermusik absolut vertraut vor und ja wenn ich so einen Film inszenieren würde wäre das nicht meine erste Musikwahl, aber sie passt wunderbar! Und wie Firefly hier im Thread ja auch so schön erwähnte gehört diese Musik ja auch zur Stadt dazu, wodurch diese Entscheidung absolut richtig war diese Filmmusik zu wählen!

Da gibt es tatsächlich keine 100% genaue Angabe. Anton Karas war zu diesem Zeitpunkt wohl nur in Wien selbst bekannt. Eben als Zither Spieler. Carol Reed muss das gehört und gut für den Film befunden haben. Daraufhin hat er Karas nach London eingeladen, um die Musik für den Film zu schreiben, obwohl der gar nicht so recht wollte.
Das "Harry Lime Theme" ist durch den Film weltbekannt, da Karas davon dann viele viele Tausend Schallplatten verkaufte und sogar auf Welttournee ging. Die Musik wird bis heute mit Wien in Verbindung gebracht und ich habe das Thema oftmals bei Berichten über Wien und Ähnliches gehört. Es wurde also auch später immer wieder mal gerne stellvertretend für Wien verwendet. Auch weit außerhalb des Films.


Lustigerweise habe ich mich das nach der Sichtung auch gefragt. Wie hat der Film wohl damals 1949 auf die Leute gewirkt. War er zu visionär? Hatte er damals schon diesen Wow Effekt oder waren die Filmfans damals damit überfordert? Wie gesagt bei meiner Sichtung wirkte er auf mich nicht wie ein 72 jähriger Film. Er wirkte eben sehr frisch und absolut auf der Höhe der Zeit, wobei ich natürlich auch kein wirklicher Maßstab bin da ich ja auch jemand bin der mit älteren Filmen sehr viel anfangen kann, sie wirklich liebt und nun mit Der dritte Mann einen weitere Perle in meiner Sammlung habe den ich wirklich liebe!

Die Frage stelle ich mir oft. Wie hat ein Film zur Entstehungszeit gewirkt? Das sind interessante Gedankenspiele für mich. Die Frage stelle ich mir jedesmal bei "Peeping Tom". Kennst Du?
Ein Film vernichtet die Karriere eines Regisseurs und einem damaligen Filmstar. Der Film ist in dieser Frage immer ein Gradmesser. Bis wohin hat das Publikum noch akzeptieren können und wo war man oberhalb der Grenze.

...jedoch ich es auch eher so sehe. Das Ende war definitiv perfekt. Wie sie einfach so langsam auf ihn zu ging und dann einfach so an ihm vorbeiging als wenn er ein Fremder für sie sei, das war schon wirklich gigantisch. Kein Happy End, kein Funke der Hoffnung. Genauso wie Holly als Gast mit leeren Händen in Wien angekommen ist verlässt er die Stadt wieder im Wissen, das er diese tolle Frau nie wieder sehen wird.

Auch hier bleibe ich dabei: Eines der besten Enden der Filmgeschichte. Das ist für mich Perfektion in Reinform. Das kann man nicht besser drehen.
 

Tarantino1980

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Da gibt es tatsächlich keine 100% genaue Angabe. Anton Karas war zu diesem Zeitpunkt wohl nur in Wien selbst bekannt. Eben als Zither Spieler. Carol Reed muss das gehört und gut für den Film befunden haben. Daraufhin hat er Karas nach London eingeladen, um die Musik für den Film zu schreiben, obwohl der gar nicht so recht wollte.
Das "Harry Lime Theme" ist durch den Film weltbekannt, da Karas davon dann viele viele Tausend Schallplatten verkaufte und sogar auf Welttournee ging. Die Musik wird bis heute mit Wien in Verbindung gebracht und ich habe das Thema oftmals bei Berichten über Wien und Ähnliches gehört. Es wurde also auch später immer wieder mal gerne stellvertretend für Wien verwendet. Auch weit außerhalb des Films.

Ah okay danke für die Erklärung. Dann vermute ich mal das ich genau dieses Theme dann in diversen Reportagen z.B. schon gehört habe.

Die Frage stelle ich mir oft. Wie hat ein Film zur Entstehungszeit gewirkt? Das sind interessante Gedankenspiele für mich. Die Frage stelle ich mir jedesmal bei "Peeping Tom". Kennst Du?


Ich kenne ihn nicht nur, ich liebe ihn! Einer der Filme der sich für immer und ewig in mein Filmauge eingebrannt hat! Hier wäre eine VÖ in HD mehr als nur überfällig.

Ein Film vernichtet die Karriere eines Regisseurs und einem damaligen Filmstar. Der Film ist in dieser Frage immer ein Gradmesser. Bis wohin hat das Publikum noch akzeptieren können und wo war man oberhalb der Grenze.

Das finde ich auch wirklich schade. Sowohl von Michael Powell also auch von Karl-Heinz Böhm hätte noch noch gerne viel mehr Filme in dieser Machart und Qualität gesehen! Aber wahrscheinlich war die Filmwelt damals noch nicht bereit für so ein Meisterwerk!

Auch hier bleibe ich dabei: Eines der besten Enden der Filmgeschichte. Das ist für mich Perfektion in Reinform. Das kann man nicht besser drehen.

Absolut! Es gibt zwar viele geniale Enden aber das von Der dritte Mann wird mir auch nun auf immer und ewig als lobendes Beispiel in Erinnerung bleiben.
 
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