Das Ding aus einer anderen Welt

Noeval

Filmvisionaer
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The Thing (2011)
So notwendig Carpenters Remake war ... so wenig Sinn macht die aktuelle Neuauflage ... denn sie erzählt praktisch die gleiche Geschichte im gleichen Setting mit leicht verschobenem Blickwinkel ...
Wenn die Schlußszene mit dem Helikopter nicht gewesen wäre, hätte ich den Film für ein Remake von Carpenter's Das Ding aus einer anderen Welt gehalten, nur daß hier die Geschichte "von Anfang an" erzählt wird. Denn für ein richtiges Prequel wurden hier zu viele Szenen aus Carpenter's Remake fast 1:1 übernommen.

Im Direktvergleich lässt sie Russells Coolness vermissen (und versucht sich mit erbärmlichem Resultat an einer erneuten Ripley-Replik, die aber eher die Passivität einer Katey Holmes aufweist als die Aggressivität einer Sigourney Weaver) ...
Das gefiel mir an der Neuauflage sehr gut. In den 80ern war es der Mann, der Macho, der als Held die Welt rettete, hier wurde zeitgemäß eine Frau an seiner Stelle gewählt. Wobei diese glücklicherweise keine Kampfamazone à la Ripley war, um Russells Charakter gleichwertig zu ersetzen, sondern nach wie vor in erster Linie eine Wissenschaftlerin.

... die Ding-Effekte sind einerseits originell und beängstigend inszeniert (insofern sie sich beispielsweise vom traditionellen Monster abheben, das üblicherweise mit dem Mund attackiert, während "Das Ding" sich fast lieblich an die Wange des Opfers schmiegt und es dann einfach assimiliert) ...
Eine Assimilation fand ja sowieso statt, ob nun Wange an Wange oder auf zellulärer Ebene. Und auch in der Neuauflage griff "Das Ding" hauptsächlich mit dem Mund an, die von Dir beschriebene Variante war da die Ausnahme.

... andererseits stört in vielen Sequenzen mal wieder die CGI-Herkunft ...
Das störte mich weniger, zumal man in der Neuauflage "Das Ding" auch komplett zu sehen war und nicht nur teilweise wie bei Carpenter. Natürlich kann man darüber streiten, ob das nun besser oder zu viel des Guten war.

Nichtsdestotrotz gefiel mir der Film genauso gut wie der von Carpenter, soweit ich diesen noch in Erinnerung habe. Und die Schlußszene machte da auch richtig Lust mal wieder Carpenter's Das Ding aus einer anderen Welt anzusehen.
 

2moulins

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AW: Das Ding aus einer anderen Welt

"The Fog - Nebel des Grauens" und "Die Klapperschlange" genießen bei mir Kultstatus. Trotzdem habe ich um Carpenter's "Das Ding ..." sehr lange Zeit einen Bogen gemacht, weil mich Kommentare wie "Nichts für zarte Gemüter" und vor allem "Man braucht einen stabilen Magen" abgeschreckt haben. Nach vielen wahrgenommenen sehr guten Kritiken bis zum "Meisterwerk-Status" wollte ich jetzt sehen, was ich die ganze Zeit verpasst habe. Bin jetzt ja auch alt genug, um einiges auszuhalten ;).

Der Anfang gefiel mir sehr gut. Tolle Aufnahmen in der Arktis und die Verfolgung des Hundes, bei der man sich fragt, was wohl dahinter steckt. Auch die Einführung in die Räume der Forschungsstation und die dort stationierte reine Männerrunde fand ich spannend. Dabei gefiel mir besonders der (für die Rolle sehr gut dressierte) Hund, der - verbunden mit dem Score - eine latente Bedrohung ausstrahlte.

Als es dann losging mit den "Verwandlungen", ging für mich jedoch zunehmend die Luft 'raus. Im Grunde war's dann nur noch das übliche Dezimierungsspiel, wie man es oft in Filmen sieht. Man konnte sich lediglich noch fragen, wer kommt als nächstes dran? Und bei den Effekten/Verwandlungen gab's einige Variationen. Der Spannungsbogen wurde aber (bei mir jedenfalls) leider frühzeitig abgebrochen.

Auf dem Punktekonto komme ich noch auf 6/10.

Bemerkenswert fand ich noch den Score, von dem ich nie erwartet hätte, dass Ennio Morricone seine Finger im Spiel hatte. Klingt mit seinen Synthi-Einlagen nämlich ähnlich wie Carpenter's Sountracks.
 

Russel Faraday

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AW: Das Ding aus einer anderen Welt

[...]Klingt mit seinen Synthi-Einlagen nämlich ähnlich wie Carpenter's Sountracks.

der überwiegende teil der musik stammt wohl tatsächlich von Morricone (ich kenne einige arbeiten von ihm, welche einige ähnlichkeiten zu "The Thing" haben), während das markante hauptthema eindeutig aus Carpenters feder geflossen ist (es gibt eine aktuellere soundtrack-VÖ, bei der zu den titeln auch der komponist angegeben ist, beim anfangsstück, "Humanity" betitelt, ist dies nun auch tatsächlich Carpenter). im AK auf der US-DVD schweigt sich Carpenter über die zusammenarbeit mit Morricone übrigens fast vollständig aus, was darauf schließen läßt, daß diese nicht gerade harmonisch verlief.
 

Ulic

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AW: Das Ding aus einer anderen Welt

"The Fog - Nebel des Grauens" und "Die Klapperschlange" genießen bei mir Kultstatus. Trotzdem habe ich um Carpenter's "Das Ding ..." sehr lange Zeit einen Bogen gemacht, weil mich Kommentare wie "Nichts für zarte Gemüter" und vor allem "Man braucht einen stabilen Magen" abgeschreckt haben. Nach vielen wahrgenommenen sehr guten Kritiken bis zum "Meisterwerk-Status" wollte ich jetzt sehen, was ich die ganze Zeit verpasst habe. Bin jetzt ja auch alt genug, um einiges auszuhalten ;).

Der Anfang gefiel mir sehr gut. Tolle Aufnahmen in der Arktis und die Verfolgung des Hundes, bei der man sich fragt, was wohl dahinter steckt. Auch die Einführung in die Räume der Forschungsstation und die dort stationierte reine Männerrunde fand ich spannend. Dabei gefiel mir besonders der (für die Rolle sehr gut dressierte) Hund, der - verbunden mit dem Score - eine latente Bedrohung ausstrahlte.

Als es dann losging mit den "Verwandlungen", ging für mich jedoch zunehmend die Luft 'raus. Im Grunde war's dann nur noch das übliche Dezimierungsspiel, wie man es oft in Filmen sieht. Man konnte sich lediglich noch fragen, wer kommt als nächstes dran? Und bei den Effekten/Verwandlungen gab's einige Variationen. Der Spannungsbogen wurde aber (bei mir jedenfalls) leider frühzeitig abgebrochen.

Auf dem Punktekonto komme ich noch auf 6/10.

Bemerkenswert fand ich noch den Score, von dem ich nie erwartet hätte, dass Ennio Morricone seine Finger im Spiel hatte. Klingt mit seinen Synthi-Einlagen nämlich ähnlich wie Carpenter's Sountracks.

...vielleicht Dein Problem: Du hast den Film gute 20-25 Jahre zu spät gesehen - denn die meisten Filme dieser Art (Horrorfilme danach und Slasher) haben sich ja gerade bei Carpenter mit der Variante der 10 Negerlein bei ihm bedient - dann würdest Du sagen, die haben von Carpenter abgekupfert - für mich immernoch tricktechnisch einer der besten Filme, gerade weil Handmade!!!!
Hab den Film vor kurzem das erste mal auf Blu-Ray gesehen, und er weiß mich immernoch großartig zu unterhalten, hat auch sehr gutes Bild für das Filmalter - zuvor habe ich den mindestens schon 10-20x gesehen!!
 

kelte

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AW: Das Ding aus einer anderen Welt

Gucke grad die 2011er Verfilmung. Boah ist der Film beschissen...
 

Ulic

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AW: Das Ding aus einer anderen Welt

so schlecht ist er aber auch nicht - er wiederholt nur zu viel aus dem Carpenter Original und will aber dann doch ein Prequel sein....
 

Willy Wonka

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Ich habe dem Film endlich eine zweite Chance gegeben! Zuletzt hatte ich den Film vermutlich im Alter von 13 oder 14 Jahren gesehen und gute 16-17 Jahre später, wollte ich jetzt endlich mein damaliges "Trauma" überwinden. Das Trauma bestand nicht darin, dass ich den Film zu spanend, ekelig oder heftig empfunden habe, sondern dass ich ihn unfassbar schlecht und langweilig fand. Meine Ablehnung gegenüber dem Film habe ich ja bereits in zahlreichen Threads im Forum kundgetan und da mir der Film vor Jahren mal verwichtelt (wer war's noch mal? :o :-o) wurde, war die DVD ja griffbereit für eine zweite Sichtung.

Ich kann schon mal vorwegschicken, dass ich mir der Film bei der gestrigen Sichtung besser als vor 15 Jahren gefallen hat. Dennoch bin ich noch weit davon entfernt in diesem Film ein Meisterwerk oder ähnliches zu sehen. Das Setting und Atmosphäre sind gelungen, die handgemachten Effekte können auch heute noch überzeugen und die Musik trägt ungemein zur Stimmung des Films bei. Es war vor allem die Musik von Ennio Morricone die dazu geführt hat, dass ich dem Film auf jeden Fall eine zweite Chance geben wollte. Schließlich hat Tarantino und Morricone bei „The Hateful 8“ auf Motive und musikalischen Themen von „The Thing“ zurückgegriffen und die Musik von „The Hateful 8“ finde ich überragend. Zudem habe ich Kompositionen von „The Hateful 8“ auch einmal live von Morricone dirigiert erleben können.

Was mich weiterhin am meisten am Film stört, ist die unausgegorene Mischung aus psychologischem Horror und Splattereffekten. Zwar sind die Effekte gut gemacht und erzeugen ein wohliges Ekelgefühl, aber sie zerstören die unheimliche Atmosphäre der beengten Location der Forschungsstation. Der Reiz des Horrors liegt für mich vor allem darin, dass man nicht weiß, wer von der Forschungscrew bereits vom „Ding“ infiziert wurde und wer sich als nächstes verwandelt. Dieser psychologische Horror wird aber nie vollkommen entfaltet, sondern immer wieder von den krassen Verwandlungen unterbrochen. Die Dezimierung der Crew geht meiner Meinung auch viel zu schnell von statten. Ich hätte mir gewünscht, dass sich der Film mehr Zeit nimmt die langsam ausbreitende Angst und Paranoia der Crew zu veranschaulichen.

Auf mich wirkten fast alle Charaktere auch recht farblos. Es wird den Charakteren nur wenig Raum gegeben und vieles bleibt unklar. Beispielweise erfährt man nur wenig darüber, was die Leute wirklich vor Ort machen und welchen Job sie ausüben. Es gibt immer nur kurze Andeutungen und Hinweise. Auch die Beziehungen untereinander wird nur schematisch angerissen, bleiben aber im Dunkeln. Die längste Einführung bekommt eigentlich tatsächlich zu Beginn der Hund. Vielen Horrorfilmen wirft man vor, dass die Charaktere lieblos gezeichnet seien und deren Ableben die Zuschauer dementsprechend nicht tangiert. Ähnlich ging es mir auch bei „The Thing“. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich bis auf Kurt Russel fast keinen der Schauspieler bewusst von anderen Filmen kenne… Aber eigentlich sollte das nicht groß ins Gewicht fallen. Ansonsten hat mich die Männergemeinschaft im Film in Ansätzen an die Weltraum-Crew aus „Dark Star“ erinnert. Interessant ist auch, dass die Abwesenheit von Frauen im Film in keiner Form thematisiert wurde oder mir sind Andeutungen in diese Richtung entgangen. Ist euch zufällig etwas aufgefallen?

Schlussendlich kann ich mich den Worten von 2moulins anschließen und würde zu einer ähnlichen Bewertung gelangen. Von der ursprünglichen 1/10 auf 5/10 wäre bei mir auf jeden Fall schon ein enormer Schritt. :ugly:

Der Anfang gefiel mir sehr gut. Tolle Aufnahmen in der Arktis und die Verfolgung des Hundes, bei der man sich fragt, was wohl dahinter steckt. Auch die Einführung in die Räume der Forschungsstation und die dort stationierte reine Männerrunde fand ich spannend. Dabei gefiel mir besonders der (für die Rolle sehr gut dressierte) Hund, der - verbunden mit dem Score - eine latente Bedrohung ausstrahlte.

Als es dann losging mit den "Verwandlungen", ging für mich jedoch zunehmend die Luft 'raus. Im Grunde war's dann nur noch das übliche Dezimierungsspiel, wie man es oft in Filmen sieht. Man konnte sich lediglich noch fragen, wer kommt als nächstes dran? Und bei den Effekten/Verwandlungen gab's einige Variationen. Der Spannungsbogen wurde aber (bei mir jedenfalls) leider frühzeitig abgebrochen.

Auf dem Punktekonto komme ich noch auf 6/10.
 
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Willy Wonka

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Kennst du denn auch das Original aus den 50er?

Ja, den habe ich auch schon gesehen. Ich stelle gerade fest, dass ich das Original im Jahre 2006 gesehen habe. Carpenters Film muss ich also schon davor gesehen habe. Das muss ich gleich mal oben im Beitrag anpassen.

Das Original hat mir damals auf jeden Fall besser gefallen und wirkte allein von der Schwarzweiß-Ästhetik ganz gut. Das Monster war aber nicht sehr furchteinflößend und die Effekte wirkten aus heutiger Sicht nur noch nett und charmant. Vor allem hatte mich überrascht, dass das Ding im Original nicht unsichtbar auf die Menschen übergeht. Ich dachte, dass diese Prämisse der „unsichtbaren“ Gefahr auch schon im Original vorhanden gewesen wäre.
 

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Ich schätze es sehr, dass du dem Film noch eine Chance gegeben hast und auch begründest, warum er nicht so gut für dich funktioniert. Aber bei deinen Zeilen blutet mir das Herz. Das ist einer der Filme, die ich als perfekt beschreiben würde.
 

Willy Wonka

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Ich schätze es sehr, dass du dem Film noch eine Chance gegeben hast und auch begründest, warum er nicht so gut für dich funktioniert. Aber bei deinen Zeilen blutet mir das Herz. Das ist einer der Filme, die ich als perfekt beschreiben würde.

Bei mir blutet auch häufig das Herz, wenn ich lese wir einige User meine liebsten Filme zerreißen. Da kann ich dich gut nachvollziehen. Wobei ich über die Jahre in diesem Forum schon abgehärtet worden bin. Einige Filmgeschmäcker divergieren hier im Forum ja recht gewaltig.

Ich habe mir nach dem Film auch noch einmal hier den kompletten Thread durchgelesen und fand die Diskussion auch beim erneuten Lesen interessant zu lesen. Vor allem, wie der Film im Laufe der Jahre unterschiedlich bewertet wurde. George Lucas hat eindrücklich geschrieben, wie gut ihm der Film damals gefallen hat und wie schlecht der Film in seinen Augen gealtert sei. Ich glaube, dass es bei mir ganz anders gewesen wäre. Hätte ich den Film damals in den 1980er Jahren oder in den frühen 1990er Jahren im richtigen Alter gesehen, hätte der Film bei mir vielleicht auch besser funktioniert und ich würde ihn dann immer noch gut finden.
 

2moulins

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...... Vor allem, wie der Film im Laufe der Jahre unterschiedlich bewertet wurde. George Lucas hat eindrücklich geschrieben, wie gut ihm der Film damals gefallen hat und wie schlecht der Film in seinen Augen gealtert sei. Ich glaube, dass es bei mir ganz anders gewesen wäre. Hätte ich den Film damals in den 1980er Jahren oder in den frühen 1990er Jahren im richtigen Alter gesehen, hätte der Film bei mir vielleicht auch besser funktioniert und ich würde ihn dann immer noch gut finden.

Ich denke auch, dass dies ein ausschlaggebendes Kriterium ist. Ich sah den Film ja auch recht spät zum ersten Mal - 2013, also 31 Jahre nach seiner Entstehung. Und mir erschloss sich seine Besonderheit oder gar ein Meisterwerk-Status auch überhaupt nicht. Ähnlich geht es mir mit anderen Werken, die ich erst nach Jahrzehnten sah, die viele hervorragend finden —> weiteres Beispiel von John Carpenter: „Die Fürsten der Dunkelheit“.
 
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