Ich kann den Film auch nur wärmstens empfehlen. Ein stiller, nachdenklicher Film, der sich trotz des Themas sehr realistisch anfühlt.
Mir war auf Letterboxd schon aufgefallen das Du ihn auch gesehen hattest

, aber offenbar schon etwas länger her. Hattest Du ihn bei einem Festival gesehen oder lief er auch schonmal im TV? Ich hatte ihn auf arte entdeckt.
Ich fand es wirklich erfrischend anders einen Endzeitfilm zu sehen ohne jeglichen Hinweis warum die Menscheit offenbar nun weg ist. Keine Zombieapokalypse, keine Alieninvasion oder sonstige Naturkatastrophe ersichtlich. Oder ist es nur ein schlimmer Traum von Armin oder ist er sogar Tod und das war dann seine Vorstellung vom Leben nach dem Tod. Alles ist hier möglich und ich glaube die Frage des Warum stand hier auch nicht im zentralen Mittelpunkt von
Ulrich Köhler bei seiner Inszenierung. Der einzige Kritikpunkt war für mich das der Sprung von "Mist was ist hier eigentlich los hin zu ich bin der neue Mr. Survival etwas zu krass, zumindest hatte man als Zuschauer nicht das Wissen wieviel Zeit inzwischen vergangen ist.
Aber der Film regt auch zum Nachdenken an. Wie würde man selbst reagieren und handeln. In den meisten Endzeitfilmen stellt sich diese Frage immer nur bedingt, da die überlebenden Protagonisten meistens eher mit dem Überlebenskampf beschäftigt sind als das sie sich darüber Gedanken machen können was mache ich mit der vielen Freizeit und was will ich mit meinem Leben anfangen. Aber Armin konnte sich diese Frage stellen und hat sich für einen beständigen Weg entscheiden, was auf Grund seinem vorherigen Lebenswandel zum einen verwunderlich für mich war, da ich eher damit gerechnet hatte, so wie es ja auch die Szene mit dem Polizeisportwagen andeutete, das er jetzt erstmal den Luxus genießt. Stattdessen hat er sich für ein beständiges und unabhängiges Leben entschieden. Er hätte ja auch, so wie es Kirsi dann später ja in die Tat umgesetzt hat, die Welt bereisen können, von Tag zu Tag bzw. Woche zu Woche einfach leben und sich überall neu durchschlagen können. Also wenn die Vorräte in der einen Region aufgebraucht sind, einfach in die nächste ziehen und das nächste Haus besetzen. Ich persönlich fand Armins Ansatz aber auch besser das er unabhängig sich seinen eigenen Stromgenerator gebastelt hat und somit alleine durch Wasserkraft und Solarenergie sein Haus versorgte. Lebensmittel baute er selber an bzw. hat er sich erbeutet.
Ich konnte aber auch gut den Standpunkt von Kirsi verstehen, die genauso wenig wie Armin wusste, was die Zukunft bringt, wie lange sie noch in diesem Zustand existieren können und sie dann halt jeden Tag quasi genießen wollte als wäre es ihr letzter. Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen, zumindest nicht in erster Konsequenz das Thema Zeit, hält ja niemand einen davon ab innerhalb Europas sich frei zu bewegen. Wenn man dann sogar mutig genug wäre sich das Schiffahren beizubringen könnten man sogar noch weiter Reisen und noch mehr von der Welt sehen. So hatte ich zumindestens Ihren Ansatz wie sie mit der Situation umgeht gedeutet und kann es wie gesagt auch sehr gut nachempfinden da viele Reisen ja meistens entweder aus finanzieller Sicht oder aber aus zeitlicher Sicht für einen selbst nicht realisierbar sind. In der Welt in der Armin und Kirsi lebten spielte dies aber keine Rolle. Worauf sie lust hatten konnten sie tun.
Wo natürlich das Filmfanherz höher schlug bei mir war die Szene in der sie in der Videothek nach Filmen suchten, wobei das schon eine Besonderheit war, weil 2018 war es schon schwer eine noch offene Videothek zu finden

. Wobei die Szene auch sehr surreal für mich war. Zum einen sind sie zwei der offenbar letzten überlebenden Menschen, wohnen mitten im nichts in einem selbstgebauten Haus und schauen sich dann einen Hollywood Film an, der die Welt so zeigt wie sie vorher war. Ich glaube das wäre ein sehr krasser Blickwinkel. Unweigerlich kam bei mir ein aktueller Vergleich mit der Corona Pandemie. Wir leben damit zwar erst ein Jahr, aber ich ertappe mich auch immer mehr bei den Gedanken das es so, wie es vorher einmal war, wahrscheinlich so schnell nicht wieder sei wird, wenn es überhaupt nochmal so wird. Früher war es z.B. total normal das ich bekannte mit einem Handschlag begrüßt habe und enge Freunde sogar umarmt habe. Dieses Verhalten habe ich, wie wahrscheinlich die meisten zur Zeit, total abgelegt und im Moment kann ich es mir auch nicht wieder vorstellen das es mal wieder soweit kommt. Dennoch sehe ich sowas in jedem Film den ich mir ansehe wie sich sogar Fremde, nur aus Höflichkeit die Hände schütteln. Aktuell undenkbar, aber ich weiß noch wie es war und das es normal war. Dann spinnt man diesen Gedanken weiter und fragt sich was passiert mit der Menschheit wenn solche Verhaltensmuster sich durchsetzen und irgendwann als normal gelten und zukünftige Generationen es garnicht mehr anders kennen lernen. Wie die dann wohl auf solche Szenen reagieren.
Würde mich freuen wenn Du Willy, aber natürlich auch andere, ihre Gedanken zu dem Film mal niederschreiben würden. Er hat auf jedenfall ein gutes Potential um sich über ihn auszutauschen.