AW: Vanquish
Vanquish
Wenn Zehntausende von Partikeln durch die Luft schwirren, während du einem zehn Meter hohen Androiden mitten im Sprung per Slow-Motion-Funktion dein Magazin ins Facettenauge ballerst und Kugeln in Matrix-Optik an deinem Helm vorbeischwirren, wenn das Blickfeld im Stroboskopfeuer verschwimmt und die Geräuschkulisse sich um zwei Oktaven nach unten verschiebt, das alles gewürzt mit Lichtblitzen und Klick-Klick-Klick-Scannergeräuschen, dann weißt du: Die Macher von "Bayonetta" haben wieder zugeschlagen.
Hier wird Style so sehr über Substance gesetzt, dass die erzählerische Seite im Meer der unfreiwilligen Komik baden geht. Ost-West-Konflikt - selbst verkleidet in Over-The-Top-Hi-Tech-Futurismus bleibt das ein narrativer Scherz, der durch patriotische Ansagen, die selbst Michael Bay die Schamesröte ins Gesicht treiben würde, hemmungslos auf die Spitze getrieben wird. Die deutsche Synchro lässt sich da natürlich nicht lumpen und spendiert dem Helden mit die unpassendeste und unprofessionellste Knarz-Cool-Stimme, die je das Licht der Videospielwelt erblickt hat.
So konzentriert man sich also auf die rein technische Umsetzung der Einsätze, und obwohl das Waffensystem sehr konventionell und überraschugsfrei gehalten wird (die beiden ungewöhnlichen Waffentypen sind eher wirkungslos, im Wesentlichen beschränkt man sich doch auf die Klassiker MG, Raketenwerfer, Scharfschützengewehr), kann sich der Slide durch die meist technisierten Welten anfangs mehr als sehen lassen: Fette Gegner, komplexe Bosse und ein verdammt cooles Angriffssystem, das bei der Kombination aus Bodenrutschen und Zeitlupe verdammt coole Momente zu bieten hat. Hier stimmt dann auch noch die Abwechslung, denn über Kopf rasende Bahnen und ähnliche Fisimatenten verleihen dem Preschen durch feindliche Linien die nötige Abwechslung.
In der zweiten Hälfte wendet sich das Blatt dann etwas, denn die Innovationen beginnen zu stagnieren, man gewöhnt sich an die Anzugbewegungen und als die Waffen selbst bei Updates auf höchster Stufe keine großartigen Veränderungen zeigen, ist man schon etwas enttäuscht, dass sich keine spieltechnischen Veränderungen mehr ergeben. Storytechnisch hat man die Hoffnungen ohnehin schnell aufgegeben, der sehr japanische Erzählstil konzentriert sich wie üblich auf unnahbare Endgegner und Feinde in eigenen Reihen. Immerhin für die Fluppe danach ist immer ne Minute Zeit, deswegen ist "Vanquish" als ruppige, respektlose Schnellmission für zwischendurch ein Erleben wert.
7/10