Als ich „When a stranger calls” in jungen Jahren erstmalig sah, brachte mich der Film komplett zum Schlottern und versetzte mich in Panik.
Das kann ich wirklich sehr gut nachempfinden....
Natürlich ist das Sujet heutzutage bekannt, aber damals eben nicht wirklich, auch wenn es bereits Vorläufer gab.
...den so ging es mir auch. Obwohl spätestens seit
Scream jedem Horror Fan ein klingelndes Telefon in solch einer Atmosphäre bekannt sein sollte, darf man eben nicht vergessen, das so ein Film wie
When A Stranger Calls, oder eben auch
Black Christmas schon viel früher das Licht der Welt erblickt haben und somit solche Ideen schon vorher da waren. Das "Have you checked the
children" ging mir auch Mark und Bein. Auch wenn man zunächst in Sicherheit gewogen wird, auch weil eben so schnell die Polizei, wenn auch nur per Telefon, mit dabei ist. Aber spätestens als man erfährt das die Anrufe aus dem Haus kommen ist der Puls sofort wieder sehr hoch. Eine generell tolle Sequenz!
Sogar von Regisseur Fred Walton selbst, da er bereits 1977 den Einstieg in den Film, als Kurzfilm drehte. Deshalb kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum man dem Film ein „Halloween-Fahrwasser“ unterstellt, wie auch im Booklet von Nando Rohner geschehen.
Also eine Nähe zu
Halloween sehe ich hier auch nicht. Es ist sehr einfach gedacht, wenn man nur auf Grund der Babysitter Thematik hier diesen Vergleich zieht. Wenn überhaupt, würde ich eher eine Nähe zu
Black Christmas sehen, aber auch diese ist sehr lose, da der Film für mich dafür einfach zu eigenständig ist.
Das passt weder inhaltlich noch inszenatorisch. Erstens hat Michael Myers nicht gerade ein Faible für ausufernde Telefongespräche und Zweitens ist das absolut kein „Stalk and Kill“ Slasher.

Eine Quasselstrippe ist der gute Michael wirklich nicht! Toller Vergleich!
Aber genau durch diese Erwartungshaltung reduziert man den Film leider immer noch auf den zugegebenermaßen unglaublichen Einstieg in den Film und auch sein Finale. Passierte mir in der Jugend allerdings auch, da nach den ersten 25 Minuten der eigene Puls, der sich komplett auf Anschlag befand, wieder in ruhigere Dimensionen glitt.
Sicherlich erzeugt der Einstieg eine sehr Hohe Erwartunghaltung die im Mittelteil nicht ganz erfüllt wird. Jedoch...
Aus heutiger Sicht empfinde ich das völlig anders. Der mittlere Teil des Films gefällt mir inzwischen genau so gut wie der Rest. Die Charakterisierung des geistig gestörten Mannes finde ich absolut hervorragend und zusätzlich ist die Atmosphäre des hoffnungslosen New York einfach ganz stark umgesetzt.
...habe ich dies ähnlich empfunden. Anstatt aus Curt Duncan einen gesichtslosen verrückten zu machen, wird zumindest etwas tiefer gezeigt wie gestört er ist. Auch sein Versuch Kontakt mit der Dame in der Bar aufzunehmen zeigt natürlich sehr gut, wie verhaltensgestört und offenbar nicht zu richtigen sozialen Kontakten fähig er ist.
Die Atmosphäre im Film hat mir sehr gut gefallen und es gab ein paar Shoots im nächtlichen New York, die wirklich fabelhaft aussahen.
Großartig ist auch die Musik von Dana Kaproff, die für eine wirklich unheilvolle Untermalung und eine ganz eigene Stimmung sorgt.
Da stimme ich Dir auch zu. Der Score hat mir auch gut gefallen, allerdings nur dank des O-Tons. Die deutsche Tonspur ist hier leider wirklich eine Zumutung. Die Synchronsprecher waren zwar jetzt nicht so schlecht, aber keine Ahnung wo Sie die haben einsprechen lassen jedenfalls nicht in einem richtigen Tonstudio. Das klang sehr grauenvoll so das ich schnell auf den O-Ton gewechselt habe.
Aber generell scheint der Film leider bisher sehr stiefmütterlich behandelt zu sein. Ich wollte zunächst mir die deutsche Blu-ray zulegen, sah dann aber das dort nur PCM 2.0 Mono als Tonspur mit drauf war, wohingegen auf der DVD immerhin Dolby Digital 2.0 Stereo vorhanden ist. Aber ein richtiges Bonusmaterial gibt es nur auf dieser VÖ von
Second Sight auf die ich unbedingt jagd machen werde. Bisher habe ich leider noch kein preislich interessantes Angebot gesehen. Einziges manko an der VÖ ist, das hier auch nur eine PCM Mono Tonspur enthalten ist, dafür ist das Bonusmaterial sehr üppig inkl. des von dir erwähnten Kurzfilms
The Sitter von
Fred Walton. Welche VÖ von dem Film hast Du?
Für mich ist dieser Part absolut großartig, was auch am wirklich fantastischen Spiel von Tony Beckley liegt, der dem Psychopathen eine Menge zu seiner zerrissenen Figur mitgibt. Auch wegen dieser eindrucksvollen Performance, ist „When a stranger calls“ eben ganz weit weg von einem maskierten Killer der Teenies jagt.
Leider ist Tony Beckley kurz nach den Dreharbeiten gestorben.
Ich vermute einmal Du hast Dich nach Deinem Rewatch auch gefragt warum man nach dieser tollen Performance von
Tony Beckley ihn nicht in mehreren Filmen noch gesehen hat und bist deshalb auch darauf gestoßen, so wie ich, das er leider so früh gestorben ist. Wirklich tragisch, 51 ist nun wirklich noch kein Alter um zu sterben.
Die erneute Sichtung des Films, kam tatsächlich durch meine Brian De Palma Retrospektive zu Stande, da mir der zweite Hauptdarsteller, Charles Durning, durch seine Arbeiten mit De Palma, den Film wieder in Erinnerung rief. Er spielt nämlich einen ehemaligen Polizisten, der nun als Privatdetektiv versucht den brandgefährlichen Geisteskranken unschädlich zu machen.
Auch
Charles Durning muss man hier sehr lobend erwähnen dessen Performance auch sehr gut war hier und vorallem er den Film über eine lange Strecke mit getragen hat.
Ich finde den Film wirklich großartig mit seiner Mischung aus Hochspannungsthriller und Psychodrama. Er schrammt eigentlich nur ganz knapp an der Höchstwertung vorbei, da zwei wichtige inhaltliche Sprünge, nicht sorgfältig ausgearbeitet wurden und man an diesen Stellen etwas mehr Hintergrund für die Nachvollziehbarkeit benötigt hätte. Deswegen wirkt es an diesen zwei Stellen etwas gestückelt.
Ich könnte mir vorstellen das der Film bei mir bei einer weiteren Sichtung auch noch etwas mehr wächst, aber es stimmt schon man hätte im Mittelteil ein paar kleine Änderungen noch vornehmen können. Ich fand es z.B. Schade das Jill wirklich erst zum Finale hin wieder in die Story mit eingebunden wurde. Es ging jedenfalls mir so, das ich mich im Mittelteil gefragt habe was aus ihr geworden ist. Hier hätte ich es tatsächlich interessant gefunden hätte man es so inszeniert das John, sobald er erfahren hat das Curt entfohen ist, sie aufgespürt hätte um sie zumindest zu warnen. Sie hätte ja nicht sofort in Panik ausbrechen müssen. Man hätte sie in dem Moment ja noch etwas "cool" darstellen können das sie nicht glaubt das er sie findet sondern nur schnell weg wil um den Behörden zu entkommen.
Für jeden Thriller-Freund, der auch gerne etwas mehr Tiefgang mag, eine absolute Empfehlung! Beginn und Finale ziehen einem die Schuhe weg und der Mittelteil ist so großartig geschrieben,
Der Beginn und das Finale sind tatsächlich sehr intensiv, aber eben auch der Mittelteil hat seine Schauwerte und bietet genug Spannung um am Ball zu bleiben, auch wenn es eben dann eine andere Richtung wird.
dass einen die Figuren am Ende nachdenklich zurücklassen, sofern man ein wenig Empathie mitbringt.
Ich vermute einmal Du spielst hier auf Curt Duncan an? Es ging mir jedenfalls so das ich zwar seine Tat absolut grausam fand, aber gerade durch die Szene in der Bar, wie er sehr hilflos versucht hat die Dame für sich zu begeistern, plötzlich sich in einer brutalen Barschlägerei wiederfand, ohne das er sich gewährt hat, was für mich auf ein Trauma in seiner Kindheit deutet. Vielleicht vom Vater misshandelt worden? Sicherlich war es nicht die beste Art eine Frau anzuflirten, aber es war noch sehr weit von einer sexuellen Belästigung entfernt. Im ersten Moment ist man zwar vielleicht auf der Seite des anderen Gastes der ihn dann brutal verprügelt, aber das auch nur weil man eben weiß was für eine schreckliche Tat er begangen hat. Hätte man den Anfang nicht gesehen, würde man die Reaktion des anderen Gastes als total überzogen ansehen. Es hätte vollkommen genügt ihm nochmal klar zu machen das die Frau kein Interesse an ihm hat. Und so wie Curt sich in diesem Mittelteil verhalten hat, kam es mir so vor als ob er in seinem ganzen Leben solche Erfahrungen gemacht hat. Ich will damit nicht sagen das dies einen Mord an zwei Kindern rechtfertigt, aber zumindest ist es eine Erklärung warum er in kein Gefängnis kam, sondern eben für nicht zurechnungsfähig erklärt wurde.