AW: The Hills have Eyes
Kritik von Vince
THE HILLS HAVE EYES - HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN
Ich habe lange kein Remake mehr gesehen, das sein Original so mühelos übertrumpft wie das hier.
Eine Wertung abzugeben fiel zumindest unmittelbar danach verflucht schwer, weil das wieder eines der Erlebnisse ist, die man einfach nicht objektiv mal eben aburteilen kann, da das Gezeigte wirklich extrem auf den Zuschauer einwirkt und ihn, wenn man so will, gegebenenfalls auch verändert.
Ich habe schon viel gesehen, aber das ging schon massiv an die Substanz.
Das Zentrum des Horrors natürlich die Wohnwagensequenz, wobei die auch sehr von der Vorlage zehrt, denn das war dort die einzige Szene, die ein ähnlich mulmiges Gefühl projizieren konnte wie dieser Film über die komplette Laufzeit.
Am meisten überzeugte es, wie Aja die Umgebung weitergestrickt und dann ausgenutzt hat. Das Original wirkte ziemlich oft komplett hilflos und schien einfach nur beliebig ein Ereignis an das andere zu hängen. Hier hat Aja viel aufholen können und eine überzeugende Struktur geliefert, die es nebenbei ermöglichte, dass auf einer oberflächlichen Ebene schon die Klischees ausgepackt wurden, während sich darunter unbemerkt der wahre Horror ausbreitete.
Weiterhin vertraute Wes Craven eher auf die Menschlichkeit der Deformierten, die er oft in privaten Runden ohne Einwirkung der "ungebetenen Gäste" zeigte - Aja konzentriert sich im Kontrast auf die Unmenschlichkeit der "Normalen", die in einer Extremsituation selbst zu Monstern werden. Das hat es ähnlich zwar auch schon oft gegeben, aber es ist schon erschreckend, wie man später jede Hackenspitze im Schädel der Monster geradezu herbeisehnt. Als eines der Monster schon in Bauch und Kehle getroffen am Boden liegt, wünscht man sich, dass unser tragischer Held am besten das komplette Magazin ins Gesicht des Monsters entleert. Ein grotesker Wunsch, den man plötzlich und unverhofft bei sich selbst feststellen muss.
Es bleibt ein Remake, das seine Chance wahrlich genutzt hat und wahrhaftigen Terror verbreitet. Die fast comicartige Robustheit der Mutanten forciert nur noch mehr den animalischen Trieb des Zuschauers, die Gegner auszuschalten und hält ihm damit einen gesellschaftskritischen Spiegel vor. Auch wenn alleine schon die Projektauswahl zum Gelingen beigetragen hat (viele Remakes - zuletzt "The Hitcher" - machen schon per se keinen Sinn), hat Alexandre Aja hier handwerklich zweifellos nachgezogen.
8/10