AW: Ronin
Kritik von Farman
Ronin
Ein völlig unverschämter Filmtitel.
In der japanischen Geschichte, oder eher in ihrer Mythologie, ist der Ronin kurz gesagt ein entehrter Samurai, ein herrenloser Krieger, der -um es anhand der Mythologie moderner Popkultur auszudrücken- zwischen der guten und der bösen Seite der Macht schwankt, und der sich rituell "reinigt", weil er merkt, dass er eher der bösen Seite angehört - oft durch Selbstmord oder eine letzte Aufrechterhaltung eines Ideals (was in Japan miteinander einhergeht).
Einst, irgendwann, merkte man im Westen, wie sehr der Samuraimythos den ihrigen Männergeschichten steht und er wurde hip, als existentialistischer Machismo. Trotz Pearl Harbor.
Bei diesem Film handelt es sich um eine Mischung aus Gangster- und Agentenfilm, der handwerklich einen auf OldSchool-Actionfilm macht und wohl deshalb auch bei vielen so beliebt ist. Die altmodische Art, Verfolgungsjagden zu verfilmen, ohne effekthascherischen digitalen Firlefanz, war erfrischend neu und hier durch seine technisch perfekt realisierte Unmodernität sehr modern. Eingebettet sind die Momente von ekstatischem Geschwindkeitsrausch in eine solch hanebüchene Verstrickungsgeschichte, dass einem schnell die Lust fehlt, sich einfach zurückzulehnen, anzuschnallen und sich primär auf das Kribbeln im Magen bei plötzlicher Beschleunigung zu konzentrieren.
Diese Verstrickungsgeschichte, die in etwa so aufregend ist wie ein Strickabend, und von der man anfangs noch glaubt, sie basiere -wie der Filmtitel es suggeriert- auf den Mythos des "Ronins", entwickelt sich von einem Film über unmoralische Herumtreiber auf der Suche nach dem schnellen Geld (die natürlich alle besessene Profis sind), zu einem glatten Polit-Quark. Dass Frankenheimer diesen Filmtitel wählt, ist ein ganz bedeutendes Zeugnis für die hundsdämliche Willkür dieses Films seinem Stoff, seinem Mythos, seinen Charakteren gegenüber.
Warum man diesen Film so hoch gelobt hat, ist mir wirklich ein Rätsel. Selbst De Niro ist unerträglich. Mit penetrant-überhöhtem Hintergrundgedudel wird er als streetwiser Professional eingeführt um ihn am Ende zum Helden zu machen. Diese Entwicklung alleine kann ja erträglich sein, wenn nicht alles so offensichtlich klischeehaft vonstatten gehen würde. Ganz peinlich wird es, wenn er im Haus von einem Freund, der ihn nach einer Verletzung verarztet, einen älteren Herren trifft und bedeutungsschwangere Phrasen über die Legende der Ronins mit ihm austauscht. Als würde der Film sich selber parodieren.
Jean Reno exisistiert in diesem Film so gut wie gar nicht. Es ist bei ihm in etwa so, als würde man einem Statisten die zehnfache Leindwandszeit geben, am Ende darf er sogar aus heiterem Himmel aus dem Off sprechen, um eines der beknacktesten Enden der letzten Jahrzehnte nochmal mit einer gehörigen Überdosis Nachdruck der absoluten Lächerlichkeit preiszugeben.
Fazit: Außer stagnierenden Verfolgungsjagden, die nur anfangs begeistern, ist dieser mythisch erhöhte Groschenroman einfach nur ärgerlich und zudem noch stinklangweilig. Naja, wer's mag...