Liebe und Intrigen

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
24.482
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
237
AW: Passion

Passion

Die erfolgreiche Christine leitet eine Werbeagentur in Berlin und arbeitet, gemeinsam mit Ihrer Angestellten Isabelle, an einer neuen Kampagne. Was zunächst wie eine gute berufliche Freundschaft aussieht, entwickelt sich jedoch zu etwas anderem.

Lange hattes gedauert bis man wieder von einem neuen Projekt von Brian De Palma hörte. Umso höher waren wahrscheinlich nicht nur meine Erwartungen an diesen Film. Zunächst einmal möchte ich ganz klar sagen das sie nicht vollkommen enttäuscht wurden, allerdings er mit dieser aktuellen Produktion auch nicht mit seinen alten Werken mithalten konnte. Dennoch erkennt man deutlich seine Handschrift und seine Liebe für interessante Kameraeinstellungen und gute Inszenierung. Allerdings hat De Palma es stellenweise zu sehr versucht, einen aktuellen Film zu drehen. Einerseits ist dieser Versuch sehr löblich da es zeigt, dass De Palma sich offenbar mit der aktuellen Filmwelt auseinandergesetzt hat und nicht versucht hat, alte Werke zu kopieren, da Filme meines Erachtens auch immer ein Produkt Ihrer Zeit sind. Allerdings muss man hier ehrlicher Weise zugeben das ihm das ihm das im das 1996 mit Mission: Impossible und1998 mit Spiel auf Zeit besser gelungen ist, da diese Filme sowohl damals sehr gut funktioniert haben, als ich zum damaligen Zeitpunkt mit 16 Jahren bzw. mit 18 Jahren eben noch nicht wusste wer Brian De Palma ist bzw. was für Meisterwerke er der Filmwelt schon geschenkt hat, aber auch nachher, nachdem ich mich Jahre später mit ihm genauer befasste, immer noch funktioniert haben und ich seinen Stil deutlich spüren konnte. Das ist leider bei Passion nicht der Fall. Hätte ich diesen Film gesehen, ohne zu wissen das er von Brian De Palma ist, bzw. nicht seine vorrangegangenen Werke kennen würde, wäre Passion wahrscheinlich etwas schlechter bei mir weggekommen. Ich unterstelle jedoch De Palma einfach mal, das vieles nicht schlampig inszeniert bzw. wie ich von einigen Leuten welche den Film gesehen haben, als uninteressant dargestellt worden ist, sondern einfach als einen bewussten Versuch, eine alte klassische Thrillerstory in ein neues Gewand zu stecken und sie dadurch moderner zu inszenieren. An manchen Stellen ist ihm das besser gelungen, an manchen stellen etwas weniger gut. Das Erzähltempo seiner Strory ist in meinen Augen genau richtig gewählt, allerdings hätte er so gute 20 Minuten länger sein sollen, um das große Finale etwas fulminanter zu präsentieren. Ich mag zwar das Ende vom Film, allerdings hätten ein paar Szenen mehr dem Ende bestimmt keinen Abbruch getan, sondern es eher noch etwas mehr untermauert.

Vom Cast her, auch wenn ich da wahrscheinlich mit dieser Meinung auch recht alleine darstehen werde muss ich sagen das mich die weiblichen Hauptdarsteller durch die Bank positiv überzeugt haben. Sei es Rachel McAdams, die eben mal nicht die süße und warmherzige Person gespielt hat wie sie es häufig sonst so tut, oder Noomi Rapace, die gekonnt sehr viele Facetten gezeigt hat und durchaus für mich das Potential hat in sehr vielen Filmen noch mitzuspielen. Ich hoffe einfach das viele Studios bzw. Regisseure auf sie aufmerksam werden und man sie in aktuellen Produktionen immer mal wieder sieht. Für mich wirklich eine sehr tolle Schauspielerin. Aber auch Karoline Herfurth hat erneut unter beweis gestellt das sie auch in internationelen Produktionen gut mithalten kann, also nicht nur in deutschen Filmen unter deutschen Regisseuren gerne gecastet wird. Sie ist für mich auch mit den Jahren zu einer sehr wandlungsfähigen Person geworden. Wenn ich mich noch an ihre ersten Rollen in irgendwelchen Teeniefilmen zurückerinnere hat dies mit der heutigen Person Karoline Herfurth eigentlich kaum noch was zu tun. Also für mich auch ein sehr großes Talent, welches ich weiterhin gerne in internationalen Produktionen sehen wollen würde.

Ich bin mir ziemlich sicher das Passion einer dieser Filme ist, welcher sogar unter den Brian De Palma Fans, die Lager teilen wird. Die einen, so wie ich, werden durchaus Schauwerte und inszenatorische Stil mittel in dem Film erkannt bzw. für sich gefunden haben die es absolut rechtfertigen ihn sich anzusehen, andere werden von der stellenweise recht bekannten und ohne große Paukenschläge daherkommende Story enttäuscht sein. Leider kann ich nicht mehr beurteilen wie der Film vor ein paar Jahren noch auf mich gewirkt hätte, bevor ich De Palma´s alte Werke kannte. Daher würden mich auch solche Meinungen sehr interessieren von Leuten, die eben nicht seine Filmographie vor Augen haben, aber natürlich bin ich auch auf die Meinung eingefleischter Brian De Palma Fans gespannt.

Wertung:
7/10
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.755
Ort
Garma
Filmkritiken
186
Liebe und Intrigen

Christine ist eine leitende Angestellte in einer großen Pariser Filiale eines Weltkonzerns. Mit ihrer Mitarbeiterin Isabelle arbeitet sie gerade an einem lukrativen Geschäft, wobei Isabelle alle entscheidenden Dinge einbringt und letztendlich auch den Abschluss perfekt macht.
Christine hingegen verkauft alles als ihre Ideen an die Konzernleitung, wodurch auch eine Beförderung nach New York winkt. Isabelle ist deshalb sichtlich irritiert, wird aber dadurch zunächst beruhigt, dass es eben so in der Geschäftswelt wäre und am Ende der Teamgedanke zählen würde.
Allerdings merkt sie schon recht bald, dass hier jeder nur auf seinen Vorteil bedacht ist und Intrigen zur Tagesordnung gehören. Da sie eine außerordentlich intelligente Taktikerin ist, steigt sie ins Spiel ein. Dafür hat sie allerdings ganz eigene Regeln.

Im Jahr 2010 wurde dieser Thriller in Frankreich von Alain Corneau gedreht, was auch gleichzeitig sein letzter Film war, da er im gleichen Jahr verstarb. Mit "Love Crime" hat er aber einen intelligenten und auch spannenden Thriller hinterlassen, der 2 Jahre später von Brian De Palma nochmal verfilmt wurde.
Es ist allerdings nicht die Art Spannung, dass man vor Aufregung an den Fingern knabbert, sondern eher absolut interessiert verfolgt, was als nächstes passiert, da der Film äußerst wendungsreich inszeniert wurde. Die Figuren sind zusätzlich reizvoll geschrieben, allerdings so, dass man keinen wirklichen Sympathieträger hat.
Diese verschlagenen Geschäftsleute bieten nämlich kaum Identifikationspotential, wobei die beschriebene Klientel mit Sicherheit viele Dinge aus dem Alltag wiedererkennt. Hoffentlich nicht sich selbst. In der Beobachterrolle ist das somit auch wirklich eine spaßige Angelegenheit, aber man kann nur schwierig mitfiebern.
Zudem ist der Film auch unterkühlt inszeniert, was aber natürlich auch hervorragend zu den Charakteren passt. An manchen Stellen vielleicht etwas zu lang geraten, was ihm ein wenig das Tempo nimmt. Auch die Entscheidung in der ersten Hälfte kaum Musik einzusetzen, ist zwar völlig nachvollziehbar, wäre mit Musik aber möglicherweise intensiver gewesen.
In der zweiten Hälfte kommt dann zwar etwas mehr hinzu, allerdings war die Auswahl für mich nicht wirklich perfekt. Trotzdem hatte ich eine Menge Freude am Film, was an der ausgeklügelten Story, aber auch an den hervorragenden Darstellerinnen lag, denn Ludivine Sagnier und Kristin Scott Thomas spielen ihre Rollen glänzend.
Zusätzlich blitzt auch immer wieder schwarzer Humor hindurch, der aber eher auf subtile Weise dargeboten wird, ohne die Geschehnisse zu verwässern, aber dennoch genügend Seitenhiebe auf diese Art von Gesellschaft hinterlässt. Insgesamt hat mir der Film also wirklich gut gefallen und Freunde von kleinen europäischen Thrillern,
könnten hier einen gelungenen Filmabend verbringen, sofern man auch die ruhigeren Genrevertreter mag.
 
Zuletzt bearbeitet:

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.755
Ort
Garma
Filmkritiken
186
Passion

Christine ist eine leitende Angestellte in einer großen Berliner Filiale eines Weltkonzerns. Mit ihrer Mitarbeiterin Isabelle arbeitet sie gerade an einem lukrativen Geschäft, wobei Isabelle alle entscheidenden Dinge einbringt und letztendlich auch den Abschluss perfekt macht.
Christine hingegen verkauft alles als ihre Ideen an die Konzernleitung, wodurch auch eine Beförderung nach New York winkt. Isabelle ist deshalb sichtlich irritiert, wird aber dadurch zunächst beruhigt, dass es eben so in der Geschäftswelt wäre und am Ende der Teamgedanke zählen würde.
Allerdings merkt sie schon recht bald, dass hier jeder nur auf seinen Vorteil bedacht ist und Intrigen zur Tagesordnung gehören. Da sie eine außerordentlich intelligente Taktikerin ist, steigt sie ins Spiel ein. Dafür hat sie allerdings ganz eigene Regeln.


Bereits 2 Jahre nach dem französischen Original "Crime d'amour", verfilmte Brian De Palma den Stoff erneut. Bemerkenswert hierbei ist, das auf der Produktionsseite in Frankreich die meisten Firmen erneut beteiligt waren, allerdings diesmal auch die deutsche Filmwirtschaft mit einstieg. Für mich persönlich irgendwie befremdlich, dass De Palma 5 Jahre nach seinem letzten Film mit einem Remake weitermachte, allerdings ist es tatsächlich sehr interessant geworden. Zum großen Teil ist es zwar eine 1:1 Umsetzung der Handlung, aber visuell völlig anders arrangiert, weshalb ein Vergleich durchaus Spaß macht. Während im Original alles eher absichtlich kalt arrangiert wurde, verwendet er hier völlig andere Farbtöne und verzaubert uns mit seiner für ihn typischen Thriller-Optik. Nicht nur das! Während im Originalfilm in der ersten Hälfte weitestgehend auf Musik verzichtet wurde, ist hier Pino Donaggio am Werk und verschafft "Passion" auch dadurch eine andere Atmosphäre, während dennoch fast die gleiche Handlung abläuft. Durch diese unterschiedliche Herangehensweise ans gleiche Thema, ist es dann wahrscheinlich eher Geschmackssache, was man bevorzugt. Mir gefielen beide Varianten. Die Änderungen auf der Handlungsebene liegen dann auch eher im Detail, was sich aber in der zweiten Hälfte ändert. Zwar ist der Handlungsverlauf immer noch äußerst ähnlich, aber hier gibt es einige Änderungen. Auch die Ausrichtung verändert sich, da De Palma jetzt eher die Register eines Psychothrillers zieht, während das Original den ausgeklügelten Masterplan in den Vordergrund stellt. Auch hier ist es Geschmackssache, da beide Varianten sehr gut funktionieren. Aus Sicht des De Palma Fan, freut man sich natürlich über seine Stilmittel wie Spliztscreen und seine Kamerafahrten. Auch einige Selbstreferenzen und Traumebenen sind natürlich vorzüglich gelungen. Dem Original muss man aber mindestens genauso viel Respekt zollen, da nun mal die wirklich tolle Geschichte dort ihren Ursprung hat. Die Zukunft wird zeigen, welche Variante man irgendwann bevorzugt.
 
Oben