AW: Dear Wendy
Dear Wendy
Die Dandys, so nennt sich eine Gruppe von Jugendlichen die in ihrer Kleinstadt eher die Looserrolle einnehmen. Was schon eine Kunst ist, denn die Bergarbeiter Kleinstadt ist selbst schon Looser genug. Die Dandys sind pazifistische Waffenliebhaber. Sie treffen sich im Keller einer alten Fabrik und halten neben Schießübungen auch poetische Lesungen ab, über ihre Pistolen,- ihre gesamte Freizeit gilt der Liebe zur Pistole. Aber ein Dandy gelobt auch, eine Waffe nie gegen Menschen einzusetzen. So ist Dear Wendy auch ein Liebesbrief an eine feminine Waffe,- ein Brief der in Rückblenden geschrieben wird und derren Schreiber/Erzähler am Ende des Briefes, wie auch der Zuschauer, erkennen sollte, das ein Looser nie ein Gewinner wird durch eine Waffe. Und das wenn man lange genug mit Feuer spielt, sich verbrennen wird.
Thomas Vinterberg zaubert einen kleinen, feinen, dreckigen Arthaus Film hin mit einer Message und Sichtweise über das amerikanische Waffentum, das jeden gebildeten Europäer ein Gähnen an neuen Erkenntnissen hervorlocken wird. Nur wie Vinterberg dieses präsentiert,- das ist die Kunst. Denn er erzählt die Geschichte mit der Konsequenz des Loosertums. Ein mickriges Selbstbewusstsein wird niemals gepusht werden können mit Gewalt oder derartige Hilfsmittel. Denn eine Waffe reagiert nur so, wie der Träger diese behandelt...
Im Grunde sind die Dandys ein kleingeistiger Haufen, pubertärer irrer Waffennarren, die in ihrem Mikrokosmos eine Scheinwelt aufbauen mit falschen Götzen. Der Showdown ist so Irre wie die Figuren der Kleinstadt selbst,- die normalen Bewohner werden ausgeblendet oder wandeln schemenhaft durch die Szenerie als Six to Five Working Class Zombies, denen man nicht weiter Beachtung schenken muss. Denn um Normalitäten geht es in diesem Film nicht. Aber es macht Spass und Sinn diese Satire zu beobachten.
Man kann diesen Film noch weiter sezieren, auf die einzelnen, absolut interessanten Figuren eingehen,- dies würde aber den Rahmen sprengen. Dear Wendy ist diskussionswürdiges Kanonenfutter, in einer hohen Punkteregion angesiedelt.