Auch hier ist es kaum zu fassen wie lange meine letzte Sichtung von diesem genialen Film zurück liegt. Auf den Film hatte ich mich im Rahmen der Retrospektive sehr gefreut da ich ihn zum einen schon lange nicht mehr gesehen hatte und zum anderen eben nur die DVD VÖ kannte, da es jahrelang in Deutschland nichts besseres gab. Diesen Zustand hatte sich zum Glück im Jahr 2023 geändert und das lange Warten wurde sogar mit einer 4K VÖ belohnt. Technisch hat mir der 4K Scan richtig gut gefallen, auch wenn es keine Referenz ist, aber im Vergleich zu meinen Erinnerungen an die DVD ist hier einiges passiert und mir hat es gereicht. Was allerdings nicht so gelungen ist, ist die Mediabook VÖ. Zum einen war ich damals schon enttäuscht über die Wahl des Covers, hier hätte ich mir so sehr das klassische Motiv gewünscht, aber zum anderen, jetzt nachdem ich den Film erneut gesichtet hatte, leider auch der Booklet Text der mir vom Autor her garnicht gefallen hat.
Aber das hat natürlich nichts mit dem sonst aboslut genialm Film von Brian De Palma zu tun.
Im Rahmen der Retrospektive hatte ich aber auch irgendwie etwas Angst, dass ich den Film vielleicht anders in Erinnerung habe, bzw. das er mittlerweile anders auf mich wirkt. Um diese Frage direkt zu beantworten, nein es ist noch genauso wie vor der Retropsektive. Mit den Jahren habe ich auch, obwohl beide Filme sehr stark sind, etwas mehr Liebe für Carlito´s Way empfunden als für Scarface. Das hat mehrer Gründe auf die ich Versuche hier noch etwas näher einzugehen.
Ich bleibe zwar dabei das mir schauspielerisch Michelle Pfeiffer in Scarface etwas besser gefallen hat, aber Penelope Ann Miller hat bei meiner heutigen Sichtung den Abstand deutlich verringert.
Sicherlich gab es da auch noch seinen Anwalt/Freund David dem er sich auf Grund seiner vorzeitgigen Entlassung verpflichtet fühlte, aber es war eben nur ein Aufhänger warum er in der Stadt blieb.
Ich hatte es ja bereits im KK Thread zu Scarface erwähnt das man sicherlich noch in vielen Szenen die Handschrift von De Palma erkennt und der Film auch mit einem anderen Regisseur komplett anders geworden wäre (schlechter), aber dennoch er stellenweise eher wie eine Auftragsarbeit aussah, was ich jetzt nicht zu sehr negativ meine. Aber im direkten Vergleich wirkt Carlito´s Way vielmehr wie ein Brian De Palma Film!
Das ist für mich auch mit ein Grund warum ich bei älteren Filmen gerne ins schwärmen gerate, aber bei vielen aktuellen Produktionen eher so umschreibungen wie "solide, ganz ordentlich" verwende, wenn mir etwas gefallen hat. Damals kam es noch viel mehr auf das handwerkliche Geschick von Regisseuren und allen anderen Leuten am Set an um Szenen gut auszehen zu lassen. Da war Postproduction noch das man die passende Filmmusik findet und sich dafür entscheidet welchen Take man nimmt bzw. aus welchem Take man noch etwas einfügt was sich ganz gut in den Film einfügen könnte. Heutzutage schaut man sich das gedrehte Material an und wenn dann noch jemanden eine Idee kommt was dem Setting, wenn es überhaupt noch ein reales Set ist, fehlt, wird es einfach mit CGI hinzugefügt bzw. entfernt. Natürlich kann man auch viel gutes mit CGI anstellen, aber mittlerweile finde ich wird eher schlechtes damit gemacht als gutes. Es raubt häufig den Filmemachern die Kreativität beim Dreh da man in der Postproduction ohnehin alles ändern kann was man will, also braucht man sich beim Dreh kaum moch Mühe bei Settings oder abläufen zu nehmen. Solange die Darsteller halbwegs ihre Sätze richtig sagen und ihre Einsätze nicht verpassen ist das vollkommen ausreichend.
Umso schöner ist es dann wenn einem solche genialen handgemachten Sequenzen wie in Carlito´s Way immer wieder vor Augen führen, das es auch mal Zeiten gab wo es anders ging. Und zum Glück gibt es aus diesen gloreichen Zeiten auch genügend Filme die man in der Sammlung stehen hat.
Und um den Bogen nochmal zurück auf den Anfang zu bekommen, ich liebe beide Filme und sie sind auf Ihre Art und Weise Meisterwerke. Beides klare 10/10 Kandidaten, aber würde mich jemand fragen welcher von Beiden der bessere Brian De Palma Film ist, würde ich immer
Carlito´s Way antworten.
Aber das hat natürlich nichts mit dem sonst aboslut genialm Film von Brian De Palma zu tun.
Im Rahmen der Retrospektive hatte ich aber auch irgendwie etwas Angst, dass ich den Film vielleicht anders in Erinnerung habe, bzw. das er mittlerweile anders auf mich wirkt. Um diese Frage direkt zu beantworten, nein es ist noch genauso wie vor der Retropsektive. Mit den Jahren habe ich auch, obwohl beide Filme sehr stark sind, etwas mehr Liebe für Carlito´s Way empfunden als für Scarface. Das hat mehrer Gründe auf die ich Versuche hier noch etwas näher einzugehen.
Der ganze Film ist zum niederknien, aber was wenige Filme schaffen, das ich bereits bei der ersten Szene, damals wie heute, wusste, dass es für mich ein Meisterwerk werden wird. Alleine diese erste Szene in s/w zu inszenieren bis eben auf dieses eine besagte Schild bzw. Werbeanzeige die farbenfroh mit der Message "Escape to Paradise" schon bereits zu Anfang des Films total heraussticht und somit auch richtungsweisend für diesen Film wurde! Für mich einfach nur unfassbar genial wie dieses Motiv beretis zu Anfange eingeführt wurde und dann am Ende sogar nochmal genialer in den Film eingefügt wurde. Auch ohne die Off Stimme von Carlito dürfte jedem klar sein das er es nicht überleben wird, auch wenn der Rettungswagen relativ schnell vor Ort war. Dennoch, auch wenn er es nicht geschafft hat, bekommt der Zuschauer hier noch ein gutes Gefühl vermittelt das das letzte was Carlito gesehen hat diese Werbeanzeige war und zumindest der Traum von einem glücklichen Leben mit Gail und ihrem Kind hätte wahrwerden können. Er war kurz davor. Einerseits natürlich sehr traurig, aber andererseits durch eben diese besagte Sequenz inkl. des filmisch total perfekten reinzoomens in diese Werbetafel in Verbindung mit der Musik macht dieses Ende, zumindest für mich, etwas versöhnlich, auch wenn man natürlich Carlito und Gail es gewünscht hätten das sie es tatsächlich geschafft hätten.Was ich hier einfach perfekt fand, dass De Palma diesen Unterschied durch zwei verschiedene Schilder visualisiert. In "Scarface" ist es "The world is yours" bei Carlito eben "Escape to Paradise". Beide versinnbildlichend für die komplett unterschiedliche Motivation der beiden Charaktere.
Absolute Zustimmung! Dwayne hatte es in seinem Beitrag auch sehr schön auf den Punkt gebracht während Scarface ein klassischer Rise and Fall Film ist, beginnt Carlito´s Way nach dem Fall und zeigt eben einen geläuterten Antragonisten. Auch hier sehr treffend der Unterschied aus den beiden Aussagen von den Schildern herausgearbeitet. Während Tony Montana von der Weltherschaft träumt (The world is yours), träumt Carlito Brigante nur davon das alles hinter sich zu lassen uns ein ruhiges Leben zu leben. (Escape to Paradise). Das Einzige was ihn daran hintert die Stadt direkt zu verlassen ist eben seine Liebe zu Gail, weil er sie vorher zurückgewinnen will. Tatsächlich ist mir dieser Aspekt bis zu meiner heutigen Sichtung nie so bewusst aufgefallen!Ja, man könnte meinen, sofern man die Filme von Außen betrachtet, dass De Palma zweimal den gleichen Film abliefert. Wenn man sie dann gesehen hat, kann man absolut nicht mehr zu diesem Schluss kommen. Die Filme sind komplett unterschiedlich. Lediglich Gangster-Milieu und Nicht-Amerikaner sind gleich. Die Herangehensweise, auch inhaltlich, ist etwas völlig anderes.
Ich bleibe zwar dabei das mir schauspielerisch Michelle Pfeiffer in Scarface etwas besser gefallen hat, aber Penelope Ann Miller hat bei meiner heutigen Sichtung den Abstand deutlich verringert.
Sie hat die Rolle wirklich sehr gut gespielt, aber was für mich der Hauptgrund für meinen Sinneswandel war, waren diese Aspekte:Da muss ich dann doch widersprechen.Ich persönlich fand sie in der Rolle fantastisch und das lag auch daran, dass sie ihrem Charakter etwas Bodenständiges gab, was eben perfekt zum Wunschtraum von Carlito passte. Für mich war sie in der Rollenanlage tatsächlich schon eine Art Idealbesetzung.![]()
Natürlich steht irgendwo das Ganstermilieu im Vordergrund, aber in sehr vielen Szenen ist Carlito´s Way eben auch ein Liebesfilm. Keine RomCom, ein echter Liebesfilm. Man spürt sehnlich wie Carlito versucht Gail wieder für sich zu gewinnen. Als er ihr folgt und dann im ströhmenden Regen auf dem gegenüberliegenden Hausdach in das Tanzstudio schaut in dem sie gerade tanzt, das war sowas von intensiv inszeniert. Man spürte hier richtig seine Sehnsucht nach ihr und das er nun, als geläuterter Mann, diesmal alles richtig machen will um mit ihr glücklich zu werden.De Palma hat einfach eine starke Lovestory mit einem unheimlich guten Gangsterfilm verbunden.
Tatsächlich ging es mir auch so. Bisher empfand ich diese Szene, ich will nicht sagen als belanglos für den Film, aber sie hat mir noch nie das Gefühl gegeben welches ich heute verspürte als ich sie sah. Ab dem Zeitpunkt änderte sich wirklcih die komplette Wahrnehmung dieses Films für mich. Klar man könnte meinen das die Versuchung von Carlito wieder in alte Muster zu fallen vorhanden war, oder das er mit dem Job in dem Nachtclub zumindest noch etwas an der Szene dran sein könnte, ohne wirklicher Teil von ihr zu sein, aber im Grunde ist der einzige Grund warum Carlito in der Stadt bleibt Gail. Wenn es sie nicht gegeben hätte bin ich mir ziemlich sicher das er postwendend nach der Gerichtsverhandlung den Saal verlassen hätte und irgendwo anders ein neues Leben angefangen hätte.Penelope-Ann Miller hat sich mit dieser Rolle ein stück in mein Herz gespielt, ich liebe Gail... Ihre erste Begegnung mit Al Pacino, und der anschließende Monolog im Cafe, und vorallem diese Umarmung von den beiden, da krieg ich mittlerweile Gänsehaut.
Sicherlich gab es da auch noch seinen Anwalt/Freund David dem er sich auf Grund seiner vorzeitgigen Entlassung verpflichtet fühlte, aber es war eben nur ein Aufhänger warum er in der Stadt blieb.
Auch das ist mir heute viel intensiver aufgefallen, was definitiv daran liegt das ich mittlerweile viel mehr film-noir´s geschaut habe und somit auch einen besseren Zugang zu dem Genre haben, es sogar einige gibt die ich regelrecht liebe und vergöttere. Sunset Boulevard ist z.B. einer davon! Die Off Stimme von Carlito, die Settings, die oben erwähnte Regensequenz und nicht zu vergessen die von Carlito selbst erwähnte Hommage an Casablanca als er sich etwas mit Humphrey Bogart verglich, was ja auf jeden Fall eine Hommage an Casablanca darstellen sollte.Auch wenn ich "Scarface" als Meisterwerk ansehe, habe ich mich nach Carlito gefragt, weshalb ich ihn trotzdem noch als stärker ansehe. Für mich liegt es einmal am besseren Zugang zur Figur, aber nach näherer Betrachtung auch daran, dass es irgendwie ein film-noir ist. Da habe ich einfach ein Faible für. Dies merkt man auch direkt zu Beginn, da De Palma die Konstellation von "Sunset Boulevard" aufruft, was für mich einer der besten Filme von Billy Wilder ist.
Ich hatte es ja bereits im KK Thread zu Scarface erwähnt das man sicherlich noch in vielen Szenen die Handschrift von De Palma erkennt und der Film auch mit einem anderen Regisseur komplett anders geworden wäre (schlechter), aber dennoch er stellenweise eher wie eine Auftragsarbeit aussah, was ich jetzt nicht zu sehr negativ meine. Aber im direkten Vergleich wirkt Carlito´s Way vielmehr wie ein Brian De Palma Film!
Auch das ist wieder ein tolles Beispiel dafür wie wichtig es ist sich tiefer mit Filmen zu beschäftigen. Als ich damals 2012 meine KK verfasste bin ich tatsächlich, weil es ja auch ein recht üblicher Prozess war das ein Regisseur sich für einen Cast entscheidet, davon ausgegangen das es auch hier so war und De Palma sich halt einfach auf Grund der Nähe zu dem Thema wieder für Pacino entschieden hatte. Aber wenn man sich natürlich tiefer mit Filmen beschäftigt, was in jeder nur erdenklichen Weise spaß macht, erfährt man eben solche tollen Hintergrundinformationen das es erneut Al Pacino war, der hier De Palma wieder ins Rennen gebracht hatte, da es eben kein Projekt war bei dem De Palma von Anfang an mit an Bord war. Umso stärker finde ich, was er aus dem Film gemacht hat. Im Interview im Bonusmaterial hat er sich dazu ja auch etwas geäußert.Das war umgekehrt Wie auch bei "Scarface" war Al Pacino der treibende Faktor, der unbedingt dieses Buch mit ihm als Carlito verfilmt haben wollte. Nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube auch De Palma war sein Vorschlag. Zumindest hat er wohl für ihn bei der Auswahl gestimmt. De Palma wollte den Film gar nicht drehen, da er kein Interesse an einer weiteren Latino-Gangster-Geschichte hatte. Das Drehbuch hat ihn schließlich überzeugt und eben die Tatsache, dass er den Film völlig anders angehen kann.
Auch die Kameraführung ist heute noch mit das Beste was ich kenne. Da gibts one-shots welche einfach nur absolut großartig sind. Sei es die Szene wo Penn mit seiner neuen Flamme mal eben aufs Klo verschwindet während parallel Benny Blanco from the Bronx in den Club kommt und eben nach jener Flamme fragt.
Oder am Ende auf dem Bahnhof wo die Kamera 2 1/2 Minuten an Pacino dran bleibt während im Hintergrund allmögliches Zeug passiert. Großartig! Und das schöne ist, man weiß bzw. kann davon ausgehen das alles was man da sieht, auch so am Set geschehen ist. Hier wurden keine Menschenmengen oder sonstwas nachträglich digital eingefügt, nein, hier musste noch richtig koordiniert werden.
Ja, De Palma hat hier richtig gearbeitet und die Szenen genauestens konzipiert. Da hat man nicht noch ein bisschen Hintergrund programmiert und ein wenig Greenscreen für Verschönerungen eingefügt, sondern dies ist einfach Filmkunst. Sollte man vielleicht mal an der Uni lehren...... Diese toten Plastikfilme sind bei mir auch inzwischen ohne Interesse.
Das ist für mich auch mit ein Grund warum ich bei älteren Filmen gerne ins schwärmen gerate, aber bei vielen aktuellen Produktionen eher so umschreibungen wie "solide, ganz ordentlich" verwende, wenn mir etwas gefallen hat. Damals kam es noch viel mehr auf das handwerkliche Geschick von Regisseuren und allen anderen Leuten am Set an um Szenen gut auszehen zu lassen. Da war Postproduction noch das man die passende Filmmusik findet und sich dafür entscheidet welchen Take man nimmt bzw. aus welchem Take man noch etwas einfügt was sich ganz gut in den Film einfügen könnte. Heutzutage schaut man sich das gedrehte Material an und wenn dann noch jemanden eine Idee kommt was dem Setting, wenn es überhaupt noch ein reales Set ist, fehlt, wird es einfach mit CGI hinzugefügt bzw. entfernt. Natürlich kann man auch viel gutes mit CGI anstellen, aber mittlerweile finde ich wird eher schlechtes damit gemacht als gutes. Es raubt häufig den Filmemachern die Kreativität beim Dreh da man in der Postproduction ohnehin alles ändern kann was man will, also braucht man sich beim Dreh kaum moch Mühe bei Settings oder abläufen zu nehmen. Solange die Darsteller halbwegs ihre Sätze richtig sagen und ihre Einsätze nicht verpassen ist das vollkommen ausreichend.
Umso schöner ist es dann wenn einem solche genialen handgemachten Sequenzen wie in Carlito´s Way immer wieder vor Augen führen, das es auch mal Zeiten gab wo es anders ging. Und zum Glück gibt es aus diesen gloreichen Zeiten auch genügend Filme die man in der Sammlung stehen hat.
Ich könnte mir vorstellen das Carlito´s Way halt auch einen schlechten Stand hatte, auf Grund seines Entstehungsjahres. Was hier im Forum von uns gelobt wird, könnte damals vielleicht vom Kinopublikum als Kritikpunkt angesehen werden, also das er sich im Grunde wie ein Film aus den 70ern anfühlt. Scarface hingegen war alles was die 80er Jahre ausgemacht hat, plus er war gewaltätig und zum damaligen Zeitpunkt sicherlich auch progressiv, alleine durch die Tatsasche wie oft das Wort Fuck verwendet wurde.Das finde ich genauso interessant, wie faszinierend. Das war früher tatsächlich nicht so. "Scarface" war bei Erscheinen in aller Munde und wurde überall gefeiert. Bei VÖ von Carlito waren die Stimmen eher verhalten. Allerdings habe ich festgestellt, dass im Lauf der Zeit immer mehr Stimmen vorhanden waren, die den Film als Meisterwerk sahen. Inzwischen ist es, wie auch hier, gar nicht mehr so selten, das der direkte Vergleich von "Carlito`s Way" entschieden wird. Zwar in der Verlängerung, aber trotzdem.
Und um den Bogen nochmal zurück auf den Anfang zu bekommen, ich liebe beide Filme und sie sind auf Ihre Art und Weise Meisterwerke. Beides klare 10/10 Kandidaten, aber würde mich jemand fragen welcher von Beiden der bessere Brian De Palma Film ist, würde ich immer
Carlito´s Way antworten.