BORAT
Borat ist weder großes Kino, noch großartige Comedy. Borat ist schlicht und ergreifend weitestgehend sinnentleerter Unfug. Nachdem ich dem Film zuerst mir äußerster Skepsis gegenüberstand, haben mich diverse euphorische Kritiken in der Presse doch hellhörig gemacht. Auch der große Erfolg des Films und letztendlich die interessanten Äußerungen meiner geschätzten Forumsmitglieder haben mich nunmehr veranlaßt, mir den Film gestern völlig unvoreingenommen anzusehen. Ich habe schon sehr wenig erwartet und wurde dennoch enttäuscht. Auch eine Leistung. Aber beginnen wir am Anfang.
Sacha Baron Cohen schlüpft in diesem auf Dokumentation getrimmten Comedy.Quark in die Figar des kasachischen Reporters Borat, der sich auf den Weg in die USA macht, um dort - was auch immer - nutzvolles für seine Heimat zu lernen. Dies ist das Grundkonstrukt, auf dem Cohen eine billige Nummernrevue abzieht, die über weite Strecken aus einer wahllosen Aneinanderreihung plattester Gags besteht. Diese sind meist im tiefsten Schlamm sexueller oder fäkaler Abgründe zu finden. Wenn Borat sich seiner Morgenwäsche mittels der Toilettenschüssel unterzieht, ständige Witze rund um seinen "Johannes" reißt und dem angeblichen familiären Inszest zum Running Gag erhebt, vermag dies wirklich nur sehr simple Gemüter zu erheitern. Auch der weitaus größte Rest dieses Sammelsuriums an dümmlichen Geschmacklosigkeiten ist dieser Kategorie zuzuordnen. Doch dies ist noch längst nicht das Ärgerlichste an diesem wahrhaftig dummen Film.
Angeblich sollen doch (fast) alle Personen, die Cohen mit seinem hirntoten eigenwilligen Humor konfrontiert völlig ahnungslos sein. Bei manchen Szenen mag dies ja evntuell zutreffen. Doch bei einer ganzen Reihe drängt sich der Verdacht förmlich auf, das dem absolut nicht so ist. Als Beispiele seien hier nur die Sequenzen mit den älteren jüdischen Zimmervermietern und die Prostituierte genannt. Vieles wirkt viel eher gestellt und konstruiert, als auch nur annähernd zufällig oder aufgrund von Provokation zu Stande gekommen. Und die wenigen Gags, die tatsächlich den Anschein des authentischen vermitteln, büßen aufgrund ihrer extrem fragmentarischen Darstellungsform ein Großteil ihres Potentials sofort wieder ein. Somit bleibt hier auch wenig übrig, über das man wirklich herzhaft lachen könnte.
Zum letzten Punkt, über den gerade in diesem Thread sehr angeregt diskutiert wurde - die antisemitische Provokation. Diese bieten, im Vergleich zu zahlreichen Quervergleichen zu Cohens anderem Alter Ego Ali G., auch keinerlei wirkliche Aufreger. Viel zu zahm und zahnlos versucht Cohen mühevoll ein paar provozierende Statements herauszukitzeln, was ihm jedoch meist nur, wohl auch für ihn, in nur höchst unbefriedigender Form gelingt. So bleiben in dieser Beziehung nur die Seitenhiebe auf den wirtschaftlich und religiös motivierten Antisemitismus osteuropäischer Prägung ein wenig haften, die er in den Eingangs- und Schlußsequenz in Kasachstan einfügt. Somit bleibt nur die Erkenntnis, daß Borat so ziemlich jeden "Gag" bei Ali G. geklaut und diesen in ziemlich unbedarfter Form zu einem lausigen Film zusammengefügt hat. Bei den Deleted Scenes gäbe es so einige Szenen, die durchaus mehr Potential haben, als jene im fertigen Film verwendeten. Doch da diese nicht Bestandteil des Films, sondern nur Bonusmaterial sind, können und dürfen diese keinen Einfluß auf die Bewertung haben.
Alles in allem ein dummer und in gewissen Phasen auch ärgerlicher blöder Film, der eine derartig lange Rezension eigentlich nicht wert ist. Dieses Teil wird ebenso schnell wieder der Vergessenheit anheim fallen, wie es auf der Bildfläche erschien.
Wegen vielleicht zwei oder drei einigermaßen netter Lacher gebe ich noch gnadenvolle
4/10