Dressed to Kill

Tarantino1980

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Angeregt durch den Filmtalk habe ich mir am Freitag im Anschluss Dressed to Kill zum ersten Mal angeschaut und ich bin echt begeistert. Ich hatte meine Erwartungen schon wenig runtergeschraubt, weil ich Blow Out damals auch nicht so überragend fand, aber bei Dressed to Kill ist die Inszenierung einfach so stimmig und visuell so interessant gestaltet, dass der Film schon jetzt zu meinen Favoriten von Brian De Palma zählt.

Das freut mich wirklich sehr das Du ihn Dir angesehen hat und noch mehr das er Dir auch so gut gefallen hat!

Jetzt werde ich mich aber erst einmal durch diesen Thread lesen und mich später noch einmal zu Wort melden.

Mach das! Freue mich schon auf den Dialog!
 

Willy Wonka

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Mach das! Freue mich schon auf den Dialog!

Hat dann doch ein bisschen länger gedauert. ;)

Leider hatte ich schon bevor es zur eigentlichen Auflösung wer die mysteriöse Blondine war, zuvor schon einen zustarken Verdacht. Die Szene in der Dr. Elliot seinen Kollegen Dr. Levy auffsuchte war für mich dann doch zu auffällig, also die Reaktion von Dr. Levy, der Dialog, spätestens dort wurde aus einem leisen Verdacht ein sehr starker Verdacht der sich dann später als Richtig erweisen sollte. Ging Dir das bei Deiner Erstsichtung auch so deadly?

Eigentlich sollte es nach der Sequenz deutlich sein, wie der Hase läuft. Vor allem wenn man sich den Filmtitel Dresssed to Kill noch einmal vor Augen führt. Andererseits war ich so in der Stimmung und Atmosphäre des Films, dass ich während des Films gar nicht über das mögliche Ende nachgedacht habe. Ich verliere das Ende eines Films gerne mal aus dem Blick und verweile komplett im immersiven „Jetzt“ der Filmhandlung.

Im Grund hat Brian de Palma genau das gemacht was ich sehr schätze, er hat für den durchschnittlichen Filmseher das "Happy End" gezeigt, aber hat dem interessierten Filmfan eine alternative Schnittfassung geboten und sie in eine "Traumsequenz" hineingepackt. Ich denke damals hätte man das perfekte Ende bei keinem Studio durchgekommen, also musste de Palma wohl hier am Schluss noch dieses Pseudo Happy End schaffen damit dem ständigen Wunsch das alles gut ausgeht genüge getan wird. Aber für mich hätte es kein Traum sein müssen, der Film hätte quasi mit der letzten Einstellung des Traumes enden können/müssen, dann wäre er für mich perfekt gewesen. Ok das ist Meckern auf sehr hohem Niveau :D.

Das Ende des Films hat mich geärgert, weil zunächst einmal alles für den Zuschauer auf dem Silbertablett serviert worden ist und die kompletten Vorkommnisse genau erklärt worden sind. Das war in dieser ausführlichen Art vollkommen unnötig und hat mich als aufmerksamen Zuschauer schon fast beleidigt. Die Albtraum-Sequenz im Anschluss wirkte auf mich billig nachgeschoben, um noch ein leichten Thrill gen Ende zu generieren. Das passte für mich nicht zum Film und erinnerte mich eher an „billigen" Horrorfilmen, wo man Ende der Killer oder das Monster noch einmal aufstehen lässt, um noch einen Schockmoment zu evozieren.

Dressed to kill zog mich sofort in seinen Bann. Gleich die erste Einstellung war so dermaßen genial. Ich kenne ja schon anhand der oben genannten Filme De Palmas Hang zu langen Kamerafahrten ohne Schnitt. Zwar war hier die Einstellung nicht allzu lang aber dafür sehr prägnant. Aus einem Allerwelts-Wohnzimmer der Zoom hinaus durch eine Tür in einen Flur um dann plötzlich links um die Ecke in ein Badezimmer zu schwenken, in der zunächst nur eine Frau unter der dampfenden Dusche zu sehen ist. Unvermittelt kommt man sich als unbeabsichtigter Voyeur vor, doch De Palma kennt keine Gnade und lässt uns weiter teilhaben am Geschehen. Eine Frau, die ihren sexuellen Träumen nachgeht, und dabei von ihrem Mann - der mittlerweile rasierend vor dem Spiegel zu sehen ist - keines Blickes gewürdigt wird. Dazu diese fantastische Musik,!! Ja da kommen Fantasien hoch, bis auf einmal eine Hand von hinten nach der Frau greift. Schock! Schnitt! Beide Protagonisten sehen wir nun beim Matratzensport und man ist als Zuschauer genauso gelangweilt wie die unten liegende Frau. Fazit der ersten 5 Minuten: Erotische Fantasie vs. Geschlechtsakt 1:0!

Großartig beschrieben! Der Anfang war für mich auch sehr intensiv inszeniert und ich musste zunächst an den Anfang von Carrie denken, wo der Zuschauer ebenfalls zum Voyeur gemacht wurde, indem Brian De Palma eine langsame Kamerafahrt in die Mädchendusche einer Sporthalle unternahm. Dort floss auch Blut, aber dort war es die erste Menstruation von Carrie.

Spätestens bei der Sequenz in der Kunstgallerie hatte mich der Film in seinen Bann gezogen. Das war genau mein Geschmack, diese Kamerafahrt, nicht zu wissen was passiert und einfach nur die schönen Bilder auf sich wirken zu lassen. Definitiv eine sehr schöne Atmosphäre!

In einem Museum weckt ein Unbekannter ihr Interesse und es entwickelt sich ein Hin und Her, das es kaum zu beschreiben ist. Fast komplett ohne Dialoge aber dafür mit genialen Schnitten und einer unbeschreiblichen Musik von Pino Donaggio kommt diese Sequenz aus, der ich völlig fasziniert erlegen bin. Große Kunst!! Interessant fand ich auch, das die Bilder im Museum immer kleiner und fast schon bedrohlicher wurden. Zu Beginn noch farbenfrohe und riesige Gemälde der Moderne, schließlich nur noch Klassiker mit düsteren Themen und ausladend, verschnörkelten Rahmen in immer kleiner werdenden Räumen und Gängen. Wie ein Sog oder Strudel, der zunächst ins Bett führt und dann leider auch noch weiter...

Ohja, die Museumsszene ist für mich auch das Herzstück des Films. Beobachtung, Neugierde, Schaulust sind die zentralen Elemente dieser intensiven visuellen Sequenz. Ich kann mich deinen Worten nur anschließen.

Zu dieser Erkenntnis bin ich übrigens gekommen bevor ich das schöne Booklet mit der Analyse von Marcus Stiglegger gelesen habe. Auch im Booklet werden ganz klar die Parallelen zum Giallo und vorallem die Stilmittel dieses Genres näher beleuchtet. Für nicht Giallo Kenner durchaus lesenswert und vielleicht eine gute Zusammenfassung davon, was einen Giallo ausmacht.

Ja, das Booklet mit dem Text von Marcus Stiglegger ist wirklich sehr lesenswert. In knappen Worten beschreibt er, was den Giallo ausmacht und welche Parallelen es zu Dressed to Kill gibt. Diese kurzen informativen und analytischen Texte runden das Filmvergnügen für mich immer ideal ab.
 

deadlyfriend

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Vieleicht kommt von dem Film ja auch nochmal in Deutschland ein schickes Mediabook raus in dem dann Blu-ray und DVD unrated sind :D.
Unglaublich aber wahr. Inzwischen nicht nur eine BD/DVD Kombi, sondern eine UHD/BD mit Tonnen an Bonusmaterial. Herrliche Zeiten :nice:

Ich denke damals hätte man das perfekte Ende bei keinem Studio durchgekommen, also musste de Palma wohl hier am Schluss noch dieses Pseudo Happy End schaffen damit dem ständigen Wunsch das alles gut ausgeht genüge getan wird.
Tatsächlich hatte er damals wohl ziemlich freie Hand. Eigentlich sollte der Film damals bei Columbia rauskommen. Allerdings hatte man ihm dann andere Darsteller vor die Nase setzen wollen. Sogar seine Ehefrau sollte ausgetauscht werden. Obwohl die schon die Finanzierung zugesichert haben, hat er das Gespräch verlassen und hat nach einem neuen Studio gesucht und ist dadurch wieder wie bei "Sisters" bei AIP gelandet, die ihm freie Hand ließen. Produzent George Litto hatte lediglich Vorbehalte, ob die Szene in der Galerie ohne Dialog wirklich funktionieren könnte, vertraute ihm aber einfach mal und nannte die Sequenz hinterher als eine der Besten der Filmgeschichte.

Durch die chronologische Filmographie ist mir erstmalig richtig bewusst geworden, wie unsicher man sich bei De Palma bezüglich der Hauptcharaktere sein muss. Man kann weder erwarten, dass die Hauptdarsteller überleben oder sterben. Man weiß es einfach nicht.

Den Spoiler keinesfalls öffnen, wenn man mit den kompletten Filmen von Brian De Palma bis inklusive "Dressed to KIll" im Jahr 1980 nicht vollumfänglich vertraut ist:

Sisters: Gemischtes Ende, der eingeführte Protagonist zu Beginn stirbt zügig.
Phantom: Winslow stirbt
Carrie: Carrie stirbt
Schwarzer Engel: Beide überleben
Teufelskreis Alpha: 2 von 3 sterben
Dressed to kill: Beide überleben


Fast komplett ohne Dialoge aber dafür mit genialen Schnitten und einer unbeschreiblichen Musik von Pino Donaggio kommt diese Sequenz aus, der ich völlig fasziniert erlegen bin. Große Kunst!! Interessant fand ich auch, das die Bilder im Museum immer kleiner und fast schon bedrohlicher wurden. Zu Beginn noch farbenfrohe und riesige Gemälde der Moderne, schließlich nur noch Klassiker mit düsteren Themen und ausladend, verschnörkelten Rahmen in immer kleiner werdenden Räumen und Gängen. Wie ein Sog oder Strudel, der zunächst ins Bett führt und dann leider auch noch weiter...
Die Szene ist und bleibt Kinomagie in Reinform. Das ist einfach atemberaubend und großartig umgesetzt. Wie ich inzwischen auch erfahren habe, ist tatsächlich jedes einzelne Bild, welches er zeigen wollte, von De Palma im Vorfeld überlegt worden. Jedes Gemälde beschreibt nämlich die aktuelle Situation und hat etwas mit den Charakteren zu tun. Auch das erinnert von der Arbeitsweise an Hitchcock. Er baute viele Dinge in seine Filme ein, die man beim ersten Schauen nicht unbedingt wahrnimmt, sondern erst viel später.


Bei dieser Sichtung ist mir besonders die Verwendung von Split-Screen, ohne Split-Screen, aufgefallen. Wie oft er in diesem Film verschiedene Handlungsstränge auf dem Bildschirm durch Abgrenzungen zeigt, ist wirklich der Hammer. Ständig passieren im selben Bildausschnitt viele Dinge gleichzeitig, weshalb man manchmal gar nicht weiß, was man zuerst beobachten soll. Gerade die Sequenz in der Polizeistation ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Auf der einen Seite konzentriert man sich auf den Dialog mit Michael Caine, allerdings ist hinter dem Fenster gleichzeitig eine interessante Szene mit Keith Gordon. Stilistisch finde ich das absolut faszinierend. Besonders auch der echte Splitscreen, der dann Michael Caine als Mörder komplett ausschließt. Zumindest für den Zuschauer. Deshalb finde ich die Szene in der Klinik, die eben doch auf ihn als Mörder hinweist, richtig stark, weil man ja vorher klar gezeigt bekommen hat, dass er es nicht gewesen sein kann. Hier wird man lediglich unsicher, weiß aber eigentlich dass es nicht möglich ist. Bis dann die kongeniale Erklärung dafür folgt.

Auch das man "die Mörderin" bereits vor dem Museum zu sehen bekommt, ohne zu wissen, das es so ist, finde ich faszinierend. Tatsächlich definitiv nur ein Detail für eine Zweitsichtung, die aber immerhin zum Start des Videozeitalters diesmal möglich war. Trotzdem wimmelt der Film von solchen kleinen, aber ganz großen Details.
 
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deadlyfriend

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Leider hatte ich schon bevor es zur eigentlichen Auflösung wer die mysteriöse Blondine war, zuvor schon einen zustarken Verdacht. Die Szene in der Dr. Elliot seinen Kollegen Dr. Levy auffsuchte war für mich dann doch zu auffällig, also die Reaktion von Dr. Levy, der Dialog, spätestens dort wurde aus einem leisen Verdacht ein sehr starker Verdacht der sich dann später als Richtig erweisen sollte. Ging Dir das bei Deiner Erstsichtung auch so deadly?
Da ist 'was dran. Mit den heutigen Seherfahrungen kommt man wohl etwas schneller dahinter, wer der Böse ist, als des dem Regisseur lieb ist. Aber dennoch: Der Film ist einfach super!

Eigentlich sollte es nach der Sequenz deutlich sein, wie der Hase läuft. Vor allem wenn man sich den Filmtitel Dresssed to Kill noch einmal vor Augen führt. Andererseits war ich so in der Stimmung und Atmosphäre des Films, dass ich während des Films gar nicht über das mögliche Ende nachgedacht habe. Ich verliere das Ende eines Films gerne mal aus dem Blick und verweile komplett im immersiven „Jetzt“ der Filmhandlung.
Auch wenn ich das im vorgehenden Post schon erläutert habe, möchte ich hier nochmal gesondert drauf eingehen. Eigentlich finde ich nicht, dass es ab hier zu 100% klar gewesen ist. Ich finde die Szene lediglich verunsichernd. Durch DEN Split-Screen Moment im Film, zeigt man ja Dr. Elliott und Liz gleichzeitig. Um nicht den Zweifel aufkommen zu lassen, das dies verschiedene Uhrzeiten sein könnten, ist auf beiden Fernsehern die TV Show über Transsexuelle zu sehen. Nur wird Liz zu diesem Zeitpunkt von der "Blonden Frau" beobachtet. Deshalb konnte Dr. Elliot für den Zuschauer nicht der Killer sein, da man absolut nicht wusste, dass Liz von einer Polizistin beschattet wird. Ich finde also eher, dass De Palma hier den Zuschauer perfekt getäuscht hat, aber das Gespräch in der Klinik so klar dahingehend platziert, das man an dieser Stelle komplett verunsichert wird. Durch einen Dialog, lenkt der Regisseur den Verdacht auf jemanden, der es in der bisherigen Wahrnehmung absolut nicht sein kann.
 

deadlyfriend

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Durch die Retrospektive noch ein wunderbarer Fun-Fact, den ich gestern erfahren habe: Die Stimme auf dem Tonband von Dr. Elliott ist tatsächlich William Finley! Da er mir durch die letzten Wochen irgendwie richtig ans Herz gewachsen ist, fand ich das einfach nur großartig, dass er auch hier dabei war.
 

Tarantino1980

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Unglaublich aber wahr. Inzwischen nicht nur eine BD/DVD Kombi, sondern eine UHD/BD mit Tonnen an Bonusmaterial. Herrliche Zeiten
:nice:
Im Rahmen der Retrospektive habe ich mich auf diesen Film absolut gefreut da er zu meinen absoluten Lieblingsfilmen von Brian De Palma gehört und ich auch mittlerweile dazu tendiere zu sagen, dass er auf Platz 1 bei mir kommen wird, aber warten wir es mal ab.

Damals als die VÖ von FilmConfect rauskam war ich schon total begeistert den Film dann endlich in der Unrated Fassung zu sehen! Als ich dann hörte das Capelight in dann auch in 4K rausbringt war meine Vorfreude riesengroß und ich wurde wieder einmal nicht enttäuscht von Capelight. Eine absolut würdige VÖ zu einem phantastischen Film. Es ist wirklich ein Luxus wie wir solche Filme mittlerweile anschauen können und vorallem im Nachgang durch die Sichtung von Bonusmaterial noch Hintergründe erfahren können! Auch wenn ich es schon vom Bonusmaterial der vorherigen VÖ kannte musste ich mir hier nochmal den Vergleich der Schnittfassungen anschauen und gerade wenn man bedenkt wieviele Leute damals in den USA den Film vielleicht nur in der TV Fassung dann gesehen haben ist dies schon ein sehr elitäres Gefühl den Film nun ungeschnitten in 4K bewundern zu können!


AW: Dressed to kill

Tolle Kritik deadly die mich noch neugieriger auf den Film gemacht hat als es Dein Tip im Zuletzt gesehen Thread eh schon getan hat. Habe mir natürlich den Film gerade bestellt, leider auch nur in der R-Rated Fassung aber die Schnitte sind ja nicht so groß wenn man der ofdb Glauben schenken kann.
Diese Aussage muss ich natürlich revidieren. Bereits bei der erneuten Sichtung als die Blu-ray dann rauskam merkte ich das zwar vom Zeitansatz her die Schnitte schon fast in den Bereich "zu vernachlässigen" fallen könnten, aber inhaltlich sind sie eine absolute Katastrophe weil die Szenen ungeschnitten einfach eine ganz andere Atmosphäre erzeugen. Selbst die erste Traumsequenz von Kate, als sie ihren erotischen Traum in der Dusche hatte, ist schon in der R Rated Fassung schwer zu ertragen aber in der TV Fassung wirklich ein Totalausfall, besonders dann in besagter TV Fassung der harte Schnitt wie sie aus dem Traum erwacht und es ein ganz anderer Kontext war, als in den anderen Fassungen.

Des weiteren ist mir hier tatsächlich ein viel deutlicher Bezug zu Carrie aufgefallen. Bereits der Anfang mit der Duschszene, aber eben auch das Traumende, dazu aber später noch was mehr. Man könnte hier natürlich De Palma vorwerfen das er einfach nur getreu dem Motto "Sex sells" Angie Dickinson nackt zeigen wollte, aber wer so denkt hat weder De Palma noch den Film verstanden. Natürlich ist sie nett anzusehen, aber die Einführung funktioniert auf sovielen Ebenen so gut und eben auch der Bezug zu Carrie, der mit einer ähnlichen Stimmung anfängt, macht diese Sequenz unheimlich interessant!

Gleich die erste Einstellung war so dermaßen genial. Ich kenne ja schon anhand der oben genannten Filme De Palmas Hang zu langen Kamerafahrten ohne Schnitt. Zwar war hier die Einstellung nicht allzu lang aber dafür sehr prägnant. Aus einem Allerwelts-Wohnzimmer der Zoom hinaus durch eine Tür in einen Flur um dann plötzlich links um die Ecke in ein Badezimmer zu schwenken, in der zunächst nur eine Frau unter der dampfenden Dusche zu sehen ist. Unvermittelt kommt man sich als unbeabsichtigter Voyeur vor, doch De Palma kennt keine Gnade und lässt uns weiter teilhaben am Geschehen. Eine Frau, die ihren sexuellen Träumen nachgeht, und dabei von ihrem Mann - der mittlerweile rasierend vor dem Spiegel zu sehen ist - keines Blickes gewürdigt wird. Dazu diese fantastische Musik,!! Ja da kommen Fantasien hoch, bis auf einmal eine Hand von hinten nach der Frau greift. Schock! Schnitt! Beide Protagonisten sehen wir nun beim Matratzensport und man ist als Zuschauer genauso gelangweilt wie die unten liegende Frau. Fazit der ersten 5 Minuten: Erotische Fantasie vs. Geschlechtsakt 1:0!
Das hast Du perfekt beschrieben und ist mir, ohne Deine tolle Analyse noch im Kopf gehabt zu haben, bei meiner jetzigen Sichtung auch sofort aufgefallen wie toll hier bereits die Kamerafahrt ist und auch hier findet wieder das Thema Voyeurismus statt, welches bereits in seinem Frühwerk einen sehr wichtigen Stellenwert eingenommen hat.

Alsbald erfährt man mehr von der Frau, die ihrem Psychiater beichtet, das sie sich sexuell von ihrem Mann "unterfordert fühlt". Mit diesen Infos ausgestattet, bereitet De Palma die für mich eindruckvollste Flirtszene vor, die ich je gesehen habe. In einem Museum weckt ein Unbekannter ihr Interesse und es entwickelt sich ein Hin und Her, das es kaum zu beschreiben ist. Fast komplett ohne Dialoge aber dafür mit genialen Schnitten und einer unbeschreiblichen Musik von Pino Donaggio kommt diese Sequenz aus, der ich völlig fasziniert erlegen bin. Große Kunst!! Interessant fand ich auch, das die Bilder im Museum immer kleiner und fast schon bedrohlicher wurden. Zu Beginn noch farbenfrohe und riesige Gemälde der Moderne, schließlich nur noch Klassiker mit düsteren Themen und ausladend, verschnörkelten Rahmen in immer kleiner werdenden Räumen und Gängen. Wie ein Sog oder Strudel, der zunächst ins Bett führt und dann leider auch noch weiter...

Die Szene ist und bleibt Kinomagie in Reinform. Das ist einfach atemberaubend und großartig umgesetzt. Wie ich inzwischen auch erfahren habe, ist tatsächlich jedes einzelne Bild, welches er zeigen wollte, von De Palma im Vorfeld überlegt worden. Jedes Gemälde beschreibt nämlich die aktuelle Situation und hat etwas mit den Charakteren zu tun. Auch das erinnert von der Arbeitsweise an Hitchcock. Er baute viele Dinge in seine Filme ein, die man beim ersten Schauen nicht unbedingt wahrnimmt, sondern erst viel später.

Die komplette Sequenz im Kunstmuseum hat sich dermaßen in mein Filmauge eingebrannt das ich sie mir heute sogar zweimal angesehen habe. Zum einen bei der Filmsichtung und dann nachdem ich hier alles nochmal durchgelesen hatte. Und mal abgesehen von der gigantischen Atmosphäre die hier mit den Kamerafahrten und dem absolut genialen Score von Pino Donaggio erzeugt wurden und man als Zuschauer einfach nur in den Genuss Modus wechselt sind die von euch beiden angesprochenen Elemente auch nochmal total verrückt. Auch die im Bonusmaterial erwähnten Museumsbesucher die auch absolut zur Gedankenwelt von Kate passen tun einfach ihr übriges dabei um hier als Zuschauer alles um sich herum zu vergessen und sich nur auf diese Szene zu fokussieren!


Durch die chronologische Filmographie ist mir erstmalig richtig bewusst geworden, wie unsicher man sich bei De Palma bezüglich der Hauptcharaktere sein muss. Man kann weder erwarten, dass die Hauptdarsteller überleben oder sterben. Man weiß es einfach nicht.

Hier muss man natürlich zwangsweise an Psycho denken, also nicht nur bei der "Killerin" sondern auch bei der Wahl der Hauptfigur. Aber De Palma hat es wundervoll gemacht und auch obwohl man es bei Hitchcock schonmal gesehen hat, war ich hier genauso schockiert das auf einmal die vermeintliche Hauptperson ermordert wird, wie es damals bei der Erssichtung von Psycho der Fall war. Und auch bei Dressed To Kill habe ich nicht damit gerechnet, alleine deswegen war es ein "Aha-Moment" für mich.
Damals habe ich es auch nur als eine Homage an Psycho gesehen, aber das ist mir nun auch bereits aufgefallen, das viele seiner vorherigen Filme bereits ein sehr auffälliges Muster besaßen und man sich wirklich nie sicher sein kann ob ein Hauptdarsteller überlebt oder nicht. Auch sehr interessant!


Bei dieser Sichtung ist mir besonders die Verwendung von Split-Screen, ohne Split-Screen, aufgefallen. Wie oft er in diesem Film verschiedene Handlungsstränge auf dem Bildschirm durch Abgrenzungen zeigt, ist wirklich der Hammer. Ständig passieren im selben Bildausschnitt viele Dinge gleichzeitig, weshalb man manchmal gar nicht weiß, was man zuerst beobachten soll. Gerade die Sequenz in der Polizeistation ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Auf der einen Seite konzentriert man sich auf den Dialog mit Michael Caine, allerdings ist hinter dem Fenster gleichzeitig eine interessante Szene mit Keith Gordon. Stilistisch finde ich das absolut faszinierend.
Die Sequenz in der Polizeistation hat mich diesmal auch total umgehauen. Zwar nicht so groß inszeniert wir die Sequenz im Kunstmuseum aber technisch auch ganz großes Kino. Die Art und Weise wie De Palma hier mit Sichtfenstern im Revier zwei Szenen immer zeigt ist einfach genial und sieht auch dazu noch fantastisch aus! Ganz großes Kino!

Auch der "natürliche" Splitscreen als man Peter dabei beobachten konnte wie er mit der Stoppur die Zeitnahm wie lange die Patienten von der Tür des Hauses bis zur Zauntür brauhchten auf die Straße war ein toller Splitt Screen Moment ohne das es ein richtiger Splitt- Screen war. Man merkt hier einfach das Brian De Palma zu diesem Zeitpunkt solche technischen Rafinessen einfach perfekt beherschte und sie gekonnt im Film platziert hat, ohne das es gewollt oder aufgesetzt wirkt.


Tatsächlich hatte er damals wohl ziemlich freie Hand. Eigentlich sollte der Film damals bei Columbia rauskommen. Allerdings hatte man ihm dann andere Darsteller vor die Nase setzen wollen. Sogar seine Ehefrau sollte ausgetauscht werden. Obwohl die schon die Finanzierung zugesichert haben, hat er das Gespräch verlassen und hat nach einem neuen Studio gesucht und ist dadurch wieder wie bei "Sisters" bei AIP gelandet, die ihm freie Hand ließen. Produzent George Litto hatte lediglich Vorbehalte, ob die Szene in der Galerie ohne Dialog wirklich funktionieren könnte, vertraute ihm aber einfach mal und nannte die Sequenz hinterher als eine der Besten der Filmgeschichte.
Das habe ich dann auch im Bonusmaterial erfahren. Zum Glück hat er sich gegen Columbia hier entschieden weil Nancy Allen war in dem Film wieder großartig! Natürlich hatte sie zu dem Zeitpunkt den Vorteil das er ihr die Rolle quasi auf den Leib geschrieben hatte, aber dennoch musste sie das erstmal so gut spielen! Und für mich wieder auch einmal ein positives Beispiel dafür das es auch schon früher starke Frauenrollen in Filmen gab! Natürlich war sie zu dem Zeitpunkt jung, sah gut aus und zeigte auch nackte Haut. Aber dennoch hat sie verdammt gut die Rolle einer starken eigenständigen Frau gespielt die nicht den männlichen Retter brauchte. Klar hatte sie von Peter etwas Hilfe, aber da er in dem Film einen jungen Mann verkörperte war er definitiv nicht der Alpha Mann der sie beschützen konnte und auch die Rolle von Dennis Franz, die zwar wieder gut war, war nicht der sichere Fels in der Brandung an den sich Liz immer wenden konnte. Alleine deshalb konnte ich es nicht nachvollziehen als ich dann im Bonusmaterial hörte das Brian De Palma damals Frauenfeindlichkeit vorgeworfen wurde. Klar Kate wurde ermordet, dafür wurde aber sowohl in Form von Liz eine sehr starke Frauenfigur im Film implementiert und der Mörder wurde zum Schluss sogar von einer Frau gestellt.

Auch toll fand ich das hier Keith Gordon wieder besetzt wurde. Das wird denke ich mal für ihn auch ein ganz tolles Gefühl gewesen sein in so einem Film dann mitspielen zu können.

Auch das man "die Mörderin" bereits vor dem Museum zu sehen bekommt, ohne zu wissen, das es so ist, finde ich faszinierend. Tatsächlich definitiv nur ein Detail für eine Zweitsichtung, die aber immerhin zum Start des Videozeitalters diesmal möglich war. Trotzdem wimmelt der Film von solchen kleinen, aber ganz großen Details.
Sowas finde ich auch immer sehr interessant und macht für mich auch den Unterschied ob ein Film gut oder sehr gut ist. Es gibt Filme die ich gut finde, die aber keinerlei Reitz bieten das ich ihn mir nochmal anschaue weil irgendwas fehlt. Ein sehr guter Film schafft es aber immer aufs neue mich zu fesseln, auch wenn ich die Story kenne. Und ein genialer Film, zu dieser Kategorie Dressed To Kill definitiv für mich gehört, schafft es nach jeder Sichtung das einem erneut Dinge auffallen die man garnicht alle bei der ersten Sichtung greifen kann.

Auch wenn ich das im vorgehenden Post schon erläutert habe, möchte ich hier nochmal gesondert drauf eingehen. Eigentlich finde ich nicht, dass es ab hier zu 100% klar gewesen ist. Ich finde die Szene lediglich verunsichernd. Durch DEN Split-Screen Moment im Film, zeigt man ja Dr. Elliott und Liz gleichzeitig. Um nicht den Zweifel aufkommen zu lassen, das dies verschiedene Uhrzeiten sein könnten, ist auf beiden Fernsehern die TV Show über Transsexuelle zu sehen. Nur wird Liz zu diesem Zeitpunkt von der "Blonden Frau" beobachtet. Deshalb konnte Dr. Elliot für den Zuschauer nicht der Killer sein, da man absolut nicht wusste, dass Liz von einer Polizistin beschattet wird. Ich finde also eher, dass De Palma hier den Zuschauer perfekt getäuscht hat, aber das Gespräch in der Klinik so klar dahingehend platziert, das man an dieser Stelle komplett verunsichert wird. Durch einen Dialog, lenkt der Regisseur den Verdacht auf jemanden, der es in der bisherigen Wahrnehmung absolut nicht sein kann.
Ein interessanter Aspekt. Ich kann es auch nicht mehr nachvollziehen bzw. ich habe versucht in meiner Erinnerung zu kramen. Wie ich es damals auch schon niedergeschrieben hatte war diese Szene...

Leider hatte ich schon bevor es zur eigentlichen Auflösung wer die mysteriöse Blondine war, zuvor schon einen zustarken Verdacht. Die Szene in der Dr. Elliot seinen Kollegen Dr. Levy auffsuchte war für mich dann doch zu auffällig, also die Reaktion von Dr. Levy, der Dialog, spätestens dort wurde aus einem leisen Verdacht ein sehr starker Verdacht der sich dann später als Richtig erweisen sollte.
... für mich einfach zu verräterisch so das zumindest mein Verdacht auf Dr. Elliot offenbar gelenkt wurde, der sich dann eben auch bestigte. Aber seit meiner Erstsichtung 2012 ist der Film nicht nur bei mir sehr gewachsen, immerhin von einer 8.5/10 auf eine 10/10, auch die Spannung und totale Faszination ist geblieben und wird gefühlt bei jeder Sichtung immer stärker!

Durch die Retrospektive noch ein wunderbarer Fun-Fact, den ich gestern erfahren habe: Die Stimme auf dem Tonband von Dr. Elliott ist tatsächlich William Finley! Da er mir durch die letzten Wochen irgendwie richtig ans Herz gewachsen ist, fand ich das einfach nur großartig, dass er auch hier dabei war.
Absolut großartig! Mir geht es auch so das ich William Finley nun als eine sehr interessante Person kennenlernen durfte, die ich vorher garnicht auf dem Schirm hatte. Durch die Retrospektive ist er mir abersehr positiv aufgefallen. Er war ein herrlich kreativer/skuriller Mensch, ein guter Darsteller aber eben auch ein vollblut Künstler der dies nicht des Geldes wegen gemacht hat, sondern aus Überzeugung. Generell eine Einstellung die heutzutage leider sehr wenige Leute in diesem Business haben. Natürlich muss man Geld verdienen um zu existieren aber man hat bei vielen einfach den Eindruck sie werden Darsteller weil man damit heutzutage sehr viel Geld machen kann und nicht, weil es ihre Passion/Leidenschaft ist.

Und auch das Finale hatte alles was man sich als Thriller Freund nur wünschen kann. Einfach perfekt. Im Grund hat Brian de Palma genau das gemacht was ich sehr schätze, er hat für den durchschnittlichen Filmseher das "Happy End" gezeigt, aber hat dem interessierten Filmfan eine alternative Schnittfassung geboten und sie in eine "Traumsequenz" hineingepackt. Ich denke damals hätte man das perfekte Ende bei keinem Studio durchgekommen, also musste de Palma wohl hier am Schluss noch dieses Pseudo Happy End schaffen damit dem ständigen Wunsch das alles gut ausgeht genüge getan wird. Aber für mich hätte es kein Traum sein müssen, der Film hätte quasi mit der letzten Einstellung des Traumes enden können/müssen, dann wäre er für mich perfekt gewesen. Ok das ist Meckern auf sehr hohem Niveau :D.
Da ich Carrie gestern erst wieder mal gesehen habe kann ich mich dem hier nur anschließen. Bereits bei Carrie hat er dieses Stilmittel eingesetzt und es bei Dressed To Kill dann nochmal verfeinert!
Was das Ende angeht sehe ich dieses mittlerweile ganz anders. Damals bei meiner Erstsichtung hätte ich es ja tatsächlich besser gefunden wenn die Traumsequenz die reale Filmhandlung gewesen wäre und somit der Film damit endet das Dr. Elliot Liz doch noch tötet. Sicherlich wäre es ein schokierendes Ende gewesen, aber gerade im Kontext zu seiner bisherigen Filmographie ist das Ende was De Palma wählte einfach nur genial und perfekt! Zum einen wird hier nochmal Bezug auf die Traumsequenz zu Anfang des Films genommen, also der Film startet mit einer Traumsequenz und endet mit einer Traumsequenz und zum anderen eben genau der Aspekt, denk ich dann damals schon, bei einer weiteren Sichtung, positiv gefunden hatte, das eben hier nochmal eine von den vielen Homagen die De Palma in seinen Filmen verwendet, zu Carrie hergestellt wurde. Ich hatte zumindest direkt dieses Gefühl.

Auf jeden Fall ist Dressed To Kill für mich ein absolutes Meisterwerk den ich immer wieder gerne mir ansehe!
 

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Im Rahmen der Retrospektive habe ich mich auf diesen Film absolut gefreut da er zu meinen absoluten Lieblingsfilmen von Brian De Palma gehört und ich auch mittlerweile dazu tendiere zu sagen, dass er auf Platz 1 bei mir kommen wird, aber warten wir es mal ab.
In jedem Fall befindet er sich im ganz engen Favoritenkreis :D
ist dies schon ein sehr elitäres Gefühl den Film nun ungeschnitten in 4K bewundern zu können!
Ein fantastisches Zeitalter. Wenn man bedenkt, dass es Leute gibt, die sich Filme via youtube auf dem Laptop anschauen.........
Diese Aussage muss ich natürlich revidieren. Bereits bei der erneuten Sichtung als die Blu-ray dann rauskam merkte ich das zwar vom Zeitansatz her die Schnitte schon fast in den Bereich "zu vernachlässigen" fallen könnten, aber inhaltlich sind sie eine absolute Katastrophe weil die Szenen ungeschnitten einfach eine ganz andere Atmosphäre erzeugen. Selbst die erste Traumsequenz von Kate, als sie ihren erotischen Traum in der Dusche hatte, ist schon in der R Rated Fassung schwer zu ertragen aber in der TV Fassung wirklich ein Totalausfall, besonders dann in besagter TV Fassung der harte Schnitt wie sie aus dem Traum erwacht und es ein ganz anderer Kontext war, als in den anderen Fassungen.
Auch wenn sie nur kurz sind, entfalten diese Szenen ungeschnitten eine völlig andere Wucht.
Des weiteren ist mir hier tatsächlich ein viel deutlicher Bezug zu Carrie aufgefallen. Bereits der Anfang mit der Duschszene, aber eben auch das Traumende, dazu aber später noch was mehr. Man könnte hier natürlich De Palma vorwerfen das er einfach nur getreu dem Motto "Sex sells" Angie Dickinson nackt zeigen wollte, aber wer so denkt hat weder De Palma noch den Film verstanden.
Hier war meistens ein Body Double am Werk. Genau diese Szenen waren dann die Ideengeber für eben "Body Double". :)
Die komplette Sequenz im Kunstmuseum hat sich dermaßen in mein Filmauge eingebrannt das ich sie mir heute sogar zweimal angesehen habe. Zum einen bei der Filmsichtung und dann nachdem ich hier alles nochmal durchgelesen hatte. Und mal abgesehen von der gigantischen Atmosphäre die hier mit den Kamerafahrten und dem absolut genialen Score von Pino Donaggio erzeugt wurden und man als Zuschauer einfach nur in den Genuss Modus wechselt sind die von euch beiden angesprochenen Elemente auch nochmal total verrückt. Auch die im Bonusmaterial erwähnten Museumsbesucher die auch absolut zur Gedankenwelt von Kate passen tun einfach ihr übriges dabei um hier als Zuschauer alles um sich herum zu vergessen und sich nur auf diese Szene zu fokussieren!
Kann ich nur unterschreiben. Wie die gesamte Szenerie arrangiert wurde und komplett über Bildsprache abläuft ist einfach sagenhaft.
Damals habe ich es auch nur als eine Homage an Psycho gesehen, aber das ist mir nun auch bereits aufgefallen, das viele seiner vorherigen Filme bereits ein sehr auffälliges Muster besaßen und man sich wirklich nie sicher sein kann ob ein Hauptdarsteller überlebt oder nicht. Auch sehr interessant!
Das ist zwar dennoch alles von Hitchcock inspiriert aber besitzt halt eben eine sehr dynamische Eigenständigkeit. Ganz früher mussten die Stars ja überleben. Hier spielt er damit wer in seinen Filmen überlebt. Das ist alles weit weg von 0815.
Die Sequenz in der Polizeistation hat mich diesmal auch total umgehauen. Zwar nicht so groß inszeniert wir die Sequenz im Kunstmuseum aber technisch auch ganz großes Kino. Die Art und Weise wie De Palma hier mit Sichtfenstern im Revier zwei Szenen immer zeigt ist einfach genial und sieht auch dazu noch fantastisch aus! Ganz großes Kino!
Besonders wenn man bedenkt, wie früh er bereits mit diesen Dingen begonnen hat zu arbeiten. Die Szene ist allerdings perfekt!
Auch der "natürliche" Splitscreen als man Peter dabei beobachten konnte wie er mit der Stoppur die Zeitnahm wie lange die Patienten von der Tür des Hauses bis zur Zauntür brauhchten auf die Straße war ein toller Splitt Screen Moment ohne das es ein richtiger Splitt- Screen war. Man merkt hier einfach das Brian De Palma zu diesem Zeitpunkt solche technischen Rafinessen einfach perfekt beherschte und sie gekonnt im Film platziert hat, ohne das es gewollt oder aufgesetzt wirkt.
"Dressed to kil" wirkt auch deshalb irgendwie wie eine Art "Best of", da er alles was vorher schon gut funktionierte hier perfektioniert hat.
Das habe ich dann auch im Bonusmaterial erfahren. Zum Glück hat er sich gegen Columbia hier entschieden weil Nancy Allen war in dem Film wieder großartig! Natürlich hatte sie zu dem Zeitpunkt den Vorteil das er ihr die Rolle quasi auf den Leib geschrieben hatte, aber dennoch musste sie das erstmal so gut spielen! Und für mich wieder auch einmal ein positives Beispiel dafür das es auch schon früher starke Frauenrollen in Filmen gab! Natürlich war sie zu dem Zeitpunkt jung, sah gut aus und zeigte auch nackte Haut. Aber dennoch hat sie verdammt gut die Rolle einer starken eigenständigen Frau gespielt die nicht den männlichen Retter brauchte. Klar hatte sie von Peter etwas Hilfe, aber da er in dem Film einen jungen Mann verkörperte war er definitiv nicht der Alpha Mann der sie beschützen konnte und auch die Rolle von Dennis Franz, die zwar wieder gut war, war nicht der sichere Fels in der Brandung an den sich Liz immer wenden konnte. Alleine deshalb konnte ich es nicht nachvollziehen als ich dann im Bonusmaterial hörte das Brian De Palma damals Frauenfeindlichkeit vorgeworfen wurde. Klar Kate wurde ermordet, dafür wurde aber sowohl in Form von Liz eine sehr starke Frauenfigur im Film implementiert und der Mörder wurde zum Schluss sogar von einer Frau gestellt.
Das wurde ja auch bei Fulci, Argento etc. auch immer gesagt. De Palma stand da immer eher kopfschüttelnd gegenüber. Völlig haltlose Vorwürfe. Aber auch hier hast Du Recht. Die Rollenanlage war klasse, da sie fast allein auf sich gestellt war. Zumindest konnte der Zuschauer ja nicht ahnen, dass sie Schutz hatte.
Auch toll fand ich das hier Keith Gordon wieder besetzt wurde. Das wird denke ich mal für ihn auch ein ganz tolles Gefühl gewesen sein in so einem Film dann mitspielen zu können.
Ich mag den auch in "Christine" total gern. Nach seiner Aussage hat er wohl verdammt viel von De Palma gelernt und ist ihm auch sehr dankbar.
Sowas finde ich auch immer sehr interessant und macht für mich auch den Unterschied ob ein Film gut oder sehr gut ist. Es gibt Filme die ich gut finde, die aber keinerlei Reitz bieten das ich ihn mir nochmal anschaue weil irgendwas fehlt. Ein sehr guter Film schafft es aber immer aufs neue mich zu fesseln, auch wenn ich die Story kenne. Und ein genialer Film, zu dieser Kategorie Dressed To Kill definitiv für mich gehört, schafft es nach jeder Sichtung das einem erneut Dinge auffallen die man garnicht alle bei der ersten Sichtung greifen kann.
Auch hier einfach interessant, das Hitch ja sehr ähnlich gedreht hat. Viele Dinge fallen einem erst auf, wenn man sie öfter gesehen hat.
Absolut großartig! Mir geht es auch so das ich William Finley nun als eine sehr interessante Person kennenlernen durfte, die ich vorher garnicht auf dem Schirm hatte. Durch die Retrospektive ist er mir abersehr positiv aufgefallen. Er war ein herrlich kreativer/skuriller Mensch, ein guter Darsteller aber eben auch ein vollblut Künstler der dies nicht des Geldes wegen gemacht hat, sondern aus Überzeugung. Generell eine Einstellung die heutzutage leider sehr wenige Leute in diesem Business haben. Natürlich muss man Geld verdienen um zu existieren aber man hat bei vielen einfach den Eindruck sie werden Darsteller weil man damit heutzutage sehr viel Geld machen kann und nicht, weil es ihre Passion/Leidenschaft ist.
Das sind solche Dinge die bei chronologischen Retrospektiven einfach die Vorteile sind. Man kann einen anderen Bezug aufbauen. Zu Personen, aber auch technischen Dingen. Wenn man die Filme einfach nur mal so schaut, bekommt man einfach eine Menge Dinge nicht mit, bzw. findet keine Beziehung dazu.
Was das Ende angeht sehe ich dieses mittlerweile ganz anders. Damals bei meiner Erstsichtung hätte ich es ja tatsächlich besser gefunden wenn die Traumsequenz die reale Filmhandlung gewesen wäre und somit der Film damit endet das Dr. Elliot Liz doch noch tötet. Sicherlich wäre es ein schokierendes Ende gewesen, aber gerade im Kontext zu seiner bisherigen Filmographie ist das Ende was De Palma wählte einfach nur genial und perfekt! Zum einen wird hier nochmal Bezug auf die Traumsequenz zu Anfang des Films genommen, also der Film startet mit einer Traumsequenz und endet mit einer Traumsequenz und zum anderen eben genau der Aspekt, denk ich dann damals schon, bei einer weiteren Sichtung, positiv gefunden hatte, das eben hier nochmal eine von den vielen Homagen die De Palma in seinen Filmen verwendet, zu Carrie hergestellt wurde. Ich hatte zumindest direkt dieses Gefühl.
Auch hier bin ich mit dem gewählten Ende komplett einverstanden. Tatsächlich liegen in den jeweiligen Finals, De Palma und ich bislang auf der selben Wellenlänge. Ich fand seine Entscheidungen hierzu immer goldrichtig. Erst bei "Body Double" hatte ich am Ende was auszusetzen.
Auf jeden Fall ist Dressed To Kill für mich ein absolutes Meisterwerk den ich immer wieder gerne mir ansehe!
Definitiv! Kann man sich immer wieder anschauen.
 

Tarantino1980

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In jedem Fall befindet er sich im ganz engen Favoritenkreis :D
Ich bin am Ende auf jeden Fall auf unserer Top 10 gespannt.

Ein fantastisches Zeitalter. Wenn man bedenkt, dass es Leute gibt, die sich Filme via youtube auf dem Laptop anschauen.........
Das finde ich auch erschreckend. Könnte ich absolut nicht. Ich schaue zwar auch hin und wieder Sachen auf YouTube. Allerdings keine Filme und was ich schaue, schaue ich denoch über meinen Smart TV dann. Auf einem Tablett, Handy oder Notebook könnte ich weder eine Serie noch einen Film genießen. Ganz ehrlich dann würde ich komplett darauf verzichten irgendwas zu schauen, wenn dies die einzige Möglichkeit wäre Filme zu schauen. Und ich verstehe es auch absolut nicht, den wenn man jetzt nicht in der Oberliga sich einen TV anschaut wie wir, weil es eben unsere aller Leidenschaft und Hobby hier ist, findet man mittlerweile sehr günstige Full HD für 150 EUR und ich denke das sollte man sich schon leisten können wenn man einem geregeltem Job nachgeht.

Hier war meistens ein Body Double am Werk. Genau diese Szenen waren dann die Ideengeber für eben "Body Double". :)
Du wirst lachen hier war ich auch nicht sicher. Zugegebener Maßen war soetwas noch nie für mich ein Grund einen Film zu sehen nur weil gewisse Damen dort blank ziehen, auch wenn es natürlich bei manchen schon nett anzusehen ist, aber es ist eben ein Punkt auf der Liste der bei mir weit unten steht. Ich wollte damit halt wirklich nur ausdrücken das es zum Zeitpunkt der Filmveröffentlichung im Kino sicherlich sich dann schnell rumgesprochen hatte das in Film X Dame Y blank zieht und es für den durchschnittlichen Konsumenten keine großen Möglichkeiten gab Damen in bewegten Bildern nackt zu sehen ohne eben direkt in ein XXX Kino zu gehen, wo man natürlich immer gefahr lief das jemand aus dem näheren Umfeld dich gesehen hat und schon hattest Du einen gewissen Stempel verpasst bekommen. Und es war halt auch für einen normalen Spielfilm ein porbantes Mittel eine weitere Schicht von Zuschauern für das Kino zu gewinnen, indem man durh Nacktszenen genau dieses Klientel, die nur deswege sich diesen Film dann angesehen haben, noch zusätzlich bewegen konnte sich den Film anzusehen. Und diesen Leuten war es auch komplett egal ob es wirklich die Person selbst war oder eben ein Body Double. Und da die Szenen mit Angie Dickinson auch anders geschnitten waren als die mit Nancy Allen hatte ich bei der Sichtung auch kurzzeitig überlegt ob dies bereits ein Ideengeber für Body Double war. Toll das es wirklich so war.

Was ich aber mit meiner Aussage auch noch unterstreichen wollte das De Palma, unabhängig von einer Hitchcock Homage, die ich persönlich hier nicht im Vordergrund sehe, dennoch gerne Duschszenen verwendete um eine gewisse Stimmung und Atmosphäre zu schaffen. Anders wie in anderern Thrillern von anderen Regisseuren, wo man vielleicht schon eine gewisse Anspannung als Zuschauer verspürt oder auch geziehlt mit anderen Blickwinkeln, also eine Frau duscht und der Zuschauer sieht schon das im Nebenzimmer der Einbrecher reinkommt, nutzt De Palma solche Szenen um den Zuschauer, zumindest mich in eine ganz andere Stimmung der Gelassenheit und der Unbedarftheit zu führen, um dann innerhalb einer Sekunde diese Stimmung komplett zu kippen und sofort einen Schock Moment zu erzeugen. Sei es bei Carrie das während dieser Duschszene sie ihrer erste Periode bekommt und unwissend was es ist sie sich sofort in Lebensgefahr sieht, oder eben auch Liz die entspannt duscht und dann plötzlich diese fremden Schuhe im Spiegel zu sehen und man als Zuschauer hier sogar wusste wer in diesen Schuhen steckt. Für mich einfach tolle Feinheiten die er offenbar sehr gerne verwendet hat.

Das ist zwar dennoch alles von Hitchcock inspiriert aber besitzt halt eben eine sehr dynamische Eigenständigkeit. Ganz früher mussten die Stars ja überleben. Hier spielt er damit wer in seinen Filmen überlebt. Das ist alles weit weg von 0815.
Stimmt! Es ist ja selbst Heutzutage noch eher eine Seltenheit das der/die Titelheld/in eines Films stirbt. Von daher ist solche eine Herangehensweise absolut genial und taucht, ohne anderen Filmen vorgreifen zu wollen, sich ja auch weiter durch deine Filmographie.

Besonders wenn man bedenkt, wie früh er bereits mit diesen Dingen begonnen hat zu arbeiten. Die Szene ist allerdings perfekt!
Das ist in der Tat auch für mich sehr interessant zu sehen wie früh er handwerklich bereits gewisse Dinge in seinen Filmen verwendet hat, sie aber eben häufiger zum Einsatz kamen und diese dann mit der Zeit perfektioniert hat.


Ich mag den auch in "Christine" total gern. Nach seiner Aussage hat er wohl verdammt viel von De Palma gelernt und ist ihm auch sehr dankbar.
Das Interview hatte ich mir auch im Bonusmaterial angesehen und ich finde solche Aussagen immer sehr symphatisch wenn Leute auch Jahrzehnte später sich noch an solche Momente erinnern und gerne sich nochmals daran zurück erinnern.

Auch hier einfach interessant, das Hitch ja sehr ähnlich gedreht hat. Viele Dinge fallen einem erst auf, wenn man sie öfter gesehen hat.
Absolut! Und wie gesagt sind das genau die Dinge bei Regisseuren die mich sehr reitzen und faszinieren wenn man nicht bereits bei der ersten Sichtung schon alles gesehen hat.
 
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