Der Mann, der zuviel wusste

LivingDead

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Der Mann, der zuviel wusste (1934):


Gesamtübersicht aller Kritiken zu Der Mann, der zuviel wusste (1956):


#02 23.02.09 LivingDead
#04 05.07.11 Tarantino1980
 
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LivingDead

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Der Mann, der zuviel wusste


Klassischer Hitchcock, der zwar nicht zu seinen wirklich ganz großen Filmen gezählt werden kann, aber durch seinen behutsamen Storyaufbau und einigen genialen Sequenzen glänzen kann. Paradebeispiel ist die oft kopierte Kultszene rund um Bernard Herrmanns Auftritt in der Royal Albert Hall. In meinen Augen ist das immer noch eine verdammt gerissene Huldigung an Herrmanns Können. Hitchcock zeigt hier bewusst, wie Musik im Film funktioniert, und setzt die Musik als zentrales Element des Suspense ein. Nicht nur unterschwellig im Hintergrund, sondern als Haupt- und Angelpunkt von der die Spannung ausgeht.

Ansonsten glänzen eine emotional aufspielende Doris Day und ein wandlungsfähiger, von mir immer wieder gerne gesehener James Stewart, der hier die volle Bandbreite seines Könnens aufzeigen durfte.
Insgesamt ein witziger, dramatischer, und vor allem unterhaltsamer Thriller.

8/10
 

deadlyfriend

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AW: Der Mann, der zuviel wusste

Ja, der hat mir ebenso gut gefallen. Wie er die Musik in den Mittelpunkt stellt finde ich einfach großartig. Ich habe leider das Original noch nicht gesehen um es zu vergleichen aber das wird es wahrscheinlich schwer haben. Bei Doris Day freut es mich das sie mit diesem Film und auch Mitternachtsspitzen gezeigt hat, das sie mehr kann als nur ihre Paraderolle. James Stewart sehe ich sowieso sehr gerne.
 

Tarantino1980

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AW: Der Mann, der zuviel wusste

Der Mann, der zuviel wusste

Bei diesem Thriller aus dem Jahr 1956 handelt es sich um ein Remake des zuvor gedrehtem gleichnamigen Films, welcher im Jahr 1934 erschienen ist. Was allerdings an diesem Remake sehr außergewöhnlich ist, das sowohl das Original als auch das Remake vom gleichem Regisseur stammen nämlich von Alfred Hitchcock. Eine Art des Remakes bei dem man eigentlich nicht wirklich von einem klassischen Remake sprechen kann, da es sich um eine weiterentwicklung des Filmes durch den selben Regisseur handelt.

Der Film fängt recht belanglos an und wirkt in den ersten Minuten definitiv nicht wie ein Thriller. Aber Hitchcock wäre nicht Hitchcock gewesen wenn er es nicht geschafft hätte diese Tatsache in kürzester Zeit zu ändern. Recht früh bekommt der Zuschauer bereits den Eindruck das gewisse Personen nicht das sind für die sie sich ausgeben. Man befindet sich recht schnell in einer schön verstrickten Story welche später noch größere Außmaße annehmen soll. Die Schauplätze sind wieder sehr gut gewählt, besonders die Szenen in London sind sehr beindruckend. Die komplette Sequenz in der Royal Albert Hall ist einfach phänomenal und sucht auch heute noch seines gleichen!

Erneut stand James Stewart vor Hitchcocks Kamera. Diesmal an seiner Seite die bezaubernde Doris Day welche in dem Film zeigte, das sie definitiv auch andere Rollen spielen kann und schön singen kann. Stewart spielt wieder einmal eine komplett andere Rolle als noch zuvor in Cocktail für eine Leiche und Das Fenster zum Hof und später in Vertigo. Wohl ein Grund aus dem Hitchcock so gerne mit ihm zusammengearbeitet hat war seine extreme Wandlungsfähigkeit und die Art wie er es schafft innerhalb der selben Rolle verschiedene Fasetten seiner Figur zu verkörpern ohne das es unglaubwürdig wirkt. Er bleibt dabei immer die Person dessen Charakter er spielt. In diesem Film spielt er einen Arzt der zwar zum Wohle seiner Familie sich in Gefahr begibt, ohne aber wie ein erfahrener Geheimagent oder ähnliches zu wirken. In heutigen Filmen ist es leider häufig der Fall das solche Figuren urplötzlich Fähigkeiten erlangen bzw. gegen ihre Widersacher so agieren als wenn sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht hätten. Aber gerade dies macht der Charakter von James Stewart nicht, was ich angenehm erfrischend empfinde.

Zwar ist Der Mann, der zuviel wusste nicht Hitchcocks bester Film, aber im Genre vergleich definitiv noch ein guter Thriller. Auch wenn er wahrscheinlich nur Hitchcock Fans gefallen wird, ist er definitiv einen Blick wert!

Wertung: 8/10
 
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2moulins

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AW: Der Mann, der zuviel wusste

Wusste gar nicht, dass es auch eine Vorversion davon gab. Interessant!

Was in Euren Kritiken steht, sehe ich ganz genauso, brauche ich also nicht zu wiederholen. Das gilt auch für die Wertung: 8/10 :hoch:

Optisch war's dazu wieder eine wahre Freude, wie toll die BD auf der Leinwand aussieht! Strahlende Farben und sehr gute Qualität. Und gerade die Bilder in der Royal Albert Hall (inkl. Außenaufnahme derselben) sehen dabei fantastisch aus.

Was "Newcomer", die nicht mit alten Filmen groß geworden sind, beim Betrachten des Films wahrscheinlich stören wird, sind die auffälligen Hintergrundprojektionen, die es bei einigen Hitchcock-Filmen gibt, was natürlich der Entstehungszeit geschuldet ist. Aber so etwas kann natürlich - wenn man die heutigen technischen Möglichkeiten gewohnt ist - schon etwas die Stimmung trüben, weil man eben deutlich auf die Tatsache verwiesen wird, dass man es mit einem Schauspiel zu tun hat. Das muss man akzeptieren.
 

Tarantino1980

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AW: Der Mann, der zuviel wusste

Optisch war's dazu wieder eine wahre Freude, wie toll die BD auf der Leinwand aussieht! Strahlende Farben und sehr gute Qualität. Und gerade die Bilder in der Royal Albert Hall (inkl. Außenaufnahme derselben) sehen dabei fantastisch aus.

Leider konnte ich diesen Film bisher noch nicht auf BD sehen. Aber diese Aussagen machen mich jetzt wirklich sehr neugierig und sind auf jeden Fall geistig notiert ;). Danke dafür :hoch:

Was "Newcomer", die nicht mit alten Filmen groß geworden sind, beim Betrachten des Films wahrscheinlich stören wird, sind die auffälligen Hintergrundprojektionen, die es bei einigen Hitchcock-Filmen gibt, was natürlich der Entstehungszeit geschuldet ist. Aber so etwas kann natürlich - wenn man die heutigen technischen Möglichkeiten gewohnt ist - schon etwas die Stimmung trüben, weil man eben deutlich auf die Tatsache verwiesen wird, dass man es mit einem Schauspiel zu tun hat. Das muss man akzeptieren.

Diese Hintergrundprojektionen gibt es natürlich in unzähligen Filmen aus dieser Zeitepoche, aber mich persönlich stört es nicht, weil es zum einen, wie Du ja auch bereits erwähnt hast, das es damals nun mal stand der Technik war und auch eine gute Möglichkeit für Produktionen, halt mit einem kleinen Aufwand solche Szenen zu produzieren. So musste man nur mit einem kleinen Außenteam entsprechend zu den Außensetzs reisen um die Szenen auf Film zu bannen und musste nicht auch die gesamte Crew inkl. der Darsteller mitnehmen. Man konnte bequem dann diese Szenen innerhalb des Studios mit den Darstellern dann "verheiraten". Aus heutige Sicht natürlich ein sehr fragwürdiges verfahren weil man natürlich anderes gewohnt ist, aber ich finde es auch immer wieder einen schönen nostalgischen Blickwinkel auf die Entstehungszeit des Filmes. Mich stören also solche Details nicht und gerade wenn man viele Filme aus solchen Zeitepochen sich anschaut fällt es irgendwann auch garnicht mehr auf.

Genauso sieht es mit, aus heutiger Sicht, ganz normalen technischen Begleitern aus. Damals gab es noch kein Internet, kein Smartphone und auch keine eMail. In heutigen Filmen gibt es glaube ich keinen Thriller in dem nicht einer dieser drei aufgfeführten Errungenschaften auftauchen. In damaligen Filmen ging man, wenn man etwas recherchieren musste in das Stadtarchiv oder eine Bücherei, wenn eine Nachricht dringend verschickt werden sollte wurde sie telegraphiert und wenn man von unterwegs jemanden anrufen wollte/musste, wurde die nächste Telefonzelle aufgesucht und der jenige wurde von dort angerufen, inkl. der Benutzung des Telefonbuches, weil man ja die Nummer dieser Person meistens dann ja auch nicht kannte. All dies sind natürlich Stilmittel welche in Filmen aus den 60ern und 70ern sehr stark noch auftreten, stellenweise ja sogar in die Story mit eingebaut wurden um die Ermittlung z.B. darzustellen. In der heutigen Zeit werden sie meistens nur beiläufig, wenn überhaupt noch so erwähnt, eben weil der Zuschauer wahrscheinlich sich auch garnicht mehr die Frage stellt woher der Hauptdarsteller nun diese oder jenige Information hat. Man kennt ja die Möglichkeiten der Technik und weiß wie schnell man Dinge ergoogeln kann, auch von unterwegs ;).

Daher fällt es wahrscheinlich vielen schwierig sich auf "ältere" Filme einzulassen, eben weil die Sehgewohnheiten sich sehr stark verändert haben und Dinge damals im Fokus waren, die heutzutage gar keine Rolle mehr spielen bzw. als selbstverständlich angesehen werden. Ich persönlich, auch wenn ich sehr technikbegeistert bin, mag das bei älteren Filmen sehr. Sie erhalten dadurch einen ganz speziellen Charme den ich sehr mag!
 

2moulins

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AW: Der Mann, der zuviel wusste

Diese Hintergrundprojektionen gibt es natürlich in unzähligen Filmen aus dieser Zeitepoche, aber mich persönlich stört es nicht, weil es zum einen, wie Du ja auch bereits erwähnt hast, das es damals nun mal stand der Technik war und auch eine gute Möglichkeit für Produktionen, halt mit einem kleinen Aufwand solche Szenen zu produzieren. So musste man nur mit einem kleinen Außenteam entsprechend zu den Außensetzs reisen um die Szenen auf Film zu bannen und musste nicht auch die gesamte Crew inkl. der Darsteller mitnehmen.

Mich persönlich stört das auch nicht, weil ich es eben so aus alten Filmen kenne. Ich kann mir aber vorstellen, dass es junge Visionäre gibt, die das anders sehen. Schön, dass Du ein Feeling für so etwas hast und es zu schätzen weißt.

Was den geringeren Aufwand anbelangt, fragte ich mich allerdings schon öfters, ob sich das wirklich so deutlich bemerkbar macht (muss es aber wohl). Ich achtete z.B. besonders darauf, ob bei Außenaufnahmen ohne Hintergrundprojektion mit den Darstellern gedreht wurde oder mit Doubles. So gibt es im vorliegenden Fall z.B. Szenen, in denen James Stewart und Doris Day mit einer Kutsche in Marrakech zum Hotel fahren. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht sicher bin, ob's die Darsteller waren. Nur falls sie's waren, liegt halt die Frage nahe, ob man nicht auch andere Außendrehs mit ihnen hätte machen können. Muss mal googlen, ob ich dazu etwas finde.

Damals gab es noch kein Internet, kein Smartphone und auch keine eMail. .... In damaligen Filmen ging man, wenn man etwas recherchieren musste in das Stadtarchiv oder eine Bücherei, wenn eine Nachricht dringend verschickt werden sollte wurde sie telegraphiert und wenn man von unterwegs jemanden anrufen wollte/musste, wurde die nächste Telefonzelle aufgesucht und der jenige wurde von dort angerufen, inkl. der Benutzung des Telefonbuches, weil man ja die Nummer dieser Person meistens dann ja auch nicht kannte. ......
..... mag das bei älteren Filmen sehr. Sie erhalten dadurch einen ganz speziellen Charme den ich sehr mag!

Auch hier stimme ich zu. :)

Interessant finde ich übrigens, dass "Que sera, sera" eigens für diesen Film komponiert wurde. Wusste ich bislang auch noch nicht.

Die Masterpiece-Collection der Hitchcock-Filme wird zunehmend eines meiner Lieblingsobjekte meiner Sammlung :hoch: bzw. ist auf dem Weg das Lieblingsobjekt zu werden.:bart:
 

TaiFei

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AW: Der Mann, der zuviel wusste

Der Mann, der zuviel wusste

Erneut stand James Stewart vor Hitchcocks Kamera. Diesmal an seiner Seite die bezaubernde Doris Day welche in dem Film zeigte, das sie definitiv auch andere Rollen spielen kann und schön singen kann. Stewart spielt wieder einmal eine komplett andere Rolle als noch zuvor in Cocktail für eine Leiche und Das Fenster zum Hof und später in Vertigo.

Kann man so nicht sagen. Stewarts Rolle in Fenster zum Hof, Vertigo und diesem Film ist sogar sehr ähnlich. In diesen Filmen ist sein Charakter immer in der Defensive und wird von starken weiblichen Charakteren getrieben und dominiert. Das war von Hitchcock durchaus auch so beabsichtigt und Stewart als perfekter Darsteller des Herrn Jedermann von Nebenan passte da gut ins Konzept. Die Darstellung eher schwacher und getriebener, männlicher Charktere zieht sich eigentlich auch wie ein roter Faden durch Hitchcocks Lebenswerk.

Dieser Film ist übrigens der Einzig in dem mir uneingeschränkt Doris Day gefällt. In den meisten ihrer Filme vermittelt sie mir ein viel zu reaktionäres Frauenbild. Leider verfiel der Film ab den 50ern ja immer mehr dazu. Die großartigen weiblichen Charaktere der klassischen Film Noir - Ära hatten ausgedient und altbackene, spießbürgerliche Klischees gewannen wieder die Oberhand.
 
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