AW: Der Club der Billighorrorgreise
Zunächst einmal muss ich sagen das ich es wirklich super finde das hier soviele schöne Geschichten zu lesen sind. Dafür danke ich euch weil es wirklich Spaß macht diese zu lesen, man merkt einfach die Parallelen
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Ein Filmfan bzw. TV Junkie war ich wohl schon als Kind, natürlich hat sich im Laufe der Zeit der Filmgeschmack sehr gewandelt. Als Kind der 80ziger bekam ich in der Kindheit also recht früh das Medium VHS mit. Ich weiß garnicht mehr wie alt ich war als sich meine Eltern den ersten VHS Rekorder zugelegt haben, aber es müsste so zu Grundschulzeiten gewesen sein (ab 1986). Zu diesem Zeitpunkt machten auch die ersten Videotheken bei uns in der Gegend auf. Die erste Videothek an die ich mich erinnern kann war ein zusätzlicher Raum des hiesigen Rundfunk und Fernsehtechnikers der neben Fernsehern und Musikanlagen dann auch den neuen Trend das "Heimkinosystem" VHS mit in sein Sortiment aufgenommen hat. Um den Geräteverkauf anzukurbeln hatte er wohl auch die Entscheidung getroffen, Filme zu verleihen. Ob der Mann damals ein Hellseher war oder einfach nur Glück hatte weiß ich nicht, jedenfalls hatte er damals schon komplett auf VHS Technik gesetzt, obwohl es zu dem Zeitpunkt sogar noch Betamax Kasetten gab, was meine Eltern leidig erfahren mussten beim ersten Versuch mir ein Kindervideo als Kaufvideo zu Weihnachten zu schenken, welches leider keine VHS Tape war
. Naja jedenfalls war das sozusagen die erste Bezugsquelle für Filme generell. Natürlich waren es eher Familienfilme und diverse Klassiker bzw. neue SciFi Filme die dort geliehen wurden, ob er überhaupt einen richtigen Horror Bereich hatte kann ich garnicht mehr sagen.
Etwas später so als ich ca. zehn Jahre alt war hatte dann ein Kumpel aus einem Nachbardorf bzw. natürlich damals dessen Eltern das damals absolute Walhalla für jeden Filmfan, nämlich einen Kabelanschluss! Dort fing es dann auch an das man sich, natürlich ohne das Wissen seiner Eltern, den ein oder anderen "Horrorfilm" angeschaut hat. Ich gehe mal davon aus das die meisten davon cut waren, aber das war zu dem Zeitpunkt egal, man sah eben solche Filme. Größtenteils waren es Stephen King Filme, oder eben solche bekannten Größen wie Frankenstein oder Dracula. Schon recht früh hatte klein Tarantino und sein damaliger Kumpel rausgefunden wie man einen Videorekorder programmiert damit man auch Filme aus dem Nachtprogramm sich ansehen konnte, ohne die offizielle Erlaubnis der Eltern natürlich
. Ich weiß nicht wie er es immer geschafft hat die Tapes dann morgens unbemerkt von dem Wohnzimmer seiner Eltern in sein Zimmer zu bekommen um sie dort solange zu deponieren bis man mal wieder das nächste Zeitfenster hatte um den Film sich anzusehen
. An eine Sammlung war da noch garnicht zu denken. Ich glaube wir hatten damals 3-4 Tapes zur Verfügung und die Entscheidung welchen Film man überspielt um einen neuen aufzunehmen war schon sehr hart stellenweise! Ich will garnicht daran denken welche Schätze damals überspielt wurden, nur weil man kein freies Tape mehr hatte und natürlich auch nicht einfach in den Laden gehen konnte um eine neue leere VHS Kassette zu kaufen. Selbst wenn man das Geld gehabt hätte, irgendwann wäre es ja aufgefallen wenn sich in seinem Zimmer die Tapes gesammelt hätten
. In dieser Zeit habe ich so manchen Film gesehen, aber ich war noch weit davon entfernt zu wissen welche kreativen Filmemacher hinter den Filmen steckten bzw. zu wissen das vieles von dem gesehenen in irgendwelchen Videotheken auch uncut rumstand.
Das erfuhr ich dann erst so mit ca. 13-14, als eine mitlerweile größerer Videothek bei uns eröffnet hatte und es auch bei mir mit den Eltern und der Inhaberin der Videothek die Übereinkunft gab, das man mit der Karte der Eltern sich auch Filme alleine ausleihen durfte. Ich weiß nicht ob meine Eltern damals wussten was eine FSK Beschränkung ist, aber es gab nur die Aussage das ich mir keine zu brutalen Filme ausleihen dürfte, was entweder in den Augen der Inhaberin ein sehr dehnbarer Begriff war, oder aber sie ein Herz für Jugendliche hatte
. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zum Glück in meinem Zimmer bereits einen eigenen "30cm Großbildfernseher stehen, sobar in Farbe und natürlich einen Videorekorder. An eine Verbindung über Scartkabel war zu diesem Zeitpunkt übrigens noch nicht zu denken, was heutzutage schon als geschichtsträchtig bezeichnet wird (DVD Player nur per Scart anschließen) wäre damals absolute Science Fiction gewesen. Ich weiß noch sehr genau wie "schwierig" es damals war den Videorekorder zu installieren weil der Kanal des Videorekorders meistens sehr nah an dem Kanal von einem damaligen privaten TV Sender lag, den man kostenlos mit entsprechender Antennen Lage und Region empfangen konnte. Die Rede ist von RTL Plus. Ich meine mich daran zu erinnern das die ersten Videorekorder zwei Kanalmöglichkeiten hatten also Kanal 36, auf dem auch RTL empfangbar war und irgend ein anderer Kanal in den 30igern, ich glaube es war Kanal 32. Keine Ahnung ist leider doch schon zu lange her. Damals wusste man sich da zu helfen, heutzutage würde man wahrscheinlich daran scheitern weil man einfach mehr Komfort gewöhnt ist. Das übrigens weder TV Gerät noch Videorekorder eine Fernbedienung besaß brauche ich hoffentlich nicht extra zu erwöhnen. Auch eine Sache die heute undenkbar wäre da sogar die meisten Geräte garkeine möglichkeit mehr besitzen ohne entsprechende Fernbedienung überhaupt bedient zu werden. Früher war es aber eher umgekehrt, jedenfalls bei den Einsteiger Modellen
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Irgendwann wurde dann Tarantino auch älter und die Technik hatte sich weiter entwickelt. Meine Eltern hatten sich dann irgendwann sogar eine SAT Anlage gekauft und waren damals sogar so weitsichtig sich ein LNB mit zwei Anschlüssen zu kaufen, was bedeutete das ich sogar auch meinen eigenen Receiver bekam. Zwischenzeitlich hatte ich sogar einen ca. 70cm Fernseher mit Fernbedienung von meiner Oma vererbt bekommen der, man mag es kaum glauben sogar einen Scart Anschluss besaß! Ich weiß noch das das erste mal als man den Videorekorder direkt per Scart mit dem TV verbunden hat und dann das erste mal einen Film über den AV Kanal des Fernsehers gesehen hat für mich damals ein Filmerlebnis war, so als wenn man heutzutage das erste mal ein HD Bild zu gesicht bekommen würde. Aber zurück von der Technik hin zur Filmleidenschaft. Mitlerweile muss ich so um die 15 Jahre gewesen sein und ein anderer Kumpel und ich hatten Freitags immer das Ritual nach der Schule in der Stadt zu bleiben, von dem gemeinsamen Taschengeld das Ausleihgebot unserer damaligen Stammvideothek zu nutzen in der man für 10 DM damals 5 Filme über das ganze Wochenende ausleihen konnte. Zu dem Zeitpunkt waren uns dann auch der Zugang in die FSK 18 Ecke erlaubt, wir durften halt nur keine "Schmuddelfilme" ausleihen. Aber ansonsten war uns jeder Horrorfilm frei zugänglich. Zu dem Zeitpunkt fing es dann auch an das meine Filmsammlung entstanden ist, weil man auch endlich durch Nebenjobs wie Zeitungsaustragen über eigenes Geld verfügte um sich so auch mal ein VHS Tape zu kaufen. Das richtige Sammeln fing dann aber erst mit 18 Jahren an, als ich durch meine Ausbildung über noch mehr Geld verfügte und mir dann auch mal den ein oder anderen Film dann in der Videothek als Kauffideo gebraucht bzw. neu bestellt habe. Zuvor waren es eher irgendwelche Videoas aus Discountern, selber aufgenommen und natürlich einem sagenumwogenen Bestellkatalog. Ich komme leider nicht mehr auf den Namen, aber es war so eine Art Club (Nicht Bertelsmann) in dem man Monatlich einen doch recht umfangreichen Katalog zugeschickt bekam über den man CDs und VHS Tapes ordern konnte bzw. ich meine sogar eine gewisse Menge monatlich abnehmen musste, war für meinen Kumpel und mich damals aber kein problem darstellte weil er sich diverse CDs gekauft hat und ich eben VHS Filme. Die richtige Sammelleidenschaft fing dann aber tatsächlich mit der Erfindung der DVD an. Zum einen weil man deutlich mehr Filme als Kaufversion bekam, man auch über nochmehr Geld verfügte, weil man mit der Ausbildung fertig war und natürlich weil die Preisentwicklung über die Jahre einem dann sehr gelegen kam. Wenn ich bedenke was man damals zu VHS Zeiten stellenweise für Preise bezahlen musste, nur um einen Film überhaupt in der Sammlung stehen zu haben, da sind 30 Euro für das Mediabook von Ein Zombie hing am Glockenseil wirklich ein Schnäppchen! Bevor das Medium DVD geboren war umfasste meine Sammlung noch unter 100 Filme, eine Zahl die aus heutiger Sicht unvorstellbar ist wenn ich mir so meine Sammlung ansehe, aber damals war das, zumindestens in meinem Freundeskreis, schon eine ordentliche Sammlung weil die meisten meiner Freunde eher Filmschauer sind, keien Sammler, was sich übrigens bis heute nicht geändert hat. In meinem engeren Freundeskreis gibt es außer mir nur einen weiteren Verrückten der auch noch Filme sammelt, nicht nur sehen will
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Das wohl interessanteste und schönste an dieser Zeit war das man selber, aber auch die Leute im Umfeld, keinen Wert auf Bildqualität oder Tonqualität gelegt haben, jeder war froh einen Film überhaupt sehen zu dürfen. Da war es egal wie groß der Fernseher war, wie unscharf das Bild der VHS war bzw. wie häufig verschleißspuren des VHS-Bandes den klaren Genuß des Bildes störten, aber es war einem egal weil man den Film sehen wollte. Ich kann mich noch an einige TV Aufnahmen bzw. Tapes aus dunklen Bezugsquellen erinnern, welche man heute Geschenkt sich noch nichtmal ansehen zuschweige den in die Sammlung stellen würde, damals aber definitiv als Highlight präsentiert wurden, eben weil es ein Film war den man nicht überall bekam. In Zeiten von Internet undenkbar, da man eigentlich jeden Film sich irgendwo kaufen kann, es sei denn es gibt immer noch keine entsprechende VÖ zumindest auf DVD, was aber im Verhältnis zu damaligen VÖs definitiv seltener der Fall ist.
Zum Thema "Information" möchte ich hier auch noch erwähnen das ich von der Existenz vieler Filme erst erfahren habe, wenn ich vor der Hülle in der Videothek stand, oder halt durch einen Trailer auf einem anderen Film. Leider war meine damalige Videothek nicht so sortiert das man eventuell wenn man den Film eines Regisseures gut fand direkt schauen konnte ob er noch weitere Filme rausgebracht hatte, es war also eher Zufall das man von einem Regisseur mehrer Filme bewusst gesehen hat. Es war bei mir damals eher Schauspieler gesteuert, aber auch das war nicht immer der ausschlaggebende Punkt. Meistens waren es wirklich die Filmbeschreibungen auf der Rückseite der Hülle bzw. ein reißeriches Covermotiv welches dafür sorgte mir einen entsprechenden Film auszuleihen.