The Others

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The Others

Es ist kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges. Grace lebt mit ihren beiden Kindern Anne und Nicholas zusammen in einem imposanten Herrenhaus auf der britischen Insel Jersey. Ihre Haushaltshilfen sind spurlos verschwunden, ihr Ehemann im Krieg verschollen. Ihre Kinder leiden zudem an der seltenen Krankheit XP, was bedeutet das Sonnenlicht sie töten könnte. Deshalb sind immer alle Vorhänge im Haus geschlossen. Aufgrund einer Annonce für neue Haushaltshilfen, meldet sich eine 3er Gruppe, um die Stelle anzutreten. Die wirken sehr freundlich und professionell, aber irgendwie auch mysteriös. Es scheint, als ob sie mehr suchen würden als nur einen Job. Der Verdacht erhärtet sich als Grace feststellt, dass die Annonce in Wirklichkeit nie aufgegeben wurde. Gleichzeitig hören die Kinder fremde Stimmen im Haus und Anne hat immer wieder unheimliche Begegnungen.

Nach den beiden fantastischen Filmen „Tesis“ und „Open your eyes“, eroberte Alejandro Amenábar dann auch gleich mal Hollywood. Sein dritter Film, der dennoch in Spanien mit einer spanischen Crew entstand, wurde trotzdem von Tom Cruise produziert und hatte gleichzeitig mit Nicole Kidman eine der ganz großen Schauspielerinnen an Bord, die hier absolut phänomenal spielt. Wahnsinnig intensiv und facettenreich, legt sie ihre äußerst schwierige Rolle aus und gibt dem Film auch eine gewisse Erhabenheit und Schönheit von alten Filmstars mit auf den Weg. Hitchcock-Fan Amenábar lässt hier neben seinem großen Vorbild auch direkt 2 weitere Klassiker des Gruselfilms mit einfließen. Einmal „Schloss des Schreckens“ der bei mir ebenfalls zu den Besten seiner Klasse gehört, und natürlich auch „Bis das Blut gefriert“, mit dem sagenumwobenen Hill-House. Dabei verzichtet der Regisseur auf jegliche Art von modernen Gruselspuk-Erscheinungen und bestimmt den Film und seine gehobene Spannung, durch Atmosphäre. Die schafft er durch eine Vielzahl an Geräuschen und im Kontrast mit absoluter Leere. Auch visuell glänzt der Film einfach durch sein fantastisches Set, die ausgefeilte Beleuchtung und spärliche, dafür fantastische Kamerafahrten. Der Film wird heute gerne mal auf sein Finale reduziert, was ihm aber keineswegs gerecht wird. Er bietet einfach so viel mehr. Auch lese ich wiederholt, dass die Spannung raus ist, wenn man das Finale einmal gesehen hat. Sehe ich gar nicht so. Gerade mit dem Wissen um das Finale, ist die Zweitsichtung ungemein interessant, da man nun so viele kleine, aber wirkungsvolle Details erkennt. Die Spannungsschraube ist perfekt dosiert und lässt den Charakteren genügend Raum, um sich zu entfalten, weshalb man in diese großartig geschriebene Geschichte mühelos eintauchen kann.

Alejandro Amenábar war zu diesem Zeitpunkt einfach ein Wunderkind. Der bei der Entstehung von „The Others“ gerade mal 28-jährige Regisseur, schrieb zusätzlich das Drehbuch und komponierte auch die Musik des Films. Wie auch bereits in den Vorgängern. Da aber diesmal der Cast komplett mit Englisch sprechenden Darstellern ausgefüllt wurde, war das für ihn natürlich ein Problem, da er kaum ein Wort Englisch konnte. Also hat er vor dem Drehstart noch nebenbei schnell die Sprache erlernt, um besser Regie führen zu können. What the fuck?

„The Others“ ist für mich nach wie vor ein sensationelles Stück Kinogeschichte, bei dem für mich alles stimmt und zudem ist der Film in den letzten Jahren überhaupt nicht gealtert. Absolut zeitloses Kino, welches man sich immer wieder anschauen kann.
 
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