The Irishman

Tarantino1980

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The Irishman
Frank Sheran arbeitet, nach seinem Einsatz im zweiten Weltkrieg, als Lastwagenfahrer. Bei einer Panne an einer Raststätte lernt er Russell Bufalino. Ab da verändert sich sein Leben schlagartig.

Martin Scorsese inszenierte mit The Irishman einen Film, der aus meiner Sicht seine Mafia Trilogie, angefangen mit GoodFellas und danach Casino, abschließt. Zwar haben diese Filme inhaltlich nichts miteinander zu tun, außer eben dem großen Thema Mafia, stehen jedoch für mich im direkten Zusammenhang. Es ist schwierig dies zu erklären aber The Irishman ist für mich nicht nur ein neuer Martin Scorsese Film, es ist eben auch einer dieser Filme die eine filmische Bedeutung haben, bzw. haben werden. Für mich persönlich ist es ein Abschluss einer Filmära die es so eigentlicht nicht mehr gibt. Martin Scorsese ist einer dieser letzten Filmemacher die solche Filme in dieser Machart noch drehen können, aber man muss sich leider auch vor Augen führen das dieser Mann auch nicht jünger wird und mit seinen aktuell 77 Jahren bestimmt nicht mehr viele Filme diesen Kaliebers drehen wird bzw. kann. Daher, so schwer mir diese Zeilen fallen, ist The Irishman in gewisser Hinsicht für mich auch ein Vermächtnis genau für diese Art von Film.

Hinzu kommt natürlich auch der Cast, der alleine von der Aufzählung her jeden Filmfreund vor Erfurcht erzittern lassen müsste. Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci und Harvey Keitel in einem Film, das alleine ist schon Grund genug das man diesen Film sich anschauen muss. Leider kam diese Zusammenkunft gefühlt 20 Jahre zu spät. Man stelle sich das nur mal vor wenn ein 56 jähriger Robert De Niro, ein 59 jähriger Al Pacino, ein 56 jähriger Joe Pesci und ein 60 Jähriger Harvey Keitel gemeinsam in einem Film vor der Kamera gestanden hätte, also alle noch wirklich in ihrer Blütezeit gewesen wären und man damals schon diese Technik, die in diesem Film zum Einsatz gekommen ist, gehabt hätte. Es wäre für mich ein Meisterwerk geworden. Dennoch haben mich alle gennanten Schauspieler darstellerisch überzeugt! Gerade Robert De Niro und Al Pacino haben wirklich nochmal gezeigt was sie können. Auch Joe Pesci hat wirklich eine grandiose Darbietung geboten und konnte zeigen das auch er mal der Drahtzieher sein kann und nicht immer nur einer der Handlanger in einem Mafia Film, aber leider gibt es ein aber. Und das ist in dem Film ihre Optik. Es fällt schwer dies zu begründen ohne zu sehr zu spoilern aber ich hoffe einfach mal das jeder im Vorfeld weiß das diese erwähnten Stars im Film stellenweise optisch verjüngt worden sind um den langen Zeitraum dieses Filmes darzustellen. Und hier liegt leider das größte Problem dieses Filmes! Ich weiß nicht ob es daran liegt das man diese Leute auch vor Augen hat wie sie real zu dem Zeitpunkt aussahen im Vergleich zu ihrem Aussehen in The Irishman, wo sie halt digital verjüngt wurden, allerdings nur im Gesicht, so jedenfalls mein Eindruck. Der gesamte Bewegungsaparat ist von den real alten Darstellern. So wirkt es jedenfalls auf mich. Am schlechtesten sah dieses Verfahren tatsächlich bei Robert De Niro aus, der zwar von den Gesichtzügen verjüngt wurde, aber seinem jungen realen ich von damals nicht 100% ähnlich war und es kam eben noch hinzu das er sich halt, verständlicher Weise, auch in den jüngeren Szenen genauso bewegt hat wie er sich aktuell bewegt. Und ich glaube genau hier macht das Gehirn nicht mit und lässt diesen CGI Effekt nicht zu 100% real wirken. Zur Verteitigung des Filmes und dieser Technik sei jedoch gesagt, das je länger man sich den Film ansieht, desto mehr gewöhnt man sich dran. Und man muss einfach hinzufügen das ohne diese technische Notwendigkeit der Film nicht hätte gedreht werden können, jedenfalls nicht mit diesen Darstellern. Man hätte sonst auf jeden Fall auf zwei Darsteller für dieselbe Rolle zurückgreifen müssen. Von daher finde ich das wirklich alle Darsteller einen tollen Job gemacht haben. Joe Pesci hat mir extrem gut gefallen, aber eben auch Robert De Niro und Al Pacino konnten nochmal zeigen was in Ihnen steckt! Die Rolle von Harvey Keitel war hingegen leider viel zu klein als das er hätte glänzen können!

Wie bereits zu Anfang erwähnt ist The Irishman für mich ein Film der das Ende einer Filmära bedeutet. Vielleicht sogar das filmische Ende all der oben aufgeführten Stars. Das soll nun kein Nachruf werden, aber die Wahrscheinlichkeit das jeder von Ihnen nochmals so eine Leistung in solch einem epischen Film zeigen kann ist sehr ungewiss. Ich bin sicher, vielleicht mal Joe Pesci außen vor, da es um Ihn ja generell ruhig geworden ist, das es weitere Filme mit Robert De Niro und Al Pacino einzelnd, vielleicht sogar auch nochmals gemeinsam vor der Kamera geben wird! Aber werden Sie nochmals solch eine Leistung, noch dazu in einem Martin Scorsese Film und in einem solchem Esemble Film zeigen können? Ich weiß es wirklich nicht! Aber selbst wenn nicht, so ist für mich The Irishman ein mehr als würdiger Abschluss des filmischen Schaffens dieser Männer! Bleibt nur noch zu hoffen das dieser Film der aktuell leider der großen Masse nur auf Netflix zugänglich gemacht wird, irgendwann auch Einzug in unsere Heimkinos finden wird!

Wertung: 9/10
 

Tarantino1980

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Stilistisch sehr nahe an Goodfellas und Casino. Großartige Darsteller, vor allem Joe Pesci ist brilliant.

Das kann ich komplett so unterschreiben! Mein Herz ist wirklich aufgegangen dies so zu erleben das Joe Pesci hier mal als richtiger Mafi Boss dargestellt wurde! Das hat er auch wirklich sehr gut gemacht und steht seiner Darstellung auch nicht im Schatten der alten großen Mafia Bosse. Er hat es wirklich grandios gespielt!

Die Länge des Films habe ich niemals als störend bzw. als Nachteil empfunden.

Die Laufzeit verging wie im Flug. Das Ende war vielleicht etwas zu lang gezogen, aber gehört irgendwie auch dazu. Gerade beim Ende kamen mir halt wehmütige Gedanken. Was ist wenn das wirklich der letzte große neue Film von Robert De Niro oder Martin Scorsese war?!?

Leider ist das CGI bei De Niro sehr auffällig und störend. Kommt auch sehr komisch, wenn er in seinen 30ern einen Typen zusammentritt, sich dabei aber wie ein knapp 80 Jähriger anstellt. Sieht leider total kacke und unfreiwillig komisch aus.

Genau diese Szene ist mir auch sehr sauer aufgestoßen und ist tatsächlich mit ein Grund warum ich nicht die Höchstnote vergeben habe. Natürlich nicht nur alleine wegen dieser Szene, sie steht aber exemplarisch dafür. Man hätte hier z.B. doch auch nur zeigen können das Frank den Ladeninhaber mal kurz packt, in eine Ecke prügelt und vielleicht so 1-2 mal ins Gesicht schlägt und vielleicht noch einmal am Boden nachtritt. Aber da solch eine Prügelorgie zu machen, die offenbar De Niro körperlich nicht mehr darstellen kann, noch dazu mit einem Gesicht wo er mitte 30 sein soll, machte das Ganze halt nicht sehr gut, also optisch gesehen. Man hat unweigerlich dann einen Robert De Niro aus Taxi Driver, Wie ein Wilder Stier oder Kap der Angst vor Augen wo er auch real noch diese Physis hatte um so eine Szene zu drehen!

Pacino's Frisur fand ich auch extrem gewöhnungsbedürftig.

Von den Gesichtzügen muss ich sagen das mir Al Pacino da noch am Besten gefallen hat, was wahrscheinlich aber auch daran lag ,dass er, so habe ich es zumindest wahrgenommen, zu keinem Zeitpunkt des Filmes einen Mitte 30 jährigen spielten musste. Aber was sie bei ihm total versaut haben ist die Relation Kopf zu Körper. Oder ging es nur mir so das sein Kopf im Vergleich zu seinem doch stämigeren Körper, als zu dem wie er real zu diesem Zeitpunkt aussah, unpassend war? Auch seine Hände wirkten zu groß im Vergleich zu seinem Kopf. Da war die Frisur wirklich noch das Kleinste übel!

Das sind so Kleinigkeiten, die leider die Höchstwertung verhindern. Denn inhaltich und auch stilistisch (von meinen genannten Kritikpunkten mal abgesehen) ist das ganz großes Kino.

Inhaltisch, Insenatorisch und Stilistisch hat mir der Film wirklich gut gefallen. Die Musik ist passend, die einzelnen Epochen im Film sind sehr gut inszeniert worden und ich hatte sogar das Gefühl einen Film aus dieser Zeit dann zu sehen. Aber die CGI hat es leider etwas geschmälert. Aber unter dem Strich bleibt es ein sehr guter Film!
 

2moulins

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Gestern sah ich mir den Film auf Netflix an. Ich teilte mir den Film in 2 Hälften....
In unserer Tageszeitung wurde ein ziemlicher Hype um den Film gemacht, vor allem um das Thema "Große Kinoleinwand" vs. Netflix. Er wurde auch in einem örtlichen, kleinen Aternativ-Kino gezeigt (ein ehemaliges Schulzimmer - mit zusammengewürfelter Einrichtung). Da war's bei mir im Heimkino eher besser ;).

Den Film finde ich grundsätzlich gut. Ich mag solche Epen, die sich über längere Zeitabschnitte hinziehen und dabei eine interessante Geschichte erzählen, noch dazu über Personen, die wirklich 'mal gelebt haben. Das ist schon die halbe Miete. Dazu dann die Darsteller De Niro, Pesci und Pacino unter Regisseur Scorsese. Das ist dann quasi schon die zweite Hälfte, so dass eigentlich nicht mehr viel schief gehen kann.

Von den genannten Stars haben mir Pesci's Auftritte am besten gefallen. :hoch: Robert De Niro's (immer währender) verkniffener Blick und Pacino's Overacting geben deren Auftritten mit zunehmendem Zeitablauf einen leinen Abzug in der B-Note. Die Sache mit der digitalen Verjüngung ist so eine Sache. Wahrscheinlich wäre es tatsächlich besser gewesen, man hätte Schauspieler gefunden, welche Ähnlichkeiten mit den Alten aufweisen. So hatte man halt immer vor Augen, dass es sich um die veränderten Gesichter der "Originale" handelte. Mich reißt das ein wenig aus der Geschichte, es lenkt ab. Besonders auffällig war hierbei - wie Tarantino1980 schon erwähnte - die etwas ungewöhnliche Statur und die Proportionen von Pacino.

Die Ausstattung (Kleidung, Einrichtungen, Autos) ist sehr gut. Besondere cinematographische Bilder vermisste ich leider. Da hatte ich mehr erwartet. Am besten gefielen mir hier noch wenige Nachtaufnahmen mit Neonbeleuchtung und Straßenzüge mit Fassadenwerbung.

Für 8/10 reicht's aber. Ich schaue mir den auch gerne irgendwann nochmal an.
 
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