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deadlyfriend

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#02 08.05.2023 deadlyfriend
 

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Jung, blond und tödlich

Sir Henry Rider Haggard veröffentlichte im Jahr 1886 den Roman „She – A history of Adventure“. Dieses Werk zählt neben „Quatermain“ und „König Salomons Schatzkammer“ zu den bekanntesten Werken des Autors, welches wohl über 83 Millionen Mal über die Ladentheke ging.

Die erste Verfilmung dazu gab es bereits 1899, von keinem Geringeren als Georges Méliès, den Kinofreunde spätestens seit dem Meisterwerk „Hugo Cabret“ von Martin Scorsese kennen sollten. Dies war aber nicht die einzige Verfilmung. Es gab nämlich eine ganze Menge. Eine der Bekanntesten dürfte „She – Herrscherin einer versunkenen Welt“, aus dem Jahr 1935 gewesen sein. Eine weitere äußerst bekannte Verfilmung stammt aus dem Jahr 1965 die von Hammer films produziert wurde. Mit Peter Cushing, Ursula Andress und Christopher Lee famos besetzt. Leider liegen die Rechte bei Warner, weshalb es keine vernünftige Veröffentlichung in Deutschland gibt.

Durch den großen Erfolg von „Herrscherin der Wüste“ angetrieben, ließ man 1967 mit „The Vengeance of She“ ein Sequel folgen, welches in Deutschland den strunzdummen Titel „Jung, blond und tödlich“ erhielt.
Vorweg: Dies ist ein seltsamer, wenn auch ein wunderschöner Film. Er schließt lose an den Vorgänger an bzw. nutzt nur Bruchstücke der eigentlichen Vorlage und kreiert eine komplett neue Geschichte.

Wir sehen zu Beginn wie eine wunderschöne Blondine (Olga Schoberova) zielstrebig mit starrem Blick eine Bergstraße in der Nähe von Monte Carlo Richtung Tal hinunterläuft. Im Hintergrund vernehmen wir einen schrillen Ton, der sich dann in der wundervollen Musik von Mario Nascimbene auflöst. Dieses Lied mit dem Titel „Who is she?“, was nebenbei erwähnt kongenial im Jahr 2003 von „I Monster“ gecovert wurde, bringt uns sofort in die Atmosphäre des Films und wird auch im weiteren Verlauf eine überragende Rolle spielen. Diese traumhaft schöne und ebenso geheimnisvolle Melodie beeinflusst nämlich den kompletten Film nachhaltig und bietet manchmal sogar mehr Mystik als der eigentliche Inhalt. Wir begleiten weiterhin die Blondine, über die wir nichts Wissen und schauen ihr zu, wie sie an Bord einer Yacht gelangt, die sie anscheinend näher an ihr Ziel bringen könnte. Bis dahin macht sie einen ähnlichen Eindruck wie „Weena“ aus „Die Zeitmaschine“, wenn sie wie ferngesteuert dem Signal der Morlocks folgt. Auf der Yacht lernen wir die weiteren Protagonisten kennen und allmählich wird auch das Ziel der jungen Dame klar und auch, warum sie so zielstrebig ist. Mit dieser frühen aber eben für den weiteren Verlauf notwendigen Auflösung, verliert der Film ein wenig von seiner anfänglichen Faszination und wechselt nun vom Mystik-Thriller mit James Bond Optik, eher in den Bereich des Abenteuerfilms. Diese äußerst skurrile Mischung der verschiedenen Genres, wirkt manchmal ein wenig befremdlich, bruchstückhaft oder auch zu viel des Guten, aber sie wird dennoch durch die eingangs erwähnte Musik zusammengehalten. Die Bilder sind wie von Hammer gewohnt wieder fabelhaft und die Sets, wie auch die Locations, sind absolut großartig gewählt. Dennoch bekam der Film weder gute Kritiken, noch hätte er heute einen besonderen Stellenwert in der Filmgeschichte. Trotzdem mag ich ihn sehr. Der Film hat auf mich eine eigenartige Wirkung, die objektiv nicht zu erklären ist. Wahrscheinlich liegt es zu einem großen Teil an der mehrfach erwähnten Musik, die eben wiederum die Atmosphäre im Film anleitet. Natürlich sehe ich auch die Schwächen des Films, aber irgendwie vermag ich da drüber weg zu sehen. Insgesamt sieht der Film aber recht teuer aus und Aufnahmen vor Ort in Monte Carlo und Almeria, was für Nordafrika herhalten muss, sind für die Produktionsfirma auch eher ungewöhnlich. Dennoch bereiteten mir gerade diese Sequenzen im ersten Drittel, die größte Freude im Film.

Für Freunde des Abenteuerfilms der 60er und auch für Freunde von Hammer, ist der Film natürlich zu empfehlen. Es ist beileibe kein Meisterwerk aber dennoch ein schöner Film, den ich in der Sammlung absolut nicht missen möchte.
 
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