Scarface

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
24.424
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
237
AW: Scarface

Dem kann ich mich nur anschließen. Als großer Al Pacino Fan, der Mann zählt definitiv zu meinen Lieblingsschauspielern, war damals bei der Erstsichtung dieser Film pflicht. Ich muss zu meiner Schande gestehen das die Erstsichtung erst im Jahre 2006 war (ich hoffe ich hab mich mit dem Datum nicht vertan), da ich vorher nirgends an eine Uncut DVD rangekommen bin und wenn will man sich ja so einen Film ungeschnitten ansehen. Zu VHS Zeiten muss ich zu meiner Schande gestehen das ich nicht sonderlich viel mit den Herren Pacino und De Niro anfangen konnte. Mein Interesse an diesen Beiden Ausnahmetalenten kam erst so mit 19 auf, also 1999 und da gab es soviele Filmperlen die ich nachholen musste, dass Scarface erst viel später auf meinem Schirm einzug hielt. Als ich den Film das erste mal gesehen habe war ich überwältigt. Die Darstellung des Tony Montana durch Pacino ist einfach genial! Wie er diesen Charakter angelegt hat zeigt was für ein super Schauspieler er ist. Dieser Akzent im O-Ton ist eifnach grandios! Aber auch die von Agent Orange bereits erwähnte Körpersprache von Pacino in dem Film tut sein übriges dazu, das man Tony Montana als das warnimmt, was er ist nämlich einen egoistischen machtbesessenen Kerl der alles kontrollieren will, sei es "beruflich" als auch privat!

Für mich eine der besten Szenen der Filmgeschichte ist die komplette letzte Szene. Wie dort dieser "Schußwechsel" in der Villa in Szene gesetzt wurde sucht wirklich seines gleichen und das alles ohne Slow Motion oder sonstigen aufwertenden Effekten.

Scarface ist eine Mischung aus Action und Drama welches im typischen 80ziger Jahre Flair daherkommt. Heutzutage würde dieser Film, wenn er genauso gemacht würde wohl keine große Beachtung mehr finden. Zu wenig Popcorn Kino, zu wenig Action im klassichen Sinne. Damals jedoch war dieser Film revolutioniär und durch die Leistung von Al Pacino auch heute noch ein Meilenstein der Filmgeschichte!

Daher kann ich diesem Film guten Herzens eine 10/10 geben. Absoluter Kult und wie ich finde sollte jeder Cineast ihn min. 1x gesehen haben.
 

2moulins

Filmgott
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
7.568
Ort
Saarland
Filmkritiken
14
AW: Scarface

Gestern zum erstenmal gesehen.

Kann mich vielem, was hier geschrieben steht, anschließen. Insbesondere die Haltung gegenüber dem Hauptcharakter Tony Montana, der eher verachtenswert ist. Und Al Pacino bringt's authentisch 'rüber.

Das 80er Flair hat mir gut gefallen, und auch auch die Kameraarbeit ist mir positiv aufgefallen. Besonders die Anbahnung der "Kettensäge-Szene" fand ich sehr spannend und interessant aufgebaut. Man spürte förmlich, dass wohl gleich etwas passieren wird... Die Szene selbst empfand ich dann gar nicht so heftig wie erwartet, da man (Gott sei Dank) recht wenig Konkretes sieht. Wenn man bedenkt, dass der Film mal indiziert war und jetzt problmelos ungekürzt in den Läden zu haben ist, so muss ich sagen, dass der Härtegrad eigentlich gar nicht so auffällig erscheint. Und ich gehöre hier wohl eher zu den Zartbesaiteten....

Jedenfalls ist es ein gut erzähltes Gangsterepos, das man gesehen haben sollte. Und Brian De Palma-Filme sah ich schon immer gerne.

Bewertung: 8-9/10
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
24.424
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
237
AW: Scarface

Ich weiß es zwar nicht 100% aber ich meine der Film war eher auf Grund der "Sprache" und der Tatsache das man halt mit Drogen soviel Geld machen kann indiziert. Aus heutiger Sicht natürlich lächerlic, aber damals war es wohl noch ein Grund warum man Filme indiziert. Ach ja und natürlich die "Gewaltverherlichung".
 

Count Dooku

Leinwandlegende
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
5.942
Filmkritiken
101
AW: Scarface

Ich fand den Film auch ziemlich gut gemacht.
Imo ist "Carlitos Way" in gewisser Art eine Fortführung von Scarface. Zumindest scheint Carlito vor dem Gefängnis eine ähnliche Person gewesen zu sein wie Tony.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
24.424
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
237
Bevor ich in die Filmdiskussion einstiege beantworte ich erstmal Dwayne´s Frage. Vielleicht interessiert die Antwort auch andere.

Hat die 4K Scheibe wenigstens am Anfang wieder den Lauftext oder immernoch playergeneriert?

Nein, warum auch immer ist der Anfang mit dem playergenerierten Untertiteln versehen, also kein Lauftext. Sowas ist für mich jetzt nicht "kriegsentscheidend" ob ich eine VÖ gut finde oder nicht, aber es geht mir da ähnlich wie Dir, warum ändert man sowas wenn es im originalen Film von DePalma einfach anders war?

Ich würde dir gern zustimmen und ja...Scarface ist ein guter Film mit einer gewissen Wirkung. Ich hab diesen Film damals auch sehr gefeiert. Aber bei meiner letzten Sichtung hab ich festgestellt....je länger der läuft umso anstrengender wird er.

Pacino ist zum Ende hin nur noch ein unerträglicher Kotzbrocken....im Flug vergeht da bei mir leider garnix :( außer vielleicht meine gute Laune (ja auch ich hab sowas hin und wieder).

Also von Anstrengung und Langeweile habe ich bei meiner aktuellen Sichtung definitiv nichts gespürt. Im Gegenteil ich habe den Film wirklich gefeiert. Die 10/10 meine ich ernst, nicht aus Kultstatus, ich gebe ihm eine ernstgemeinte 10/10!

Ich gebe Dir natürlich recht Al Pacino spielt hier alles andere als Mr. Niceguy und sein Charakter Tony Montana ist kein Symphatieträger, im Gegenteil er soll polarisieren. Während andere grow up Storys meistens Charaktere beinhalten denen man den Erfolg gönnt und mit denen man mitleidet wenn es doch kein Happy End gibt ist es in Scarface genau umgekehrt. Im Grunde gönnt man es Tony nicht das er mit seiner Art erfolgreich wird und als er dann auf dem Gipfel ist sieht man auch warum. Er ist damit nicht glücklich. Und für mich ist die Darstellung dieses "Kotzbrockens" einfach eine geniale Charakterstudio die, zumindest aus meiner Sicht, genauso gewollt war. Tony Montana war für mich nie der Charakter zu dem ich aufgeschaut habe und gesagt habe "Coole Sau, beneidenswert" Da hat Pacino in seinem Repertoire ganz andere Charaktere gespielt die deutlich symphatischer waren. Aber wie gesagt, für mich war es auch nie beabsichtigt das Tony Montana als Leitfigur in die Filmgeschichte eingesehen sollte. Vielleicht sogar als abschreckendes Beispiel.

Aber für mich ist die Darstellung von Pacino unter dem Strich einfach genial hier in diesem Film!

Und de Palma hat sich sein "Regiegott" Status spätestens mit The Black Dahlia versaut. So oder so, Carlitos Way ist (imo) der bessere Film.

Ich gebe Dir recht das mir die aktuelleren Werke von Brian De Palma auch nicht mehr so gut gefallen, wie seine früheren. Gerade sein aktuellster Film war auch nicht mehr so gut wie ich es mir erhofft hatte, gerade bei dem Cast! Da fand ich tatsächlich noch Passion besser, wobei auch der nicht mehr ganz auf der Höhe war.

Man darf hier allerdings auch nicht vergessen das der gute Mann bald 80 wird und ich da tatsächlich bei der Theorie von Quentin Tarantino bin, das es irgendwann ein gewisses Alter gibt, wo man als Kreativer nicht mehr an seine früheren Werke anknüpfen kann, weil man selbst älter ist als seine ursprüngliche Zielgruppe. Spontan fällt mir aktuell wirklich nur Martin Scorsese ein, der trotz seines Alter noch weiterhin richtig gute Filme dreht!

Was Carlitos Way angeht, so bin ich der Meinung das er anders genial ist. Carlitos Way gehört tatäschlich auch zu meinen Lieblingsfilmen von DePalma, wobei er in seiner Schaffenszeit zwischen 1974 bis 1984 eigentlich für mich am genialsten war. Danach konnte er halt nur nochmal 1992 mit Mein Bruder Kain, 1993 mit Carlitos Way, 1996 mit Mission: Impossible, 1998 mit Spiel auf Zeit und für mich das letzte mal 2002 mit Femme Fatale so richtig brillieren. Aber daher mein Ausdruck Regiegott, da er für mich einfach eine große Menge sehr genialer Filme gedreht hat!

So aber nun zurück zu Scarface. Ich steige gerne nochmal mit meinen frischen Eindrücken in diese tolle Filmdiskussion ein, die hier in vergangenen Zeiten bereits entfacht war. Vielleicht hat ja der ein oder andere irgendwann auch nochmal Lust mit einzusteigen!


Brian de Palma hat mit diesem Film zweifellos ein Meisterstück abgelegt. Ich kenne das Original zwar nicht, denke aber dass de Palmas Scarface höchstens eine lose Anlehnung an den alten Film ist.

Bis vor kurzem habe ich auch so gedacht. Aber auf der neusten VÖ ist, anlässlich des Jubiläums von DePalmas Scarface, eine große Q&A Runde mit Brian De Palma, Al Pacino und Steven Bauer enthalten und da habe ich erfahren, was mir zumindest neu war, das die Grundidee zum Remake von Al Pacino kam. Er schaute sich nämlich den originalen Scarface aus dem Jahre 1932 im Kino an und war total beeindruckt von der Regie Arbeit von Howard Hawks und der Darstellung von Paul Muni, die in dieser Runde generell in den höchsten Tönen gelobt wurde. Also werde ich hier mir auch mal das Original anshene müssen, weil ich wissen will wie Eigenständig De Plamas Film wirklich ist und wie inovativ die Darstellung von Al Pacino wirklich war, also zumindest in diesem Film. Ich denke schon das hier das Remake von De Palma nur eine lose Anlehnung an das Original ist, aber ich will es endlich einmal wissen!

Um den Film vollends genießen zu können, ist wohl die Sichtung im O-Ton unerlässlich, Pacino spricht und spielt den Tony Montana hier so perfekt dass es ein Genuss ist. Aufgrund der langen Laufzeit, und meiner recht bescheidenen Englischkenntnisse, wird es aber doch häufig nur die deutsche Fassung. Die Synchro kann sich in diesem Fall aber absolut sehen bzw hören lassen und mindert keineswegs den Filmgenuss.

Ich schaue nicht wirklich viele Filme im O-Ton aber bei Scarface mache ich tatsächlich eine Ausnahme da hier Al Pacino mit Akzent einfach genial ist! Die Synchro ist auch gut, aber der Synchronsprecher kann dieses Flair nicht so gut rüber bringen. Außerdem muss man einfach dem Kultstatus des wortes Fuck, das tatsächlich sehr sehr oft in diesem Film vorkommt, einfach huldigen. :nice:

Ich habe mir bei dieser Sichtung viel Zeit gelassen um Tony Montana genau zu beobachten, seine Dialoge, seine Haltung, sein Gang. Er ist ein Charakter der keine Kompromisse eingehen will, er will alles, er will die Welt, mit allem was in ihr ist. Sinnbildlich für seinen Charakter, hat er eine Vorliebe für Tiger, er geht mit seinem Kumpel Manny in den Zoo um sie sich anzusehen, und im späteren Filmverlauf hält er sich einen Tiger als Haustier. Ein Tier welches viele Eigenschaften des Tony Montana widerspiegelt. Der Drang nach Freiheit, Tony würde genau wie sein Hauskätzchen über Leichen gehen, nur um nicht hinter Gittern zu landen. Die Zielstrebigkeit, ich sehe etwas das mir gefällt, also gehe ich hin und nehme es mir einfach. Aber ebenso steckt hinter der rauen, bissigen Schale ein Wesen mit Gefühlen, kaum sichtbar allerdings. Jedes mal wenn sich persönliche Gefühle bei Tony breit machen blockt er sie mit einem Schwall von Aggression und Schimpfwörter analer Herkunft ab. Trauer und Kritik wandelt er komplett in Wut über seine Mitmenschen ab.

Wirklich perfekt zusammen gefasst! :hoch:

Und genau das zeigt wie interessant diese Charakterstudie ist und das Tony Montana eben kein "Filmheld" ist den man lieb hat, oder den man bewundert. Es ist einfach eine trauriger Charakter mit den man, auch nicht für das viele Geld, tauschen wollen würde!


Während des Film gibt es etliche Beispiele dafür, eine davon ist eine Schlüsselszene des Films, in der Tony beweist dass es sogar für ihn Grenzen gibt. Kindesmord ist sogar für ihn zu hoch, und auch hier wechselt er von Unverständnis in Wut, er redet sich richtiggehend selbst in Rage bevor er den Killer seines Geschäftspartners erschießt.

Diese Szene hat mich bei der aktuellen Sichtung wirklich total umgehauen. Früher empfand ich sie tatsächlich als etwas störend bzw. unlogisch. Warum sollte der Gangsterboss Tony Montana sich hier die Finger selbst schmutzig machen. Für mich war dies früher unverständlich. Diesen Job, also das "Kindermädchen" für den Killer von Sosa zu sein, hätte jeder aus seinem Umfeld genauso machen können. Aber bei dieser aktuellen Sichtung machte die Szene das erste mal Sinn für mich! Es war, wie Du auch so schön festgestellt hast, einfach eine der wenigen Grenzen die Tony hatte. Er hatte keine Skrupel irgendwelche Leute zu töten, er hatte keine Skrupel Frauen zu schlagen, aber ein unschuldigen Kind zu töten, das war seine Grenze. Zwar musste er dafür einen sehr hohen Preis zahlen das er hier nicht einfach genaus kaltschnäuzig wie zuvor agierte, macht ihn aber tatsächlich ein Stück weit symphatisch!



Von mir gibt es trotz einiger ganz kleiner Schwächen 10/10

Kannst Du Dich noch erinnern welche kleinen Schwächen Du mit dieser Aussage meintest? Wie bereits erwähnt ist der Film für mich eine klare 10/10 aber es gibt tatsächlich eine Sequenz die mir bei dieser Sichtung so rein garnicht gefallen hat, die absolut unpassend war und mich tatsächlich, wenn zum glück auch nur kurz, aus dem Filmgenuss rausgerissen hat. Und das war diese typische "Musiksequenz aus 80ziger Jahre Filmen" wo man im Zeitraffer sieht wie erfolgreich Tony wird und wo er dann auch heiratet. Es ist für mich, Genre übergreifend in gefühlt jedem großen Blockbuster der 80ziger zu sehen und in den meisten Filmen passt es auch und man bekommt ein gutes Gefühl. Spontan fällt mir da Das Geheimnis meines Erfolges oder die Rocky Filme ein, wo diese art von Musiksequenzen super funktioniert haben. Bei Scarface hat es mich wirklich aus dem Film gerissen. Das war für mich die kleine Schwäche.

Nichtsdestotrotz ist Scarface natürlich eine starke Charakterstudie von einem der auszog, die Welt zu seiner zu machen. Da ihr schon ausgiebig diesen Aspekt verfolgt habt, lege ich meinen Fokus nun auf die drei Frauen im Leben von TM.

Auch ein sehr schönes Thema, was mir tatsächlich bei meiner aktuellen Sichtung auch viel mehr aufgefallen ist! Gerade Tonys Schwester Gina ist mir diesmal viel stärker aufgefallen als zuvor.

Als erstes ist da Elvira Hancock (Michelle Pfeiffer). Ein Püppchen, so schwach und trotzdem arrogant, das man sich fragt, wieso eigentlich? Sie ist nur ein Rockzipfel am Saum der Gewalt und langweilt sich durchs Leben. Vollgedröhnt mit Koks ist sie ein Individium ohne jede Selbstachtung und echtem Stolz. Erst in der Restaurantszene wird ihr klar, welch ein Leben sie an Tonys Seite führt (oder früher mit Frank) und die Entscheidung, die sie daraufhin fällt, ist die einzig richtige: Sie verschwindet aus Tonys Leben.

Michelle Pfeiffer hat hier auch einen super Job gemacht! Sie war damals nicht nur bildschön, sondern auch sehr wandelbar. Irgendwie musste ich hier häufig an Margot Robbie denken, die für mich auch aktuell zu den interessantesten weiblichen Schauspielern der aktuellen Zeit gehört. Auch wenn Elvira natürlich in diesem Film nur ein Nebencharaker war, so war es für mich schon wichtig wer diese Rolle spielte. Hätte De Palma hier einfach nur eine x-beliebige Blondine genommen, es wäre nicht halb so gut geworden!

Mary Elizabeth Mastrantonio als Tonys Schwester Gina ist da vom anderen Kaliber. Zu Beginn ist sie die kleine Schwester, die ihren ach so coolen Bruder anhimmelt, aber da sie einen eigenen Kopf hat, wird ihr schnell klar, das er ihr keine Luft zum Atmen lässt. Materiell ja (eigener Beautysalon) aber in Sachen Männer benimmt sich Tony eher wie ihr Vater und eifersüchtiger Ehemann in Personalunion und treibt Gina schon aus Trotz in die Arme von seinem besten Freund Manny und somit in ihr Verderben.

Wie bereits erwähnt ist mir diesmal auch viel stärker die Darstellung von Mary Elizabeth Mastrantonio aufgefallen. Ihre Entwicklung als Tonys Schwester war auch interessant mit anzusehen. Auch in der Schlusszene wo sie Ihrem Bruder eine abartige Bruderliebe vorwirft habe ich früher immer als Schockhandlung angesehen, da ihr frisch angetrauter Mann kurz zuvor von Tony getötet wurde. Aber wenn man mal genauer drüber nachdenkt, kein Mann war gut genug für sie. Also vielleicht auch nicht komplett aus der Luft gegriffen das Tony da mehr interesse hatte, aber es logischerweise nicht ausleben konnte. Keine Ahnung ob es gewollt war oder nicht, aber so wirkte es bei dieser Sichtung auf mich das sie da sehr wohl den Nagel auf den Kopf getroffen hatte mit Ihrer Sichtweise.

Alle drei Frauen können bei all ihrer unterschiedlichen Liebe zu Tony nicht verhindern, was aus ihm wird, weil Tony selber gar nicht weiß, was Liebe ist. Für ihn geht es nur um Geld, Respekt und Macht, da hat die Liebe leider keinen Platz.

Auch hier perfekt zusammen gefasst! Eigentlich hätte er ein glückliches Leben führen können. Er hatte eine wunderschöne Frau, hatte genug Geld um ein sorgenfreies Leben zu führen und hätte somit seiner Ehe auch Kinder schenken können. In der Restaurant Szene wirft er seiner Frau ja vor das es an ihr liegt das er kein Kind mit ihr will, aber sie hält ihm dann ja eiskalt den Spiegel vor, was er denn für ein Vater wäre. Und das spiegelt sehr gut deine Aussage wieder das Liebe keinen Platz im Leben von Tony hatte. Er liebte auch Elvira nicht, er wollte sie nur besitzen weil sein damaliges "Idol" Frank López etwas hatte was er besitzen wollte. Während bei anderen Filmen dann der "Neue" auch besser ist und die arme unterdrückte Frau aus solch einer Beziehung befreit und sie dann liebt und ihr ein sorgenfreies Leben beschwert, wird in Scarface es sogar noch schlimmer für Elvira. Ob Frank sie wirklich geliebt hat weiß man natürlich auch nicht, aber ich glaube schon das er sie respektvoller behandelte als es Tony tat.

Abschließend kann ich jedem Fan des Filmes nur empfehlen ernsthaft auf den 4K Zug umzurüsten, da das Bild hier wirklich genial ist! Der Film ist es natürlich auch!
 

Blonder

Filmgott
Registriert
23 Juni 2008
Beiträge
7.344
Ort
Wolfsburger Ecke
Filmkritiken
8
Bei mir is gestern die 4K Scheibe angekommen.
Eigentlich interessiert mich 4k bei Filmen absolut null.
Aber da die Scheibe halt der Edition bei lag, nehme ich natürlich die bessere.
Nach dem neuerlichen Eindrücken hier habe ich gleich noch mehr Lust den Film zu sehen.
Zähle ihn auch zu meinen Lieblingsfilmen.

Btw
Ich hatte mir die Limited mit der Statue vorbestellt. Nja.. eigentlich hatte ich es ganz vergessen und gestern kam die Mail zur Abholung bei Saturn.
Über die Qualität breiten wir mal den Mantel des Schweigens.
Aber so in der Verpackung auf 2m Entfernung sieht sie schon ganz nett aus.
Nur sollte man den Deckel zu lassen. Was ein Gestank nach Chemie.

Ich denke, ich werde dann auch mal einen Blick auf die 1932 Version werfen.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
24.424
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
237
Ich hatte auch überlegt ob ich mir die Goldedition hohle, aber der Preis war mir etwas zu hoch. Gereitzt hätte mich halt das dort auch das Original von 1932 mit dabei ist und das die Amaray noch einen schönen Schuber drum hat. Die Statue hat mich nicht so gereitzt, besonders weil genau das eingetreten ist was ich befürchtet hatte. Tut mir sehr leid das es wirklich so ist!
 

Agent Orange

Tonmeister
Teammitglied
Registriert
18 Juni 2008
Beiträge
9.432
Ort
Irgendwo im Nirgendwo
Filmkritiken
7
Kannst Du Dich noch erinnern welche kleinen Schwächen Du mit dieser Aussage meintest?

Auweia, eine sehr gute und berechtigte Frage. Ich weiß jetzt nicht ob ich dabei spezielle Szenen im Kopf hatte oder die Aussage eher generell gemeint war. Also bezogen auf das Pacing oder dergleichen. Habe aber aktuell auch mal wieder ziemlich Bock auf den Film. Werde ich also zeitnah eruieren müssen :D.

Die von dir angesprochene Sequenz ist mir aber auch nicht unbedingt als Höhepunkt im Gedächtnis hängen geblieben. Gut möglich dass ich die auch ein wenig im Sinn hatte.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.722
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Scarface

Tony Camonte ist Bodyguard und Auftragskiller im Chicago der 20 er Jahre. Mit Loyalität hat er allerdings nicht viel am Hut, da er lieber selbst die Geschäfte in die Hand nehmen möchte. Deshalb übertreibt er bei seinen Jobs ein wenig, um damit zielgerichtet einen Bandenkrieg auszulösen, von dem er nur profitieren kann.

Beeindruckend! Einfach nur beeindruckend! Regie-Legende Howard Hawks drehte den Film im Jahr 1930, welches natürlich noch für die Übergangsphase vom Stumm- zum Tonfilm steht und liefert dabei einen unfassbaren Film ab, wenn man sich diese Entstehungszeit vor Augen führt. Das zweite Wort, was mir neben „Beeindruckend“ sofort in den Kopf schießt ist „Mutig“. Verdammt mutig! Dies ist kein Film der „von der guten alten Zeit“ handelt, sondern wir befinden uns mittendrin. Es ist nicht überliefert, wie die Mafia den Film fand, allerdings war das auch dahingehend ein absolutes Risiko, denn bei Nichtgefallen, wäre das eine andere Art von Kritik geworden als ein negativer Artikel in der Chicago Tribune. Zumal der Film direkt, ebenfalls verdammt mutig, mit einem Vorwurf an die amerikanische Regierung startet, die diese Zustände zulassen und zu wenig bekämpfen. Allerdings hatte er dafür in den Filmbehörden eine Menge Kritiker und wer weiß, ob ihm die Mafia dann nicht doch lieber gewesen wäre, da er nun an sein Werk gehen musste, um es zu ändern und er einige Szenen auch neu drehen musste. Deshalb wurde der Film dann auch erst 1932 veröffentlicht. Allerdings gab es selbst hiervon unterschiedliche Versionen, da er in einigen Staaten das Ende nochmal ändern musste, um das amerikanische Justizsystem positiver darzustellen. Die zweite und dritte Variante ist heute noch erhältlich, die Erste wohl nicht mehr.

Dennoch sind auch die existierenden Fassungen absolut sehenswert und im Grunde sogar Pflichtprogramm. Was hier, nochmal das Entstehungsjahr 1930 in Erinnerung rufend, an Action geboten wird, ist der Hammer. Die Verfolgungsjagden sind atemberaubend, die Schießereien unglaublich. Zusätzlich eine wirklich interessante Figurenzeichnung, da man dicht bei Tony Camonte bleibt und beileibe nicht alles gut findet, was er tut. Das heißt der Zuschauer hatte also bereits vor 95 Jahren keine echte Identitätsfigur. Mich erinnerte diese Art und Weise sogar ein wenig an Travis Bickle in „Taxi Driver“. Nicht die Figur selbst, sondern sein Verhältnis zum Zuschauer. Der einzige Schwachpunkt im Film ist für mich sein Humor, der teilweise im jeweiligen Kontext überhaupt nicht funktioniert. Glücklicherweise sind dies immer nur kurze Einschübe, sodass man sie im Gesamteindruck verschmerzen kann. Teilweise grausig ist für mich die Synchronisation, die über 50 Jahre später entstand. Die klingt für mich überhaupt nicht homogen, weshalb ich jedem den Originalton ans Herz legen kann. Für mich ein Meilenstein der Kinogeschichte, welchen man sich unbedingt anschauen sollte, da er Dekaden der Filmwelt beeinflusst hat.
 

Dwayne Hicks

Filmgott
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
7.440
Filmkritiken
26
Ich stimme in (fast) allen Punkten zu und bin mal so frei und kopiere meine Review aus Letterboxd hier rein.

Scarface

Krasser Film.
Ich hab den immer gekonnt "ignoriert" aufgrund von.....Vorurteilen?

Man kennt halt das Remake von DePalma und sagt sich "Wie soll ein Film von 1932 da stand halten?"
Dann bin ich über ein Review der aktuellen Criterion Scheibe gestolpert und dachte mir anhand der Bilder "Der sieht irgendwie geil aus der Film"
Worauf hin ich die Scheibe geordert habe und ja.......cooles Teil.

Ich kenne nur Little Caesar aus dieser Zeit, welcher bereits die heute bekannten Facetten des Rise&Fall Genres gut abdeckt, aber Scarface setzt da nochmal ein drauf. Scarface bietet deutlich mehr Lametta was auch dazu führte das Hawks ziemlichen Stress mit der Zensur hatte.
In Chicago durfte der Film sogar erst ab 1941 gezeigt werden.

Womit ich nicht gerechnet habe, das der Film einiges an Action bietet. Selbstverständlich immer nur kurze Momente aber für diese Zeit einfach beeindruckend.
Paul Muni als Titelfigur hat mir echt gut gefallen. Das "overacting" hielt sich für mein Geschmack noch in Grenzen. Auch der Soundtrack ist angenehm zurückhaltend und keine Dauerbeschallung wie man sie später in den 40er und 50ern des öfteren hatte.

Während ich Anfangs noch nicht so die Ähnlichkeit zu DePalmas Scarface gesehen habe, bekommt man zum Ende hin sämtliche Schlüsselmomente geboten die man eben aus dem Remake kennt, fand ich sehr cool.
Großartig die Szene wo Tony heraus findet das er tatsächlich hintergangen wurde.

Und nochmal....das Ding sieht optisch einfach geil aus, viel Spiel mit Licht und Schatten, hat mir sehr gut gefallen.

Auch bekam ich mittendrin wieder Bock auf "Boardwalk Empire" was eigentich nicht verwunderlich ist, da die Produzenten und Schreiber der Serie auch Fan von diesem Film sein müssen. Anders kann ich es mir nicht erklären das in der Serie zwei Charaktere Namens Paul Muni und George Raft bei Al Capone auftauchen ;)

Ein wenig Humor gibts auch und die Szene mit dem Telefonat während eines drive-by ist sogar pures Comedy Gold.

(Stil)prägender Film der Bock auf mehr macht. Bock auf Filme dieser Zeit, ein (re)watch von DePalmas Scarface sowie Boardwalk Empire und noch weiteren Filmen dieser Art.

PS: Immer wenn wer stirbt sieht man irgendwo ein X in unterschiedlicher Form. Scorsese hat dies bei The Departed ebenfalls mehrfach als Hommage eingebaut.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.722
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Ich stimme in (fast) allen Punkten zu und bin mal so frei und kopiere meine Review aus Letterboxd hier rein.
Gerne! Ich war so frei und habe es auch verlinkt. Ich freue mich sehr, das dem Original tatsächlich jemand eine Chance gegeben hat. Das hat es aber auch einfach verdient.
Scarface

Krasser Film.
Ich hab den immer gekonnt "ignoriert" aufgrund von.....Vorurteilen?
Gut, dass Du das geändert hast.
Man kennt halt das Remake von DePalma und sagt sich "Wie soll ein Film von 1932 da stand halten?"
Ich kannte das Original, allerdings habe ich die Beiden nicht zusammen gesehen. Innerhalb der De Palma Retrospektive war das natürlich so geplant, da ich dann besser überprüfen kann, was De Palma übernommen hat. Gut, die klaren Dinge weiß man, aber vielleicht sind ja auch ein paar subtile Dinge verpackt.
In Chicago durfte der Film sogar erst ab 1941 gezeigt werden.
Ja, der hat eine prickelnde Zensurgeschichte hinter sich. Kann ich irgendwie nachvollziehen. Die waren von solch einem Stoff, ohne Erfahrung, mit Sicherheit überfordert.
Womit ich nicht gerechnet habe, das der Film einiges an Action bietet. Selbstverständlich immer nur kurze Momente aber für diese Zeit einfach beeindruckend.
Finde ich für 1930 einfach sensationell, was Hawks hier gedreht hat. Inhaltlich und visuell,
Und nochmal....das Ding sieht optisch einfach geil aus, viel Spiel mit Licht und Schatten, hat mir sehr gut gefallen.
Gestern dachte ich auch daran, ob Hawks sich vorher mit Lang bzw. Murnau beschäftigt hat. Zumindest schließe ich es nicht aus.
PS: Immer wenn wer stirbt sieht man irgendwo ein X in unterschiedlicher Form. Scorsese hat dies bei The Departed ebenfalls mehrfach als Hommage eingebaut.
Genau wegen solchen Dingen grabe ich so gerne in der Filmgeschichte rum, oder mache diese Retrospektiven. Klasse, das Dir das aufgefallen ist. Solche Aha-Effekte finde ich immer wieder faszinierend.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.722
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Ich kenne das Original zwar nicht, denke aber dass de Palmas Scarface höchstens eine lose Anlehnung an den alten Film ist.

Bis vor kurzem habe ich auch so gedacht. Aber auf der neusten VÖ ist, anlässlich des Jubiläums von DePalmas Scarface, eine große Q&A Runde mit Brian De Palma, Al Pacino und Steven Bauer enthalten und da habe ich erfahren, was mir zumindest neu war, das die Grundidee zum Remake von Al Pacino kam. Er schaute sich nämlich den originalen Scarface aus dem Jahre 1932 im Kino an und war total beeindruckt von der Regie Arbeit von Howard Hawks und der Darstellung von Paul Muni, die in dieser Runde generell in den höchsten Tönen gelobt wurde. Also werde ich hier mir auch mal das Original anshene müssen, weil ich wissen will wie Eigenständig De Plamas Film wirklich ist und wie inovativ die Darstellung von Al Pacino wirklich war, also zumindest in diesem Film. Ich denke schon das hier das Remake von De Palma nur eine lose Anlehnung an das Original ist, aber ich will es endlich einmal wissen!

Da ich ja jetzt beide Filme hintereinander gesehen habe, kann ich zumindest sagen, dass hier eine ganze Menge aus dem Original enthalten ist. Der Werdegang von Montana verfolgt allerdings durch die Flüchtlingsthematik einen komplett anderen Ansatz. Im Original ist Tony bereits im System drin, während er sich in der 83er Variante erst nach oben "arbeitet". Die Figurenkonstellation ist dann allerdings verdammt ähnlich. De Palma baut die Figuren bei 170 Minuten Spielzeit aber natürlich viel größer aus und verfeinert den kompletten Background. Dennoch kann man in der zweiten Hälfte durchaus von einem klaren Remake sprechen und keinesfalls von einer losen Anlehnung. Okay, es wurde 226 mal weniger "Fuck" gesagt. :lol: Aber sogar "The world is yours" stammt aus dem Original von 1930. Dennoch ein Remake, welches absolut seine Berechtigung hat und zusätzlich total respektvoll mit dem Original umgegangen ist. Ich mag in diesem Sinn auch die Widmung am Ende für Howard Hawks und Ben Hecht.



Da wir aber ansonsten hier einen durchweg interessanten Thread haben, erspare ich mir eine weitere Rezension. Ich persönlich vergebe da einen Zehner, denn obwohl das Original absolut klasse ist, haut das Remake hier nochmal richtig einen raus. Auch visuell ist der Film einfach nur klasse und das Finale einfach nur atemberaubend. Im Jahr 1932 war das beim Zuschauer wahrscheinlich aber ebenfalls so.
Es ist aber auch rund um den Film sehr interessant, was hier alles passiert ist und es gab viele Dinge die ich vor der Sichtung des Bonusmaterial gar nicht wusste. Dass zum Beispiel Steven Spielberg eine von 4 Kameras beim Shoot-Out im Finale bediente. Das Oliver Stone das Drehbuch schrieb, hatte ich vergessen, wurde aber dort wieder daran erinnert. Unbekannt war mir allerdings das zunächst Sidney Lumet vorgesehen war und dass die Ideen, die Einwanderer aus Kuba als Aufhänger zu nehmen, von ihm stammten. Apropos Kuba: Ich wusste auch nicht, dass Steven Bauer tatsächlich aus Kuba stammte und wohl auch ein paar Fragen von der kubanischen Gemeinde erhalten hat, wie er in so einem Film bloß mitspielen könnte.

Insgesamt war das aber ein richtig tolles Erlebnis den Film wieder zu sehen und in 4K machte der echt Laune. Wenn ich einen Mini-Kritikpunkt anbringen möchte, wäre es an ein paar wenigen Stellen die Musik von Moroder.
 

Agent Orange

Tonmeister
Teammitglied
Registriert
18 Juni 2008
Beiträge
9.432
Ort
Irgendwo im Nirgendwo
Filmkritiken
7
Ich sehe schon, ich muss das Original doch endlich mal angehen :p :-P Habe den, warum auch immer, als vermutlich recht nett, kann man wahrscheinlich auslassen eingespeichert gehabt. Aber da scheint ja doch etwas mehr drinne zu stecken.
Und im Anschluss natürlich nochmal das Remake. Habe da jetzt durch deine Kritik wieder richtig Lust auf den Doppelpack bekommen :hoch:
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.722
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Ich sehe schon, ich muss das Original doch endlich mal angehen :p :-P Habe den, warum auch immer, als vermutlich recht nett, kann man wahrscheinlich auslassen eingespeichert gehabt. Aber da scheint ja doch etwas mehr drinne zu stecken.
Und im Anschluss natürlich nochmal das Remake. Habe da jetzt durch deine Kritik wieder richtig Lust auf den Doppelpack bekommen :hoch:
So ein Doppelpack ist da nicht der schlechteste Gedanke. Dann ist man schön drin :D Aber auch so sehr interessant. Vor allem wenn man sich mal die Filmographie von Howard Hawks anschaut, wie viele Welterfolge der insgesamt gedreht hat.
 

Count Dooku

Leinwandlegende
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
5.942
Filmkritiken
101
Hab beide Fassungen gesehen. Sind beide nicht schlecht.
DePalmas Film übernimmt viele Elemente vom alten Schinken, besitzt dabei aber trotzdem eine Eigenständigkeit.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
24.424
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
237

Da wir aber ansonsten hier einen durchweg interessanten Thread haben, erspare ich mir eine weitere Rezension.
Auf die sachen die bereits erwähnt wurden werde ich auch nicht mehr groß eingehen, da es hier eine bereits hervorragende Diskussion im Thread gibt und meine Aussagen auch größtenteils noch passen.


Ich persönlich vergebe da einen Zehner, denn obwohl das Original absolut klasse ist, haut das Remake hier nochmal richtig einen raus.
Bei der Wertung bleibe ich auch, war er aber schon immer für mich. Wie bereits zu Anfang der Retrospektive erwähnt werde ich mir dieses mal auch das Original endlich ansehen, da ich das Remake aber wirklich so liebe wollte ich es zuerst sehen und bin jetzt aber sehr neugierig, auch weil ich mir nochmal die Q&A Runde im Bonusmaterial angeschaut habe, wie das Original auf mich wirkt.

Auch visuell ist der Film einfach nur klasse und das Finale einfach nur atemberaubend.
Dem schließe ich mich gerne an. Er ist sehr gut inszeniert und das Setdesign ist wirklich gut. Dennoch habe ich ihn dieses mal im Rahmen der Retrospektive natürlich etwas anders wahrgenommen und auch wenn ich den Film wirklich liebe, so fühlte er sich an vielen Stellen nicht als De Palma Film im eigentlichen Sinne an, besonders nicht wenn man an die beiden Vorgänger Filme denkt. Ob es daran liegt das er sich sehr genau an das Drehbuch von Oliver Stone halten wollte? Natürlich erkennt man als Fan seine Handschrift und der Film ist auch genial, aber wirkt halt häufig eher auch wie eine Auftragsarbeit, ohne es Negativ zu meinen. Im Grunde ein ähnliches Phänomen wie Mission: Impossible. Unter dem Strich auch ein sehr guter Film, aber wenn man nicht wüsste wer auf dem Regie Stuhl gesessen hat würde ich es nicht vermuten das es De Palma war. Tatsächlich kannte und mochte ich beide Filme ja auch bereits ohne das Wissen wer Brian De Palma ist. Es sind auch für mich tatäschlich, ohne natürlich beide Inhaltlich vergleichen zu wollen Filme, die vielen Leuten gefallen die wirklcih sonst glaube ich kaum einen De Palma Film kennen.

Dennoch gab es natürlich wieder ein paar typische De Palma Momente, wie z.B. in dem Nachtclub in dem "zufälligerweise" hinter jeder Sitzecke sich sehr große Spiegel befanden. Das war mir zuvor noch nie so aufgefallen, aber ich musste sofort schmunzeln da es ein sehr typisches Stilmittel von De Palma ist und man so wieder viele Perspektiven gesehen hat. Auch natürlich die vielen Überwachungsmonitore in Tonys Villa, die zwar absolut zur Story passen, aber auch wieder so viele schöne indirekte Split-Screen Momente bieten.


Es ist aber auch rund um den Film sehr interessant, was hier alles passiert ist und es gab viele Dinge die ich vor der Sichtung des Bonusmaterial gar nicht wusste. Dass zum Beispiel Steven Spielberg eine von 4 Kameras beim Shoot-Out im Finale bediente.
Das Q&A kannte ich ja schon, aber ironischer Weise habe ich mir dieses Detail auch nicht gemerkt. Ich denke das zeigte aber auch sehr gut welchen Stellenwert damals De Palma in der Filmwelt hatte das selbst Steven Spielberg neugierig auf den neusten Film war und dann halt mal, das denke ich war dann eine sehr spontane und nicht abgesprochene Aktion, zumindest bei einer Szene mal beim Dreh dann dabei sein wollte. Das es ausgerechnet eine der ikonischsten Szenen der Filmgeschichte dann war zeigt natürlich wieder einmal auch sein gutes Gespür.

Das Oliver Stone das Drehbuch schrieb, hatte ich vergessen, wurde aber dort wieder daran erinnert.
Tatsächlich bin ich kein großer Oliver Stone Fan und ich bin hier wirklich sehr froh das von ihm nur das Drehbuch stammt und De Palma hier Regie führen durfte! Ich glaube Stone hätte mir den Film komplett versaut!

Unbekannt war mir allerdings das zunächst Sidney Lumet vorgesehen war und dass die Ideen, die Einwanderer aus Kuba als Aufhänger zu nehmen, von ihm stammten.
Auch das hatte ich irgendwie wieder vergessen und auch hier glaube ich wäre der Film ein ganz anderer geworden. Ich denke der Hauptgrund warum man sich hier für dieses Detail entschieden hatte war wirklich das man so den Vergleichen mit Der Pate entgehen wollte. Wären es Italiener gewesen glaube ich wäre dieses Vergleich häufiger gezogen worden.

Apropos Kuba: Ich wusste auch nicht, dass Steven Bauer tatsächlich aus Kuba stammte und wohl auch ein paar Fragen von der kubanischen Gemeinde erhalten hat, wie er in so einem Film bloß mitspielen könnte.
Das war mir bekannt, aber ich war bei dem Q&A wirklcih geschockt in welchem Zustand er sich offenbar befand. Ich habe dann direkt einmal gegoogelt und als ich dann las das er mit einer Alkoholsucht zu kämpfen hat war mir sofort klar warum er da so wirkte. Vielleicht was angetrunken oder eben auf Entzug. Eine sehr schlimme Krankheit die Menschen zerstören kann. Sehr tragisch da er ja um einiges Jünger als Al Pacino ist, aber in diesem Q&A wirkte Pacino deutlich vitaler als er.

Insgesamt war das aber ein richtig tolles Erlebnis den Film wieder zu sehen und in 4K machte der echt Laune.
Meine absolute Zustimmung und tatsächlich ist Scareface auch immer einer der Filme den ich empfehle wenn Leute auf 4K umsteigen um die Vorteile von 4K aufzuzeigen. Ich konnte den Film ja leider nie im Kino sehen, meine Erstsichtung fand auf DVD statt und ich will nicht wissen wie der Film wohl auf VHS ausgesehen hat, aber die Restauration bietet hier wirklich, gerade beim Colorgrading einen deutlichen Mehrwert!


Wenn ich einen Mini-Kritikpunkt anbringen möchte, wäre es an ein paar wenigen Stellen die Musik von Moroder.
Ich vermute einmal Du meinst auch genau diese Sequenz hier oder?

Kannst Du Dich noch erinnern welche kleinen Schwächen Du mit dieser Aussage meintest? Wie bereits erwähnt ist der Film für mich eine klare 10/10 aber es gibt tatsächlich eine Sequenz die mir bei dieser Sichtung so rein garnicht gefallen hat, die absolut unpassend war und mich tatsächlich, wenn zum glück auch nur kurz, aus dem Filmgenuss rausgerissen hat. Und das war diese typische "Musiksequenz aus 80ziger Jahre Filmen" wo man im Zeitraffer sieht wie erfolgreich Tony wird und wo er dann auch heiratet. Es ist für mich, Genre übergreifend in gefühlt jedem großen Blockbuster der 80ziger zu sehen und in den meisten Filmen passt es auch und man bekommt ein gutes Gefühl. Spontan fällt mir da Das Geheimnis meines Erfolges oder die Rocky Filme ein, wo diese art von Musiksequenzen super funktioniert haben. Bei Scarface hat es mich wirklich aus dem Film gerissen. Das war für mich die kleine Schwäche.

Das hat mich bereits bei meiner letzten Sichtung schon gestört und gestern auch. Der Film ist ansonsten so episch erzählt und auch mit einem guten Score unterlegt, das dieser Song und diese Sequenz einfach total unpassend sind, zumindest musikalisch. Hier hätte ich mir wirklich, wie bei Der Pate einfach nur einen grandiosen Score gewünscht.

Jetzt freue ich mich auf jeden Fall auf das Original und werde dann natürlich auch berichten.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
24.424
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
237
Jetzt freue ich mich auf jeden Fall auf das Original und werde dann natürlich auch berichten.
Da ich richtig neugierig nun auf das Original war, habe ich es mir dann direkt einen Tag später angeschaut.

Beeindruckend! Einfach nur beeindruckend! Regie-Legende Howard Hawks drehte den Film im Jahr 1930, welches natürlich noch für die Übergangsphase vom Stumm- zum Tonfilm steht und liefert dabei einen unfassbaren Film ab, wenn man sich diese Entstehungszeit vor Augen führt.
Diesen Worten möchte ich mich komplett anschließen. Hier muss man sich absolut vor Augen führen wann dieser Film gedreht wurde und das es auch noch viele Stummfilme zu diesem Zeitpunkt gab und der Tonfilm noch ein sehr neues und damals auch sehr kontrovers diskutiertes Medium. Und dennoch inszenierte hier Howard Hawks 1930 einen Film, der wirklich seines Gleichen sucht, zumindest wenn man auf Dialoge und Action schaut. Selbstverständlich bietet der Film auch mehr, aber alleine wenn man sich diese beiden Aspekte vor Augen führt in Hinblick auf die Entstehungszeit


Das zweite Wort, was mir neben „Beeindruckend“ sofort in den Kopf schießt ist „Mutig“. Verdammt mutig! Dies ist kein Film der „von der guten alten Zeit“ handelt, sondern wir befinden uns mittendrin. Es ist nicht überliefert, wie die Mafia den Film fand, allerdings war das auch dahingehend ein absolutes Risiko, denn bei Nichtgefallen, wäre das eine andere Art von Kritik geworden als ein negativer Artikel in der Chicago Tribune.
Genau das habe ich mich auch gefragt da er eben nicht nur zu dieser Zeit der "Gangster Banden" Kriege spielte, sondern auch real zu dieser Zeit inszeniert wurde. Noch dazu direkt zu Anfang der Hinweis das es eben sich nicht nur um reine Fiction handelt. Entweder hatte also Howard Hawks glück das sich besagte Gruppe gut vertreten fand in diesem Film, oder aber sie ihn schlicht und ergreifend nicht gesehen haben, da sie mit anderen Dingen beschäftigt waren.
Deshalb wurde der Film dann auch erst 1932 veröffentlicht. Allerdings gab es selbst hiervon unterschiedliche Versionen, da er in einigen Staaten das Ende nochmal ändern musste, um das amerikanische Justizsystem positiver darzustellen. Die zweite und dritte Variante ist heute noch erhältlich, die Erste wohl nicht mehr.
Ich vermute mal das alternative Ende auf der Disc ist dann auch das Ende was damals im Kino lief? Mir hat das alternative Ende jedenfalls nicht so gut gefallen, da es etwas die Dynamik gestört hat und den hervorragenden Schluss etwas abgemildert hat. Der Richterspruch inkl. vollstreckung des Urteils war für mich einfach überflüssig.

Dennoch sind auch die existierenden Fassungen absolut sehenswert und im Grunde sogar Pflichtprogramm. Was hier, nochmal das Entstehungsjahr 1930 in Erinnerung rufend, an Action geboten wird, ist der Hammer. Die Verfolgungsjagden sind atemberaubend, die Schießereien unglaublich.
Auch hier stimme ich Dir sehr gerne zu. Ich saß wirklich teilweise mit offenem Mund da, gerade z.b. bei der Autoverfolgungsjagd nach dem Mordversuch auf Tony, oder auch die kurze Actionsequenz in der Tonys Leute aufgeräumt haben um der "Nord Side" zu zeigen wer die Stadt regiert. Wirklich sehr beeindruckend wie diese Action inszeniert wurde! Auch das die Autoszenen nicht in diesem "Zeitraffer-Modus" gezeigt wurden, sondern sie sehr modern aussehen. Auch konnte ich hier wenig Modelle erkennen, also da muss man einfach den Hut vor Howard Hawks ziehen wie er das gemacht hat!

Teilweise grausig ist für mich die Synchronisation, die über 50 Jahre später entstand. Die klingt für mich überhaupt nicht homogen, weshalb ich jedem den Originalton ans Herz legen kann. Für mich ein Meilenstein der Kinogeschichte, welchen man sich unbedingt anschauen sollte, da er Dekaden der Filmwelt beeinflusst hat.
Da ich ja aus unserer Hitchcock Retrospektive noch sehr wohl wusste wie es um Synchronisation von Filmen aus dieser Zeitepoche, gerade wenn sie dann logischerweise erst deutlich später erst nachsynchronisiert wurden, habe ich mir den Film direkt dann im O-Ton angeschaut. Aber ich habe dann, nachdem ich das hier gelesen habe nochmal ein paar Szenen in der Synchro angeschaut und es ist genauso wie ich auch befürchtet hatte. Man spürt einfach das die Stimmen und auch die Musik nicht zu den Bildern passt.

Man kennt halt das Remake von DePalma und sagt sich "Wie soll ein Film von 1932 da stand halten?"
Dann bin ich über ein Review der aktuellen Criterion Scheibe gestolpert und dachte mir anhand der Bilder "Der sieht irgendwie geil aus der Film"
Worauf hin ich die Scheibe geordert habe und ja.......cooles Teil.
Tatsächlich überlege ich auch, obwohl ich die Blu-ray habe, ob ich mir den Film dann auch nochmal in der Criterion VÖ in 4K in die Sammlung stellen soll, da ich zwar technisch mit der deutschen Blu-ray schon zufrieden bin, aber ich auch neugierig auf das 4K Master hier wäre.


Während ich Anfangs noch nicht so die Ähnlichkeit zu DePalmas Scarface gesehen habe, bekommt man zum Ende hin sämtliche Schlüsselmomente geboten die man eben aus dem Remake kennt, fand ich sehr cool.
Ging mir auch so. Die erste Stunde ist der Film komplett anders, aber in den ca. letzten 30 Minuten gibt es sehr viele Sequenzen die Brian De Palma und natürlich auch Oliver Stone in seinem Drehbuch sicherlich sehr gut zuvor studiert hatten, ohne sie zu sehr zu kopieren. Ich finde dennoch das beide Versionen eine deutlich eigene Sprache sprechen und beide Filme auf ihre Art her einfach großartig sind!

Was aber auf jeden Fall offenbar alle kreativen beim Remake sehr inspiriert hatte war die Dynamik zwischen Tony und seiner Schwester Cesca, die hier im Original bereits schon sehr intensiv war und für mich hat Ann Dvorak die Rolle auch genial gespielt. Besonders stark fand ich ihren Blick als sie in Tonys Wohnung kam um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Generell eine sehr beeindruckende Szene, dieser kalte Blick von ihr, dann noch eine Waffe in der Hand und wenn man dann wieder auf die Entstehungszeit blickt war dies alles andere als an der Tagesordnung eine Frau mit einer Waffe in der Art und Weise zu sehen.

Mary Elizabeth Mastrantonio hat die Rolle im Remake auch sehr gut gespielt, aber im direkten Vergleich muss ich gestehen das mir hier Ann Dvorak deutlich besser gefallen hat, gerade in diesem direkten Vergleich beider Szenen.

Auch Karen Morley als Poppy war natürlich sicherlich eine große Inspiration für die Rolle der Elvira, super gespielt von Michelle Pfeiffer, jedoch sehe ich dies eher nur als Inspiration und fand die Umsetzung in De Palmas Werk viel besser. Aber man merkt halt schon sehr, das man hier sich etwas bedient hat!

Großartig die Szene wo Tony heraus findet das er tatsächlich hintergangen wurde.
Die Szene hat mir auch sehr gut gefallen.

Und nochmal....das Ding sieht optisch einfach geil aus, viel Spiel mit Licht und Schatten, hat mir sehr gut gefallen.

Gestern dachte ich auch daran, ob Hawks sich vorher mit Lang bzw. Murnau beschäftigt hat. Zumindest schließe ich es nicht aus.
Hier gehe ich auch davon aus das Hawks zumindest den ein oder anderen Film gesehen hat, weil das besagte Licht und Schatten spiel doch schon sehr gut umgesetzt wurde, obwohl es natürlich bei Lang und Murnau nochmal eine ganz andere Liga ist, viel künstlericher, aber Hawks hat es auch schon recht gut angewendet.


PS: Immer wenn wer stirbt sieht man irgendwo ein X in unterschiedlicher Form. Scorsese hat dies bei The Departed ebenfalls mehrfach als Hommage eingebaut.

Genau wegen solchen Dingen grabe ich so gerne in der Filmgeschichte rum, oder mache diese Retrospektiven. Klasse, das Dir das aufgefallen ist. Solche Aha-Effekte finde ich immer wieder faszinierend.
Das mit dem X ist mir auch sofort aufgefallen. Auch das man durch durch die Apartment Nummer von Rinaldo dadurch schon wusste das er es nicht überleben wird wenn er Tony die Türe öffnet. Aber auch da kam dann ja nochmal ein größeres X hinzu. Bei solchen Sachen spürt man einfach das sich Filmemacher teilweise richtig gedanken machen und solche kleinen Sachen dann liebevoll in ihren Filmen platziert haben.


Aber sogar "The world is yours" stammt aus dem Original von 1930.
Das fand ich auch total crazy und ich finde es gut das es De Palma auch so prominent in seinem Film platzierte, da es eben auch eine große Hommage an das Original für mich darstellt!

Ich mag jetzt das Original auch sehr, aber das Remake finde ich nochmal etwas besser, wobei beide Filme absolut ihre Berechtigung haben und man sich als Cineast sich unbedingt beide anschauen sollte.

Was ich wiederum interessant finde ist das beide Filme, obwohl 50 Jahre dazwischen liegen, ärger mit der Zensur hatten. Bei De Palmas Film waren zwar die Probleme die das Original hatte nicht mehr groß von erwähnung, aber die vulgäre Sprache und die exzessive Darstelung von Gewalt, wie z.B. die Kettensägen Szene, war für die Zensoren der 80er wohl auch zuviel.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.722
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Dem schließe ich mich gerne an. Er ist sehr gut inszeniert und das Setdesign ist wirklich gut. Dennoch habe ich ihn dieses mal im Rahmen der Retrospektive natürlich etwas anders wahrgenommen und auch wenn ich den Film wirklich liebe, so fühlte er sich an vielen Stellen nicht als De Palma Film im eigentlichen Sinne an, besonders nicht wenn man an die beiden Vorgänger Filme denkt.
Das finde ich gerade in der Retrospektive sehr interessant, da er mit diesem Film auch zeigte, dass er keineswegs in einem Metier festhängt. Vielleicht ein Grundstein, für sein weiteres Schaffen.
Dennoch gab es natürlich wieder ein paar typische De Palma Momente, wie z.B. in dem Nachtclub in dem "zufälligerweise" hinter jeder Sitzecke sich sehr große Spiegel befanden. Das war mir zuvor noch nie so aufgefallen, aber ich musste sofort schmunzeln da es ein sehr typisches Stilmittel von De Palma ist und man so wieder viele Perspektiven gesehen hat. Auch natürlich die vielen Überwachungsmonitore in Tonys Villa, die zwar absolut zur Story passen, aber auch wieder so viele schöne indirekte Split-Screen Momente bieten.
Wenn man sich näher mit dem Regisseur beschäftigt, erkennt man ihn in einigen Passagen wieder. Da hast Du ganz Recht.
Das Q&A kannte ich ja schon, aber ironischer Weise habe ich mir dieses Detail auch nicht gemerkt. Ich denke das zeigte aber auch sehr gut welchen Stellenwert damals De Palma in der Filmwelt hatte das selbst Steven Spielberg neugierig auf den neusten Film war und dann halt mal, das denke ich war dann eine sehr spontane und nicht abgesprochene Aktion, zumindest bei einer Szene mal beim Dreh dann dabei sein wollte. Das es ausgerechnet eine der ikonischsten Szenen der Filmgeschichte dann war zeigt natürlich wieder einmal auch sein gutes Gespür.
Die waren wohl sehr gut befreundet, was auch Scorsese, Lucas etc.. beinhaltet.
Tatsächlich bin ich kein großer Oliver Stone Fan und ich bin hier wirklich sehr froh das von ihm nur das Drehbuch stammt und De Palma hier Regie führen durfte! Ich glaube Stone hätte mir den Film komplett versaut!
Hm, Oliver Stone hat für mich allerdings auch ein paar absolute Meisterwerke abgeliefert. "Platoon", Wallstreet" und natürlich "JFK", möchte ich da nennen.
Auch das hatte ich irgendwie wieder vergessen und auch hier glaube ich wäre der Film ein ganz anderer geworden. Ich denke der Hauptgrund warum man sich hier für dieses Detail entschieden hatte war wirklich das man so den Vergleichen mit Der Pate entgehen wollte. Wären es Italiener gewesen glaube ich wäre dieses Vergleich häufiger gezogen worden.
Ich hatte gelesen, dass man dies tat, weil es authentisch war, da es wohl zu diesem Zeitpunkt eine riesige Einwanderungswelle aus Kuba gab, die man hier thematisch verarbeiten wollte. Also weniger eine Entscheidung gegen Italiener wegen "Der Pate", sondern viel eher ein Schwerpunkt auf den Zeitgeist, da man wohl dort auf den Straßen intensiv für den Film recherchiert hat.
Das war mir bekannt, aber ich war bei dem Q&A wirklcih geschockt in welchem Zustand er sich offenbar befand. Ich habe dann direkt einmal gegoogelt und als ich dann las das er mit einer Alkoholsucht zu kämpfen hat war mir sofort klar warum er da so wirkte. Vielleicht was angetrunken oder eben auf Entzug. Eine sehr schlimme Krankheit die Menschen zerstören kann. Sehr tragisch da er ja um einiges Jünger als Al Pacino ist, aber in diesem Q&A wirkte Pacino deutlich vitaler als er.
Da war ich ebenfalls eher geschockt, als ich ihn dort sah.
Ich vermute einmal Du meinst auch genau diese Sequenz hier oder?
Auch! Mich störte manchmal dieser etwas "billige" Moroder-Disco-Beat. Im Kontext aber natürlich okay, weil es damals ja recht angesagt war. n.

Da ich richtig neugierig nun auf das Original war, habe ich es mir dann direkt einen Tag später angeschaut.
Sehr fein :rock:
Diesen Worten möchte ich mich komplett anschließen. Hier muss man sich absolut vor Augen führen wann dieser Film gedreht wurde und das es auch noch viele Stummfilme zu diesem Zeitpunkt gab und der Tonfilm noch ein sehr neues und damals auch sehr kontrovers diskutiertes Medium. Und dennoch inszenierte hier Howard Hawks 1930 einen Film, der wirklich seines Gleichen sucht, zumindest wenn man auf Dialoge und Action schaut. Selbstverständlich bietet der Film auch mehr, aber alleine wenn man sich diese beiden Aspekte vor Augen führt in Hinblick auf die Entstehungszeit
Ich habe da wirklich eine riesige Hochachtung. Der Mut der damaligen Filmemacher ist einfach unfassbar.
Genau das habe ich mich auch gefragt da er eben nicht nur zu dieser Zeit der "Gangster Banden" Kriege spielte, sondern auch real zu dieser Zeit inszeniert wurde. Noch dazu direkt zu Anfang der Hinweis das es eben sich nicht nur um reine Fiction handelt. Entweder hatte also Howard Hawks glück das sich besagte Gruppe gut vertreten fand in diesem Film, oder aber sie ihn schlicht und ergreifend nicht gesehen haben, da sie mit anderen Dingen beschäftigt waren.
Würde mich auch brennend interessieren, ob Capone und Co den Film jemals gesehen hatten.
Ich vermute mal das alternative Ende auf der Disc ist dann auch das Ende was damals im Kino lief? Mir hat das alternative Ende jedenfalls nicht so gut gefallen, da es etwas die Dynamik gestört hat und den hervorragenden Schluss etwas abgemildert hat. Der Richterspruch inkl. vollstreckung des Urteils war für mich einfach überflüssig.
Ja, das war die dritte Fassung, die in einigen Staaten lief. Gefiel mir auch weniger.
Auch hier stimme ich Dir sehr gerne zu. Ich saß wirklich teilweise mit offenem Mund da, gerade z.b. bei der Autoverfolgungsjagd nach dem Mordversuch auf Tony, oder auch die kurze Actionsequenz in der Tonys Leute aufgeräumt haben um der "Nord Side" zu zeigen wer die Stadt regiert. Wirklich sehr beeindruckend wie diese Action inszeniert wurde! Auch das die Autoszenen nicht in diesem "Zeitraffer-Modus" gezeigt wurden, sondern sie sehr modern aussehen. Auch konnte ich hier wenig Modelle erkennen, also da muss man einfach den Hut vor Howard Hawks ziehen wie er das gemacht hat!
Für mich wirklich sensationell, was Hawks hier 1930 gedreht hat. Vor 95 Jahren!
Ging mir auch so. Die erste Stunde ist der Film komplett anders, aber in den ca. letzten 30 Minuten gibt es sehr viele Sequenzen die Brian De Palma und natürlich auch Oliver Stone in seinem Drehbuch sicherlich sehr gut zuvor studiert hatten, ohne sie zu sehr zu kopieren. Ich finde dennoch das beide Versionen eine deutlich eigene Sprache sprechen und beide Filme auf ihre Art her einfach großartig sind!
Sehe ich auch so! Der Stein für das Remake kam wohl durch Al Pacino selbst ins Rollen, der den Film in einem Kino sah und unbedingt diese Rolle spielen wollte.
Hier gehe ich auch davon aus das Hawks zumindest den ein oder anderen Film gesehen hat, weil das besagte Licht und Schatten spiel doch schon sehr gut umgesetzt wurde, obwohl es natürlich bei Lang und Murnau nochmal eine ganz andere Liga ist, viel künstlericher, aber Hawks hat es auch schon recht gut angewendet.
Ich bin zumindest sicher, da diese Regisseure irgendwie ja den Grundstein für das folgende Kino legten.
Das mit dem X ist mir auch sofort aufgefallen. Auch das man durch durch die Apartment Nummer von Rinaldo dadurch schon wusste das er es nicht überleben wird wenn er Tony die Türe öffnet. Aber auch da kam dann ja nochmal ein größeres X hinzu. Bei solchen Sachen spürt man einfach das sich Filmemacher teilweise richtig gedanken machen und solche kleinen Sachen dann liebevoll in ihren Filmen platziert haben.
Eine unglaubliche Kreativität. Da sieht man, dass bereits 1930 mit subtilen Mitteln gearbeitet wurde, vor denen man den Hut ziehen muss.
Das fand ich auch total crazy und ich finde es gut das es De Palma auch so prominent in seinem Film platzierte, da es eben auch eine große Hommage an das Original für mich darstellt!
Auch die Widmung am Ende finde ich einfach toll und zeigt Respekt!
Was ich wiederum interessant finde ist das beide Filme, obwohl 50 Jahre dazwischen liegen, ärger mit der Zensur hatten. Bei De Palmas Film waren zwar die Probleme die das Original hatte nicht mehr groß von erwähnung, aber die vulgäre Sprache und die exzessive Darstelung von Gewalt, wie z.B. die Kettensägen Szene, war für die Zensoren der 80er wohl auch zuviel.
Bei beiden Filmen aber durchaus nachvollziehbar, weil sie eben Neuland betraten und die Obrigkeit damit aufgrund fehlender Erfahrung völlig überfordert war. Deren Intension war ja tatsächlich, dass man das Publikum schützen wollte und man genau diese Erfahrung nicht hatte, wie die Leute damit umgehen werden.
 
Oben