Pensione Paura

deadlyfriend

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Pensione Paura

Direkt in den ersten Bildern, kann man klar erkennen, dass man die Erwartungshaltung an einen handelsüblichen Giallo begraben sollte. Man sieht Rosa, ein junges Mädchen, welches sich stehend auf einem Ruderboot befindet und sich in einem unter Wasser stehenden Pavillon niederlässt. Es ist taghell und die Szenerie ist einfach nur wundervoll fotografiert. Es herrscht eine friedvolle Ruhe, nur der Pavillon deutet zugleich an, dass ihr das Wasser bereits bis zum Hals steht. Wenn sie diesen Rückzugsort verlässt und sich der „Pensione Paura“ nähert, weiß man auch schnell warum.
Regisseur Francesco Barilli, der hier nach „Das Parfüm der Dame in Schwarz“, seinen zweiten und letzten Film ablieferte, hinterließ eine wundervoll gefilmte Melange aus verschiedenen Stilrichtungen. Auch das er am Ende des zweiten Weltkriegs spielt, weist darauf hin, dass wir hier auf keinen J&B durchtränkten schwarzen Handschuh treffen werden. Die Narrative ist eher klar dem Drama zuzuordnen, während aber viele Versatzstücke eben auch an den Giallo oder zuweilen an „Suspiria“ erinnern. Dennoch bedient er weniger die Mechanismen des Spannungskinos, sondern kreiert einen eigenen kleinen Mikrokosmos, mit einer melancholischen und einsamen Hauptfigur, die aber komplett am Rand der verbliebenen Gesellschaft steht. Dennoch stellt sich Spannung ein, da man als Zuschauer gerne die schützende Hand über Rosa legen möchte und man hofft, dass sie dieser Welt irgendwie entfliehen kann. Apropos Rosa! Sie wird von Leonora Fani gespielt, die hier eine unglaubliche Leistung abliefert. Es ist absolut verwunderlich, dass sie zu keinem großen Star wurde und wenige Jahre später sogar in der Absteige bei „Giallo a Venezia“ landete. Auch wenn ich Letzteren partiell ja irgendwie mag, liegen zwischen ihm und „Pensione Paura“ künstlerische Welten. Man merkt wohl, dass der Film auf mich einen großen Eindruck hinterlassen hat, allerdings möchte ich ihn dennoch nur unter Vorbehalt empfehlen. Es gibt weder Ermittlungen, noch einen Serienkiller, noch ein Mysterium aus der Vergangenheit. Nur ein Mädchen, welches versucht sich einer kranken Gesellschaft zu entziehen. „Sex and blood“ gibt es trotzdem zu bewundern.
 
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