Mother!

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.780
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
234

mother!


Ein Schriftsteller lebt mit seiner Ehefrau sehr zurückgezogen in einem alten Haus auf dem Land. Das Leben der Beiden ist sehr idyllisch, wird jedoch recht bald gestört....

Darren Aronofsky ist zurück! Und mit was für einem Paukenschlag! Meiner Meinung nach war sein letzter Film Noah schon fast etwas zu mainstreamlastig und eher für den Massenmarkt geeignet. Zum Glück hatte er bei mother! offenbar wieder mehr kreative Freiheit und konnte erneut beweisen, was für ein inovativer und genialer Regisseur er doch ist. Nicht nur seine Art der Inszenierung ist eine komplett andere als es im typischen Blockbuster üblich ist, auch seine Art des Storytellings muss man mögen. Es ist wieder ein surealer Trip voller Metaphern und Interpretationsmöglichkeiten. Ich für meinen Teil habe schon eine Interpretation gefunden, die ich aber hier in einer Kritik nicht erwähnen will, da sie zuviel Spoilern würde und wahrscheinlich die Erstsichtung zerstören würde. Aber soviel sei gesagt, am Besten man lässt sich einfach auf den Film ein, lässt sich verzaubern von wundervollen Bildern und sehr interessanten Kamerafahrten. Der Rest kommt von alleine. Entweder ist man auf einmal mitten im Bann des Filmes oder man merkt sehr schnell das es nicht die Art Film ist die man mag. Bei mir war ersters der Fall.

Der Cast ist natürlich auch nur ein Traum. Besonders überzeugt hat mich hier mal wieder absolut Jennifer Lawrence. Es ist immer wieder unglaublich wie wandlungsfähig diese Frau ist. Man nimmt ihr jede Rolle ab und man spürt einfach das sie Spaß daran hat nicht immer wieder die gleichen Rollen zu spielen, sondern sich immer wieder neu zu erfinden. Eine Talent welches nicht viele Schauspieler besitzen. Natürlich ist auch der restliche Cast einfach nur gut ausgewählt. Es war sehr schön Michelle Pfeiffer mal wieder im Kino zu sehen!

Ich bin mir sehr sicher das sich an mother! die Geister scheiden werden. Die einen werden den Film vergöttern und lieben, so wie ich es tue, die anderen werden ihn als langweilig, trivial und Konfus bezeichnen. Daher kann ich hier wirklich nur eine Empfehlung an Aronofsky Fans auspreche. Ich befürchte allen anderen wird er nicht gefallen.

Wertung: 10/10
 
Zuletzt bearbeitet:

Die wilde 13

Storyboard
Teammitglied
Registriert
12 Nov. 2008
Beiträge
18.213
Ort
Duckburg
Filmkritiken
112
Aronofsky is back!! :rock:

Nachdem mir Noah zwar gut gefiel, der Aha-Effekt aber leider ausblieb, ist er mit mother! wieder auf Kurs und entlässt den Zuschauer mit seltsamen Metaphern, Alegorien und unheimlich starken Bildern komplett verwirrt aber auch glücklich aus dem Kino. Herrlich! :hoch:

Was das so alles bedeuten mag, darüber möchte ich gerne noch eine Nacht schlafen aber ich gehe mal stark davon aus, das sich hier die Mutter Natur hinter all den faszinierenden Bildern "versteckt". Auf jeden Fall ein Film, den man nur lieben oder hassen kann.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.780
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
234
Was das so alles bedeuten mag, darüber möchte ich gerne noch eine Nacht schlafen aber ich gehe mal stark davon aus, das sich hier die Mutter Natur hinter all den faszinierenden Bildern "versteckt". Auf jeden Fall ein Film, den man nur lieben oder hassen kann.

Ich denke da bist Du auf der richtigen Spur. ;).

Im Grunde ist Mother! noch biblischer als Noah, aber hier bekommen wir das ganze wieder im tpscher Aronofsy Art präsentiert! :rock:
 

Willy Wonka

Locationscout
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
22.024
Ort
Twin Peaks
Filmkritiken
126
Ich habe den Film zum Glück noch im Kino sehen können und habe ihn mir einen Tag nach der Wilden 13 in der Lichtburg angeschaut. Besser gesagt im zweiten Saal im Haus und zwar im Sabu-Kinosaal. Und der Kinobesuch hatte etwas sehr Besonderes, da an dem Tag auch ein Konzert in der Lichtburg stattfand (Mike and the Mechaniks), hatten wir zu Beginn des Films leider noch ein bisschen Lärm von oben (Tonprobe), was zunächst negativ auffiel, sich dann aber wunderbar in die zunehmend eskalierende Stimmung des Films einfügte.

Richtig bizarr wurde es dann aber nach dem Ende des Films. Mein Bruder und ich verließen den Kinosaal und überall in der Lichtburg liefen Menschen hin und her, es war ein richtiger Trubel und aus dem Lichtburg-Saal dröhnte die Musik von der Vorband. In der Regel sind beim Beginn eines Konzerts alle Türen des Lichtburg-Kinosaals geschlossen, auch bei den Vorbands, aber an diesem Abend war es anders und diese wilde, chaotische Stimmung im kompletten Lichtburg-Gebäude haben meinen Bruder und mich vollkommen verstört. Wieso? Kenner des Films werden es wissen, denn „Mother" kreiert eine so beängstigende, surreale Albtraumstimmung und das Chaos und die die vielen Menschen im Film hatten wir dann in ähnlicher Form direkt vor unserer Nase in der Lichtburg. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die Lichtburg zum Glück nicht demoliert und auseinandergenommen worden ist.
engel.gif


Ich habe nach dem Kinobesuch noch sehr viel an dem Film denken müssen und habe mich bereits intensiv mit vielen Leuten unterhalten, die ebenfalls den Film gesehen haben. Dieser Film ist einfach diskussionswürdig und wirklich ein Paradebeispiel für einen Film, den man nicht einfach nur "abnicken" und als "geil" oder "scheiße" bezeichnen kann. Dieser Film zwingt den Zuschauer förmlich dazu, dass man sich mehr mit ihm beschäftigt, das Gesehene verarbeiten muss und noch viel wichtiger, dass man sich mit anderen Menschen über diesen Film austauschen möchte. Und zwar aus dem Grund, weil man wissen möchte, wie die anderen Zuschauer auf den Film reagieren und wie man das Gesehene genau interpretieren kann. Einige Metaphern und Symbole sind überdeutlich, aber zumindest zu Beginn des Films, sofern man sich als Zuschauer noch nicht vorher mit dem Film beschäftigt hat, sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. So erging es zumindest mir und erst mit zunehmender Laufzeit des Films habe ich einen geschärften Blick auf den Film bekommen und konnte einige Dinge erst so richtig deuten.

Jetzt habe ich viel um den heißen Brei geschrieben und mich immer noch nicht konkret geäußert. Das werde ich in den nächsten Beiträgen machen und ich möchte jetzt erst einmal mit einer Frage abschließen, die alle, die den Film noch nicht gesehen haben, nicht lesen sollten.

Was glaubt ihr, was für ein Getränk Jennifer Lawrence zu sich genommen hat, damit es ihr besser geht? Welche Bedeutung hat diese gelbliche Flüssigkeit? Und seht ihr Jennifer Lawrence mehr als eine Personifikation von Mutter Erde oder als ein Sinnbild für Maria, die den Sohn Gottes gebärt?
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.780
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
234
Freut mich das er Dich auch so begeistert und gefesselt hat Willy!

Und der Kinobesuch hatte etwas sehr Besonderes, da an dem Tag auch ein Konzert in der Lichtburg stattfand (Mike and the Mechaniks), hatten wir zu Beginn des Films leider noch ein bisschen Lärm von oben (Tonprobe), was zunächst negativ auffiel, sich dann aber wunderbar in die zunehmend eskalierende Stimmung des Films einfügte.

Eine wirklich sehr interessante Mischung und ich kann mir sehr gut vorstellen das es passte, da Mother! von der Soundulisse ja sehr ruhig inszeniert ist.

Richtig bizarr wurde es dann aber nach dem Ende des Films. Mein Bruder und ich verließen den Kinosaal und überall in der Lichtburg liefen Menschen hin und her, es war ein richtiger Trubel und aus dem Lichtburg-Saal dröhnte die Musik von der Vorband. In der Regel sind beim Beginn eines Konzerts alle Türen des Lichtburg-Kinosaals geschlossen, auch bei den Vorbands, aber an diesem Abend war es anders und diese wilde, chaotische Stimmung im kompletten Lichtburg-Gebäude haben meinen Bruder und mich vollkommen verstört. Wieso? Kenner des Films werden es wissen, denn „Mother" kreiert eine so beängstigende, surreale Albtraumstimmung und das Chaos und die die vielen Menschen im Film hatten wir dann in ähnlicher Form direkt vor unserer Nase in der Lichtburg. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die Lichtburg zum Glück nicht demoliert und auseinandergenommen worden ist.
engel.gif

Auch eine sehr interessante Begebenheit! Ich kann mir sehr gut vorstellen wie ihr Beiden euch in dem Moment gefühlt habt und das macht das Kinoerlebnis natürilch noch unvergesslicher. Die Sichtung als solches ist ja schon etwas besonderes. Ich habe es jedenfalls nicht bereut den Film auch im Kino als Erstsichtung zu sehen.


Was glaubt ihr, was für ein Getränk Jennifer Lawrence zu sich genommen hat, damit es ihr besser geht?

Ich habe es als den "Saft des Lebens" für mich tituliert. Keine Ahnung was Darren Aronofsky für eine offizielle Bezeichnung für hat. Aber für mich war es halt ein Lebenselexier von Gott für sie das ihr Kraft spenden soll.

Welche Bedeutung hat diese gelbliche Flüssigkeit? Und seht ihr Jennifer Lawrence mehr als eine Personifikation von Mutter Erde oder als ein Sinnbild für Maria, die den Sohn Gottes gebärt?

Hier bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher das es für beide Varianten Anzeichen gibt. Sie als Mutter Erde wäre genauso möglich als wie Maria, die Jesus gebährt.

Ed Harris sollte ja wohl ganz klar Adam sein und in der einen Szene wo es ihm schlecht ging und er sich übergeben hat sah man ja eine Wunde auf Rippen Höhe und erst danach trat ja Michelle Pfeiffer (Eva) in Erscheinung. Und das Arbeitszimmer habe ich als das Paradies gedeutet. Also wirklcih alles sehr bieblich, was mich aber bei dem Film in keinster Weise störte, da er, wie Du so schön sagtest, zum Nachdenken, diskutieren und sich gemeinsam drüber austauschen animiert. Und das gibt es heutzutage nur noch selten bei aktuellen Filmen.
 

Sam Trautman 2

Statist
Registriert
20 Dez. 2016
Beiträge
8
Filmkritiken
1
Hier mal meine Ideen zum Film, enthält Spoiler.


Vom Schmerz des Teilens

Am Anfang war das Feuer, aus dem Feuer entstand das Leben.
Ein Leben, eine Zweisamkeit welche jäh erschüttert wurde als die Menschen kamen
und das Teilen begann.

Darren Aronofsky ( The Wrestler )erzählt eine Geschichte des
Schmerzes und des Verlustes. Vom Schrecken der einseitigen Liebe, einstürzenden
Hoffnungen, untergehenden Welten und legt den Finger immer tiefer ins offene
Fleisch. In seinen besten Momenten kann Aranofsky ein Gemälde des Schreckens
erschaffen das einen Inne halten lässt und erschaudern. Mother! ist weniger
Unterhaltung, eher wie ein Besuch in einer Galerie: Man nimmt Platz. Vertieft
sich in das Gemälde und hält Inne, bis sich einem die ganze Herrlichkeit
offenbart. Aber man braucht Zeit, Geduld sehr viel Geduld.

Der Dichter ( Javier Bardem ) und seine Frau ( Jennifer
Lawrence ) bewohnen in der Abgeschiedenheit der Wildnis ihr zu renovierendes
Eigenheim, nach und nach passieren Dinge, die auf den ersten Blick seltsam
erscheinen. Nach Deutung der Symbolik aber in etwas verwandelt werden können
das ganz nah beim Menschen selbst zu finden ist. Ein Gefühlszustand der für
jeden erfahrbar ist, vielleicht schon mal harte Realität war. Als der Dichter
einen Gast zum übernachten herein bittet und daraufhin immer weitere Leute sich
ins Haus einquartieren, schrillen bei dessen Frau schon die Alarmglocken. Die
Vorboten des Horrors die im grandiosen Finale in einem abartigen Overkill die
Hölle über die Frau des Dichters hereinbrechen lässt. Wobei der Horror nur
wenig mit Blut oder von ihm verschmierte Gesichtern zu tun hat. Er spielt sich
woanders ab. Im Kopf bei der Rückkopplung der Gedanken beim Zuschauer.
Aranofsky zeigt wie Gefühle aussehen müssten wenn man sie auf eine Leinwand
packen könnte. Die passenden Bilder fürs Poesie Album der Ohnmacht. Worte als
Bilder. Unfassbar seine finale Zuspitzung der Dinge.

Nur ohne das Inne halten, ohne die Lust am entschlüsseln der
Deutung bleibt Mother! Ein wirres Machwerk ohne wirklichen Zusammenhang. Erst
das dechiffrieren der Ereignisse führt zu Erkenntnis das da monströses Kino
geschaffen wurde. Beim Versuch die Ding zu entschlüsseln bleiben Spoiler nicht
aus. Wer den Film nicht kennt sollte unbedingt folgende Reihenfolge beachten:
Erst Film dann weiterlesen. Der Dichter ist ein Egoist. Einem dem es nicht
genügt was er hat und nach so viel mehr giert. Ein Welteneinreiser.

Du liebst es das ich dich liebe


Die ungebetenen Gäste am Anfang symbolisieren nichts anderes
als das Teilen des Ehemanns, welches seiner Frau so missfällt. Der Ruhm den ihm
sein Schreiben eingebracht hat ist Teil seiner Persönlichkeit geworden. So darf
man die ungebeten Gäste weniger als Personen , sondern als Symbol des Teilens
sehen, später auch als Abspaltung von ihr nachdem sie ihm „Inspiration genug“
war. Sie genügt ihm nicht alleine, der Ruhm, die Anerkennung das sind die Dinge
mit denen sie nicht konkurrieren kann. So ist es auch nicht verwunderlich als
der Dichter sagt: Die Leute sie können mich wirklich verstehen. Und sie darauf
erwidert „aber ich liebe dich“. Anerkennung und Ruhm sind der Motor des
Dichters, sie ist nur die Inspiration.

Immer wieder sieht man im voranschreiten der Geschichte, im
Haus merkwürdige Risse aus denen Blut herausquillt. Die Frau des Dichters hat
den beiden ein Reich geschaffen, ein zu Hause . Je mehr ihr Mann sich entfernt
und sich dem Ruhm hingibt je mehr Risse bekommt das Haus. Das Haus als Seele.
Die Seelenwelt der Jennifer Lawrence.Noch expliziter wird es im finalen Akt als
hundert von Menschen das Haus in Schutt und Asche legen und alle in die Brüche
geht. Alles stirbt. Alles. Mit dieser radikalen Art des Films setzt Aranofsky
die Seelenwelt frei. Immer weiter entfernt sich ihr Mann von ihr. Ihr Haus wird
in Trümmern gelegt, das Haus das Heim, die Beziehung der beiden. Alles schwarz
und grau und zerstört. Und das ist der Moment. Hier angekommen wird das
Bild,welches Aranofsky zeichnet zum Meisterwerk. Ohne diese Deutung und einem
Interesse des Nachdenkens beim Schauen bleibt mother jedoch wohl nur ein
gewöhnliches Bild.
 

mr.bauer

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
11.199
Ort
L.A.
Filmkritiken
4
Hab mir mal die Amazon-Kommentare durchgelesen und nun kapiert warum er Mother heißt. Nun macht das Ganze natürlich absoluten Sinn. Lawrence steht für Mutter Natur, unsere Erde die gnadenlos ausgebeutet wird, auf der wir rücksichtslos herumtrampeln. Mit diesen Augen betrachtet muss ich gestehen dass man einen tollen gesellschaftskritischen Film abgeliefert hat der einen mit seinen Bildern schon gewaltig in seinen Bann ziehen kann. Werd ihn mir doch mal auf die Kaufliste setzen und irgendwann erneut sichten. Bin ja auch mehrmals eingeschlafen, musste zurückspulen und konnte nicht so doll aufdrehen was bei so einem effektlastigen Film nicht gerade von Vorteil ist.
 

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
Hab mir mal die Amazon-Kommentare durchgelesen und nun kapiert warum er Mother heißt. Nun macht das Ganze natürlich absoluten Sinn. Lawrence steht für Mutter Natur, unsere Erde die gnadenlos ausgebeutet wird, auf der wir rücksichtslos herumtrampeln.

Kann man so interpretieren. Ich schwanke noch, ob nicht eher das Haus für die Erde steht, während Lawrence Maria darstellt. Denn Javier Bardem ist ganz eindeutig Gott. Und ausgesprochen selbstherrlich noch dazu :D Dann hätten wir da noch Ed "Adam" Harris und Michelle "Eva" Pfeiffer und die Gleeson-Brüder "Kain und Abel". Die sich einnistenden Besucher sind ganz eindeutig wir, die alles zerstörende Menschheit. Die Gott immer wieder aufs Neue über die Erde herfallen lässt, obwohl er es inzwischen besser wissen müsste. Aber was ist schon ein Gott ohne eine ihn anbetende Anhängerschaft..?

Hach, herrlich, wenn ein Film soviel Interpretationsspielraum zulässt. Sogar als düstere Parabel auf eine verkorkste Beziehung funktioniert der Film irgendwie.
 
Oben