Master and Commander - Bis ans Ende der Welt

Die wilde 13

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Master and Commander


"Kratz, Kratz, Quietsch, Quietsch!"

Obiges Zitat stammt vom ewig nörgelnden Smutje und gutem Geist der "HMS Surprise", der schon recht genervt ist von den regelmäßigen musikalischen Ergüssen von Kapitän Jack Aubrey (Russell Crowe) und Schiffsarzt Stephen Maturin (Paul Bettany) auf Geige und Cello. Eine winzige Szene aus dem von Peter Weir 2003 inszenierten See-Epos Master and Commander. Sie zeigt auf recht humorige Weise, worum es Peter Weir bei diesem Film ging: Um das Leben und der harten Arbeit der Matrosen auf hoher See zu Beginn des 19.Jahrhundert.

Das gelingt Weir außerordentlich gut, denn er lässt den Charakteren viel Zeit zum Entfalten und ist so ganz nah an sie dran. Nie wurde die Enge, der Dreck und der Alltag auf einem (Kriegs)Segelschiff authentischer gezeigt als hier. Als Zuschauer wird man förmlich auf und unter Deck gesogen, weil es an Ecken Enden ächzt und knarrt, das Wasser allgegenwärtig ist und man durch die zuvor erwähnte Nähe Freud und Leid sowie die Kameradschaft und den Knochenjob an Bord fast schon körperlich miterleben kann. Hier haben Regie, Kamera, Ausstattung und Toningenieure einen fabelhaften Job zusammen gemacht, vor der man nur den Hut ziehen kann.

Ebenso großartig die darstellerischen Leistungen fast aller Beteiligten. In erster Linie die beiden Hauptdarsteller. Russell Crowe als Kapitän, dem Pflichterfüllung, Disziplin und Patriotismus wichtiger als alles andere Interessen sind ohne dabei aber die Menschlichkeit zu verlieren und Paul Bettany als Schiffsarzt, der nicht nur die geschundenen Körper der Seeleute flicken möchte sondern den auch wissenschaftliches Interesse antreibt und ein Gespür für die Stimmung an Bord hat. Diese beiden gegensätzlichen Charaktere sind aber auch Freunde und neben der eingangs erwähnten Musik entstehen dadurch auch famose Dialoge. Es macht einfach Spaß, diesen beiden bei ihrem Schauspiel zuzusehen. Aber auch der restliche Cast braucht sich nicht zu verstecken, allen voran die sehr junge Garde macht ihren Job prima. Denn damals wurden die Söhne aus gutem Hause schon früh auf See geschickt um zum einem schnell als Mann zu reifen und zum anderen so früh wie möglich die Chance zu bekommen, die Karriereleiter zu erklimmen. Das nicht alle Jungspunde dazu in der Lage waren, erfährt man im Film auf verschiedenste Weise.

Die Handlung - auf die ich hier der Spannung halber nicht näher eingehen möchte - beruht vor allen Dingen auf die historischen Romane von Patrick O'Brian, dessen 20bändige Aubrey-Maturin-Serie Leser in aller Welt millionenfach begeistert hat. Doch sind die Ereignisse im Film (und Buch) keinesfalls frei erfunden, denn sowohl Kapitän Aubrey hat mit Earl Thomas Chochram, der als Kapitän mit allen Wassern gewaschen war, als auch die "Acheron" (das baulich überlegene gegnerische Schiff der "HMS Surprise") hat mit der "USS Constitution" historisch belegte Vorbilder, was den Film natürlich umso lebendiger werden lässt.

All dies und der schöne Umstand, das alles, was man auf der Leinwand erblickt, ehrliche Handarbeit mit Modellen und sogar einem echten Segelschiff ist, machen aus Master und Commander einen Film der Extraklasse. Der (finanzielle) Aufwand, der hier betrieben wurde, ist in jeder Szene sicht- und spürbar und somit sicherlich mit ein Grund, das es bisher noch nicht zu einer schon angekündigten Fortsetzung gekommen ist, zumal es sich ja nicht um einen Mainstream-Blockbuster a lá Fluch der Karibik handelt. Sehr schade, denn ich würde gerne weitere Abenteuer der "HMC Surprise" sehen. Aber zur Not gibt es ja noch die Bücher...

10/10
 
Zuletzt bearbeitet:

smee

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Filmkritiken
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AW: Master and Commander - Bis ans Ende der Welt

Einfach Megaklasse ;):hoch:

Ich weiss nicht wie oft ich Master and Commander schon geschaut habe aber er verschafft mit jedes mal eine Gänsehaut.

Der Film hat zwar massenhaft grandiose Momente, aber die Szene, wo der Junge der als Jonas bezichtigt wird mitten in der Nacht mit einer Kanonkugel von Bord springt, geht mir echt an die Substanz.
 
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