Ma Rainey’s Black Bottom

Willy Wonka

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Twin Peaks
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Ma Rainey’s Black Bottom

Chicago im Jahr 1927: Die schwarze Musikerin Gertrude „Ma“ Rainey soll für ihren Manager/Produzenten eine Platte im Tonstudio aufnehmen, aber bis zur finalen Aufnahme-Session kommt, gibt es viel Diskussionsbedarf zwischen der Sängerin, ihrer Band und den verschiedenen Instanzen der Musikindustrie.

Der Film, der auf einem Theaterstück von August Wilson basiert, spielt sich komplett in verschiedenen Räumen des Tonstudios ab. Ausschweifende Dialoge und Reibereien der Band sowie der Machtkampf zwischen Musikern und Produzenten sind im Zentrum des Stücks. Dabei sind es vor allem die verschiedenen Schattierungen und der Umgang mit Rassismus, die immer wieder zum Vorschein kommen und letztendlich das Leben der schwarzen Musiker prägen.

Das Stück und die filmische Adaption gewähren einen Einblick in ein Kapitel der Musikgeschichte, das bis heute noch nicht im vollen Umfang aufgearbeitet worden ist und zwar wie schwarze musikalische Talente durch die Vormachtstellung weißer Menschen ausgenutzt wurden. Damit sind einerseits die Studios und Produzenten gemeint und andererseits die weißen Musiker, die die Songs von schwarzen Sängerinnen und Sänger neu interpretierten und damit die Charts eroberten, weil sie dadurch die Musik auch für die große weiße Mehrheit salonfähig machten.

Der Film versteht es sehr gut diese komplexen Themen (Rassismus im Allgemeinen und das Musik-Business im Speziellen) differenziert darzustellen und nicht nur Schwarze gegen Weise auszuspielen, sondern vielmehr ein heterogenes Bild der schwarzen Community abzubilden. Die Motivationen und das Handeln der einzelnen Protagonisten speisen sich zum Großteil aus ihren eigenen Erfahrungen und ihren gelebten Leben, sodass vor allem die älteren Band-Mitglieder anders auf Rassismus reagieren als beispielsweise der junge Trompeter Levee (Chadwick Boseman), der allein qua seiner jugendlichen Art rebellischer und wilder agiert und sich nicht nur gegen die weiße Vormachtstellung erheben will, sondern auch gegen die vermeintliche Resignation seiner eigenen Leute.

Getragen wird der Film von einem großartigen Ensemble, wo vor allem Viola Davis als divenhafte Gertrude „Ma“ Rainey und Chadwick Boseman als junger Heißsporn hervorstechen. Auch wenn die Schauspieler die Rollen mit Leben füllen, die Dialoge sitzen und das Thema leidenschaftlich behandelt wird, sind das meiner Meinung nach gute Ausgangsvoraussetzungen für ein großartiges Theaterstück. Filmisch setzt Regisseur George C. Wolfe dagegen keinerlei Akzente und vertraut einzig auf die Stärke des dramatischen Stücks und seine Darsteller. So verwundert es nicht, dass die Schauspieler zuweilen über das Ziel hinausschießen (insbesondere Chadwick Boseman) und ihre Performance mehr an einen Theaterauftritt erinnert. Bei einem Regisseur, der vom Theater kommt und erst seit ein paar Jahren auch Filme inszeniert, ist das keine große Überraschung, aber dennoch ist es schade, dass schlussendlich ein abgefilmtes Theaterstück in Erinnerung bleibt.
 
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