Kalifornia
Auszüge aus meiner
ofdb.de - Kritik:
„Kalifornia“ lässt sich nicht so einfach in den Wulst der Serien-Killer-Filme einordnen, sondern liefert eine eigene Variation des Themas. Im Vordergrund stehen nämlich nicht die Mordszenen, oder der Thrill, sondern die feine Zeichnung der Charaktere und die Frage, was einen Serienkiller von einem „normalen“ Bürger unterscheidet; bzw. wie sich das „normal“ in diesem Falle überhaupt definiert.
Aus heutiger Sicht bildet „Kalifornia“ ein unter Wert verkauftes Werk ab, welches völlig zu Unrecht einen solch niedrigen Bekanntheitsgrad in der Filmlandschaft besitzt. Mit David Duchovny, Juliette Lewis und Brad Pitt besitzt der Film (aus heutiger Sicht) auch ein erstklassiges Darsteller-Ensemble, welche auch durch die Bank weg solide Leistungen geben.
Vor allem Brad Pitt ist es zu verdanken, dass der Film über weite Strecken wie eine Zeitbombe ohne Timecode wirkt. Man kann nicht sagen, wann sie explodiert; aber sie wird definitiv explodieren. Brad Pitts Spiel oszilliert stets zwischen sympathisch-exzessiv und abschreckend-imponderabel. Jeden Moment könnte etwas mit Early geschehen. Jeden Moment könnte er jemanden töten. Doch wann und wo und warum, kann womöglich nicht einmal er selbst beantworten.
Somit ist es letztendlich den Leistungen der Darsteller zu verdanken, dass der Film über weite Strecken so gut funktioniert, und weniger dem zuweilen arg kitschigen Drehbuch, welches Esprit und Innovationen vermissen lässt. Vor allem gen Ende bedient sich der Film etwas zu eifrig aus der Klischee-Kiste und es kommt zum unvermeidlichen Action-Showdown, in dem auch ordentlich Blut fließen darf.
Doch bis dahin unterhält der Film grundsolide, nimmt stellenweise sogar arg verstörende Züge an, und geizt auch nicht mit ruhigen Szenen, welche im Kontext überraschend gut funktionieren und zur gelungenen Charakterzeichnung beitragen. Leider verheizt der Film dieses Potenzial mit zunehmender Laufzeit immer mehr, und entwickelt sich eher zu einem oberflächlichen Entertainer.
Nichtsdestotrotz konnte Regisseur Sena schon damals beweisen, dass er ein äußerst versierter Handwerker- und für tolle Bilder und einem solide aufspielenden Cast immer der richtige Mann ist. Und so macht der Film – trotz einer etwas unausgereiften Dramaturgie – stets eine gute Figur, und darf einerseits als Charakterdrama, als auch als Entertainer vollauf punkten; auch wenn dieses Konglomerat nicht immer zu 100% zündet.
7/10