Ist das Ende der musikalischen Ideen erreicht?

deadlyfriend

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AW: Ist das Ende der musikalischen Ideen erreicht?

Mir ist noch etwas eingefallen: ich habe ja im letzten Posting lang und breit innovative Mikrogenres erklärt. Was aber viel interessanter ist, sind Sachen, für die es (noch) keinen Namen gibt.

Ich bin da ehrlich gesagt auch nicht von überzeugt. Sofern jemand ne Bontempi Orgel mit Downbeats kombiniert, kommt jemand um die Ecke geschossen und denkt er müsste dafür eine neue Schublade kreieren. Das hatten wir Anfang der 90er schon in fürchterlicher Art und Weise. Da wurde dann EBM/Industrial aufgesplittet, weil einige Songs um Nuancen anders klangen. Plötzlich hatten wir Noise, Noise Industrial, Ritual, Ritual-Industrial, EBM-Industrial, Agressive Pop, Wave-Industrial, Future-Pop, Intelligent Body Music, Wave-Pop, Future-Wave usw. usw. Nur weil einige Themenbereiche vermischt wurden.:rolleyes:



Da sind wirklich interessante Sachen dabei. Allerdings sehe ich die jetzt auch nicht als neue Spielart an. Da war sogar ne Coverversion von den Kinks dabei. Das sind aber auch mehr Mischungen von Elementen. Trotzdem definitiv interessante Wege.
 

Willy Wonka

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AW: Ist das Ende der musikalischen Ideen erreicht?

Das sehe ich nicht so bzw. würde niemals davon sprechen, dass Indie der neue Mainstream ist. Es gibt sicher (vemehrt? I don't think so...) einen Hang zur Nische...aber das kann dann alles sein. Ich erlebe in meinem Umfeld jedenfalls nicht, dass jemand "plötzlich" Neutral Milk Hotel hört o.Ä..

Ich beobachte das schon seit ein paar Jahren in meinem Freundes- und Bekanntenkreis und bei Musik tauchen sehr viele sehr tief in den Independet-Bereich ab. Da gibt es die eine Fraktion, welche sich intensiv mit dem Metal beschäftigt, andere mit allen möglichen Techno/House/Electro-Sachen oder wieder andere kramen für sich die ganz alten Schlager und Volksmusiklieder raus. Natürlich hören vielen nebenbei auch noch aktuelle Chartsmusik, wozu man in der Disco oder auf einer Dorfete feiert, aber prinzipiell hat sich das Interesse für speziellere Musik erheblich gesteigert. Bei Filmen habe ich das leider noch nicht so massiv erlebt. Da schwimmen die meisten an der Oberfläche.

Das ist das eigentlich Traurige. Man darf gerne in Genres denken, aber man sollte sie niemals als Mauern sehen.

Aber es ist wohl tatsächlich wie bei Filmen. Entweder man gräbt sich immer tiefer in die Materie ein und findet gelegentlich einen Schatz, oder man bleibt an der Oberfläche und hört Schnuffelhäschen-Klingeltonsongs, die nach zwei Wochen wieder vergessen sind. Jeder wie er will. Ich grab' mich dann mal wieder nach unten. :D

Wobei für mich Musik sowieso subjektiver aufenommen wird als Filme. Musik ist für mich noch mehr mit der Gefühltswelt des Menschen verbunden und daher bleibt man eben meist bei seinen Vorlieben. Erst wenn man sich über längere Zeit mit etwas beschäftigt, entstehten neuen Sympahtien und Vorlieben.
Ich setze bei meinem Musikgeschmack mittlerweile keine Grenzen mehr, denn in jedem Genre gibt es interssante Beiträge. Wobei wenn die meisten aussagen, dass sie eigentlich „alles" hören, dass überhaupt nicht stimmt, denn wenn man dann mal spezieller nach irgendwelchen Genres (Jazz, Metal, Schlager, Volksmusik, Klassik) fragt, mögen sie nicht jedes dieser Genres.
 

Eclipsed

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AW: Ist das Ende der musikalischen Ideen erreicht?

Ich beobachte das schon seit ein paar Jahren in meinem Freundes- und Bekanntenkreis und bei Musik tauchen sehr viele sehr tief in den Independet-Bereich ab. Da gibt es die eine Fraktion, welche sich intensiv mit dem Metal beschäftigt, andere mit allen möglichen Techno/House/Electro-Sachen oder wieder andere kramen für sich die ganz alten Schlager und Volksmusiklieder raus.

Da ist wieder das Problem, dass der Indiebegriff unterschiedlich ausgelegt wird. Natürlich stammt der ursprünglich daher, dass diese Bands ihre Musik unabhängig (also ohne Major) auf den Markt gebracht haben. Aber schon seit Jahren steht der Begriff ja synonym für die alternativeren Ecken des Rock und Pop.
Deswegen sagte ich: das Streben zur Nische (ob jetzt Metal, House, HipHop oder Indie) gibt es...aber das war schon immer so.
Auf den Partys und Konzerten auf die ich gehe, hat sich das Publikum jedenfalls nicht merklich geöffnet/verändert...und ich geh ja nun jetzt auch schon länger auf Indiekonzerte! ;)

[...]aber prinzipiell hat sich das Interesse für speziellere Musik erheblich gesteigert.

Was du da, glaube ich, verkennst, ist, dass das nichts mit unserer heutigen Zeit oder mit der Entwicklung der Allgemeinheit zu tun hat, sondern schlicht mit dem Alter. Gerade in dieser Transitionsphase von Schule zur Uni wächst noch mal der Wunsch nach Individualisierung, weswegen sich zu dieser Zeit viele noch mal intensiver mit den Grenzbereichen der Genres auseinandersetzen.

Da sind wirklich interessante Sachen dabei. Allerdings sehe ich die jetzt auch nicht als neue Spielart an. Da war sogar ne Coverversion von den Kinks dabei. Das sind aber auch mehr Mischungen von Elementen. Trotzdem definitiv interessante Wege.

Klar, das waren immer nur einzelne Elemente, die neu respektive neuartig waren...auch das Cover hat ja letztendlich nicht mehr viel mit dem Original zu tun. Ich habe ja aber auch nicht behauptet, dass ich ein komplett neues Genre gefunden hätte! ;)

Jedenfalls sehe ich die Entwicklung nicht am Ende. Die Entwicklung wird zwar kleinschrittiger verlaufen (was ja u.a. auch daran liegt, dass schon ewig kein neues Instrument mehr "erfunden" wurde), aber es wird sie geben. Gerade im Electrobereich ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht, auch wenn aktuell im Underground (ich hasse das Wort eigentlich) eine Menge 70er-Disco und 90er-Rave angesagt ist.
Und noch mal: wer sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen möchte, der sollte Retromania von Simon Reynolds lesen!
 

Willy Wonka

Locationscout
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Da ist wieder das Problem, dass der Indiebegriff unterschiedlich ausgelegt wird. Natürlich stammt der ursprünglich daher, dass diese Bands ihre Musik unabhängig (also ohne Major) auf den Markt gebracht haben. Aber schon seit Jahren steht der Begriff ja synonym für die alternativeren Ecken des Rock und Pop.

Ich bleibe lieber bei der ursrpünglichen Bedeutung, denn wenn man nur die alternativeren Ecken des Rock und Pop darunter versteht, ist für mich der Begriff zu eng gefasst.

Deswegen sagte ich: das Streben zur Nische (ob jetzt Metal, House, HipHop oder Indie) gibt es...aber das war schon immer so.
Auf den Partys und Konzerten auf die ich gehe, hat sich das Publikum jedenfalls nicht merklich geöffnet/verändert...und ich geh ja nun jetzt auch schon länger auf Indiekonzerte! ;)

Du bist ja auch schon seit Jahren mitten in der Szene. ;)
Ich versuche die Veränderungen von außen zu betrachten, wie u.a. das Streben zum Nischenprodukt durch das Internet erheblich gestiegen ist.

Was du da, glaube ich, verkennst, ist, dass das nichts mit unserer heutigen Zeit oder mit der Entwicklung der Allgemeinheit zu tun hat, sondern schlicht mit dem Alter. Gerade in dieser Transitionsphase von Schule zur Uni wächst noch mal der Wunsch nach Individualisierung, weswegen sich zu dieser Zeit viele noch mal intensiver mit den Grenzbereichen der Genres auseinandersetzen.

Natürlich hat es auch in der Vergangenheit den Wunsch nach Individualisierung gegeben und die Gothic oder Grunge-Szene sind bekanntlich auch schon älter, aber durch die globale Vernetzung hat es dennoch zugenommen.

Und noch mal: wer sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen möchte, der sollte Retromania von Simon Reynolds lesen!

Ab dem nächsten Semester besuche ich sogar ein Seminar mit dem Titel „Retromania - Paradoxien medialer Wiederkehr". Ich bin schon sehr gespannt.
 

Kratos666

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AW: Ist das Ende der musikalischen Ideen erreicht?

Ich hab schon seit Jahren das Gefühl immer wieder das Gleiche auf die Ohren zu bekommen.
Daher höre ich in letzter Zeit auch unheimlich viele Soundtracks und fühle mich auch mehr und mehr zu klassischen Stücken hingezogen.
Liegt aber denk ich auch daran das viele Songs einfach nur noch zu tode gecovert werden.
Und vor allem eben schlechter, schlechter und noch schlechter...
 
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