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deadlyfriend

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Denis Byrd ist irgendwie ein Niemand. Er wird kaum wahrgenommen und auch innerhalb seiner Familie ist er eher der Außenseiter, der nur dabei aber nie mittendrin ist. Überstrahlt wird er nämlich von seinem älteren Bruder, der jetzt auch noch mit seiner neuen Freundin um die Ecke kommt, die er zudem heiraten will. Allerdings beginnt Denis sich für sie intensiv zu interessieren und auch die ehemalige Prostituierte schenkt ihm viel Aufmerksamkeit.


Wenn man sich dem Film ohne jegliches Hintergrundwissen nähert, wird man komplett irritiert sein. Nachdem Brian De Palma sich zu diesem Zeitpunkt gerade einen Namen im Thriller gemacht hatte und dadurch sehr viel Aufmerksamkeit bekam, startete er nämlich nicht den nächsten Hit, sondern reiste in seine Vergangenheit zurück und die lag im Sarah Lawrence College. Als ehemaliger Schüler dort, hatte er dem College viel zu verdanken und inzwischen selbst Professor, unterrichtete er dort eine Klasse darin, wie man einen Film dreht. Nur halt eben nicht in der Theorie, sondern in der Praxis. Er wird zwar als Regisseur aufgeführt, überließ aber auch viele Aufgaben seinen Studenten. Er schrieb allerdings die Grundstory selbst, die autobiographische Züge aufweist, da er in seiner Jugend auch nicht der Familienliebling war und sein Bruder deutlich höher im Kurs stand. Dafür überließ er den Schülern Drehbuch, Schnitt und viele andere Dinge. Wie man einen Film finanziert, stand dabei ebenfalls auf dem Programm und man bekam dafür schließlich 400000 Dollar zusammen. Allein diese Idee, zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere, finde ich absolut großartig und irgendwie auch einzigartig. Zudem natürlich auch wahnsinnig sympathisch. Wer macht so etwas schon? Dies ist allerdings noch nicht alles, sondern was er zusätzlich bewerkstelligt hat, ist nochmal der Wahnsinn. Schließlich konnte er Kirk Douglas für das Projekt begeistern, der nicht nur mitspielte, sondern auch noch finanziell unterstütze. Die müssen sich also bei „Teufelskreis Alpha“ wahnsinnig gut verstanden haben, dass er hier einfach so mitmacht. Allerdings konnte er auch Nancy Allen zusätzlich dafür begeistern, die ebenfalls mitspielt. Aber auch im Hintergrund sind die großen Namen zu finden. Sein Stamm-Editor, Paul Hirsch, überwachte und lehrte den Schnitt und Pino Donaggio komponierte tatsächlich den Score. Für mich klingt das in diesem Business geradezu unvorstellbar, dass solche Leute einfach aus Spaß, bei so einem Projekt am Start sind. Leider trifft der Film nicht meinen Humor, was irgendwie einfach schade ist, sonst hätte ich den echt geliebt. Die Familie ist mir einfach zu überkandidelt und auch wenn es zwischendrin wirklich witzige Passagen gibt, kommt diese Art von übertriebenem Humor bei mir nicht immer gut an. Dennoch hinterlässt der Film, der auf 16mm gedreht wurde, irgendwie einen professionellen Eindruck und sieht nicht durchgehend nach Amateurfilm aus. Tatsächlich vergisst man diesen Rahmen irgendwann innerhalb der Spielzeit und gerade die Figuren, die von Nancy Allen und Keth Gordon verkörpert wurden, mag man dann schließlich auch und verfolgt sie gerne. Zudem sind die verwendeten „Film im Film Szenen“ und Meta-Ebenen total spaßig und interessant anzusehen und ich bin sicher, dass die Studenten bei dem Projekt einen großartigen Spaß hatten. Zusätzlich entdeckt man sehr viele Dinge, die man bereits in abgewandelter Form in der Filmographie von De Palma entdecken konnte. Sei es die Anspielung zu "Be Black, Baby" oder auch die sich wiederholenden Reminiszenzen zur "Peep-Art", was natürlich an seine De Niro Filme erinnert. Allerdings greift der Film auch schon vor. Wenn man "Dressed to kill" anschließend gesehen hat, wirkt das Spiel von Keith Gordon im Verbund zu Nancy Allen, rückwirkend betrachtet einfach herrlich.
Ich bin einfach heilfroh, dass selbst dieser Film bei uns auf Disc veröffentlicht wurde.

Eine Bewertung kann ich hier nicht abgeben. Ich kann schlecht dieses Schulprojekt mit einem Kinofilm vergleichen und bei jeder niedrigeren Note, würde ich diesem unglaublichen Enthusiasmus aller Beteiligten ans Bein pissen, auch wenn diese Art von Humor zu großen Teilen nicht an mich rankam.
 
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Tarantino1980

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Wenn man sich dem Film ohne jegliches Hintergrundwissen nähert, wird man komplett irritiert sein. Nachdem Brian De Palma sich zu diesem Zeitpunkt gerade einen Namen im Thriller gemacht hatte und dadurch sehr viel Aufmerksamkeit bekam, startete er nämlich nicht den nächsten Hit, sondern reiste in seine Vergangenheit zurück und die lag im Sarah Lawrence College.
Das ist wirklich sehr schön zusammen gefasst! Hätte ich diesen Film unabhängig von der aktuellen Retrospektive gesehen und vorallem ohne die Kenntnis über De Palma´s Frühwerkt, so wäre ich mit einem großen Fragezeichen in diesen Film gestartet, da er ja nicht nur sehr speziell ist, sondern eben auch, wie Du an anderer Stelle erwähnt hast, definitiv kein großer Spielfilm ist, sondern eben ein Studentenfilm mit zugebenermaßen sehr prominenter Unterstützung.
Als ehemaliger Schüler dort, hatte er dem College viel zu verdanken und inzwischen selbst Professor, unterrichtete er dort eine Klasse darin, wie man einen Film dreht. Nur halt eben nicht in der Theorie, sondern in der Praxis. Er wird zwar als Regisseur aufgeführt, überließ aber auch viele Aufgaben seinen Studenten. Er schrieb allerdings die Grundstory selbst, die autobiographische Züge aufweist, da er in seiner Jugend auch nicht der Familienliebling war und sein Bruder deutlich höher im Kurs stand. Dafür überließ er den Schülern Drehbuch, Schnitt und viele andere Dinge. Wie man einen Film finanziert, stand dabei ebenfalls auf dem Programm und man bekam dafür schließlich 400000 Dollar zusammen. Allein diese Idee, zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere, finde ich absolut großartig und irgendwie auch einzigartig. Zudem natürlich auch wahnsinnig sympathisch. Wer macht so etwas schon? Dies ist allerdings noch nicht alles, sondern was er zusätzlich bewerkstelligt hat, ist nochmal der Wahnsinn. Schließlich konnte er Kirk Douglas für das Projekt begeistern, der nicht nur mitspielte, sondern auch noch finanziell unterstütze. Die müssen sich also bei „Teufelskreis Alpha“ wahnsinnig gut verstanden haben, dass er hier einfach so mitmacht.
Aber genau das ist der Punkt was diesen Film im Rahmen der Retrospektive, aber eben auch als großer De Palma Fan nicht nur absolut interessant sondern auch sehenswert für mich machte. Anstatt seinen damaligen Schülern nur die Theorie des Filmemachens beizubringen wollte er hier ihnen auch die Praxis nahebringen, was eine hervorragende Idee war. Und auch wenn der Film vielleicht nicht sehr aufwendig aussieht, so wird Brian De Palma hier dennoch viel Zeit investiert haben, zeit die er sicherlich auch dafür hätte nutzen können selbst einen neuen richtigen Film zusätzlich zu drehen der finanziell ihm sicherlich mehr eingebracht hätte, aber so war es eben ein Herzensprojekt bei dem sicherliche alle mit viel Herzblut dabei waren. Und dann seinen Studenten noch die Chance zu geben neben so einem Weltstar wie Kirk Douglas vor der Kamera zu stehen, ist auf jeden Fall etwas einmaliges was sicherlich niemand der Beteiligten je vergessen hat. Immerhin reden wir hier über einen Darsteller der zur Entstehung des Films bereits ein Weltstar war und von dem sicherlich jeder Student einige Filme kannte und abgefeiert hat. Das muss ein irres Gefühl gewesen sein.

Allerdings konnte er auch Nancy Allen zusätzlich dafür begeistern, die ebenfalls mitspielt.
Ich denke das war ein selbstläufer, da sie ja zu dem Zeitpunkt mit De Palma verheiratet war und sie sicherlich genauso viel Freude an dem Projekt hatte wie ihr Mann. Dies hatte ich zumindest bei ihrer Darbietung so empfunden.

Aber auch im Hintergrund sind die großen Namen zu finden. Sein Stamm-Editor, Paul Hirsch, überwachte und lehrte den Schnitt und Pino Donaggio komponierte tatsächlich den Score. Für mich klingt das in diesem Business geradezu unvorstellbar, dass solche Leute einfach aus Spaß, bei so einem Projekt am Start sind.
Auch das ist der absolute Wahnsinn da die Studenten sicherlich danna uch diese genialen Leute hinter der Kamera kennen lernen durften und von ihnen sicherlich sehr viel beigebracht bekommen haben. Nur mal so in Relation muss man sich vorstellen das Ayrton Senna der persönliche Fahrlehrer gewesen wäre. Also nicht nur das man solch eine Persönlichkeit mal in Rahmen eines Meet and Greets trifft, man bekommt die Chance alles erklärt von solch einer Größe. Einfach nur Wahnsinn!

Leider trifft der Film nicht meinen Humor, was irgendwie einfach schade ist, sonst hätte ich den echt geliebt. Die Familie ist mir einfach zu überkandidelt und auch wenn es zwischendrin wirklich witzige Passagen gibt, kommt diese Art von übertriebenem Humor bei mir nicht immer gut an.
Das ging mir dann leider auch so. Ich fand noch die Idee mit der Hasen Handpuppe so mit am lustigsten, weil es einfach so komplett drüber und surreal war. Aber generell würde mich mal interessieren, auch aus De Palma´s Frühwerk heraus, ob das wirklich die Art von Humor war bzw. ist auf den er persönlich steht, oder ob es einfach seine Wahrnehmung war was lustig sein könnte. Den das weiß man ja als Filmfan bzw. auch aus seiner Sicht als Filmemacher, das die Komödie so mit die schwierigste und größte Kunst darstellt. Das haben nur wenige geschafft den Spagat zwischen ernsten Filmen und wirklich lustigen Komödien hinzubekommen.

Dennoch hinterlässt der Film, der auf 16mm gedreht wurde, irgendwie einen professionellen Eindruck und sieht nicht durchgehend nach Amateurfilm aus.
Tatsächlich habe ich mich hier auch häufig dabei erwischt an De Palma´s Frühwerk zu denken. Ich vermute einfach mal, da eben hier auch kein riesen großes Budget vorlag, das er ihnen Möglichkeiten aufzeigen wollte einen Film mit kleinen Mitteln zu drehen und griff dabei unweigerlich auf Erfahrungswerte seiner ersten Filme zurück. Den ganz klar er hatte bei seinen zuvor gedrehten Filmen deutlich mehr Budget zu Verfügung und gewisse Dinge kann man ebend nicht mit 400.000 Dollar realisieren, auch wenn es sich auf den ersten Blick nach sehr viel Geld anhört.

Zudem sind die verwendeten „Film im Film Szenen“ und Meta-Ebenen total spaßig und interessant anzusehen und ich bin sicher, dass die Studenten bei dem Projekt einen großartigen Spaß hatten. Zusätzlich entdeckt man sehr viele Dinge, die man bereits in abgewandelter Form in der Filmographie von De Palma entdecken konnte. Sei es die Anspielung zu "Be Black, Baby" oder auch die sich wiederholenden Reminiszenzen zur "Peep-Art", was natürlich an seine De Niro Filme erinnert.
Auch sowas finde ich einfach nur genial, was man einfach nur im Rahmen einer Retropspektive bemerkt.

Ich bin einfach heilfroh, dass selbst dieser Film bei uns auf Disc veröffentlicht wurde.
Absolut. Und auch wenn es sehr unrealisistich ist so würde ich mir sehr wünschen das seine bisher nicht veröffentlichen Kurzfilme auch noch irgendwie veröffentlicht würden. Auch wenn De Palma sagte das Wotons Wake der Beste aus dieser Phase war, so bin ich mir sicher das man auch den anderen viel noch abgewinnen könnte und sehen könnte welche Ideen er da bereits schon hatte.

Eine Bewertung kann ich hier nicht abgeben. Ich kann schlecht dieses Schulprojekt mit einem Kinofilm vergleichen und bei jeder niedrigeren Note, würde ich diesem unglaublichen Enthusiasmus aller Beteiligten ans Bein pissen, auch wenn diese Art von Humor zu großen Teilen nicht an mich rankam.
So ging es mir gestern nach meiner Sichtung auch. Objektiv müsste ich hier ganz unten in der Bewertung ansetzen, was aber diesem Projekt gegenüber einfach nicht Fair wäre, weil es eben so symphatisch und auch zeigt wie wichtig De Palma seine Arbeit als Professor an diesem College damals war und zugleich auch zeigte das er nicht vergessen hatte wo seine Anfänge waren und er auf dem Boden geblieben war. Zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere hatte er ja durchaus schon einige Erfolge und hätte es weder nötig gehabt als Professor an einem College zu lehren noch solch ein Projekt mit seinen Studenten zu realisieren. Also auf der menschlichen Ebene absolut ein sehr sypmphatischer Zug von ihm!
 
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