Ghost in the Shell

BladeRunner2007

Filmvisionaer
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Filmkritiken
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Ghost in the Shell (2017)

Wie beschreibe ich den Film am besten? Nun, visuell ist der Film absolut erstklassig. Das Design des Animes wurde genial in den Live Action Film übertragen. Das gilt für das futuristische Design der Stadt inkl. all der architektischen Raffinesse, die Gestaltung und den Look der einzelnen Charaktere, sowie die Inszenierung der Actionszenen. Außerdem wurden so gut wie alle ikonischen Szenen aus dem Anime 1:1 im Film übernommen. Allerdings sehr häufig in einem ganz anderen Kontext gesetzt und zeitlich in einer anderen Abfolge. Optisch ist das Ding echt 'ne Bank. Die "Shell" ist also schonmal nicht das Problem des Films.

Das Problem ist leider eher der "Ghost". Wo der Anime doch sehr philosophisch angehaucht war und viel mehr interessante Gedankengänge, als Antworten bot, fährt der Johansson Film leider zu sehr die Hollywoodschiene. Zu viele Gedankengeänge und Gefühle werden einfach zu plump und hölzern von den Charakteren ausgesprochen. Ich hatte oft das Gefühl, als würde der Film seinem Publikum nicht zutrauen, mitdenken zu können. So kommen viele Dialoge einfach sehr steif und expositorisch daher. Der Film verlässt sich in seinem Kern zu sehr auf das, was er sagt und nicht auf das, was er eigentlich auch hätte zeigen können. Zumal der Film optisch gesehen eh schon sehr interessant gestaltet ist. Imo eine total vertane Chance. Der Anime hat seine Geschichte hauptächlich visuell erzählt. Man könnte fast meinen, dass die beiden Filme in diesem Aspekt das komplette Gegenteil voneinander sind. So wird dann auch tatsächlich jede kleine Frage beantwortet und alles läuft leider sicher nach Schema F ab. Es gibt keinerlei Überraschungen und die Handlung entwickelt sich ganz so genauso, wie man es erwartet. Das sorgt für die ein oder andere Länge imo. So etwas wie Spannung will daher auch nie wirklich aufkommen. Dazu kommt noch ein recht blasser Bösewicht. Alles keine guten Omen...

Die Musik ist einer der wichtigsten und herausragendsten Aspekte im Anime. Leider war der Score von Clint Mansell so gut wie nicht-existent für mich. Ich habe ihn die meiste Zeit gar nicht wahrgenommen und das ist für mich nie ein gutes Zeichen. Sehr schade! Die Action ist ordentlich inszeniert und auch ganz gut dosiert, allerdings bietet sie nicht wirklich estwas neues. Hat man alles schon mal gesehen und das auch besser. Aber auch schon schlechter. Da der Fokus aber bereits im Anime nicht auf der Action lag, sondern auf der eigentlichen Geschichte, ist das hier nicht so negativ zu verstehen, wie es sich eventuell lesen mag. Immerhin orientiert sich die Inszenierung sehr stark an die Darstellung des Animes.

Im großen und ganzen muss ich leider sagen, dass ich den Film dann letztendlich doch nur mittelprächtig fand. Wie gesagt: "Shell" = Top, "Ghost" = eher Flop. Ich werde ihn mir in ein paar Monaten noch einmal ansehen und dann in 2D. Eventuell mag ich das ein oder andere dann etwas anders bewerten oder besser akzeptieren können. Aber jetzt, direkt nach dem Kinobesuch, macht sich erst einmal große Ernüchterung bei mir breit. 5/10
 
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