Fabrik der Offiziere
In einer Offiziersschule im Jahr 1944 kommt bei einer Übung ein Aufseher ums Leben. Der Vorfall wird untersucht und als Unfall deklariert. Doch General Modersohn hegt Zweifel und lässt den erst vor kurzer Zeit in der Kaserne eingetroffenen Oberleutnant Krafft den Fall als Geheimsache untersuchen. Er wird genau der Klasse, die bei dem Todesfall zugegen war, als Aufsichtsoffizier vorgesetzt, damit er dort unauffällig mit seinen Ermittlungen starten kann.
Dem Film "Fabrik der Offiziere" liegt der gleichnamige Roman von Hans Hellmut Kirst zu Grunde, den Frank Wisbar 1960 verfilmte. Damit ist es der vierte und gleichzeitig letzte Beitrag von Wisbar der sich mit dem zweiten Weltkrieg und seinen unterschiedlichen Facetten auseinandersetzt. Dabei spielt auch wieder die Sicht der einfachen Soldaten und die Stimmung innerhalb des Militärs eine Rolle. Während die Hardliner weiterhin an den Endsieg glauben, sind davon aber bei weitem nicht alle mehr überzeugt. Als noch zusätzlich die Nachrichten kommen, dass die Amerikaner und Briten an den Stränden Frankreichs einmarschiert sind, spitzt sich die Lage zu, da man trotzdem seine Zweifel nicht offen mitteilen kann. Schon gar nicht an einer Schule, die ja für die Ausbildung und den weiteren Kriegseinsatz vorgesehen ist. Deshalb ist äußerste Vorsicht geboten, was der Film eindringlich mitteilt.
Wie auch bei den anderen Filmen von Frank Wisbar wurde damals gerne der Finger gehoben, dass er sich nicht weit genug mit der Schuldfrage beschäftigt. Aus heutiger Sicht sehe ich das anders, da die Zwischentöne und Stimmungen dafür zuständig sind. Da gehe ich auch insgesamt einen Schritt weiter und meine, dass es geradezu hervorragend von ihm war, diese Perspektive aus Sicht der Deutschen zu zeigen, da er gerade eben den blinden Gehorsam ständig hinterfragt. Schließlich darf man auch nicht vergessen, dass er die Filme für ein Publikum gemacht hat, die zu großen Teilen diese Jahre miterlebt und gestaltet haben und somit einen viel besseren Einstieg geschaffen hat, um eventuell auch das eigene Verhalten im deutschen Reich zu hinterfragen. Überdies hinaus, ist aber auch die Krimi-Komponente im Film absolut gelungen, weshalb die Mischung ebenfalls Eindruck hinterlässt. Irgendwie ist es aber auch eine Spezialität des Regisseurs, völlig andere Komponenten in diese Filme einfließen zu lassen, um einfach einen anderen Zugang zu den Themen zu bekommen.
Auch deshalb finde ich alle 4 Filme von Frank Wisbar zu dem Thema absolut sehenswert. Interessant dabei ist auch, dass er mit einigen Darstellern wiederkehrend gearbeitet hat und auch hier sind mit Horst Frank und Carl Lange zwei Kracher dabei, die dem Film auch schauspielerisch eine wichtige Komponente mitgeben. Horst Frank ist in der Rolle des Hauptmann Feder wirklich eine Wucht und er spielt diese Figur einfach nur perfekt. Wer sich also mit dem deutschen Nachkriegsfilm beschäftigen möchte, ist bei Frank Wisbar und seinen Filmen bestens aufgehoben.