Dracula

deadlyfriend

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Dracula - Nächte des Entsetzens

Der letzte Teil der Reihe, der in der viktorianischen Zeit angesiedelt ist, verblüfft mit einem seltsamen wie sinnlosen Beginn. Schlossen alle bisherigen Filme rudimentär an den Vorgänger an, sind die „entsetzlichen Nächte“ wieder in Transsylvanien verankert. Dennoch nimmt man grafisch einen Bezug auf das Ende in London, was keinen Sinn ergibt. Es wirkt eher wie ein Teil 2, der die Vorgänger ignoriert aber auch an Teil 1 schließt er nicht an. Eine Art frühe Form eines Re-Boots ist es also geworden, das aber nicht clever gedacht ist. Fällt möglicherweise aber auch nur innerhalb einer zeitnahen Retrospektive auf, in der man die Filme in kurzen Abständen schaut. Im Kino ist es eventuell gar nicht so richtig wahrgenommen worden.
Was dennoch direkt auffällt, sind die grässlichen Effekte und die miesen Kulissen zu Beginn. Das Schloss von außen ist auf den ersten Blick als Kulisse zu erkennen, die eher an eine Theaterbühne erinnert. Hinzu kommen wirklich schlecht gemachte Fledermäuse. An dieser Stelle merkt man bereits das größte Manko des Films: Das Budget! Dies wurde stark zusammengestrichen, da der Hammer Horror nicht mehr sonderlich publikumswirksam war. Das ist in diesem Fall wirklich schade, denn was man aus den Produktionsbedingungen herausgeholt hat, ist trotz der sichtbaren Defizite richtig stark. Der Film hätte also großartig werden können.
Dies liegt aber zu großen Teilen auch an Christopher Lee, der hier wieder einen fantastischen Grafen abliefert. Dadurch das er hier wieder eine größere Rolle hat und er auch den distanzierten, aber freundlichen Gastgeber mimen kann, sind die Szenen mit ihm alle klasse. Die Ausbrüche als Vampir ebenfalls und er ist deutlich furchteinflößender als im Vorgänger. Hier sieht man wieder, weshalb Christopher Lee als allererster Dracula Darsteller genannt wird. Hinzu kommen sympathische Charaktere und Darsteller, die zwar eindimensional bleiben aber dennoch genug ausstrahlen, um mit ihnen mitzufiebern. Insgesamt ein großes Plus der Reihe, da man vorher nie genau weiß, wer verschont wird.

Trotz der Produktionsbedingungen gewinnt der Film massiv, sofern es ins Innere des Schlosses geht, da man hier wieder ein deutlich besseres Ergebnis erzielen konnte. Die Beleuchtung und auch die Farben sind zwar nicht mehr wie in den ersten Teilen der Reihe, aber dennoch sehenswert.

Worum geht es aber im Film? Storytechnisch hat man jetzt keine großen Neuigkeiten zu erwarten. Ein junger Casanova fliegt bei einem Techtelmechtel mit der Tochter des Bürgermeisters auf und wird von nun an verfolgt, da sich das Töchterchen vor ihrem Vater damit rettet, dass er ein Eindringling sei. Auf der Flucht gelangt er über Umwege in das Schloss des Grafen. Da er nicht mehr auftaucht, beschließen sein Bruder nebst Freundin, ihn zu suchen. Im Dorf am Fuß des Schlosses können sie jedoch keinerlei Hilfe erwarten.
Auch wenn die Story keine Neuerungen aufweist und der Film an vielen Stellen einfach billig aussieht, kann man dennoch viel Gruselspaß haben, da eben der Graf zur Höchstform aufläuft. Zudem ist dieser Teil der blutigste der Reihe, weshalb er auch unter „Draculas Blutrausch“ lief. Tatsächlich sind diese Effekte im Gegenteil zu vielen anderen richtig stark gelungen und die Hinterlassenschaften eines Fledermaus Angriffs, sind absolut beindruckend. Da hat jemand aufmerksam „Die Vögel“ von Hitchcock verfolgt.

Der Film schwankt also innerhalb seiner Qualität von miserabel zu saustark im stetigen Wechsel. Für Fans des Grafen also durchaus empfehlenswert, für den Einmalschauer gibt es Bessere.
 

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Dracula jagt Mini-Mädchen

Nach den eigenen Misserfolgen beschloss Hammer, auch auf Druck von Warner, Dracula nochmal deutlich zu modernisieren, da der Vorgänger nicht mehr den erhofften Gewinn brachte. Zusätzlich durch den Erfolg angetrieben, den „Count Yorga“ (Junges Blut für Dracula) in den USA hatte, in dem ein an den Grafen angelehnter Vampir im Los Angeles der Moderne sein Unwesen trieb. Deshalb verlegte man die Handlung in das Jahr 1972, weshalb auch der Originaltitel „Dracula A.D. 1972“ lautete. Mit „Dracula jagt Mini Mädchen“ hat man hierzulande bei der Namensgebung einmal mehr die Fledermaus abgeschossen. Erstens jagt der Graf im Film überhaupt nicht und zweitens gibt es hier weder „kleine“ Mädchen, noch Mädchen im Mini-Rock. Immer wieder frage ich mich, welchen Geisteszustand die Filmverleiher hatten, als sie sich solche Titel ausdachten.

Egal, für den Sprung der Moderne hat man sich eine interessante Story einfallen lassen. Im Prolog sieht man einen finalen Zweikampf zwischen Dracula und van Helsing, der im Jahr 1872 angesiedelt ist, weshalb man sofort erkennt, dass alle Begebenheiten in den Vorgängern, in Schall und Rauch verschwanden. 100 Jahre später wird der Graf mitten in London durch eine schwarze Messe wiederbelebt und wartet auf Opfer. Genau hier fangen die Probleme des Films an, da es nun ein Festival der Kompromisse wird.

Wir werden zu Beginn in die Welt der Jugendlichen und Twens eingeführt. Wilde, äußerst aufgesetzt wirkende Partys der rebellischen Jugend werden gezeigt. Dazu untermalt mit für die Zeit modernem Hippiesound und einer Clique von jungen Leuten, denen man schnell die Begegnung mit dem Grafen wünscht. Bis auf das „Final Girl“, das den Namen Jessica van Helsing trägt. Richtig, sie ist eine Nachfahrin des berühmten Vampirjägers. Viel besser ist aber, dass ihr Großvater noch lebt, der logischerweise ebenfalls ein Nachfahre ist. Er wird nämlich von Peter Cushing verkörpert, mit dem der Film dann deutlich gewinnt, da er von ihm getragen wird. Während alle Protagonisten überdeutlich im modernen London gezeigt werden, verbleibt der Graf lieber in einer alten entweihten Kirche. Um den Grafen richtig in der Stadt einzusetzen, fehlte entweder der Mut oder die zündenden Ideen. Klar, den ikonischen Mantel hätte er jetzt kaum in der Oxford Street tragen können, also hätte man vieles anders machen müssen. Deshalb nannte ich es ein Festival der Kompromisse, denn alle Auftritte des Grafen verbleiben auf gewohntem Terrain. In alten Gemäuern, die allerdings herrlich aussehen. Deshalb jagt er auch nicht, sondern wartet. Durch seinen Helfer lässt er sich nämlich die Opfer bringen. Ein Lieferservice sozusagen, bei dem er als Hauptgericht Jessica van Helsing bestellt hat.
Der Film bedient also 2 Welten, die nicht immer miteinander harmonieren. Im Finale beispielsweise hören wir im Zweikampf Dracula gegen van Helsing irgendeinen grässlichen Jazz, der überhaupt nicht zur Erhabenheit dieser Begegnung passt.

Trotzdem mag ich auch diesen Teil der Reihe, was vor allem an Peter Cushing liegt. Er spielt die Rolle absolut wunderbar und es ist großartig anzusehen, wenn er der Polizei hilft, eine Mordserie aufzuklären, da er eine Ahnung hat, warum die Opfer so blutleer sind. Der Film besitzt nämlich dadurch auch Anteile eines Thrillers, die ihm sehr gutstehen. Hätte man tatsächlich daraus eher eine Jagd auf Seiten von Dracula veranstaltet, die eine Spur von Opfern nach sich zieht und die Polizei nebst van Helsing die Aufklärung betreibt, hätte der Film deutlich interessanter werden können. Sofern aber Cushing im Bild ist, wird das Niveau des Films deutlich angehoben. „Mini Mädchen“ schwankt also sehr in der Qualität, aber immerhin gibt es hier den krudesten Selbstmord eines Vampirs in der Filmgeschichte zu sehen, der zwar mit Sicherheit für Lacher sorgt, dies aber wahrscheinlich nicht wollte.
Nicht unerwähnt lassen sollte man die Kamera. Die liefert nämlich tolle Perspektiven und hilft dem Film an vielen Stellen weiter. Gerade die Shots oberhalb der Szenerie sind absolut sehenswert und sorgen phasenweise für eine großartige Atmosphäre, die aber eben durch den Mischmasch immer wieder getrübt wird.

Es ist also mit Sicherheit nicht der beste Teil der Reihe aber als Fan von Dracula und van Helsing macht er dennoch viel Freude. Für Einsteiger im „Hammer Film Universum“ aber ungeeignet, weil er dessen Schönheit der 50er und 60er nur selten widerspiegelt.
 

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Dracula braucht frisches Blut

Der Filmtitel klingt zwar nicht schlecht aber „James van Helsing jagt Dr.Scaramanga“, wäre zumindest ein schöner Arbeitstitel gewesen. Ne Leute, das war nichts.

Bei ihrem Zwang die Figur des „Dracula“ in die Moderne zu ziehen, beging man letztlich eine Menge Fehler. Gut, die kreativen Köpfe, die „Hammer“ zu dem gemacht haben, was sie waren, gab es nun mal nicht mehr. Aber jeden erfolgreichen Trend mitzunehmen und irgendwie den Namen „Dracula“ reinzuklatschen, war eben auch keine gute Lösung, um wieder erfolgreich zu werden. Das sah wohl auch Christopher Lee so. Hatte er sich wohl meistens wegen dem Team und natürlich auch wegen Geld immer wieder dazu überreden lassen, die Rolle weiterzuspielen, zog er diesmal nun endgültig den Schlussstrich und spielte die Rolle ein letztes Mal.

Das eigentliche Desaster fing bereits beim Drehbuch an. Verkaufte man dem Publikum doch, das es sich um einen direkten Nachfolger von „Mini-Mädchen“ handelt. Das stimmte zwar irgendwie, aber es passte absolut nicht zusammen. Van Helsing erzählt zwar, dass er den Grafen vor zwei Jahren zur Strecke gebracht hat, aber dieser ist inzwischen ein erfolgreicher Geschäftsmann und möchte die Welt vernichten. Damit er sich da nicht komplett durchbeißen muss, holt er einflussreiche Leute aus Wissenschaft und Politik, um einen Pest-Virus zu erfinden und den dann unter die Leute zu bringen. Das garniert er mit satanischen Ritualen und Teufelsbeschwörungen, um die Jungs bei Laune zu halten. Aha! Einer Art MI-6 kommt die Gesellschaft ein wenig seltsam vor, weshalb sie dort einen Agenten einschleusen, der kurz vor seinem Tod noch berichten kann, welche Dinge da vor sich gehen. Also wendet man sich an van Helsing, da er ja der Experte ist.
Die Story ist also eine einzige Katastrophe. Wie der Graf es schaffen konnte, innerhalb von 2 Jahren nach einer 100-jährigen Abstinenz vom Planeten, diesen überragenden „Do it yourself“ Kurs abzuschließen, ist natürlich sensationell. Wird allerdings auch nicht großartig drauf eingegangen. Ist halt so. Wenn man also diesen Mumpitz abliefert, hätte man den Vorgänger komplett außer Acht lassen müssen, damit es wenigstens ein bisschen gehaltvoller wird. Das alte Gothic-Flair wurde bei diesem Teil dann komplett weggelassen, weshalb er keinerlei großartige Hammer-Atmosphäre besitzt. Die Agenten-Action bleibt zusätzlich altbacken, da man dafür kein Budget hatte. Als Liebhaber der Reihe findet man dennoch ein paar Leckerbissen, wenn Dracula auf van Helsing trifft. Wenn man die Reihe richtig mag, kann man auch ansonsten ein wenig Spaß haben. Ungemein hilfreich ist es, die angesprochenen Kritikpunkte im Vorfeld zu kennen, damit sie direkt übersehen werden können. Wenn man sich nämlich damit beschäftigt, wird der Film zum Ärgernis. Wenn man weiß, dass dies hier einfach nur ein hilfloser Versuch ist, ein paar Blutstropfen abzuzweigen, kommt man damit schon irgendwie klar. Definitiv aber nur noch für Fans der Reihe interessant.
 

deadlyfriend

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Die 7 goldenen Vampire

„Everybody was Kung Fu fighting“

Carl Douglas hatte mit seinem Song im Jahre 1974 anscheinend recht. Interessant ist auch, dass der Titel einen Monat nach Veröffentlichung des letzten Films der Dracula Reihe, aus dem Hause Hammer, veröffentlicht wurde. Die Martial Arts Welle der 7oer machte nämlich auch vor dem altehrwürdigen Grafen nicht halt. Dafür aber vor Christopher Lee, der die Rolle diesmal konsequent ablehnte. Für die wenigen Auftritte wäre er aber auch nicht notwendig gewesen. Der hergestellte Bezug zur Originalreihe wirkt ebenfalls nur noch grotesk, denn bereits im ersten Bild sind wir im Jahre 1804, was inhaltlich absolut gar keinen Sinn mehr macht.

Ein chinesischer Vampir, der seine Macht verloren hat, sucht die Katakomben von Graf Dracula in Transsylvanien auf und hofft das er ihm wieder zu seiner alten Kraft verhelfen kann. Da dieser sich jetzt nicht gerade auf Almosen spezialisiert hat, fährt er daraufhin in seinen Körper, um die Burg verlassen zu können und begibt sich in die chinesische Einöde. Dort gibt es nämlich die Legende um die 7 goldenen Vampire, die einer Schreckensherrschaft nachgehen und den Grafen zu ihrem Anführer machen. Zeitgleich befindet sich Abraham van Helsing in China und berichtet dort an einer Universität von seinen Erlebnissen und berichtet, wie er Graf Dracula besiegt hat. Nur ein einziger Student glaubt ihm und hofft auf seine mithilfe im Kampf gegen die 7 goldenen Vampire.

Was sich nach komplettem Bullshit anhört und irgendwie auch ist, entpuppt sich aber recht schnell zu einem Sehvergnügen. Das liegt einmal daran, dass die Farbe zurück ist, da man wieder mehr wert auf die Ausleuchtung gelegt hat. Natürlich bei weitem nicht so wie in „Blut für Dracula“ aber man fühlt sich schnell wieder heimisch. Da Hammer sich mit den Shaw Brothers verbrüdert hat, sind auch die Kampfchoreografien absolut ansehnlich geworden und liegen auf dem Niveau der damaligen Zeit. Aber nicht nur deshalb macht das Sujet irgendwie Freude. Klar, man sollte vergessen, dass es ein Dracula Film ist aber die Truppe, die durch das Land voller Gefahren zieht, um das verfluchte Dorf zu erreichen, macht echt Laune und man fühlt sich an einen frühen Indiana Jones erinnert. Hier ist nämlich ebenfalls der Weg das Ziel, der an exotischen Schauplätzen gedreht wurde. Die 7 goldenen Vampire haben zusätzlich noch ein paar Zombies im Schlepptau, die aus ihren Gräbern steigen und auch an die reitenden Leichen wird man erinnert. Dafür haben unsere Helden aber Peter Cushing auf ihrer Seite, was natürlich das As im Ärmel ist. Irgendwie ist es ein ansehnliches Trashfest geworden und das ist nicht negativ gemeint. Wenn man sich auf die Gegebenheiten einlässt und den Film nicht unter den Gesichtspunkten der ersten Teile der Reihe betrachtet, kann man hier echt viel Freude haben. Da auch James Bernard wieder für die musikalische Untermalung sorgt, gewinnt der Film zusätzlich an Atmosphäre. Im Gesamtergebnis wirkt der Film, trotz fehlendem Christopher Lee, deutlich besser als der Vorgänger. Mir hat er echt viel Spaß bereitet, aber damals ist er wohl gnadenlos gefloppt. Hammer Films lieferten danach auch nur noch 2 Filme ab, bevor die legendäre Firma ihre Pforten schließen musste.
 

2moulins

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(Spoiler-Warnung!)

Nachdem ich gerade erst das Buch von Bram Stoker (zum ersten Mal) gelesen habe, schaute ich mir als ersten Film Coppola's "Bram Stoker's Dracula" an, da es sich hierbei wohl um die Verfilmung handelt, die dem Buch am nächsten kommt - siehe entsprechenden Thread.

Jetzt folgen zumindest einige Filme aus der Hammer-Schmiede, angefangen mit "Dracula" aus dem Jahre 1958:

Bei der neuerlichen Sichtung, insgesamt sicherlich die vierte, ist mir erst richtig bewusst geworden, wie weit entfernt diese Verfilmung vom Buch ist. Jonathan Harker reist auf dem Schloss des Grafen an und soll dort als Bibliothekar die Bücher der Grafen katalogisieren. Tatsächlich ist er mit der Absicht gekommen, "die Schreckensherrschaft des Grafen" zu beenden. Die Handlung, wonach Harker als Anwalt ein Immobiliengeschäft abschließen soll, um dem Grafen eine Herberge in London zu sichern, die Schiffsreise und der Transport vieler Kisten mit "Heimaterde" fällt völlig unter den Tisch. Stattdessen geht es bei "Dracula" direkt in die Vollen und der erste Holzpfahl wird schon recht früh in eine Vampirsbrust gehämmert. Auch Harker erleidet ziemlich schnell das Schicksal eines Untoten. Van Helsing tritt als "Partner" von Harker auf und erscheint "ungerufen" aufgrund seiner Suche nach dem Kollegen.

Es fehlen auch einige Charaktere aus der Vorlage, so z.B. Renfield in der Irrenanstalt. Damit einher geht auch die Abwesenheit von dessen Arzt Dr. Seward. Auch Quincey Morris tritt nicht auf. Die Namen der weiblichen Hauptpersonen aus dem Roman kommen zwar vor, treten jedoch in vertauschten Rollen auf. So ist Lucy hier die Braut von Jonathan Harker und Mia (Mina) ist die Ehefrau von Lucy's Bruder.

Etwas verwirrend sind sie Orte der Handlung, denn es hat den Anschein, dass man mit der Kutsche gerade mal schnell zum Schloss des Grafen fahren kann, welches anscheinend um die Ecke liegt und nicht im fernen Transsilvanien. (Hinweis: In der englischen Fassung spielt die gesamte Handlung in Siebenbürgen, also tatsächlich in Dracula's Nachbarschaft. In der deutschen Fassung wird jedoch suggeriert, man sei in England.)

Die Macher haben also die künstlerische Freiheit voll ausgeschöpft und erzählen eine etwas andere Geschichte, die sich stärker auf das allgemeine Thema "Vampire" und deren Tötung bezieht - eine Darstellung, die sich in weiteren Produktionen bis in die 70er fortsetzte.

Ohne es wirklich zu wissen: Ich glaube nicht, dass die Zuschauer damals den konkreten Bezug zur Romanvorlage kannten und dementsprechend vermissten. Der Film wurde ja auch zu einem großen finanziellen Erfolg und stand am Anfang vieler noch kommender Hammer-Produktionen - noch dazu in Farbe, was in diesem Bereich relatives Neuland war.

Misst man also den Film nicht an der Vorlagentreue, so bekommt man einen schönen Gothik-Horror-Streifen, der heute einen nostalgischen Charme versprüht. Christopher Lee setzte sich mit seinem kurzen Auftritt - lt. deadlyfriend: nur unglaubliche 7 Minuten - ein Denkmal für die Ewigkeit und konnte in den kommenden Jahren darauf aufbauen. Fortan trat er oft im Duett mit Peter Cushing auf, der hier noch als der eigentliche Hauptdarsteller galt.

Die Ausstattung und Optik weiß zu gefallen und bietet einige schöne Bilder auf der Leinwand. Der Soundtrack unterstreicht die Handlung passend. Die Inszenierung ist recht straff, so dass dem Grafen bereits nach rd. 80 Min. der Garaus gemacht wird.

Der Film macht heute noch "Spaß". Man darf ihn allerdings nicht mit Coppola's eher episch angelegtem Liebesdrama vergleichen!
 
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deadlyfriend

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Nachdem ich gerade erst das Buch von Bram Stoker (zum ersten Mal) gelesen habe, schaute ich mir als ersten Film Coppola's "Bram Stoker's Dracula" an, da es sich hierbei wohl um die Verfilmung handelt, die dem Buch am nächsten kommt - siehe entsprechenden Thread.
Da ich das Buch leider nicht gelesen habe, kann ich das nicht bewerten. Allerdings habe ich oftmals gelesen dass auch die Variante von Coppola extrem weit weg vom Buch ist. Sei es die Vorgeschichte oder eben auch die im Zentrum stehende Liebesgeschichte. Im allgemeinen Tenor wird der Film von Jess Franco als die Kinoadaption die dem Buch am nächsten steht, bezeichnet. Allerdings soll der BBC Zweiteiler von 1977, das noch deutlich übertreffen, was auch an 150 Minuten Spielzeit liegt und teilweise an Orten gedreht wurde, die Bram Stoker im Roman erwähnte. Leider habe ich die noch nicht in die Finger bekommen.
Jetzt folgen zumindest einige Filme aus der Hammer-Schmiede, angefangen mit "Dracula" aus dem Jahre 1958:

Bei der neuerlichen Sichtung, insgesamt sicherlich die vierte, ist mir erst richtig bewusst geworden, wie weit entfernt diese Verfilmung vom Buch ist. Jonathan Harker reist auf dem Schloss des Grafen an und soll dort als Bibliothekar die Bücher der Grafen katalogisieren. Tatsächlich ist er mit der Absicht gekommen, "die Schreckensherrschaft des Grafen" zu beenden. Die Handlung, wonach Harker als Anwalt ein Immobiliengeschäft abschließen soll, um dem Grafen eine Herberge in London zu sichern, die Schiffsreise und der Transport vieler Kisten mit "Heimaterde" fällt völlig unter den Tisch. Stattdessen geht es bei "Dracula" direkt in die Vollen und der erste Holzpfahl wird schon recht früh in eine Vampirsbrust gehämmert. Auch Harker erleidet ziemlich schnell das Schicksal eines Untoten. Van Helsing tritt als "Partner" von Harker auf und erscheint "ungerufen" aufgrund seiner Suche nach dem Kollegen.
Die Änderungen waren hauptsächlich dem Budget geschuldet. Man konnte sich schlichtweg nicht leisten, die Überfahrten zu realisieren, da man nicht mal ein Schiff bekam und zudem noch mehr Darsteller zu holen um die verschiedenen Charaktere zu beleuchten. Aufgrund dieser Gegebenheiten fand ich die Umsetzung von Jimmy Sangster absolut stark, da man auch eine gewisse Filmlänge nicht überschreiten durfte. Seine Straffung und die Verlagerung des gesamten Stoffes nach Siebenbürgen, war zwar ein Notnagel aber für mich auch seine Stärke.
Etwas verwirrend sind sie Orte der Handlung, denn es hat den Anschein, dass man mit der Kutsche gerade mal schnell zum Schloss des Grafen fahren kann, welches anscheinend um die Ecke liegt und nicht im fernen Transsilvanien. (Hinweis: In der englischen Fassung spielt die gesamte Handlung in Siebenbürgen, also tatsächlich in Dracula's Nachbarschaft. In der deutschen Fassung wird jedoch suggeriert, man sei in England.)
Auch wenn deutsche Synchronisationen oftmals hervorragend sind und waren, habe ich diesen Schwachsinn einfach nicht verstanden. Man sieht deutschsprachige Wegweiser und Verkehrsschilder und die Protagonisten verwenden zeitgleich dafür englische Namen.
Ohne es wirklich zu wissen: Ich glaube nicht, dass die Zuschauer damals den konkreten Bezug zur Romanvorlage kannten und dementsprechend vermissten. Der Film wurde ja auch zu einem großen finanziellen Erfolg und stand am Anfang vieler noch kommender Hammer-Produktionen - noch dazu in Farbe, was in diesem Bereich relatives Neuland war.
Nein, man kannte eher den Bezug zur 31er Version mit Bela Lugosi, da diese, bevor Hammer damit an den Start ging, nochmal ein Kino-Revival feierte.
Misst man also den Film nicht an der Vorlagentreue, so bekommt man einen schönen Gothik-Horror-Streifen, der heute einen nostalgischen Charme versprüht. Christopher Lee setzte sich mit seinem kurzen Auftritt - lt. deadlyfriend: nur unglaubliche 7 Minuten - ein Denkmal für die Ewigkeit und konnte in den kommenden Jahren darauf aufbauen. Fortan trat er oft im Duett mit Peter Cushing auf, der hier noch als der eigentliche Hauptdarsteller galt.
Ja, ich mag diese alten Gothic-Horror Filme. Viele davon sind so liebevoll gestaltet und mit so viel Herzblut versehen, dass sie mir auch heute noch eine unglaubliche Freude bereiten. Diese Ausleuchtung und der Detailreichtum sind für mich das Elixier in den Filmen. Natürlich ist Christopher Lee auch einfach DER Dracula für mich.
Der Film macht heute noch "Spaß". Man darf ihn allerdings nicht mit Coppola's eher episch angelegtem Liebesdrama vergleichen!
Verglichen habe ich die auch noch nie miteinander. Beide Filme sind für mich sehr eigenständig und legen völlig andere Schwerpunkte.
 

2moulins

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Mittlerweile habe ich "Blut für Dracula" gesehen, welcher mir ausgesprochen gut gefallen hat.

Man muss sich ja fragen, wie kann es überhaupt eine Fortsetzung geben. Der Abschluss an den ersten Film ist hier aber gut gelungen. Man fragt sich danach eher, wieso hat es (im Film) 10 Jahre gedauert, bis Dracula auferstanden ist.

Der Film kommt im Breitbildformat und bietet einige sehr schöne Bilder. In manchen Einstellungen fallen die farbig angestrahlten Wände (vor allem: rot) auf, die an Bava erinnern. Positiv fielen mir auch farbige Glasfenster auf, die besonders herausgestellt werden. Wie deadlyfriend schrieb, macht es Spaß, sich im Schloss umzuschauen, während die Bedrohung permanent über einem steht. Die Wiedergeburt ist ziemlich deftig inszeniert, vor allem wenn man bedenkt, dass der Film 1965 gedreht wurde. Christopher Lee, der lediglich Zischlaute oder ein Fauchen von sich gibt, verkörpert Dracula sehr diabolisch mit blutroten Augen und gefletschten Zähnen. Er ist ziemlich aggressiv unterwegs.

In die Geschichte wurde ein harmloser Irrer namens "Ludwig" eingebunden, für den die Roman-Figur "Renfield" Pate stand.

Es war schön, ein paar Schauspieler aus den Miss Marple-Filmen zu sehen: Charles Tingwell (der in den Marple-Filmen ermittelnde Inspektor), Francis Matthews (aus "Mörder ahoi!" und späterer Serienstar als "Paul Temple"). Der Diener von Dracula, gespielt von Philip Latham verströmte bereits selbst eine starke Bedrohlichkeit, so dass man bei dessen erstem Auftritt, aus dem Schatten kommend, schon mit Dracula rechnete.

Barbara Shelley und Andrew Keir müssen natürlich auch erwähnt werden. Top!

Im Bonusmaterial sieht man Barbara Shelley und Francis Matthews im Interview (2011). Beide nicht wieder zu erkennen, erzählen sie aus ihren Erinnerungen rund um den Film. Interessant.
 

2moulins

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Allerdings habe ich oftmals gelesen dass auch die Variante von Coppola extrem weit weg vom Buch ist. Sei es die Vorgeschichte oder eben auch die im Zentrum stehende Liebesgeschichte
Diese beiden Punkte sind tatsächlich die wesentlichen Abweichungen vom Buch. Ansonsten fand ich Coppola's Umsetzung nahe dran.

Dazu muss man sagen, dass die Vorgeschichte im Coppola-Film ja ein wesentlicher Bestandteil ist, der die Tragik der hier erzählten Geschichte untermauert und verständlich macht. Man hat ja sogar Mitleid mit Dracula und sieht ihn nicht nur als das Böse an. Und die Liebesgeschichte um Mina rundet das ab, weil ein Bogen zur Vorgeschichte gespannt wird. Viele sehen ja in Coppola's Film eher einen Liebesfilm statt eines Horrorfilms. Auch wenn's vom Buch abweicht, finde ich diese Variante sehr gut! Großes Kino! :hoch:

In den Hammer-Filmen gibt es gar keine Herleitung. Dort fungiert Dracula als blutsaugendes "Monster", das man fürchten muss. Überhaupt setzt ja "Hammer" in der Hauptsache eher auf Monster- und Horrorthemen, wie die vielen Filmtitel schon zeigen. Wenn ich sowohl dem Dracula-Film von 1958 als auch der Coppola-Version 10 Punkte gebe, so hat das jeweils einen völlig anderen Hintergrund. Jeden für sich finde ich klasse, aber eben aus anderer Sicht und mit unterschiedlichem Anspruch.
 

deadlyfriend

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Mittlerweile habe ich "Blut für Dracula" gesehen, welcher mir ausgesprochen gut gefallen hat.

Man muss sich ja fragen, wie kann es überhaupt eine Fortsetzung geben. Der Abschluss an den ersten Film ist hier aber gut gelungen. Man fragt sich danach eher, wieso hat es (im Film) 10 Jahre gedauert, bis Dracula auferstanden ist.
Über die Anschlüsse innerhalb der Reihe habe ich mir irgendwann keine Gedanken mehr gemacht, da nicht einer passte.
Der Film kommt im Breitbildformat und bietet einige sehr schöne Bilder. In manchen Einstellungen fallen die farbig angestrahlten Wände (vor allem: rot) auf, die an Bava erinnern. Positiv fielen mir auch farbige Glasfenster auf, die besonders herausgestellt werden. Wie deadlyfriend schrieb, macht es Spaß, sich im Schloss umzuschauen, während die Bedrohung permanent über einem steht. Die Wiedergeburt ist ziemlich deftig inszeniert, vor allem wenn man bedenkt, dass der Film 1965 gedreht wurde. Christopher Lee, der lediglich Zischlaute oder ein Fauchen von sich gibt, verkörpert Dracula sehr diabolisch mit blutroten Augen und gefletschten Zähnen. Er ist ziemlich aggressiv unterwegs.

In die Geschichte wurde ein harmloser Irrer namens "Ludwig" eingebunden, für den die Roman-Figur "Renfield" Pate stand.

Es war schön, ein paar Schauspieler aus den Miss Marple-Filmen zu sehen: Charles Tingwell (der in den Marple-Filmen ermittelnde Inspektor), Francis Matthews (aus "Mörder ahoi!" und späterer Serienstar als "Paul Temple"). Der Diener von Dracula, gespielt von Philip Latham verströmte bereits selbst eine starke Bedrohlichkeit, so dass man bei dessen erstem Auftritt, aus dem Schatten kommend, schon mit Dracula rechnete.

Barbara Shelley und Andrew Keir müssen natürlich auch erwähnt werden. Top!

Im Bonusmaterial sieht man Barbara Shelley und Francis Matthews im Interview (2011). Beide nicht wieder zu erkennen, erzählen sie aus ihren Erinnerungen rund um den Film. Interessant.

Mittlerweile habe ich "Blut für Dracula" gesehen, welcher mir ausgesprochen gut gefallen hat.

Man muss sich ja fragen, wie kann es überhaupt eine Fortsetzung geben. Der Abschluss an den ersten Film ist hier aber gut gelungen. Man fragt sich danach eher, wieso hat es (im Film) 10 Jahre gedauert, bis Dracula auferstanden ist.
Über die Anschlüsse innerhalb der Reihe habe ich mir irgendwann keine Gedanken mehr gemacht, da nicht ein einziger passt, wobei er hier durch den Vorspann noch am Gelungensten ist. Ich selbst denke halt immer, das man darauf keinen Wert gelegt hat, da man eigentlich wusste, das die Zuschauer sich eh nicht mehr daran erinnern können. Niemand dachte daran, das es mal eine Zeit geben wird, in der man sich die Filme hintereinander anschauen kann. Wenn die damals aus dem Kino raus waren, waren sie eben weg.
Der Film kommt im Breitbildformat und bietet einige sehr schöne Bilder. In manchen Einstellungen fallen die farbig angestrahlten Wände (vor allem: rot) auf, die an Bava erinnern. Positiv fielen mir auch farbige Glasfenster auf, die besonders herausgestellt werden. Wie deadlyfriend schrieb, macht es Spaß, sich im Schloss umzuschauen, während die Bedrohung permanent über einem steht. Die Wiedergeburt ist ziemlich deftig inszeniert, vor allem wenn man bedenkt, dass der Film 1965 gedreht wurde. Christopher Lee, der lediglich Zischlaute oder ein Fauchen von sich gibt, verkörpert Dracula sehr diabolisch mit blutroten Augen und gefletschten Zähnen. Er ist ziemlich aggressiv unterwegs.
Ich liebe die komplette Sequenz im Schloss. Die ist für mich atemberaubend und ich kann mich da nicht satt sehen. Die Blaupause für den Gothic-Horror, was Atmosphäre und Licht betrifft. Wenn man jemandem zeigen möchte, was Gothic Horror ist, reichen diese 40 Minuten und er weiß alles. Die Wiedergeburt finde ich ebenfalls total heftig für diese Zeit. Meine Fresse, ein Wunder dass das an der Zensur vorbeiging. Ich glaube genau aus diesem Grund kam direkt hinterher ein kurzer komödiantischer Teil, um den Eindruck etwas zu lockern.
In die Geschichte wurde ein harmloser Irrer namens "Ludwig" eingebunden, für den die Roman-Figur "Renfield" Pate stand.

Es war schön, ein paar Schauspieler aus den Miss Marple-Filmen zu sehen: Charles Tingwell (der in den Marple-Filmen ermittelnde Inspektor), Francis Matthews (aus "Mörder ahoi!" und späterer Serienstar als "Paul Temple"). Der Diener von Dracula, gespielt von Philip Latham verströmte bereits selbst eine starke Bedrohlichkeit, so dass man bei dessen erstem Auftritt, aus dem Schatten kommend, schon mit Dracula rechnete.

Barbara Shelley und Andrew Keir müssen natürlich auch erwähnt werden. Top!

Im Bonusmaterial sieht man Barbara Shelley und Francis Matthews im Interview (2011). Beide nicht wieder zu erkennen, erzählen sie aus ihren Erinnerungen rund um den Film. Interessant.
Die Darsteller fand ich alle sehr gut und die Verwandlung von Barbara Shelley von biederer Adelsfrau in einen Vamp fand ich großartig.
 

deadlyfriend

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Diese beiden Punkte sind tatsächlich die wesentlichen Abweichungen vom Buch. Ansonsten fand ich Coppola's Umsetzung nahe dran.

Dazu muss man sagen, dass die Vorgeschichte im Coppola-Film ja ein wesentlicher Bestandteil ist, der die Tragik der hier erzählten Geschichte untermauert und verständlich macht. Man hat ja sogar Mitleid mit Dracula und sieht ihn nicht nur als das Böse an. Und die Liebesgeschichte um Mina rundet das ab, weil ein Bogen zur Vorgeschichte gespannt wird. Viele sehen ja in Coppola's Film eher einen Liebesfilm statt eines Horrorfilms. Auch wenn's vom Buch abweicht, finde ich diese Variante sehr gut! Großes Kino! :hoch:
Die Dinge die im 92er Film dazu erfunden wurden, fand ich ganz große klasse. Auch die Verlagerung des Schwerpunkts auf die Romanze, gefiel mir ungemein gut, weshalb das alles auch einen Sinn ergab.
In den Hammer-Filmen gibt es gar keine Herleitung. Dort fungiert Dracula als blutsaugendes "Monster", das man fürchten muss. Überhaupt setzt ja "Hammer" in der Hauptsache eher auf Monster- und Horrorthemen, wie die vielen Filmtitel schon zeigen. Wenn ich sowohl dem Dracula-Film von 1958 als auch der Coppola-Version 10 Punkte gebe, so hat das jeweils einen völlig anderen Hintergrund. Jeden für sich finde ich klasse, aber eben aus anderer Sicht und mit unterschiedlichem Anspruch.
Klar, "Hammer" hatte einen klaren Schwerpunkt in ihren Filmen, den sie immer wieder betonten. Für mich, können auch die vielen verschiedenen Varianten parallel existieren, ohne das ich da eine Rangliste erstelle. Sie gefallen mir aus unterschiedlichen Gründen. Also exakt das Gleiche, was du auch sagst.
 

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Nachts, wenn Dracula erwacht

Auch wenn „hammer films“ diesmal nicht am Start war, gab Christopher Lee ein weiteres mal die Rolle, auf die er eigentlich keine Lust mehr hatte. Auch wenn dies verwunderlich war, gab es hierfür Gründe. Lee arbeitete des Öfteren bereits mit Jess Franco und natürlich auch mit dem Produzenten Harry Alan Towers. Bei diversen Dreharbeiten sprach man natürlich auch nebenbei über Vampire und seine Rolle als Dracula. Jess Franco schwebte nämlich eine Adaption vor, die deutlich näher am Roman liegt und sich von den bisherigen Filmen weitestgehend unterscheiden sollte. Christopher Lee bot man im Kontext die Möglichkeit an, die Originalworte von Bram Stoker zu verwenden und der Figur echtes Leben einzuhauchen. Dieser Gedanke gefiel ihm, weshalb er zusagte.

Dennoch ist der Gedanke, dass ausgerechnet Jess Franco, den man eher als Exploiter kennt, den wirklichen Roman adaptieren wollte, völlig bizarr. Dass ausgerechnet er dann tatsächlich Sex und Gewalt komplett runtergefahren hat, einfach nur bemerkenswert. Als ich erstmalig davon hörte, dass Jess Franco einen „Dracula“ ablieferte, ging ich von einem Sleazer aus und dies war ein absoluter Irrtum. Er begegnet dem Film und dem Thema mit absoluter Ernsthaftigkeit, wobei er den Schwerpunkt auf die Bilder legte. Die Darsteller hatten somit für ihre Rollen viele Freiheiten und Klaus Kinski muss seine Rolle als "Renfield" wohl stark improvisiert haben, weshalb es am Set auch keinen Ärger gab. Kinski wollte Schauspielern und Franco seine Bilder. Er unterscheidet sich somit völlig von der 58er Version und auch von der mit Bela Lugosi. Er erzählt die Geschichte eher nüchtern und etwas zurückgefahren, was eigentlich nicht im Zeitgeist war. Aber gerade auch deshalb, ist es für mich eine sehr schöne Adaption geworden, die keinen Remake Gedanken hatte und ganz klar keinen Hammer-Konkurrenz Faktor besaß. Der Film war losgelöst von den Anderen. Allerdings kam er aber entweder zu früh oder zu spät. Inzwischen erwartete man von einer Dracula Verfilmung einfach etwas anderes. Wenn man aber insgesamt einfach Interesse am Themengebiet hat, kann man mit dem Film viel Freude haben. Natürlich merkt man auch hier das komplett niedrige Budget, was zu großen Teilen wahrscheinlich an Christopher Lee, Klaus Kinski und Herbert Lom ging. Stellvertretend sei hier die Begegnung von van Helsing und Dracula benannt, die sich niemals am Set trafen. Da merkt man das fehlende Budget überdeutlich. Das Endergebnis ist für mich dennoch beeindruckend, auch wenn er nicht die Schönheit von Hammer besitzt. Aber eine Daseinsberechtigung hat er in jedem Fall.
 
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2moulins

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Gestern lief im Heimkino „Draculas Rückkehr“. Fällt gegenüber den ersten beiden merklich ab. Deadlyfriend hat eigentlich schon alle Punkte angesprochen, so dass ich nichts hinzuzufügen habe.
 
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