Dogville
Die junge Frau Grace befindet sich auf der Flucht vor einigen dubiosen Gangstern und landet schliesslich im kleinen Örtchen Dogville, einem typischen amerikanischen Nest, wo Jeder jeden kennt und buchstäblich der Hund begraben liegt. Sie freundet sich mit dem Möchtegern-Schriftsteller Tom Edison an, der ihr dabei hilft, in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu werden. Fortan verrichtet sie Arbeiten für sämtliche Dorfbewohner und steigt rapide in deren Gunst. Doch als die Polizei Steckbriefe mit Grace' Konterfei aushängt, zeigt sich das Dörfchen Dogville von seiner hässlichen Seite...
Eins vorweg: „Dogville“ ist anders. Man hat eher das Gefühl, ein Buch zu lesen, anstatt einen Film zu sehen. Das liegt unter anderem an der Einteilung in neun Kapitel und dem allgegenwärtigen Erzähler, der die Handlung mit ausschweifenden Sätzen vorantreibt. Dazu kommt der fast völlige Verzicht auf Kulissen – die Häuser des Städtchens Dogville sind lediglich auf den Boden gemalte Kreideumrisse, die mit einigen wenigen Möbelstücken ausgestattet sind. Es mutet schon sehr seltsam an, Leute durch akustisch wahrnehmbare, aber unsichtbare Türen gehen zu sehen. Doch hat man den anfänglichen Schock und den damit einhergehenden Drang abzuschalten erst einmal überwunden, gewöhnt man sich recht schnell an die rudimentäre Umgebung und konzentriert sich allein auf Schauspieler und Handlung.
Trotz der beachtlichen Länge von 170 Minuten (etwas weniger hätte es zugunsten der Massentauglichkeit wohl auch getan
) war mir zu keiner Sekunde langweilig, als die amerikanische Kleinstadtbevölkerung gnadenlos den Spiegel vor's mitunter sehr hässliche Gesicht gehalten bekam. Dies geschieht durch ausufernde Dialoge sowie sarkastische Anmerkungen des Erzählers und erinnert – auch aufgrund der minimalistischen Optik – an ein Theaterstück. Die Schauspieler überzeugen auf ganzer Linie, insbesondere Nicole Kidman, Paul Bettany und Stellan Skarsgård liefern eine mehr als überzeugende Vorstellung ab.
Fazit: Lars von Trier hat mal wieder ein Meisterwerk erschaffen, dass an der breiten Masse der Filmfreunde vorbeigehen dürfte. Aufgeschlossene Zeitgenossen, die auch ohne opulente Bilder und Spezialeffekte auskommen und etwas Geduld mitbringen, sollten unbedingt einen Blick riskieren.
9/10 Punkte