Die Nacht der Generäle
Eine Prostituierte in Warschau wird bestialisch ermordet. Mit über 100 Messerstichen, was die Tat eines Wahnsinnigen zu sein scheint. Allerdings gibt es zumindest einen Hinweis durch einen Augenzeugen. Der konnte zwar das Gesicht nicht sehen, dafür aber die Beine. Diese waren klar als Teil einer Wehrmachtsuniform zu erkennen. Was es aber noch problematischer macht, sind die roten Streifen, die er gesehen hat, denn die tragen lediglich Generäle. Major Grau von der Abwehr nimmt dies sehr ernst und beginnt zu ermitteln. 3 Generäle haben für die Zeit kein Alibi, allerdings ist es auch nicht ganz einfach dort Untersuchungen anzustellen. Da er den Fall dennoch hartnäckig verfolgt, wird er plötzlich befördert und nach Paris abkommandiert und muss den Fall ruhen lassen. Wie das Leben so spielt, werden 2 Jahre später die 3 Generäle ebenfalls nach Paris versetzt, weshalb er den alten Fall wieder aufrollen möchte. Dort ergeben sich auch neue Spuren, denn auch hier geschieht ein Mord an einer Prostituierten. Wieder mit über 100 Stichen........
Hans Hellmut Kirst, der bereits die literarische Vorlage zur "0815-Trilogie" und auch für "Fabrik der Offiziere" schrieb, lieferte diesen Roman im Jahre 1962, der 5 Jahre später von Anatole Litvak verfilmt wurde. Die britisch-französische Produktion fuhr allerdings dann direkt mal die Weltstars Peter O'Toole, Omar Sharif, Donald Pleasence und Christopher Plummer auf und das ist zeitweise nur noch beeindruckend. Gerade Peter O'Toole ist hier einfach sensationell und liefert ikonische Bilder en masse ab. Wenn er sich gottgleich, aufrecht stehend, durch Warschau fahren lässt, bleibt das für immer im Gedächtnis haften. Wenn er das Selbstporträt von van Gogh betrachtet, wird ebenfalls unvergessen bleiben.
Die Story ist natürlich fiktiv, aber in reale Geschehnisse eingebettet, weshalb hier auch Dinge wie das Attentat am 20.Juli 1944 eine Rolle spielen. Allerdings hat man es sehr gut geschafft, die Realität nicht zu Gunsten der filmischen Handlung umzuschreiben, weshalb der Film auch diesbezüglich hervorragend funktioniert. Vordergründig ist es natürlich ein Thriller, welcher zunächst auch als eine Art Whodunit konzipiert ist, dennoch das Rätsel recht früh löst. Allerdings beinhaltet der Film natürlich auch weitere Themen, weshalb er sehr facettenreich ist. Beispielsweise werden auch Themen angeschnitten, über die man wirklich nachdenken kann. Warum interessiert Major Grau der Mord an einer Prostituierten, während man doch täglich Menschen ermordet? Warum hat dieser Mord ein anderes Gewicht, während Generäle jeden Tag auf Befehl Menschen töten lassen? Solche Fragen werden im Film auch direkt an die Protagonisten gestellt, was eben für eine gewisse Tiefe sorgt. Spannung wird trotz Auflösung aber weiterhin geboten, da sich zwar irgendwann nicht mehr die Frage nach dem Täter stellt, sondern ob man ihn wirklich zu fassen bekommt. Schließlich handelt es sich eben um einen General. Wer sich vom Inhalt überraschen lassen will, darf allerdings auf keinen Fall die Rückseite der DVD lesen. Da steht nämlich tatsächlich alles drauf. Sogar eine wirklich heftige Wendung wird dort verraten.
Die Ausstattung des Films ist ebenfalls fantastisch und liefert komplett beeindruckende Bilder. Sogar eine Sightseeing-Tour durch Paris folgt akkurat der Wirklichkeit. Hier wechselt man nicht quer durch die Stadt, sondern kann mit Ortskenntnis der Fahrt genauestens folgen. Auch hier hat man sich alle Mühe gegeben, um den Zuschauer in den Film hinein zu ziehen, ohne dass man stirnrunzelnd auf Fehlersuche geht. Dennoch gibt es ein paar historische Ungenauigkeiten, die aber im Kontext zu verschmerzen sind. Die Lagebesprechung zu Beginn des Films passt beispielsweise nicht gänzlich in den Zeitraum und andere Kleinigkeiten.
Verwunderlich bleibt allerdings, dass der Film nicht deutlich bekannter ist. Zeitgenössische Kritiken, werfen ihm vor, dass er zu viele Themen verarbeitet, was ich nicht teilen kann. In der ofdb existieren lediglich 3 Rezensionen. 1 x 7 und 2 x eine 10! In diesen höheren Regionen sehe ich den Film ebenfalls, da er wirklich faszinierend ist und Peter O'Toole muss man zwingend in dieser Rolle gesehen haben.