Die Brücke von Remagen
Nach der gescheiterten Ardennen-Offensive stehen die verbliebenen deutschen Truppen mit dem Rücken zur Wand, oder wie in diesem Fall zum Rhein. Eingekesselt von den Alliierten gibt es kaum noch Möglichkeiten den Rhein zu überqueren, da man die meisten Brücken bereits selbst gesprengt hat, um den Amerikanern den Übergang zu erschweren. Die letzte verbleibende Möglichkeit ist die Brücke von Remagen. Allerdings gibt es auch hier bereits den Befehl die Brücke zu sprengen. Generaloberst von Brock versucht dennoch die Sprengung hinauszuzögern, um den Soldaten die letzte Fluchtmöglichkeit offen zu lassen, was sich aber als schwierig gestaltet. Einmal sind die amerikanischen Truppen bereits in der Nähe und zweitens kann er sein Vorhaben nicht offiziell gestalten, da er sich damit eindeutig gegen einen direkten Befehl des Führers stellen würde.
Der 1969 entstandene Kriegsfilm ist rein visuell bereits der Wahnsinn, da die Schlachten, Panzerkämpfe und Zerstörungen einfach unglaublich in Szene gesetzt wurden. Als Fahrzeuge hat man unter anderen auch echte M24 Chaffee Panzer verwendet, die damals tatsächlich in den Ardennen und eben bei Remagen zum Einsatz kamen. Die Gebäude, die bei den Kämpfen zerstört werden, sind ebenfalls echt. Das sieht für einen 56 Jahre alten Film einfach wahnsinnig aus. Man ist wirklich mittendrin in den Schlachten. Auch der komplette Plot ist absolut spannend und man fiebert richtig mit. Plot? Ja, was somit auch den negativen Aspekt darstellt, denn bei der Geschichte selbst sind wir dann eher im Michael Bay Kino der 60er angelangt. Bis auf die Grundlage stimmt hier nämlich wenig und auch die handelnden Personen sind komplett fiktiv oder höchstens angelehnt. Für mich immer ein wenig zwiespältig. Wenn man sich halbwegs auskennt kein Problem, aber viele Menschen nehmen Filme ja gerne als Ersatz-Unterricht an. Auch wegen solchen Filmen existiert heute das "Wissen", dass die Brücke von Remagen die letzte Brücke gewesen wäre. Aber gut, wenn man von solchen Dingen Abstand nehmen kann, ist es dennoch ein intensives Filmerlebnis. Die Locations sind ebenfalls der Hammer, auch wenn man gar nicht am Rhein gedreht hat, aber man hat in der Nähe von Prag welche gefunden, die wahnsinnig ähnlich aussehen. Durch den Schauplatz Prag ist auch die Entstehung des Films fast genauso spannend wie der Film selbst, weshalb man sich damit ebenfalls beschäftigen sollte. Man sollte sich nämlich Dinge wie "Prager Frühling" und den Einmarsch der Sowjetunion zusätzlich in Erinnerung rufen, wodurch man dann recht schnell erkennen wird, dass die Dreharbeiten spannend waren. Um sich damit näher zu beschäftigen, kann ich in jedem Fall das Mediabook empfehlen.
Das Mediabook: Dies hatte in meinem Fall tatsächlich einen FSK-Flatschen auf der Vorderseite. Nicht auf der Folie, sondern auf dem Book, auch wenn es wohl welche ohne gegeben hat. Dafür ist der Rest absolut großartig. Die Bonus BD liefert nämlich fantastische Schätze. Einmal eine wunderbare Doku vom WDR von 2015, die sich mit den tatsächlichen Ereignissen beschäftigt und Zeitzeugen zu Wort kommen lässt. Das beinhaltet auch einen Besuch der noch verbliebenen Brückenteile, die heute als Museum zugänglich sind. Klasse! Zusätzlich noch einige weitere zeitgenössische Aufnahmen, die mit deutschen Untertiteln versehen sind. Das ist zwar quantitativ nicht überbordend, da es insgesamt nur 66 Minuten sind, aber da macht es dann die Qualität. Obendrein gibt es ein fantastisches Booklet, welches sich mit der Geschichte und den Dreharbeiten beschäftigt und absolut spannend zu lesen ist. Dennoch hat sich in beide Formate der gleiche Fehler eingeschlichen, denn in der Doku und auch im Booklet spricht man von der letzten Rhein-Brücke, was eben nicht korrekt ist. Die Gestaltung gefällt mir dafür ebenfalls wahnsinnig gut und macht richtig was her. Deshalb insgesamt eine ganz klare Empfehlung, wenn man sich für den Film und eben auch für Geschichte interessiert.