Der Bulle von Paris
Der Pariser Polizist Louis Mangin (Gérard Depardieu) ist einer von der ruppigen Sorte und wird bei Verhören schnell agressiv. Als er die Verdächtige Noira (Sophie Marceau) kennenlernt zeigt sich aber immer mehr seine verletzliche Seite. Ob das gutgehen kann...?
Ein etwas seltsamer Krimi, der sämtliche Regeln sprengt. Ein Spannungsbogen oder zumindest ein wenig Action? Fehlanzeige! Auch eine logische Handlung sucht man vergebens aber trotzdem ist dieser Film aus dem Jahre 1985 auf seine ganz eigene Art und Weise interessant, da sehr unkonventionell. Ohne Vorspann wird der Zuschauer direkt in ein minutenlanges Verhör geschmissen und man hat erstmal ziemlich lange damit zu tun, die ganzen genannten Namen zu sortieren. Die Polizisten, allen voran Mangin, gehen mit ihrer "Kundschaft" rüde um aber sonst passiert im Grunde nicht viel. Es wird viel geredet aber meistens aneinander vorbei. Und wer jetzt hofft, das es zumindest einen coolen Score gibt, der sieht sich enttäuscht, denn es gibt gar keinen! Bis auf einer Szene in einer Disco und gegen Ende gibt es keinerlei Musik und trägt somit dazu bei, das hier und da der Eindruck einer Dokumentation entsteht.
Auch die Elemente eines klassischen Film Noir bedient der
Der Bulle von Paris, oder sollte ich eher sagen könnte er bedienen. Eigentlich alles da: der einsame und desillusionierte Bulle und die undurchschaubare Verdächtige, in die sich dieser Bulle verliebt. Das größze Defizit ist natürlich die fehlende Spannung sowie die nur ansatzweise gelungene Atmosphäre. Und leider stimmt auch die Chemie zwischen Depardieu und Marceau überhaupt nicht. Auch schauspielerisch können beide nicht überzeugen, vor allem für Marceau ist die Rolle (noch) eine Nummer zu groß. Zwar wunderbar gegen ihr Image als süßes Mädchen von nebenan (siehe
La Boum I & II) besetzt, doch sie kann in den wenigsten Szenen überzeugen und wirkt eher ahnungslos, ja fast schon lustlos. Schön anzusehen ist sie aber dennoch...
Wie gesagt, ein Krimi, der im Grunde keiner ist, eher eine Studie unserer Gesellschaft. Der halbgare Plot ist nur Mittel zum Zweck um zu zeigen, das wir trotz Kommunikation aneinander vorbeileben weil wir leider immer das Zuhören vergessen. Aus heutiger Sicht eigentlich ganz beruhigend, das es das auch schon damals ohne Internet und Smartphone gab.
6/10