Das unheimliche Auge

deadlyfriend

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Das unheimliche Auge


Da Mario Bava als der Urvater des Giallos gilt, dachte sich Sohnemann Lamberto in die Fußstapfen zu treten. Dass dies ein äußerst schwieriges Unterfangen ist, war natürlich abzusehen. Auch wenn er mit "Dämonen" selbst einen Meilenstein des italienischen Horrors vorzuweisen hatte, trieb es ihn 1987 wieder zurück zum Schlitzerfilm, wo er doch ebenfalls mit "A blade in the dark" und "Midnight Ripper" schon seine Spuren hinterlassen hatte. 1987 einen Giallo zu drehen war aber auch nicht die beste Idee, da das Genre zu diesem Zeitpunkt mausetot war. Zu einer Wiederbelebung reichte es auch mit "Das unheimliche Auge" nicht. Dies lag aber nicht nur am falschen Zeitpunkt. Auch der Film schwankte zu oft in der Qualität. Zudem mangelte es an Innovation, was partiell aber auch wieder als Pluspunkt gesehen werden kann.
Den Plot entlieh er sich in groben Zügen aus "Die Nacht der blanken Messer". Andrea Bianchi drehte nämlich bereits 1975 einen Giallo rund um eine Shootingagentur, mit vielen Nacktmodellen.

Weiterhin arbeitete er mit vielen Farbspielen aus Blau und Purpur, was einige als Plagiat zu Suspiria sehen, aber auch als eine Art Hommage an seinen Freund und Mentor, Dario Argento, gewertet werden kann. Wenn zudem noch das Zimmer des Rollstuhlfahrers in knalligem Gelb erscheint, sollte man dies zumindest erkennen können. Diese Farbwechsel sind aber in jedem Fall schonmal ein schönes, wenn auch entliehenes Stilmittel. Hinzu kommen wirklich schöne Settings. Die Villa nebst Swimming Pool, ist eine wirklich tolle Location und bietet tolle Schauwerte. Zudem bietet die Szene im Kaufhaus eine fantastische Atmosphäre und man merkt gerade in dieser Sequenz das der Mann einiges drauf hat. Aber nicht nur hier werden erstklassige Momente geboten.
Leider kann er diese wirklich hervorragenden Passagen nicht über die gesamte Spieldauer halten. Störend wirken auch die dämlichen Masken der Opfer, die der Killer in seinen Halluzinationen sieht. Zudem bleibt die Frage des Sinns dahinter zumindest mir verborgen. Auch das Motiv des Killers bleibt eher im Dunkeln, was möglicherweise auf mangelnden Einfallsreichtum zurückzuführen sein könnte.

Die Musik wechselt ebenfalls in der Qualität. In den wirklich sehr guten Momenten klingt alles sehr sphärisch und geradezu mystisch, während auf der anderen Seite nerviger 80ies Rocksound aus den Lautsprechern dröhnt, der zu den Bildern nicht so recht passend mag. Dafür ist die Darstellerriege ausgesprochen gut. Serena Grandi bietet nicht nur körperliche Schauwerte, sondern spielt ihre Rolle absolut ansprechend. Zwar unwichtig für den Film, aber trotzdem erwähnenswert ist noch der Auftritt von Popsternchen Sabrina, die im gleichen Jahr mit "Boys" einen riesigen Italohit in den europäischen Charts unterbrachte. In der damaligen Presse wurde aber eher der Vergleich der Körbchengröße mit Samantha Fox, als oberste Priorität angesehen. Im Film zieht sie gegenüber Serena Grandi zumindest klar den kürzeren, wovon man sich mehr als einmal überzeugen kann.

Übrig bleibt also ein später Giallo mit einigen Höhen, aber auch einigen Tiefen und einer Menge nackter Haut. Fans des Genre sollten ihn aber zumindest gesehen haben. Für Einsteiger gibt es aber definitiv bessere Möglichkeiten.
 

ma(c)festus

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AW: Das unheimliche Auge

Ganz ansehnlicher Spät-Gialli.Lamberto Bava kann durchaus gute Filme machen,konnte aber nie in die großen Fußstapfen seines Vater treten.Sicherlich gehört auch dieser Film nicht zu den Meilensteinen,aber er hat auf jeden Fall einige Qualitäten.Die Mordszenen mit bizarrer Fantasie.Serena Grandi als teils nackte Hauptdarstellerin die auch überzeugen konnte.Aber es gibt auch einige Sachen die man hier vermißt.Die vorherrschende Grundstimmung die eigentlich nur sehr selten eine starke Bedrohlichkeit aufkommen lässt.Langweilig wird er aber nicht,man hätte auf einige Szenen verzichten können.Die andauerende Fotoshootings die man kürzer halten können.Das Highlight dieses Films war die Hatz im Kaufhaus.

Wertung : 7 / 10 Punkten
 

Tarantino1980

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Toll das es zu dem hier sogar auch eine KK gibt!

Da Mario Bava als der Urvater des Giallos gilt, dachte sich Sohnemann Lamberto in die Fußstapfen zu treten. Dass dies ein äußerst schwieriges Unterfangen ist, war natürlich abzusehen.

Ich weiß wirklich nicht ob er sich damit einen gefallen getan hat und hier seinen berühmten Namen als Regisseur verwendet hat. Vielleicht wäre es wirklich klüger gewesen, ähnlich wie es Nicolas Cage ja auch machte um eben nicht im gigantischen Schattens seines Onkels zu stehen, sich einen Künstlernamen zuzulegen. Den schlecht sind die Filme von Lamberto Bava, jedenfalls die ich bisher kenne nicht, aber es sind natürlich nicht solche Meisterwerke wie die seines Vaters, was aber auch schlicht und ergreifend unmöglich ist diesen Stil zu kopieren bzw. ihn sogar zu übertreffen. Wenn es einer überhaupt geschafft hat, dann Dario Argento. Aber auch nur sehr knapp da der Stil von Bava, gerade bei seinen Horror Beiträgen schon wirklich gigantisch ist! Und bei den Horror Beiträgen in Argentos Filmographie ist natürlich der Meilstenstein und einer meiner absoluten Lieblingsfilme schlechthin - Suspira - , aber auch Horror Infernal und Phenomena sehr hoch angesiedet. Aber im Vergleich hat Bava hier auch drei Meisterwerke vorzuweisen - Die Stunde, in der Dracula kommt, Die Toten Augen des Dr. Dracula und Lisa und der Teufel sind auch drei absolute Meisterwerke im Bereich Italo Horror! Dafür hat Bava in seiner Filmographie nur wenige Gialli, woven Argento deutlich mehr zu bieten hat. Daher hat er bei mir etwas die Nase vorn, aber im Gesamtkontext sind beide wirklich zwei sehr gute Regisseure! Daher kann ein Lamberto Bava nur den kürzeren ziehen, wenn er sich mit solchen Größen, alleine schon auf Grund seines berühmten Namens, immer messen musste.

1987 einen Giallo zu drehen war aber auch nicht die beste Idee, da das Genre zu diesem Zeitpunkt mausetot war. Zu einer Wiederbelebung reichte es auch mit "Das unheimliche Auge" nicht. Dies lag aber nicht nur am falschen Zeitpunkt. Auch der Film schwankte zu oft in der Qualität. Zudem mangelte es an Innovation, was partiell aber auch wieder als Pluspunkt gesehen werden kann.

Ich denke wenn der Film in den 70ern gedreht worden wäre und vielleicht dadurch auch noch etwas den typischen Schmuddellook und auch von den Settings her bzw. der Mode dieser Zeit beeinflusst worden wäre, hätte das dem Film gut tun können. So wirkte es teilweise schon etwas zu clean für einen Giallo. Die Modewelt war halt, wie ich finde, hier auch nicht der Beste aufhänger für die Grundstory da....

Den Plot entlieh er sich in groben Zügen aus "Die Nacht der blanken Messer". Andrea Bianchi drehte nämlich bereits 1975 einen Giallo rund um eine Shootingagentur, mit vielen Nacktmodellen.

... es so einen Film eben schonmal gab und genau die von mir beschriebenen Aspekte im Film von Andrea Bianchi deutlich besser zum Tragen kamen! Der Film ist wahrlich keine Perle, aber ich mag ihn und seine Schmuddeloptik macht viel aus das ich ihn mag. Natürlich hat er auf der Haben Seite auch noch Edwige Fenech, eine meiner absoluten Lieblingsdarstellerinen des Genres, wobei Serena Grandi mir hier auch schon gut gefallen hat, nicht nur optisch sondern auch aus darstellerischer Sicht!

Aber es wäre halt interssant gewesen wenn beide Filme in den 70ern gedreht worden wären welcher sich in Genrekreisen mehr durch gesetzt hätte. So, da Andrea Bianchi halt seine Idee zuerst verfilmt hat, ist er halt deutlich bekannter und wohl auch deutlich beliebter als Das unheimliche Auge.

Weiterhin arbeitete er mit vielen Farbspielen aus Blau und Purpur, was einige als Plagiat zu Suspiria sehen, aber auch als eine Art Hommage an seinen Freund und Mentor, Dario Argento, gewertet werden kann. Wenn zudem noch das Zimmer des Rollstuhlfahrers in knalligem Gelb erscheint, sollte man dies zumindest erkennen können. Diese Farbwechsel sind aber in jedem Fall schonmal ein schönes, wenn auch entliehenes Stilmittel.

Das ist mir auch absolut positiv aufgefallen und mir hat es auch gut gefallen!


Hinzu kommen wirklich schöne Settings. Die Villa nebst Swimming Pool, ist eine wirklich tolle Location und bietet tolle Schauwerte.

Von den Settings hat mir der Film auch gefallen. Auch das Zimmer des Nachbarn war schön in Szene gesetzt, die Sequenz auf dem Friedhof war aber auch toll.

Zudem bietet die Szene im Kaufhaus eine fantastische Atmosphäre und man merkt gerade in dieser Sequenz das der Mann einiges drauf hat. Aber nicht nur hier werden erstklassige Momente geboten.

Diese Sequenz war wirklich das absolute Highlight des Films. Wären alle Morde so inszeniert worden und wäre der gesamte Film so spannend gewesen, hätte ich hier deutlich höher in die Punktekiste gegriffen. Diese Sequenz war wirklich extrem geil und zeig das Lamberto Bava sehr wohl ein Talent hatte, aber halt leider nie aus dem Schatten seines genialen Vaters herraus kam.

Störend wirken auch die dämlichen Masken der Opfer, die der Killer in seinen Halluzinationen sieht.

Die dämlichen Masekn der Opfer sind mir auch total unangenehm aufgestoßen. Ich kann zwar verstehen das Lamberto Bava damit bezwecken wollte, aber es hatte nichtmal ansatzweise den Horror Touch den er bestimmt damit rüber bringen wollte!

Auch das Motiv des Killers bleibt eher im Dunkeln, was möglicherweise auf mangelnden Einfallsreichtum zurückzuführen sein könnte.

Okay ich habe gerade echt etwas Angst. Habe ich schon zuviele Gialli gesehen bzw. schon zuviele Italo Filme das ich mir diese Frage garnicht gestellt habe bzw. mir tatsächlich das Motiv klar war? Für mich war es halt die verrückte kleien Welt des Bruders. Für Ihn war seine schwester die schönste Frau auf der Welt und keine andere Frau sollte ihr rauch nur ansatzweise den Rang ablaufen. Daher wurden die ganzen anderen Fotomodelle von ihm getötet und halt zum schluss wollte er, weil er eben total durchgeknallt war, auch seine schwester ein letzte Mal nackt sehen, sie berühren, das kein anderer mehr in den Genuss kommt sie nochmal so zu sehen. So habe ich mir das jedenfalls bei der Auflösung erklärt.

Die Musik wechselt ebenfalls in der Qualität. In den wirklich sehr guten Momenten klingt alles sehr sphärisch und geradezu mystisch, während auf der anderen Seite nerviger 80ies Rocksound aus den Lautsprechern dröhnt, der zu den Bildern nicht so recht passend mag.

Die Musik macht wirklich viel aus. In den Sequenzen wo es halt mit einem tollen Score hinterlegt ist wirkt der Film direkt besser, in den anderen Sequenzen wird man leider durch den nervigen 80ziger Jahre Sound rausgerissen. Das passt halt einfach nicht so zu einem Giallo!


Dafür ist die Darstellerriege ausgesprochen gut. Serena Grandi bietet nicht nur körperliche Schauwerte, sondern spielt ihre Rolle absolut ansprechend. Zwar unwichtig für den Film, aber trotzdem erwähnenswert ist noch der Auftritt von Popsternchen Sabrina, die im gleichen Jahr mit "Boys" einen riesigen Italohit in den europäischen Charts unterbrachte. In der damaligen Presse wurde aber eher der Vergleich der Körbchengröße mit Samantha Fox, als oberste Priorität angesehen. Im Film zieht sie gegenüber Serena Grandi zumindest klar den kürzeren, wovon man sich mehr als einmal überzeugen kann.

Der Cast hat mir auch gut gefallen! David Brandon kannte ich ja bereits aus Aquarius und Lino Salemme habe ich erst kürzlich in Demonia von Lucio Fulci gesehen. Aber eben besonders, wie bereits vorhin erwähnt, Serena Grandi hat mir extrem gut gefallen. Daria Nicolodi mag ich ohnehin super gerne!


Übrig bleibt also ein später Giallo mit einigen Höhen, aber auch einigen Tiefen und einer Menge nackter Haut. Fans des Genre sollten ihn aber zumindest gesehen haben. Für Einsteiger gibt es aber definitiv bessere Möglichkeiten.

Ich glaube für Einsteiger ist der Film absolut nicht geeignet. Generell würde ich kaum einen Neo Giallo für einen Genre Neuling empfehlen da man hier schon etwas tiefer in der Materie drin sein sollte und eben wisse sollte worauf sich Hommagen bzw. und von welchem großen Vorbild hier sich verneigt wird. Den eins haben alle Neo Giallo gemeinsam, keiner erfindet das Rad neu und alles hat man irgendwo schonmal gesehen. Aber auch hier gibt es einige Perlen zu entdecken und ja ich würde auch Das unheimliche Auge dazu zählen, auch wenn er leider nicht komplett rund ist!

Wertung: 7/10
 
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