Das Rettungsboot
Mitten im zweiten Weltkrieg wird ein englisches Schiff von einem deutschen U-Boot angegriffen und sinkt. Ein paar Überlebende können sich auf ein Rettungsboot retten und kämpfen gemeinsam um das Überleben.
Alfred Hitchcock inszenierte im Jahr 1944, aus heutiger Sicht kurz vor Kriegsende, den Film
Das Rettungsboot. Es war somit bereits der dritte Film welcher Hitchcock im Auftrag für die 20th Century Fox zum Thema zweiter Weltkrieg inszenieren sollte. Hitchcock liebäugelte zu diesem Zeitpunkt schon länger mit der Idee einen Film auf gegrenzten Raum zu inszenieren. Meines Wissens geisterten hierzu vorher die Idee, die Handlung nur in einer Telefonzelle oder in einem Sarg spielen zu lassen, bereits in seinem Kopf. Jedoch, inspiriert durch die bekannte Absturz Szene in
Der Auslandskorrespondent, in welcher die Überlebenden für kurze Zeit auf den Überresten des Flugzeuges umhertrieben, kam Hitchcock die Idee, die Handlung seines damals neusten Filmes auf ein Rettungsboot zu beschränken. Anders als viele seiner anderen Filme basiert dieser Film also nicht auf einer Roman bzw. Theaterstück Vorlage, sondern es wurde eigens für diesen Film ein Drehbuch geschrieben. Ursprünglich wollte Hitchcock hierfür sogar keinen geringeren als
Ernest Hemingway gewinnen, der aber leider aus Termingründen abgesagt hatte. Schlussendlich wurde es dann von
Jo Swerling verfasst, jedoch wurden sämtliche Dialogszenen von
Alfred Hitchcock persönlich kurz vor Drehbeginn umgeschrieben.
Der Film ist also, wieder einmal, aus filmhistorischer und aus geschichtler Sicht, sehr interessant, da er zum einen handlungstechnisch nur an einem Schauplatz spielt, was aus meiner Sicht auf jeden Fall eine sehr innovative aber natürlich auch riskannte Idee war, aber eben auch zu einem Zeitpunkt gedreht wurde, wo sich die Welt im Krieg befand. Es gibt aber für mich auch einen weiteren interssanten Aspekt, welcher aber leider einen Spoiler zur Handlung darstellt. Daher werde ich nachher, innerhalb der Filmdisskussion, mehr auf diesen eingehen. Filmtechnisch hat
Alfred Hitchcock auch hier wieder etwas gemacht, was durchaus als innovativ zu bezeichnen ist. Da man selbstverständlich den Film nicht tatsächlich auf dem Atlantik inszenieren konnte, bediente er sich auch hier wieder der damals beliebten Rückprojektionen, welche in vielen seiner Produktionen immer wieder zum Einsatz kamen, jedoch bereits in
Der Auslandskorrespondent von der Größe der Leinwand ganz andere dimensionen einnahm. Bereits dort wurden die Darsteller in einem Wassertank vor einer großen Leinwand gefilmt so das später für das Kinopublikum nicht erkennbar war wo das echte Wasser aus dem Wassertank aufhörte und das projezierte Wasser anfing. Denselben Effekt benutzte Hitchcock in
Das Rettungsboot auch, nur mit dem Unterschied das er ihn hier auf Spielfilmlänge anwenden musste. Auch hier will ich wieder hervorheben welchen technischen Aufwand er hier betrieben hat. Heutzutage würde man einfach diesselbe Szenerie vor einem Greenscreen drehen und der Rest wäre alles CGI generiert. Ich finde es daher immer sehr beeindruckend das Hitchcock nie dein einfachsten Weg gegangen ist einen Film zu inszenieren, sondern immer interssante innovative Ansätze verwendet hat. Man hätte genauso die Story als gestrandete, nach einem Schiffsbruch, auf eine einsame Insel verlagern könnten, oder nach einem Flugzeugabsturz mitten im Nirgendwo. Beides wäre mit Sicherheit aus damaliger Sicht einfacher und günstiger gewesen zu inszenieren, aber eben nicht so interessant und innovativ. Genau das macht für mich aber einen großen Teil von Hitchcock´s Erfolg aus, das er nie den einfachten Weg gegangen ist und immer wieder aufs neue versucht hat Film neu zu denken und somit das Publikum immer wieder aufs neue fasziniert hat.
Der Cast ist zwar nicht prominent besetzt, hat mich persönlich aber wirklcih perfekt abgeholt. Die mir, bis zur Sichtung dieses Filmes, vollkommen unbekannte
Tallulah Bankhead hat mich als Hauptdarstellerin wirklich komplett begeistert. Bereits in der ersten Einstellung wirkte sie auf mich komplett deplatziert in diesem Setting, was ich aber nicht auf ihre schauspielischen Fähigkeiten beziehe, sondern eher auf ihre, wie man aus heutiger Sicht so schön sagt "Attitude" die sie hier sehr dominant austrahlt. Für mich ist sie neben
Walter Slezak definitiv die Person, welche den Film trägt. Natürlich sind es auch die interessanten Dialoge der anderen Schiffsbrüchigen und die von Hitchcock gekonnte Gesellschaftskritik welche er in die Handlung einbaute, aber schauspielerisch haben diese beiden mich auf jeden Fall am meisten beeindruckt.
Das Rettungsboot ist wieder einmal einer dieser Filme die jemand aufzählen würden, wenn man an die besten Filme von
Alfred Hitchcock denkt. Dennoch hat er für mich hier aus mehreren Gründen einen filmhistorisch wichtigen Film erschaffen, der auf jeden Fall in keiner gute sortierten Hitchcock Sammlung fehlen darf, aber auch sonst für Filmfans interessant sein könnte.
Wertung:
7/10