AW: Das Problem mit dem Sound...
ProTools erlauben auch kleineren Bands, einen amtlichen Sound ohne horrende Produktionskosten auf die Reihe zu kriegen. Die Kehrseite der Medaille: steril klingende Produktionen, kraftlos pluckernde Bassdrums – alles klingt irgendwie austauschbar, die organische Note fehlt. Langsam aber sicher kann ich den Standpunkt der nach wie vor existierenden Vinylfetischisten nachvollziehen, die der schwarzen Scheibe einen wärmeren Klang attestieren.
Wie seht ihr das? Ich würde mir (besonders im Metal-Bereich) wünschen, dass natürlichere Klänge wieder mehr gefragt wären.
Hallo Despair,
mich stört es bei allen Aufnahmen, wenn der Sound insgesamt zu "dünn" und irgendwie "leblos" ist - nicht nur bei Metal).
Meist liegt dies aber in der Tonmischung begründet. Da sitzen Laien, die einfach nicht über die Erfahrung und das Equipment eines prof. Tonstudios/Tonmeisters verfügen. Das Ergebnis ist dann wie von dir beschrieben.
Leider hauen auch Profis mal daneben.
So war ich bei "RIVERDANCE". Der Sound im Hamburger CCH hat mich total begeistert. Die CD, die ich in der Pause gekauft hatte, klang nur flach, undynamisch, leblos. Die DVD dagegen kam dem "Live-Erlebnis" schon sehr nahe.
Eigentlich hatte ich ein Ergebnis erwartet, das genau anders herum sein sollte.
Ein weiteres Problem ist auch die Weitergabe des "Original-Masters". Da macht sich ein Tonmeister unglaublich viel Mühe mit der Mischung. Setzt Effekte auf 0,5 dB genau.
Danach geht diese Mischung an verschiedene "Verwerter". TV, Radio, CD-Produktion... und beinahe jeder "panscht" im Original herum. Da gibt es z.B. die Dynamikreduzierung für Radio und TV, so dass kaum Bass und/oder kaum noch Höhen mehr vorhanden sind.
All das führt zum Verdruss vieler Tonmeister, die sich sehr viel Mühe mit dem Mix gemacht haben.
Vergleiche auch mal verschiedene Radiosender... schon irre wie unterschiedlich dieselben Stücke klingen.
Zur Schallplatte ein paar Worte:
Der "warme" Sound war bei Einführung der CD tatsächlich vorhanden. Das lag aber an den "veralteten" Mikrofonen (wie ich mal gelesen habe), der Aufnahmetechnik insgesamt und vorhandener Archivaufnahmen. Die Analog-Digitalwandlung funktionierte noch nicht richtig. Das hat sich im Laufe der Jahre aber geändert. Heute kommen Schallplatten nicht mehr an die Klangqualität einer guten CD heran.
Das ist technisch begründet, da eine schwarze Scheibe (neben all den Störungen wie Rauschen, Kratzer, Knackser usw.) nicht mal in der Lage ist, einen Sinuston ohne "Schwinngungen" wiederzugeben. Der Sinuston "eiert" förmlich.
Aus nostalgischen Gründen bleiben viele der Platte aber treu. Irgendwie kann ich das verstehen. So ne schwarze Scheibe macht schon was her - nicht nur im Regal, sondern auch von der Haptik.