Das Böse

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Das Böse:

#02 18.01.2023 deadlyfriend

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Das Böse II:

#05 19.01.2023 deadlyfriend

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Das Böse III:

#08 20.01.2023 deadlyfriend

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Phantasm IV:

#09 21.01.2023 deadlyfriend

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Phantasm V:

#12 22.01.2023 deadlyfriend
 
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Das Böse

Ende der 80er Jahre befand ich mich einmal mehr in der Videothek meines Vertrauens und entdeckte einen neuen Film namens „Phantasm II“. Das „II“ irritierte mich, da mir der Titel nichts sagte. Also durchsuchte ich die Videothek nach Teil 1, aber wurde nicht fündig. Egal, also nahm ich Teil 2 einfach mit. Der Film begeisterte mich nachhaltig und somit wollte ich unbedingt den Vorgänger sehen. Dieser trug den Namen „Das Böse“ und war nicht aufzutreiben, obwohl wir alle umliegenden Videotheken abklapperten. Irgendwann tauchte er dann namentlich im Einkaufskatalog der „Bpjm“ auf, denn er wurde bundesweit beschlagnahmt, was die Fantasie und die Motivation weiter beflügelte.

Irgendwann kam man endlich an eine Kopie, bei der sich Ernüchterung breit machte. Es konnte sich nur um eine gekürzte Fassung handeln, da ja absolut kein Gore enthalten war. Da es sich aber tatsächlich um eine ungeschnittene Version handelte, war es dann nochmal unverständlicher, wieso der Film beschlagnahmt wurde. Heute ist der Film, völlig zurecht mit einer lockeren FSK 16 Freigabe versehen und überall erhältlich.

Im Alter von gerade mal 24 Jahren drehte Regisseur Don Coscarelli einen Kultfilm und somit auch den Start einer Reihe, die Dekaden später noch existiert. Böse Zungen behaupten, dass der Kult lediglich aufgrund der Beschlagnahmung existiert, was natürlich schwachsinnig ist, da er mit Sicherheit keine vier Nachfolger gezogen hat, nur weil in einem einzigen Land, die Justiz ein wenig neben der Spur war. Der Film hat sich seinen positiven Ruf einfach verdient! Als „Das Böse“ 1978 gedreht wurde, war er einfach einzigartig. Der Horrorfilm beschritt in den 70ern neue Wege und bei vielen Filmen konnte man erkennen, worauf man aufbaut und woher die Einflüsse stammen. Dies war hier nicht der Fall. Aus heutiger Sicht kann man ihm eine Nähe zu den Arbeiten von Lucio Fulci aus dem gleichen Zeitraum attestieren, die es zur Entstehungszeit aber noch nicht gab. Selbstverständlich nur in Bezug auf Atmosphäre und nicht auf Eingeweide. In der Tat sind diese fieberhaften Lovecraft-Alpträume zumindest ein Hinweis darauf, wem „Das Böse“ gefallen könnte, sofern man Fulci wegen seiner Atmosphäre liebt. Diese Atmosphäre kommt auch zu großen Teilen wegen der Musik zu Stande, die man phasenweise auch bei Fabio Frizzi verorten könnte. Zumindest der Friedhof „Morningside“ könnte auch in Dunwich beheimatet sein.

Doch worum geht es in „Das Böse“? Für Leute die den Film gar nicht kennen, möchte ich auch nicht zu viel verraten. Im Grunde geht es um einen 13-jährigen Jungen, der auf einem Friedhof merkwürdige Dinge beobachtet und versucht hinter das Geheimnis zu kommen. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen, da man das selbst erleben sollte. Der Film liefert sowieso keinerlei Vorgeschichte. Man wird als Zuschauer einfach in diesen alptraumhaften Mikrokosmos reingeworfen und soll sich selbst darin zurechtfinden. Mikrokosmos deshalb, weil der Junge mit seinem Bruder und einem Freund lediglich diese beiden Mitstreiter hat, um gegen den „Tall Man“ und seine dunkle Welt anzukämpfen. Der Rest ist eher im Bereich Statisten anzusehen. Hier gibt es keine Polizei oder Ermittlungen von außerhalb. Es ist der Friedhof „Morningside“ mit seinem angrenzenden Mausoleum, der hier im Zentrum steht und Beides sieht fantastisch aus. Um den Film zu lieben, benötigt man definitiv ein Faible für Atmosphäre und Fantasie. „Das Böse“ liefert so viele tolle Bilder und Ideen, die immer in einen wundervollen Score gebettet sind, dass man sich daran kaum satt sehen kann. Gerade das Innenleben des Mausoleums ist einfach fantastisch und bringt zudem einen perfekt integrierten Stilbruch mit sich, das man die Szenerie auch ikonisch nennen könnte.

Coscarelli schuf hier mit wenig Budget einen wunderbaren Film, in den man reingezogen wird und beim richtigen Zugang, richtig schwelgen kann. Zugleich erschuf er mit der Figur des „Tall Man“ eine Horror-Ikone und verschaffte Angus Scrimm eine Rolle, mit der er bis zu seinem Tod 2016 immer in Verbindung war. Bis auf einen etwas bescheideneren Plüschtier-Effekt, stimmt hier einfach Alles und wenn man auf Filme steht, die durch eine unheilvolle Atmosphäre glänzen, liegt man hier goldrichtig.
 

Russel Faraday

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Sehr schön geschrieben.

Ich selbst habe die Reihe erst relativ spät für mich entdeckt. Da muss weit in den 90ern gewesen sein, ich war dem Jugendalter also schon deutlich entwachsen. Durch die Nostalgiebrille sehe ich die "Phantasm"-Filme also nicht. Auch wenn so manche Fortsetzung ihre Probleme hat (meist dem mickrigen Budget geschuldet), mag ich sie irgendwie alle. Teil 1 bleibt natürlich unerreicht und ist (trotz Sequels) schon sehr einmalig im Genre mit dieser seltsamen, morbiden, (alp)traumhaften Atmosphäre, bei der nicht immer alles stimmig sein muss, damit sie funktionieren kann.

Bis auf diese bescheuerte Gummifliege. :ugly:

Als in Teil 5 am Ende
Reggie das Zeitliche segnet
war das schon ein sehr emotionaler Moment, der mich mehr berührt hat als so mancher durchkalkulierter Tränendrücker anderer, größerer Produktionen.

Hier waren mit Coscarelli und seinem Team einfach hochkreative und ambitionierte Leute am Start, die aus dem Wenigen, was sie hatten, das Maximum herausgeholt haben. Herzblut und so. Fred Myrows Musik landet öfter im Player, und die Reihe selbst wird auch alle zwei, drei Jahre gesichtet.

"Booooooooooy!"

Edit: dein Fulci-Vergleich, was die Atmo betrifft, ist gar nicht so verkehrt. Gerade "The Beyond" könnte ein Zwilling im Geiste sein.
 

deadlyfriend

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Sehr schön geschrieben.

Ich freue mich, dass es jemand gelesen hat und dazu auch noch die Reihe kennt :)
Ich selbst habe die Reihe erst relativ spät für mich entdeckt. Da muss weit in den 90ern gewesen sein, ich war dem Jugendalter also schon deutlich entwachsen. Durch die Nostalgiebrille sehe ich die "Phantasm"-Filme also nicht. Auch wenn so manche Fortsetzung ihre Probleme hat (meist dem mickrigen Budget geschuldet), mag ich sie irgendwie alle. Teil 1 bleibt natürlich unerreicht und ist (trotz Sequels) schon sehr einmalig im Genre mit dieser seltsamen, morbiden, (alp)traumhaften Atmosphäre, bei der nicht immer alles stimmig sein muss, damit sie funktionieren kann.
Der Film funktioniert tatsächlich ohne die Nostalgiebrille. Er ist einfach anders und besticht wie du richtig schreibst, durch seine seltsame Atmosphäre. Ich finde aber tatsächlich auch die komplette Idee des Films einfach sehenswert, weil es einfach eine Geschichte ist, die es zuvor noch nicht gab. Auch danach nicht mehr.

Bis auf diese bescheuerte Gummifliege. :ugly:
Ja, die ist in HD zu gut sichtbar. Mit sowas kann ich aber leben.
Als in Teil 5 am Ende
Reggie das Zeitliche segnet
war das schon ein sehr emotionaler Moment, der mich mehr berührt hat als so mancher durchkalkulierter Tränendrücker anderer, größerer Produktionen.

Hier waren mit Coscarelli und seinem Team einfach hochkreative und ambitionierte Leute am Start, die aus dem Wenigen, was sie hatten, das Maximum herausgeholt haben. Herzblut und so. Fred Myrows Musik landet öfter im Player, und die Reihe selbst wird auch alle zwei, drei Jahre gesichtet.
Ich habe sie länger nicht mehr gesehen und werde sie jetzt komplett sichten. An 3 und 4 habe ich nur noch blasse Erinnerungen und 5 kenne ich noch gar nicht.

Da ich sie gerade auf englisch schaue, weiß ich gar nicht mehr was er in der deutschen Tonspur sagt. Aber das "Booooooy" ist einfach nur geil.
Edit: dein Fulci-Vergleich, was die Atmo betrifft, ist gar nicht so verkehrt. Gerade "The Beyond" könnte ein Zwilling im Geiste sein.
Ganz lieben Dank. Bislang habe ich nirgends den Vergleich gelesen. Da ich aber ja erst vor nicht allzu langer Zeit Fulci durchexerziert habe, fühlte ich mich direkt wieder heimisch. Hatte auch kurz erst überlegt, woher das kam aber die Musik transportierte den Gedanken zu "Dunwich" und auch "The Beyond". Leider schauen die meisten Fulci ja nicht wegen der Atmo, sondern wegen dem Blutgehalt.
 

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Das Böse II

Nach dem Erfolg von Teil 1 drehte Don Coscarelli 9 Jahre später einen Nachfolger. Hierzu konnte er Angus Scrimm wieder als „Tall Man“ gewinnen und zudem auch Reggie Bannister. Dies war auch ungemein wichtig, da Coscarelli eine geniale Weiterführung von Teil 1 gelang. Er nahm Szenen aus dem Finale des ersten Teils, vermischte sie mit neuen Szenen und baute sie kongenial aus, um eine direkte Weiterführung der Geschichte zu erreichen. Wenn man beide Filme kurz aufeinanderfolgend schaut, ist das einfach großartig zu anzusehen.

Insgesamt steht Teil 2 dem Vorgänger in nichts nach. Auch wenn der Härtegrad deutlich angezogen wird, verlässt er nie die wundervolle oder eher unheilvolle Atmosphäre und führt seinen Mikrokosmos weiter. Der Hauptteil der Handlung spielt nun 7 Jahre nach den Vorkommnissen des Vorgängers und wechselt dadurch die Schauplätze, da der Tall Man inzwischen weitergezogen ist und eine Spur von leeren Gräbern hinterlassen hat. Diese Spur nehmen Mike und Reggie auf, um ihn endgültig zu stellen.

Zugegeben, die Fortsetzung ist tatsächlich „nur“ eine Weiterführung und ein Ausbau der Geschichte und birgt jetzt keine großartigen Innovationen. Alles ist jetzt etwas größer. Die „Spheres“ sind modifiziert und dadurch nochmal gefährlicher, die Effekte dem Entstehungsjahr angepasst und Mike inzwischen erwachsen. Drastische Änderungen hat es meines Erachtens aber auch gar nicht gebraucht, da die Reihe eh viele Alleinstellungsmerkmale besitzt und deswegen nie als Abklatsch von anderen Reihen zu betrachten ist. Der Plymouth Cuda ist wieder dabei und auch die für die Reihe obligatorischen Leichenwagen sind zu sehen. Auch wenn das Finale deutlich mehr Action als der Vorgänger bietet, bleibt er seinem Weg treu. Dennoch wurden auch neue Charaktere eingeführt und auch die Fähigkeiten von Mike wurden etwas modifiziert, was im Kontext wunderbar funktioniert. Dafür wurden im Hintergrund ein paar Kleinigkeiten eingebaut, die mich absolut entzückt haben. Beispielsweise geht die Asche eines gerade Verstorbenen an einen gewissen „Sam Raimi“, dessen Anschrift zu sehen ist. Solche Dinge mag ich einfach. Den größten Scherz hat er sich allerdings im Abspann erlaubt. Bei den obligatorischen Hinweisen, das der Film keine Ähnlichkeiten mit anderen Personen aufweist und dass der Film unter Einhaltung der gültigen Gesetze entstanden ist, noch der ebenfalls obligatorische Hinweis auf die Strafen, wenn man den Film kopiert. Der lautet hier aber: “This motion picture is protected under the laws of the United States. Unauthorized duplication and distribution may result in criminal prosecution AND THE WRAITH OF THE TALL MAN!”

“Phantasm II” ist für mich also keineswegs ein müder Abklatsch des Vorgängers, sondern unbedingt zu empfehlen.
 
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Das Böse III

6 Jahre nach dem zweiten Teil, ließ Coscarelli einen weiteren Film der Reihe folgen aber wie zuvor setzt er ihn direkt an die gleiche Nacht des Vorgängers an und erzählt die Geschichte nahtlos weiter. Dies setzt er wieder gnadenlos gut um, obwohl sich kleinere Anschlussfehler, wie die Auferstehung des Plymouth Cuda, einschleichen. In Traumwelten aber zu verzeihen, da das Fahrzeug ja auch irgendwie dazugehört. Allerdings hat er einen Darsteller ausgetauscht. Mike wird wieder vom gleichen Schauspieler wie in Teil 1 verkörpert, wobei Reggie immer weiter zum eigentlichen Gesicht der Reihe wird. Nach dem Tall Man versteht sich.

Als ich „Phantasm III“ vor Jahren sah, hatte ich in ihn als deutlich schwächer als die Vorgänger in Erinnerung, was aus einem bestimmten Blickwinkel auch heute noch zutrifft. Die geliebte unheilvolle Alptraum-Atmosphäre, weicht nämlich langsam, aber stetig zurück. Dies liegt einmal daran, dass die Musik nicht mehr die Wirkung von damals erzeugt und auch daran, dass viele neue Komponenten mehr in den Vordergrund rücken, die eben nicht so zuträglich für die Atmosphäre sind. Die drei Zombies beispielsweise, die als Helfer neu in der Reihe sind, machen zwar auf der einen Seite viel Spaß aber auf der anderen, reduzieren sie die eigentümliche Stimmung der Reihe. Man würde sie nämlich eher bei Bryan Yuzna verorten oder auch bei den Sam Raimi Sequels. Es wirkt alles eine Runde spaßiger. Wenn man aber dann eben genau diesen Blickwinkel einschaltet, hat man einen tollen Film, mit unglaublich viel Liebe zum Detail. Die Szenerie geht immer weiter in den Bereich des Fantasy-Horrors und weg vom düsteren Friedhof. Im ersten Film beispielsweise wirkte das Mausoleum richtig bedrohlich. Wie das Zentrum des Bösen. In Teil 3 ist es einfach nur ein weiteres Mausoleum, das seine furchteinflößende Wirkung eingebüßt hat und man sich stattdessen einfach auf die folgenden Ereignisse freut.

Fazit: Die Reihe verschiebt den Grundton, aber wenn man das weiß und damit einverstanden ist, sieht man einen tollen Film.
 

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Phantasm IV

Der vierte Teil der Reihe, ist in Rezensionen ja oftmals schlecht weggekommen. Die meisten haben anscheinend erwartet, dass die Reihe den eigeschlagenen Ton von Teil 3 weiter ausbaut und die Themen, Splatter, Humor und Action nochmals vergrößert. Allerdings war das genaue Gegenteil der Fall. Diese Zutaten wurden drastisch zurückgefahren und die Atmosphäre stand wieder komplett im Vordergrund. Dies mag dem Budget geschuldet sein, da der Film im Jahr 1998 lediglich 650000 Dollar gekostet hat oder aber es war eine bewusste Entscheidung von Coscarelli. Wie dem auch sei, sie war für mich perfekt, weshalb „OblIVion“ der zweitbeste Teil nach dem Erstling geworden ist. Auch wenn ich mit dieser Meinung deutlich in der Unterzahl bin.

Coscarelli setzt zwar wieder einmal direkt an den Vorgänger an, um die Geschehnisse weiterzuführen, aber er setzt auf ruhige und auch abstrakte Bilder, die wieder die unheimlichen Seiten von „Phantasm“ deutlich hervorheben. Als Drehort war das „Death Valley“ eine perfekte Entscheidung, da die Settings die Wirkung der Kamera gepaart mit der unheilvollen Musik vollends ausspielt. Natürlich sind wieder die gleichen Darsteller an Bord, weshalb man sofort wieder mittendrin im Geschehen ist. Nicht nur das! Möglicherweise hat Coscarelli ebenfalls aus Budgetgründen auch viel Material aus Teil 1 verwendet, aber das hat es in sich. Wenn man die Filme mit längerer Distanz dazwischen gesehen hat, könnte man meinen, dass er einfach Szenen aus Teil 1 entnommen und eingefügt hat, aber wenn man die Reihe kurz hintereinander schaut, fällt einem sofort auf, das man diese Szenen noch nie gesehen hat. Coscarelli hatte nämlich 1978 Material für einen 3 Stunden Film zusammen und baute damit nun Rückblenden ein, die man gar nicht kennt. In einer Traumsequenz sogar ein alternatives Ende des Erstlings. Das habe ich in dieser Form noch nie gesehen und war völlig aus dem Häuschen darüber, wie nahtlos er diese Szenen in den vorliegenden Film eingebaut hat.

Zusätzlich geht Coscarelli diesmal einen Schritt weiter, um die Hintergründe des Tall Man zu erklären, aber nur so weit, dass ganz viele Frage offenbleiben oder neue gestellt werden. Trotz neuer Informationen bleibt das Mysterium dadurch erhalten und auch diesen Aspekt sehe ich als großartig gelöst an.

Teil 4 ist für mich somit der zweitstärkste der Reihe und entfaltet seine Wirkung am besten, wenn man die Reihe am Stück schaut. Bis zu diesem Punkt erinnert mich das auch ein klein wenig an die Hellraiser Reihe. Ebenfalls ein eigenes Universum, das keinerlei Vergleiche zu anderen Reihen besitzt aber die Dramaturgie innerhalb der Reihe ist ähnlich besetzt. Teil 1 sehr düster, Teil 2 sehr düster mit deutlich mehr Action und schwarzhumorigen Einlagen und Teil 3 dann eine Spaßveranstaltung, bevor man in Teil 4 beginnt die Entstehung zu hinterfragen und sich zeitgleich wieder einer deutlich dunkleren Atmosphäre widmet. Auch wenn die beiden Reihen thematisch völlig unterschiedlich sind, gibt es an diesem Punkt zumindest eine Überschneidung aber die Zielgruppe könnte sehr ähnlich gelagert sein.

Fazit: Phantasm ist bis inklusive Teil 4 eine wundervolle Reihe, in der man sich bis hierhin niemals langweilt, wobei ich Teil 4 sogar als den Zweitbesten ansehe.
 

Russel Faraday

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Phantasm IV

Der vierte Teil der Reihe, ist in Rezensionen ja oftmals schlecht weggekommen. Die meisten haben anscheinend erwartet, dass die Reihe den eigeschlagenen Ton von Teil 3 weiter ausbaut und die Themen, Splatter, Humor und Action nochmals vergrößert. Allerdings war das genaue Gegenteil der Fall. Diese Zutaten wurden drastisch zurückgefahren und die Atmosphäre stand wieder komplett im Vordergrund. Dies mag dem Budget geschuldet sein, da der Film im Jahr 1998 lediglich 650000 Dollar gekostet hat oder aber es war eine bewusste Entscheidung von Coscarelli. Wie dem auch sei, sie war für mich perfekt, weshalb „OblIVion“ der zweitbeste Teil nach dem Erstling geworden ist. Auch wenn ich mit dieser Meinung deutlich in der Unterzahl bin.

Coscarelli setzt zwar wieder einmal direkt an den Vorgänger an, um die Geschehnisse weiterzuführen, aber er setzt auf ruhige und auch abstrakte Bilder, die wieder die unheimlichen Seiten von „Phantasm“ deutlich hervorheben. Als Drehort war das „Death Valley“ eine perfekte Entscheidung, da die Settings die Wirkung der Kamera gepaart mit der unheilvollen Musik vollends ausspielt. Natürlich sind wieder die gleichen Darsteller an Bord, weshalb man sofort wieder mittendrin im Geschehen ist. Nicht nur das! Möglicherweise hat Coscarelli ebenfalls aus Budgetgründen auch viel Material aus Teil 1 verwendet, aber das hat es in sich. Wenn man die Filme mit längerer Distanz dazwischen gesehen hat, könnte man meinen, dass er einfach Szenen aus Teil 1 entnommen und eingefügt hat, aber wenn man die Reihe kurz hintereinander schaut, fällt einem sofort auf, das man diese Szenen noch nie gesehen hat. Coscarelli hatte nämlich 1978 Material für einen 3 Stunden Film zusammen und baute damit nun Rückblenden ein, die man gar nicht kennt. In einer Traumsequenz sogar ein alternatives Ende des Erstlings. Das habe ich in dieser Form noch nie gesehen und war völlig aus dem Häuschen darüber, wie nahtlos er diese Szenen in den vorliegenden Film eingebaut hat.

Zusätzlich geht Coscarelli diesmal einen Schritt weiter, um die Hintergründe des Tall Man zu erklären, aber nur so weit, dass ganz viele Frage offenbleiben oder neue gestellt werden. Trotz neuer Informationen bleibt das Mysterium dadurch erhalten und auch diesen Aspekt sehe ich als großartig gelöst an.

Teil 4 ist für mich somit der zweitstärkste der Reihe und entfaltet seine Wirkung am besten, wenn man die Reihe am Stück schaut. Bis zu diesem Punkt erinnert mich das auch ein klein wenig an die Hellraiser Reihe. Ebenfalls ein eigenes Universum, das keinerlei Vergleiche zu anderen Reihen besitzt aber die Dramaturgie innerhalb der Reihe ist ähnlich besetzt. Teil 1 sehr düster, Teil 2 sehr düster mit deutlich mehr Action und schwarzhumorigen Einlagen und Teil 3 dann eine Spaßveranstaltung, bevor man in Teil 4 beginnt die Entstehung zu hinterfragen und sich zeitgleich wieder einer deutlich dunkleren Atmosphäre widmet. Auch wenn die beiden Reihen thematisch völlig unterschiedlich sind, gibt es an diesem Punkt zumindest eine Überschneidung aber die Zielgruppe könnte sehr ähnlich gelagert sein.

Fazit: Phantasm ist bis inklusive Teil 4 eine wundervolle Reihe, in der man sich bis hierhin niemals langweilt, wobei ich Teil 4 sogar als den Zweitbesten ansehe.
Deine Meinung zu Teil 4 ist interessant. Da ich sie komplett teile.

Bei den ersten zwei oder drei Sichtungen ordnete ich Nr. 4 stets weit hinten in der Rangfolge der Filme für mich ein: zu billig, nur drei Locations. Aber bei den letzten beiden Sichtungen war dies ein richtiger Augenöffner. Ja, die Locations bleiben schwer überschaubar, viel Kohle war wirklich nicht da, aber gerade die Szenen, die mit nicht verwendetem Material aus dem Erstling verwoben werden, hieven den Film um einiges nach oben.

Ob ich die Hintergrundgeschichte des Tall Man brauche, die, wie du schon schreibst, in der Tat genügend Fragen unbeantwortet lässt bzw. ganz neue aufwirft, sei dahingestellt. Auf jeden Fall geben diese Szenen Angus Scrimm die Gelegenheit, mal ganz anders zu agieren, was allein sie schon rechtfertigt.

Mittlerweile ist dies auch mein zweitliebster Teil der Gehirnbohrkugeln-Saga. Ich glaube, ich sollte mal wieder ein Rewatch einlegen, bin durch deine KKs tatsächlich angefixt. :hoch:

Interessant bleibt auch, wie verschieden alle Filme sich anfühlen, obwohl hier jeweils derselbe Regisseur am Ruder saß. Viele langjährige (Horror-)Franchises profitieren ja davon, daß sich im Laufe der Jahre/Jahrzehnte allerlei verschiedene Kreativlinge darin ausgetobt haben ("Halloween" oder "A Nightmare On Elm Street" fallen mir da spontan ein), so daß jeder Film anders ist. Bei "Phantasm" ist auch jeder Film anders. Trotz Coscarelli, der stets auf dem Regiestuhl saß.
 

deadlyfriend

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Deine Meinung zu Teil 4 ist interessant. Da ich sie komplett teile.

Das freut mich sehr. Damit steht es im Forum 2:0 :lol:
Bei den ersten zwei oder drei Sichtungen ordnete ich Nr. 4 stets weit hinten in der Rangfolge der Filme für mich ein: zu billig, nur drei Locations. Aber bei den letzten beiden Sichtungen war dies ein richtiger Augenöffner. Ja, die Locations bleiben schwer überschaubar, viel Kohle war wirklich nicht da, aber gerade die Szenen, die mit nicht verwendetem Material aus dem Erstling verwoben werden, hieven den Film um einiges nach oben.

Ich hatte den damals losgelöst von den Anderen gesehen und hatte ihn nicht so gut in Erinnerung. Das hat sich gestern komplett geändert. Ich fand ihn einfach nur geil. Ich glaube das geringe Budget ist auch irgendwie seine Stärke.
Ob ich die Hintergrundgeschichte des Tall Man brauche, die, wie du schon schreibst, in der Tat genügend Fragen unbeantwortet lässt bzw. ganz neue aufwirft, sei dahingestellt. Auf jeden Fall geben diese Szenen Angus Scrimm die Gelegenheit, mal ganz anders zu agieren, was allein sie schon rechtfertigt.
So sehe ich das auch. Ich benötigte keine Erklärungen für den Hintergrund aber wenn man es dann anreißt, ist genauso wie es jetzt ist, supergut gelungen. Man erfährt zwar was aber so richtig bringt einen das auch nicht weiter. Das Mysterium bleibt. Wie du richtig sagst, sind die Szenen mit Angus Scrimm als "Normalo" wundervoll. Da hätte man glatt ein Spin-Off draus machen können. Ich mag ihn total. Er hat eine tolle Ausstrahlung.

Mittlerweile ist dies auch mein zweitliebster Teil der Gehirnbohrkugeln-Saga. Ich glaube, ich sollte mal wieder ein Rewatch einlegen, bin durch deine KKs tatsächlich angefixt. :hoch:
Dann hätten meine Rezis einen zusätzlichen Sinn. :) Bin auch irgendwie erstaunt, das man hier im Forum diese Kultserie anscheinend nicht kennt. Ich dachte irgendwie, das die jeder Filmfan kennen müsste. :denk:
Interessant bleibt auch, wie verschieden alle Filme sich anfühlen, obwohl hier jeweils derselbe Regisseur am Ruder saß. Viele langjährige (Horror-)Franchises profitieren ja davon, daß sich im Laufe der Jahre/Jahrzehnte allerlei verschiedene Kreativlinge darin ausgetobt haben ("Halloween" oder "A Nightmare On Elm Street" fallen mir da spontan ein), so daß jeder Film anders ist. Bei "Phantasm" ist auch jeder Film anders. Trotz Coscarelli, der stets auf dem Regiestuhl saß.
Ja, das ist bei der Reihe absolut interessant. Er hat sie sehr unterschiedlich angelegt aber dennoch erkennt man seine Handschrift bei jedem Teil. Ich bin auch froh, das er sein Baby bis dahin selbst weiterverfolgt hat, weshalb die Filme auch diesen wunderbaren Zusammenhang haben. Hätten andere Regisseure den Namen verwurstet, wäre die Reihe nicht so homogen geworden.
 

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Phantasm V

Der fünfte Teil der Reihe hat wohl einige zur Verzweiflung gebracht. Wiederum schließt er direkt an den Vorgänger an, obwohl der nun 18 Jahre zurück lag. Dabei geht er den eingeschlagenen Weg des Vorgängers konsequent weiter und liefert eine undurchdringliche Welt, die keinerlei Logik verfolgt. Wer mit diesem Teil in die Reihe startet, wird gnadenlos scheitern. Er wurde also definitiv nicht gedreht, um neue Fans hinzuzugewinnen, sondern für die alten Fans. Nicht einfach um einen weiteren Höllenspaß zu feiern, sondern um etwas viel Ernsthafteres zu tun: Abschied zu nehmen!

Deshalb hat der Film durchweg einen melancholischen Unterton, auch wenn natürlich die obligatorischen Zutaten noch einmal zelebriert werden. Dies ist direkt zu Beginn schon klar, wenn man zeigt, wie Reggie an seinen geliebten Plymouth Barracuda kommt. Eine wundervolle Szene für alle Fans. Auch der obligatorische Running Gag, wie Reggie versucht eine Frau an seine Seite zu ziehen, ist erstmal freudiger Fanservice, um die Dinge nochmal durchleben zu können. Dennoch erweitert er die Dimensionen, weshalb man letztendlich gar nicht mehr weiß, in welcher Linie man sich befindet, ob alles Einbildung ist, ein Traum oder die Realität. Dies sind aber die Fragen die „Phantasm V“ gar nicht beantworten will, weshalb bei jeder halbwegs logischen Möglichkeit, sofort wieder eine Hintertür geöffnet wird. Durch die Sequenz im Altersheim, wird bei allen Freuden dennoch der melancholische Unterton immer wieder aufgegriffen, um auf den erwähnten Abschied vorzubereiten. Abschied von einer Reihe, die über 4 Jahrzehnte die Filmfans erfreute und einen absoluten Kultstatus genießt.

Der Satz von Angus Scrimm im Krankenhaus „I`m sorry to be the bearer of bad tidings, but I believe they bring us here to die”, wird bei jeder weiteren Sichtung ein Schlag in die Magengrube sein. Der Satz ist doppelt traurig, da man ihn einmal so verstehen kann, dass man die Crew noch einmal zusammengebracht hat, um die Reihe sterben zu lassen und natürlich auch weil der 89-jährige Darsteller, den fertigen Film nie sehen konnte da, er kurze Zeit später aus dem Leben schied. Auch das direkte Ende des Films, ist einfach ein vor Melancholie strotzender Abschied des Franchise, der einen Kloß im Hals hinterlässt. Aber „Phantasm“ wäre nicht „Phantasm“, weshalb er noch eine Mid-Credit Szene einstreut, die einen wieder glückselig im Sessel zurücklässt.

Teil 5 der Reihe ist erstmalig nicht von Don Coscarelli gedreht, der aber natürlich zugegen war. Er hat ihn produziert, geschrieben und mit David Hartmann einen Regisseur installiert, der zur Familie gehört und den Film nach seinen Vorstellungen drehte. Familie ist tatsächlich das, was diese großartige Reihe sich auf die Fahne geschrieben hat. Wo gibt es das sonst noch, das die Filmcrew über knapp 40 Jahre zusammenbleibt und an der gleichen Geschichte arbeitet. Dies ist mit ein Grund, warum die Reihe so wundervoll geworden ist, da hier jeder mit ganzem Herzblut bei der Sache war. Selbst die Musik im Abspann von Teil 4 und 5 stammt von Reggie.

Fazit: Teil 5 ist in der Rangliste schwierig einzuordnen, da der Gedanke des Abschieds einfach schwer wiegt und dabei auch überzeugt.
 

deadlyfriend

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Als in Teil 5 am Ende
Reggie das Zeitliche segnet
war das schon ein sehr emotionaler Moment, der mich mehr berührt hat als so mancher durchkalkulierter Tränendrücker anderer, größerer Produktionen.

Absolut! Wie ich in meiner Rezi ja beschrieben habe, war der Teil 5 schon echt heftig, da man ja wusste das man sich von liebgewonnen Freunden verabschiedet. Falls irgendjemand auf die Idee kommen sollte, da nochmal eine Fortsetzung oder ein Remake zu drehen, bekommt er von mir die Kugel.
 

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Ich bin schon länger wirklich am überlegen ob ich mir die Reihe mal blind in die Sammlung stellen soll. Am liebsten würde ich mir die Gesamtbox kaufen.

Ist diese VÖ uncut? Oder muss ich auf das europhäische Ausland ausweichen?
 

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Ich bin schon länger wirklich am überlegen ob ich mir die Reihe mal blind in die Sammlung stellen soll. Am liebsten würde ich mir die Gesamtbox kaufen.

Ist diese VÖ uncut? Oder muss ich auf das europhäische Ausland ausweichen?

Die VÖ ist mit Sicherheit uncut, da sie wahrscheinlich die gleichen Discs enthält wie in den Mediabooks, da sie auch von KOCH/Plaion ist. Falls dir die Mediabooks einzeln gefallen sollten, bekommt man die allerdings auch recht günstig. Ich habe für alle 5 zusammen 50 Euro bezahlt und die sind wirklich sehr schön geworden. Aktuell hat in einer Facebook Gruppe jemand Teil 4 und 5 für jeweils für einen Zehner drin zum Beispiel.
Vielleicht auch erstmal Teil 1 zulegen und schauen, ob das was für dich ist. Ich habe da aber so eine Ahnung ;)

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Tarantino1980

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Ich denke hier werde ich aus Platzgründen zur Box greifen. Wenn die Filme darin uncut sind reicht mir das.

Die Motive der Mediabooks sind natürlich sehr schön.
 

Tarantino1980

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Ist es langsam so weit? :lol: Geht nichts mehr rein?

Naja etwas platz habe ich scho noch, allerdings nichts mehr in den forderen Reihen. Das heißt jeder Film der neu in die Sammlung wandert geht entweder in die zweite Reihe auf dem Regalbrett oder aber es wird getauscht. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich habe aber jetzt die Box bestellt. Passte auch noch ganz gut in Budget rein da ich noch einen Amazon Gutschein von Weihnachten übrig hatte.
 

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Naja etwas platz habe ich scho noch, allerdings nichts mehr in den forderen Reihen. Das heißt jeder Film der neu in die Sammlung wandert geht entweder in die zweite Reihe auf dem Regalbrett oder aber es wird getauscht. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich habe aber jetzt die Box bestellt. Passte auch noch ganz gut in Budget rein da ich noch einen Amazon Gutschein von Weihnachten übrig hatte.

Da bin ich dann echt interessiert, wie du die Reihe findest. Wenn dir Teil 1 gefällt, wird alles gut. :)
 
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