Central Park

deadlyfriend

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Central Park

Der Slasher-Film war bei seiner Entstehung durchaus dem Spannungskino zuzuordnen. Irgendwann wurde dann eher mit innovativen Todesarten geglänzt, bevor der Blutgehalt das Maß aller Dinge war. Nach der Wiederbelebung durch „Scream“ gab es dann eher intelligente Metaebenen und oftmals auch ein gewisser Gruselspaß, der trotz der Rückkehr zum Spannungskino immer auch ein Schmunzeln parat hatte. In den letzten Jahren hat dann eher Terror, Folter und Gore das Genre bestimmt, was mir dann auch einfach wenig, bis gar keinen Filmgenuss mehr bescherte. Das es auch anders geht, bewies 2017 der Regieneuling Justin Reinsilber, der mit „Central Park“ einen sehr interessanten Vertreter ins Rennen schickte.

„Central Park“ geht wieder deutlich zurück ins Spannungskino und verzichtet weitestgehend auf Blut, Folter und überbordende Gewalt. Auch „spaßige“ Todesarten gibt es hier absolut nicht zu bewundern. Er verschafft seinen Protagonisten erstmal einen Background und zeichnet im Vergleich zu anderen Vertretern, relativ angenehme Jugendliche, die nicht nur jedes Titten-Teenie-Klischee mitnehmen, dass das Genre zu bieten hat. Zudem noch einen sympathischen Lehrer, der sich um die Schüler kümmert und auch einen Polizisten, der ein wenig desillusioniert auf Streife ist. Zugegeben, der Aufbau von 3 Handlungsebenen mit unterschiedlichen Protagonisten ist für das Genre ein wenig zu lang geraten. Da die 3 Fäden aber irgendwann miteinander verbunden werden, auch nicht gänzlich falsch sie etwas ausführlicher vorzustellen. Zumal er vom Tempo insgesamt einen anderen Weg geht. Die meisten Slasher fangen ja oftmals mit einem Paukenschlag an, was hier nicht der Fall ist. Er baut sehr ruhig auf und liefert einige tolle Bilder, die entweder die nächtlichen Straßen von New York skizzieren oder eben den titelgebenden Park. Dabei liefert er einen schmalen roten Faden, der einige Hintergrundereignisse beleuchtet, die etwas abgewandelt in der Realität passiert sind. Dies ist dann auch gleichzeitig der Startpunkt für die finale Nacht im Central Park.

Was Justin Reinsilber ebenfalls sehr geschickt aufgebaut hat, sind die Protagonisten. Hier ist nämlich kein klar erkennbares „Final Girl“ zu sehen. Die Bedrohung betrifft alle! Dies ist mit einer der Gründe, warum er zum Spannungskino zählt. Hier ist recht unklar, wen es treffen könnte. Hinzu kommen auch ein paar sozialkritische Töne, die dadurch das sie nur angeschnitten aber nicht ausgewalzt werden, ebenfalls zu einer gewissen Realität beitragen.

Klar, bei all meinen lobenden Worten gibt es auch genügend kritische Stimmen im Netz. Viele bemängelten eben die fehlenden obligatorischen Zutaten des Slashers und auch den ruhigen Aufbau. Das Tempo hätte allerdings in der Tat etwas zügiger gestaltet werden können. Dennoch finde ich dieses Debut absolut sehenswert, sofern man auf Zutaten wie Blut, Folter und Gewalt verzichten kann und sich eher an einem Thriller innerhalb des Slashers erfreuen kann.
 
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