Beau Is Afraid

Tarantino1980

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Beau Is Afraid
Der allein lebende Beau ist gerade auf dem Weg seine Mutter zu besuchen, als sich plötzlich sein Leben, welches ohnehin schon durch Ängste und physische Probleme geprägt ist, gewaltig auf den Kopf stellt.

Ari Aster durfte nun in seinem bereits dritten Spielfilm erneut zeigen das er zum einem ein sehr vielseitiger Regisseur ist, aber zum anderem auch ein Mensch, den man vieles nachsagen kann, aber nicht das er mit seinem Filmen auch nur ansatzweise versuchen will sich dem Mainstream anzupassen. In Beau Is Afraid greift er erneut eine Idee auf, welche er bereits 2011 in seinem sieben minütigen Kurzfilm Beau hatte. Leider kenne ich den Kurzfilm nicht, ich gehe aber davon aus das es sich lediglich um eine sehr lockere Ähnlichkeit handelt und sich hier Ari Aster definitiv austoben durfte was sowohl seine visuelle Kreativität angeht, als auch sein Storytelling. Geschickt spielt er hier nämlich mit der Narrative und lässt es offen ob das was das Publikum zu sehen bekommt wirklich alles genauso passiert, also die Realität des Filmes darstellt, oder ob es eher die Sicht der Dinge aus der Perspektive von Beau sind, also wie er seine Umwelt und die darin lebenden Leute wahrnimmt. Die eigentliche Handlung mag zwar auf den ersten Blick recht simpel klingeln, der Weg dorthin und die visuelle Umsetzung welche Ari Aster stellenweise wählt, ist wirklich phänomenal. Auch wechselt er gekonnt zwischen Stilen hin und her. Wärend man als Zuschauer zu Anfang des Filmes noch eine ganz andere Art von Film erwartet, welchselt er plötzlich in eine ganz andere Richtung, die zumindest für mich komplett unerwartet kam, nur um dann plötzlich wieder, wenn auch nur kurzfristig, aus dieser kunstvollen Welt entrissen zu werden wieder hin in eine etwas realistischere Welt, welche aber auch schnell wieder verlassen wird um dann nochmal so richtig auszuholen.

Stellenweise ist der Film visuell sau stark und man kommt als Filmfan aus dem Staunen nicht heraus, wenn man in die Welt des Filmes eintaucht und man sich mehrmals die Frage stellt, passiert das hier gerade wirklich oder was ist tatsächlich los. Der Film ist wie ein wilder Fiebertraum bzw. ein ganz böser Drogentripp, ohne das alles ständig ins lächerliche gezogen wird. Selbstverstänlich gibt es einige Szenen die mich sehr zum lachen gebracht haben, da der Film an manchen Stellen genau meinen Humor getroffen hat, obwohl das restliche Publikum einfach stumm war. Vielleicht hatten die restlichen Besucher einfach auf eine gänzlich andere Art von Film gehofft, oder aber mein Humor ist schräg. Für mich gab es jedenfalls einige surreale Momente, ein paar tiefschwarze Szenen und generell Momente und Situationen, welche mich lauthals lachen ließen. Es gibt aber auch ein paar Elemente, welche ich hier in der Kritik nicht erwähnen kann, da es Spoiler wären, die ich entweder nicht nachvollziehen konnte, oder einfach unpassend fand und die zunächst einmal dafür gesorgt haben, das ich nicht die Höchstnote vergeben habe.

Der Cast von Beau Is Afraid ist durchaus sehr gut, wenn auch Joaquin Phoenix hier wirklich eine Performance ablieferte, welche absolut meisterhaft ist. Gekonnt zeigt er hier wieder seine vielen verschiedenen Facetten seines Könnens. Aber auch der restliche Cast ist sehr spielfreudig und passend besetzt, wobei mir bis auf Nathan Lane und Stephen Henderson niemand groß bekannt war, was nicht heißen soll das die anderen Darsteller schlecht waren. Ich fand selbst die kleinsten Nebenrollen gut besetzt.

Beau Is Afraid ist einer dieser Filme welche man definitiv mehrmals schauen muss um wirklich alle Details zu sehen, zu sammeln und zu ordnen um sie danach versuchen zu verstehen. Auf der Heimfahrt auf dem Kino habe ich versucht meine Gedanken zu ordnen und gewisse Dinge in einen Kontext zu setzen. Genau solche Filme mag ich weil sie mich auch nach der Sichtung noch lange beschäftigen. Daher hoffe ich auch, nachdem zumindest ein paar Leute ihn gesichtet haben, sich hier zu Wort melden damit man sich austauschen kann. Denn eins ist für mich sicher, Beau Is Afraid ist definitiv kein Film den man nebenher mal schauen kann. Auch sollte man danach noch genügend Zeit haben um sich mit dem Gesehenen zu Beschäftigen, den vergessen wird man es nicht. Für mich ist es definitiv einer der interessantesten, kunstvollsten und visuellsten Filme die ich in den letzten Jahren im Kino erleben durfte.

Wertung: 9/10
 
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