Assault - Anschlag bei Nacht

Sam Spade

Filmarchitekt
Teammitglied
Registriert
13 Juli 2012
Beiträge
6.009
Ort
10086 Sunset Boulevard
Filmkritiken
56
Das Ende - Assault on Precinct 13

Jetzt muss ich den Thread hier mal für das 2005 veröffentlichte Remake hijacken. Ich hab bisher das Original nicht gesehen und so kann ich leider (oder zum Glück?) keine Vergleiche ziehen.

Die Story handelt von dem 13ten Polizeirevier in Detroit, welches zu Neujahr 2005 geschlossen werden soll. Am Silvesterabend befindet sich daher nur noch ein Reserveteam, geleitet von Sgt. Jake Roenick (Ethan Hawke) in dem Gebäude. Noch am selben Tag, einige Stunden zuvor, wird der berüchtigte Gangster Marion Bishop (Laurence Fishburn) festgenommen und soll mit einigen Gefangenen transportiert werden. Aufgrund eines starken Schneesturms sucht der Gefangenentransport bis zum nächsten Morgen Schutz im 13ten Revier, und Bishop und die Gefangenen werden dort untergebracht. Plötzlich wird das Revier von Polizisten angegriffen und es stellt sich raus, dass diese in der Vergangenheit mit Bishop zusammengearbeitet haben und nun fürchten, dass dieser sie vor Gericht auffliegen lässt. Da hoffnungslos unterlegen, entscheidet sich Roenick dazu, die Gefangenen inkl. Bishop freizulassen um den Angriff standzuhalten und das Revier zu verteidigen….

Der Film hat mich gerade wirklich sehr gut unterhalten. Die Story kommt mMn. echt gut daher und bringt eine Menge Spannung mit sich. Vllt. kann man gewisse Dinge hinterfragen und auch das Vorgehen der korrupten Bullen könnte womöglich taktisch schlauer ausfallen, aber dennoch nimmt der Film im Revier eine sehr hohe Geschwindigkeit auf und man fragt sich wie Roenick und Co. langfristig den Angriffen standhalten wollen. Die Luft wird nach und nach dünner. Eine weitere interessante Sache ist eben die notwendige Zusammenarbeit von den vermeintlich „Bösen“ mit den „Guten“ um das Gebäude zu halten. Dies bringt aber auch gleichzeitig Konflikte mit sich, die zur Spannung beitragen. Mittendrin gönnt sich der Film dann eine kleine Verschnaufpause, leider. Doch das ändert nichts mehr am sehr guten Gesamteindruck und zum Ende hin nimmt er wieder die gewohnte Geschwindigkeit auf.

Es gibt immer wieder richtig gute, optisch interessante Szenen und auch allgemein wirkt der Film sehr handgemacht. Die ganze Location und der wütende Schneesturm schaffen eine gute Atmosphäre.

Schauspielerisch überzeugen Hawke und Fishburn total. Vor allem Hawke gefällt mir als Bulle, der hier auch wieder einen innerlich „zerstörten“ Cop spielt, immer unglaublich gut. Fishburn schafft es sowohl vertrauenserweckend als auch bösartig zu wirken. Gabriel Byrne als Widersacher ist passend und auch alle anderen Darsteller machen einen guten Job.

Alles in allem also ein guter, überdurchschnittlicher Actionfilm der definitiv zu unterhalten weiß, und auch natürlich zu der Jahreszeit wie die Faust aufs Auge passt :) In diesem Sinne, ein gutes neues Jahr!

8/10
 
Zuletzt bearbeitet:

Sam Spade

Filmarchitekt
Teammitglied
Registriert
13 Juli 2012
Beiträge
6.009
Ort
10086 Sunset Boulevard
Filmkritiken
56
AW: Assault - Anschlag bei Nacht

Achja danke @Dwayne. Nach einem Jahr kam ich dann endlich mal dazu eines deiner Wichtelgeschenke anzuschauen (shame on me). War ein Volltreffer :):hoch:
 

Dwayne Hicks

Filmgott
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
7.169
Filmkritiken
26
AW: Assault - Anschlag bei Nacht

Freut mich total das er dir gefallen hat :D:hoch:

Ich mag den Film auch sehr!
Vorallem kam der zu einem Zeitpunkt wo man nur so mit muschibubu Actionfilmen wie 2 Fast 2 Furious, Hart am Limit oder xXx 2 erschlagen wurde.

Da war ich, ähnlich wie heute, fast vom glauben abgefallen obs denn überhaupt noch anständige Actionfilme gibt.....und schwubbs kam das Assault Remake um die Ecke :D

Der Film ist wirklich angenehm handgemacht, der Härtegrad mehr als ordentlich und sowohl Fishburn als auch Hawke rocken einfach nur.

Fands übrigens krass wie unerwartet teilweise in dem Film gestorben wird :D

Der Abgang von Maria Bello ist mal richtig böse und überraschend....dachte man doch sie bekommt ein Happy End
 

mr.bauer

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
11.158
Ort
L.A.
Filmkritiken
4
AW: Assault - Anschlag bei Nacht

Schließe mich mal an. Definitiv einer der besten Actionfilmen die nach der Sly- und Arnie-Ära kamen! :hoch: Und der Sound der DVD rockt fett! :hoch: Das andere "Remake" Das tödliche Wespennest hab ich aber noch etwas stärker in Erinnerung. Muss den unbedingt auch wieder mal sehen. Warte schon lange auf die Blu Ray... :o:heul:
 

2moulins

Filmgott
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
7.041
Ort
Saarland
Filmkritiken
13
AW: Assault - Anschlag bei Nacht

Die Zeit kann Eindrücke verändern.... Habe heute nochmal das Original gesehen, und ich fand's richtig klasse, wobei ich mich erinnere, dass ich bei der letzten Sichtung recht wenig damit anfangen konnte. War mir damals zu langweilig und inhaltsleer. Heute sehe ich das anders!

Die Kritik von BladeRunner finde ich sehr zutreffend :hoch:, die von Tikiwuku dagegen amüsant :D.

8-9/10
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.312
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
219
Zuersteinmal vielen Dank BladeRunner für Deine tolle Kritik von damals. Sie beschreibt den Film perfekt und spiegelt das wieder, was ich an dem Film sehr mag. Es ist schon sehr lange her das ich ihn einmal gesehen habe, aber da ich aktuell mir mal wieder ein paar alte Carpenter Filme anschaue, war mir klar hier musste zum einen die Blu-ray ins Regal und zum anderen schnell eine erneute Sichtung!

Schon sehr beachtlich was John Carpenter mit nur 150.000 $ geschaffen hat. "Assault on Precinct 13" ist eine modernisierte Version von "Rio Bravo" und stellt einen typischen Action-Thriller dar. Jedenfalls macht der Film anfangs diesen Eindruck. Doch es wird schnell klar, dass Carpenter seinem Publikum hier weit mehr bietet.

Ich bin ja bekannter Weise auch ein großer Fan von Filmen aus den 70er Jahren und dieser Film spiegelt für mich soviel gutes aus dieser filmischen Zeit wieder. Alleine dieser Kniff das kein Funkgerät mehr im Polizeirevier verfügbar war und die Telefonleitung defekt war würde heute nicht mehr funktionieren, weil jeder ein Handy dabei hätte. Und selbst wenn kein Empfang da wäre, würde in jeder zweiten Szene jemand versuchen doch noch Empfang zu bekommen, was mir die Atmosphäre aber zerstören würde. Daher, obwohl ich ein großer Technikfan bin, ist es immer eine Wohltat Filme aus dieser Zeitepoche zu sehen weil da vieles einfach noch spannender Inszeniert werden konnte, ohne Twitter und Facebook und ohne Google haben sich die Menschen dennoch zu helfen gewusst. Und dann noch im Hinterkopf das dieser Film gerade mal ein Budget hat, was bei manchen großen Hollywood Blockbustern heutzutage schon ein paar Minuten Film kosten, ist schon mehr als beachtlich!

Er bricht einige Regeln des Kinos und verlässt sich auf seinen eigenen Style, der auch viele seiner späteren Filme prägt. Wie es für ihn üblich ist, baut er die Atmo schön langsam auf und führt alle Charaktere gekonnt ein und führt alle Handlungsstränge zusammen. Dann beginnt die eigentliche Handlung im Polizeirevier. Bis dahin vergehen schon mal ca. 40 Minuten. Doch das ist alles sehr gut gemacht und keinesfalls langweilig. Denn Carpenter versorgt den Zuschauer mit vielen interessanten Charakteren, über die man am liebsten immer mehr erfahren möchte. Sein Score ist minimalistisch, erfüllt aber seinen Zweck und ist ein regelrechter Ohrwurm. Imo ein klasse Score!

Der Score ist wirklich genial und ist für mich, neben dem Score von Halloween, der beste den Carpenter jemals produziert hat. Für mich lebt der Film auch von seinen tollen Charakteren und einer gigantischen Atmosphäre. Auch wenn man über manche Charaktere kaum etwas erfährt hat man schnell eine Beziehung zu ihnen aufgebaut.

Ein Mitglied der Streetgang erschießt ein kleines Mädchen völlig emotionlos und es scheint ihm vollkommen gleichgültig zu sein. Das ist schon schlimm genug, doch Carpenter setzt noch einen drauf und hält dabei die ganze Zeit voll drauf! Das ganze passiert so plötzlich und unerwartet, dass es mich richtig schockiert hat! Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals eine so ähnliche Szene, wie diese gesehen zu haben.

Diese Szene ist auch mir extrem aufgefallen. Diese vollkommene Emotionslosigkeit und ohne jeglichen Dialog, das war ein sehr tiefer Schlag in den Magen für ich. Aber auch hier wieder ein gutes Beispiel, das diese Szene erst heute so nicht geschrieben worden wäre, weil der Vater in seinem Auto ein Navi gehabt hätte und nicht nach dem Weg hätte fragen müssen. Aber zum Glück kann ich sowas beim Anschauen total ausblenden und mich in diese Zeit wieder hineinfinden, also war es für mich eine vollkommen normale Handlung des Vaters einfach anzurufen, natürlich in einer Telefonzelle, um nach dem richtigen Weg zu fragen. Diese Szene ist natürlich auch eine der Schlüsselszenen wenn nicht sogar die Schlüsselszene des Films. Was dadurch für eine Kettenreaktion ausgelöst wurde, hat man in dem Moment auch noch nicht erwartet.

Carpenter macht weiter und macht einen Schwarzen zum Helden. Das ist sehr unüblich (gerade zu der damaligen Zeit). Er macht einen Häftling, der zum Tode verurteilt wurde, zu einem sehr großen Sympathieträger. Der Zuschauer ist auf seiner Seite und bewundert ihn aufgrund seiner Coolness und seinen heldenhaften Taten. Die Sekräterin sitzt nicht heulend in der Ecke und nervt, nein sie wehrt sich gegen die Gefahr und greift aktiv ins Geschehen ein.

Hier kommen wir wieder auf die sehr guten Charaktere zu sprechen! Ich denke auch das es gerade für diese Zeit sehr mutig von Carpenter war einen schwarzen Darsteller zum einem Hauptcharakter zu machen und ihn nicht klischeehaft zum Sträfling zu machen. Es gab zwar auch einen schwarzen Sträfling, aber der "Hauptpolizist" war ein Schwarzer, was ich sehr mutig und wichtig fand dieses Zeichen damals zu setzen! Auch das ein zum Tode verurteilter Sträfling so ein Symphatieträger wird, das muss man inszenatorisch erstmal schaffen. Ein Kniff von Charpenter war hier natürlich mit keiner Silbe zu erwähnen weshalb er zum Tode verurteilt war. So sah man halt als Zuschauer nur einen intelligenten und charismatischen Häftling, der sogar zu Anfang, zumindest aus Zuschauersicht, zu unrecht schlecht behandelt wurde. Also ich spiele da auf die Aktion an wo er vom Stuhl "gefallen" ist. Hier hat man als Zuschauer schon Mitleid, eben weil man nicht weiß weswegen er eigentlich verurteilt wurde. Wenn man müsste es wäre z.B. ein Kindsmörder oder ein Frauenvergewaltiger, hätte man sofort innerlich dem Gefängnisaufseher applaudiert. Aber so hatte der Wilson schon hier die Symphatiepunkte gesammelt. Auch das die Sekretärin nicht hysterisch wurde und sogar aktiv bei der Verteidigung des Revieres geholfen hat war für die damalige Zeit sehr verwunderlich und das finde ich persönlich ein sehr schönes Zeichen von Carpenter in dem er eine starke Frau zeigt zu einem Zeitpunkt, zu dem Frauen häufig in solchen Filmen nur als hübsches Beiwerk und Anlass, damit ein Mann heldenhaft sie beschützen kann, besetzt wurden. Also auch hier war er schon sehr weitsichtig!

Darüberhinaus gibt es auch kein Gezanke zwischen Cop und Häftling. Alle wissen ganz genau, dass sie zusammen halten müssen und das sie alle im selben Boot sitzen. Es kommt zu keinem Machtstreit. Wenn es Probleme gibt, wird darüber ordentlich diskutiert. Das finde ich ist eine der großen Stärken des Films. Zu oft habe ich mit ansehen müssen, wie sich Bulle und Mörder streiten in solchen Situationen, und das nur um ein Klischee zu erfüllen. Toll, das Carpenter darauf verzichtet hat.

Finde ich auch! Auch hier hätte man klischeehaft einfach mehr erwartet und es ist ja eher selten das zwei Alphamännchen so gut miteinader harmonieren ohne ständig in eine ewige nicht enden wollende Rivalität und Imponiergehabe zu verfallen. Daher ist es in diesem Film einfach erfrischend das alle Hand in Hand auf der Suche nach einer Lösung sind.

Wie ich schon erwähnte, gibt es den ein oder anderen Überraschungsmoment im Film. Ein weiterer ist das Starker einfach so nebenbei und ganz plötzlich erschossen wird. Carpenter hat diesem Charakter recht viel Screentime gegeben und auch interessant gestaltet. Ich dachte er würde noch eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf spielen, doch auf einmal fällt er tot um. Klasse! Genau so war es auch mit Julie. Man sieht während des Schuswechsels nichts mehr von ihr und auf einmal liegt sie tot am Boden und man weiß nicht wie sie gestorben ist. Man erfährt auch nie warum Wilson sich selbst Napoleon nennt. Es sind einfach solche kleinen Sachen, die einen guten Film erst richtig klasse machen, und "Assault on Precinct 13" ist voll davon!

Auch diese Details sind mir positiv aufgefallen. Bei Starker hat man in der Tat eine höhere Erwartungshaltung was den weiteren Verlauf des Filmes angeht, gerade weil er sich mit Wilson so beschäftigt hat und viel Screentime hatte. Das mit Julie ist auch ein gutes Beispiel dafür, aber ich denke es macht den Film auch dadurch sehr realistisch weil man auch im realen Leben nicht immer alles sieht wie es passiert ist, man wird leider so häufig einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Übrigens auch das hat Carpenter bei der Ermordung des kleinen Mädchens schon perfekt umgesetzt. Anstatt einen hilflosen Vater zu zeigen der den Mord seiner Tochter mitansehen muss, noch hilferufend dort hinrennt um es zu verhindert, wird er vor vollendete Tatsachen gesetzt und sieht nur seine erschossene Tochter. Auch das macht für mich die Szene noch brutaler!

Für mich ist Assault on Precinct 13 wirklich ein sehr starker Film von John Carpenter und in sovielen Dingen einach der Beweis dafür, das man nicht ein 50 Millionen Dollar Budget braucht um einen guten Film abzuliefern. Eine gute Story, eine spielfreudiger Cast und ein Regisseur der sein handwerk versteht und dies auch in seiner Inszenierung umsetzen kann sind viel wichtiger!
 
Oben