Adaption.

LivingDead

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Adaption.:

#02 08.06.08 LivingDead
 
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LivingDead

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Adaption.

Wo soll ich nur anfangen? Es geht in diesem Film um Realität. Nein – um Fiktion. Nein, auch nicht wirklich. Am ehesten geht es um Realität UND Fiktion, und zwar wie sich diese beiden Bedingungen innerhalb eines Bindegliedes – in diesem Falle der Film – tangieren, sodass es nicht nur schwer, sondern gar unmöglich ist, in diesem Falle zwischen Tatsache UND Illusion zu unterscheiden. Ein fließender Übergang, welcher durch die Erfindung des Films möglich gemacht wurde, und von Charlie Kaufman, begnadeter Drehbuchautor, und Spike Jonze, begnadeter Regisseur, in „Adaption.“ auf ironische Weise seziert wird. Eine Art autobiografischer Fantasyfilm entstand, wenn man so will. Dabei ist es schwer in Worte zu fassen, wie Kaufman dies in seinem genial verwobenen Drehbuch bewerkstelligt. Man sollte es einfach mit eigenen Augen erlebt haben. Und jeder wird etwas anderes darin sehen. Der eine vielleicht eine Komödie, der andere eine Tragödie, und wieder ein anderer sieht darin das unmögliche Bestreben, den Sinn des Lebens zu erfassen.
Ein Meisterwerk, was erzählerische Finesse angeht. Unnötig zu erwähnen, dass die erstklassig besetzte Darstellerliste durch die Bank weg überzeugende Leistungen abliefert. Ein toller Film, und von mir eine klare Empfehlung wert.

9/10
 

Willy Wonka

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AW: Adaption.

Nach diesem Film ist Charlie Kaufman bei mir so hoch im Kurs wie kein anderer Drehbuchautor. Seine Werke sind neu, innovativ, skurril, humorvoll und absolut faszinierend und genial geschrieben.

Die Geschichte des Films bewegt mich persönlich sowieso sehr, da ich mir vor kurzem auch ein paar paar Bücher zum Thema Drehbuchschreiben gekauft habe und daher hätte ich mir diesen Film an keinem geeigneterem Zeitpunkt ansehen können.

Der Film ist gen Ende extrem zynisch gegenüber Hollywood und seinen Konventionen und am deutlichsten wird der Wechsel im Drehbuch durch den Besuch des Seminars von Robert McKee. McKee gilt als einer der größten Drehbuchexperten in Hollywood und nachdem er Kaufman erzählt, dass eine Offstimme absolut einfallslos ist und damit nur die Schwächen des Drehbuchautors aufdeckt, fällt auch plötzlich die Erdzählstimme des Films weg. Genial! Auch die weitere Entwicklung und Veränderung des Genres ist mehrdeutig, denn erst kurz vorher wird erläutert, dass der Wechsel bzw. die Bedienung mehrerer Genres ein gutes Drehbuch ausmachen. Kaufman bezieht sich auch hier explizit auf das Drehbuch von „Casablanca". Im letzten Drittel zeigt Kaufman, wie ein konventionelles (nicht gleichbedeutend mit schlecht) Drehbuch geschrieben ist, indem er seinen Film selbst so gewöhnlich enden lässt und kein Wagnis eingeht, dass der Hauptdarsteller am Ende des Films sich nicht weiter entwickelt hat.

Die Vermischung von Fiktion und Realität geht sogar soweit, dass auf der DVD die Filmographie von Donald Kaufman enthalten ist. Auch wenn in der Kritik von Living Dead verdeutlicht wird, dass Kaufman Fiktion und Realität sehr miteinander vermischt, ist mir bei diesem Film dennoch bewusst, was im Film der Realität entspricht und was nur Fiktion ist.
Für mich diese beste filmische Neuenddeckung des Jahres und wahrscheinlich nicht mehr zu steigern.
 

Vince

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AW: Adaption.

Nach diesem Film ist Charlie Kaufman bei mir so hoch im Kurs wie kein anderer Drehbuchautor. Seine Werke sind neu, innovativ, skurril, humorvoll und absolut faszinierend und genial geschrieben.

Schon "Synechdoche New York" gesehen? Da führt Kaufman auch erstmals selbst Regie. Der ist mindestens genauso irre. Eine Wohnungsbesichtung, während es in der Wohnung brennt, ist da nur eine von vielen Skurrilitäten. "Adaption." bleibt mein Kaufman-Favorit, aber das Kaufman-Regiedebüt zeigt auch, wie sehr "Adaption."-Regisseur Spike Jonze da vom Drehbuch profitiert.
 

Willy Wonka

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AW: Adaption.

Schon "Synechdoche New York" gesehen? Da führt Kaufman auch erstmals selbst Regie. Der ist mindestens genauso irre. Eine Wohnungsbesichtung, während es in der Wohnung brennt, ist da nur eine von vielen Skurrilitäten. "Adaption." bleibt mein Kaufman-Favorit, aber das Kaufman-Regiedebüt zeigt auch, wie sehr "Adaption."-Regisseur Spike Jonze da vom Drehbuch profitiert.

Ja, habe ich schon gesehen und ich war auch vollkommen überwältigt. Nicht nur Regisseur Spike Jonze, sondern auch Michael Gondry profitieren sehr von Kaufmans Drehbüchern. Außerdem ist Kaufman während der Dreharbeiten auch immer anwesend und vermutlich wird er dann auch noch den einen anderen Tipp geben.

Drei Filme von ihm habe ich noch nicht gesehen und zwar „Vergiss mein nicht“, „Human Nature“ und „Geständnisse“. Auf die Filme bin ich wirklich gespannt.
 

Vince

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AW: Adaption.

"Geständnisse" kenn ich auch nicht, "Vergiss Mein Nicht" ist ähnlich gut wie die anderen und "Human Nature" ist überraschend schlecht. ;)
 

Eclipsed

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AW: Adaption.

Genau so ist auch meine Erwartung und „Geständnisse" kann ich gar nicht einschätzen.

Geständnisse ist auch wieder komplett anders, aber richtig gut! Ich meine, das ist ein TV-Moderatoren-Biopic-Agententhriller von Charlie Kaufman...wie kann der nicht gut sein? :D

Human Nature ist im Übrigen der einzige Kaufman-Film, den ich noch nicht gesehen habe...und Vince' Aussage bestätigt dann, dass ich mir damit auch noch sehr viel Zeit lassen kann! ;)
 

Russel Faraday

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AW: Adaption.

[...] McKee gilt als einer der größten Drehbuchexperten in Hollywood und nachdem er Kaufman erzählt, dass eine Offstimme absolut einfallslos ist und damit nur die Schwächen des Drehbuchautors aufdeckt, fällt auch plötzlich die Erdzählstimme des Films weg. Genial! [...]

ist mir auch aufgefallen. hochinteressant fand ich auch die diskussion, als sich Kaufman kleinlaut im kurs meldet, daß er etwas anderes als das reale leben beschreiben möchte, da es ja dort nichts interessantes geben würde, er aber keinen zugang dazu findet, woraufhin ihn McKee abkanzelt und erklärt, wie toll das echte leben ist... und hierbei (fast) ausschließlich nur von mord und totschlag schwärmt. so tickt halt hollywood.
 

TheBjoern

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AW: Adaption.

Adaption hat mich richtig umgehauen. Die Metapher einer Schlange, die sich selbst frisst (Uroboros) ist einfach genial auf einen Film anzuwenden.
Ein Drehbuchautor, der dabei ist ein Skript zu verfassen, dessen Films den wir gerade sehen? :ugly: Ein geniales Paradox wenn man tiefer darüber nachdenkt.

Besonders gut gefallen hat mir der Schluss, als Kaufmann wieder im Off spricht und sich die Frage stellt, welcher Schauspieler ihn wohl verköpern würde? Dabei sah man Nicolas Cage aus der Tiefgarge fahren und die Kammera hielt auf sein Gesicht.
In diesem Moment war Cage wirklich er selbst und nicht sein Charakter Kaufmann und gab mir mit seinem Grinsen zu verstehen: "Ich, der Cage bin es geworden!"
 
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