Abyss

deadlyfriend

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Abyss

„Der erste Film aus dem nächsten Jahrtausend“



Mit diesem Satz wurde der Film seinerzeit für das Kino beworben und ich hatte dazu auch freudestrahlend ein Ticket gekauft. Selten kann ich mich an einzelne Momente einer Kinosichtung erinnern, aber hier weiß ich, dass mir mehrfach die Luft wegblieb. Da habe ich tatsächlich noch mit den Charakteren vollständig mitgelitten und bei Lindsey eine echte Mischung aus Tränen und Euphorie verspürt. Blockbuster besaßen damals schon ein wenig die Krankheit, entweder durch extreme Coolness oder durch blöde Sprüche, jegliche Spannungsmomente auf ein Minimum zu reduzieren. Bei „The Abyss“ war dies völlig anders, was einmal an der Anlage der Charaktere und auch an den bedrohlichen Inhalten lag. James Cameron hat hier für mich einen phänomenalen Film abgeliefert, der trotz unterschiedlicher Genres aus einem Guss kommt. Er verbindet Science-Fiction mit dem Katastrophenfilm, innerhalb eines Szenarios des kalten Krieges. Dabei sind alle Elemente perfekt miteinander verwoben und trotz seiner enormen Laufzeit, kommt hier in keiner einzigen Minute Langeweile auf. Ganz im Gegenteil! Der Film ist ein wahrer Adrenalin Rausch, der immer nur kurze Pausen zum Aufatmen und Verarbeiten anbietet, bevor man wieder abtaucht. Das Timing ist hier ebenso großartig gelungen, wie die Effekte im Jahr 1989. Gerade das gesamte Setdesign ist überragend und lässt einen die Tiefsee wirklich glauben. Auch die Wesen sind traumhaft schön designt und stehen stellvertretend für die wundervolle Unterwasserwelt in der Wirklichkeit und auch dafür, dass es absolut notwendig ist, sie zu schützen.

„Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein“

Mit diesem Satz beginnt der DC, weshalb ich ihn stellvertretend verwende, um vor der Kinofassung zu warnen. Auch wenn ich eingangs erwähnte, dass ich bereits in der Kinofassung einen unglaublich starken Film sah, ist der DC unschlagbar. Wenn ich eine Top 5 der wichtigsten und notwendigsten DCs aller Zeiten erstellen müsste, läge „Abyss“ auf Platz 2. Der Film bekommt erst in dieser Fassung die wichtigen Aussagen, die Cameron mit dem Film näherbringen wollte. Wenn man glaubt, dass das ja meistens eh nur längeres Gelaber in so einer Fassung ist, hat sich komplett getäuscht, da hier atemberaubende und prägnante Szenen zu sehen sind, die einen nur kopfschüttelnd zurücklassen, dass man dieses epische Ausmaß im Kino weggelassen hat. Im DC ist „Abyss“ für mich ein absolutes Meisterwerk, das auch heute nichts von seiner Faszination und auch nicht von seiner Botschaft verloren hat. Ganz im Gegenteil, zeigt die Realität doch, dass man in den vergangenen 35 Jahren einfach nur gar nichts dazugelernt hat.
 

Tarantino1980

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Vielen Dank deadly das Du zu diesem tollen Film eine längst überfällige Kritik verfasst hast. Ich hatte nach meiner Sichtung leider noch nicht die Muße hier eine KK zu verfassen, ich hatte lediglich im Zuletzt gesehn Thread folgendes geschrieben:

The Abyss - Extended Version (4K UHD)
Gefühlt war es wie meine Erstsichtung von dem Film. Ich hatte zwar mal vor sehr vielen Jahren die KV im TV gesehen, aber die Erinnerung war schon sehr verblasst. Daher hatte ich hier auch direkt bei VÖ zugeschlagen, weil ich diesen Film unbedingt sehen wollte. Ich finde es schon wirklich sehr beeindruckend was hier James Cameron an Unterwasserszenen gedreht hat, besonders weil es sich um echte Tauchszenen handelt, die zwar natürlich in einem sehr großen Wassertank entstanden sind, aber dennoch ohne CGI oder Stundleute ausgekommen sind. Selbst er als Regisseur war beim Dreh unter Wasser. Solche extreme finde ich schon sehr beeindruckend und das sieht man dem Film auch an. Ich habe mir dann im Nachgang auch nochmal den Schnittbericht durchgelesen und ohne hier zu spoilern finde ich es absolut Traurig das man damals eine lange Sequenz für das Kino aus dem Film entnommen hatte, da es sich hier um eine vollkommen andere Aussage handelt, die der Film mit dieser Szene erhält. Ich kann ja noch nachvollziehen wenn Studios auf Grund einer zulangen Lauflänge gewisse Szenen rausnimmt, aber wenn dadurch eine grundlegene Aussage eines Filmes verändert wird, habe ich da kein Verständnis mehr für. Daher kann ich jedem nur raten sich den Film in der Extended Version anszusehen.

Zur Qualität des 4K Scans kann ich nur sagen das natürlich, da bekannterweise James Cameron kein großer Fan von Filmkorn ist, der Film daher auch recht "glattgebügelt" daherkommt. Aber zumindest existieren, aus meiner Sicht, keine Wachsgesichter und der Film sieht schon gut aus in 4K, auch wenn es keine Referenz ist. Und gerade wenn man bedenkt das die alte DVD noch nicht mal anamorph war und bei der Restauration auch das Color Grading natürlicher angepasst wurde, finde ich sieht der Film wirklich gut aus und auf jeden Fall ist somit ein Update zu der DVD zu der aktuellen 4K VÖ pflicht. Der Unterschied zwischen der dort enthaltenen Blu-ray zur 4K Disc ist jedoch sehr maginal, so das, sofern es noch eine reine Blu-ray VÖ geben sollte, diese natürlich auch ausreichend sein wird. Aber gerade für das umfangreiche Bonusmaterail lohnt sich die aktuelle Special Edition mit der 4K Disc auf jeden Fall. Ich habe mir gestern nämlich auch noch die neue Doku Das Vermächtnis von Abyss - Abgrund des Todes angeschaut, welche ich sehr informativ fand. Gerade aus heutiger Sicht, wo vieles nur noch vor Greenscreen gedreht wird, zeigt diese Doku einfach, wie aufwendig früher Filme gedreht wurden.

Wertung: 8/10
Ich bin übrigens absolut bei Dir das hier die Mischung der Genres grandios ist. Ein Science Fiction Film Unterwasser mit tollen Katastrophenfilmszenen, tollen Charakteren und noch dazu einer leider immer noch sehr aktuellen Gesellschaftskritik. Es ist aus Menschheitsgeschichte eigentlich ein Verbrechen das auch nur ein Cent in die Erkundung des Weltalls ausgegeben wurde. Solange wir unsere Probleme auf unserem Planeten nicht in den Griff bekommen warum sollten intelligente Außerirdische Wesen uns ernst nehmen. Vor allem mit welchem Staatsoberhaupt sollten Sie reden? Es gibt niemanden auf diesem Planeten der für den gesamten Planeten sprechen könnte und auf so eine Begegnung wie in The Abyss wären wir auch immer noch nicht vorbereitet.

Aber weg von der Politik, wie bereits in meinem oben zitierten Beitrag erwähnt, war ich einfach durch die Doku überwältigt wie revolutionär Cameron diesen Film gedreht hat. Und es hat mir aber auch wieder bitter die aktuelle Filmrealität vor Augen geführt. Selbst wenn heutzutage ein Regisseur die Idee hätte etwas vergleichbar innovatives wie eben einen realen Unterwasserdreh dieser Größenordnung zu realisieren würde er vom Studio für verrückt erklärt und würde auf CGI und Greenscreen verwiesen.

Kaum auszumalen wo die Filmbranche sich hin entwickelt hätte wenn wir keine CGI hätten. Vielleicht hätte Cameron einen Film auf dem Mond oder zumindest reale Weltall Szenen gedreht. Aber anstatt In solchen phantastischen Spheren zu fantasieren begnügt sich Hollywood damit fast alles vor dem Greenscreen zu drehen.
 

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Vielen Dank deadly das Du zu diesem tollen Film eine längst überfällige Kritik verfasst hast. Ich hatte nach meiner Sichtung leider noch nicht die Muße hier eine KK zu verfassen, ich hatte lediglich im Zuletzt gesehn Thread folgendes geschrieben:
Da ich den Film am Feiertag endlich wieder gesehen hatte, wollte ich auch schnell was dazu einstellen. Kann deine Worte sehr gut nachvollziehen. Außer das mit der gefühlten Erstsichtung. Die Letzte war zwar bei mir Ewigkeiten her, aber der Film hat sich über die Jahre völlig ins Hirn gebrannt. Werde ihn demnächst auch nochmal in Englisch schauen, da hier eine Dolby Atmos Tonspur vorliegt.

Ich bin übrigens absolut bei Dir das hier die Mischung der Genres grandios ist. Ein Science Fiction Film Unterwasser mit tollen Katastrophenfilmszenen, tollen Charakteren und noch dazu einer leider immer noch sehr aktuellen Gesellschaftskritik. Es ist aus Menschheitsgeschichte eigentlich ein Verbrechen das auch nur ein Cent in die Erkundung des Weltalls ausgegeben wurde. Solange wir unsere Probleme auf unserem Planeten nicht in den Griff bekommen warum sollten intelligente Außerirdische Wesen uns ernst nehmen. Vor allem mit welchem Staatsoberhaupt sollten Sie reden? Es gibt niemanden auf diesem Planeten der für den gesamten Planeten sprechen könnte und auf so eine Begegnung wie in The Abyss wären wir auch immer noch nicht vorbereitet.
Das werden wir auch in den nächsten 100 Jahren nicht. Mir würde ja bereits erstmal reichen, wenn die Menschheit nicht einfach ohne Pause das Meer zerstören würde. Ich hätte gerne so eine Macht unter Wasser, die uns mal zeigt, das es so nicht weitergeht. Wie Du ja weißt, bin ich ja äußerst affin was das Unterwasserthema angeht. Es gibt so viele Arten, die kurz vor dem Ende stehen bzw. das Ende in den nächsten 50 Jahren absehbar ist, Scheint uns aber nicht wirklich zu interessieren.
Aber weg von der Politik, wie bereits in meinem oben zitierten Beitrag erwähnt, war ich einfach durch die Doku überwältigt wie revolutionär Cameron diesen Film gedreht hat. Und es hat mir aber auch wieder bitter die aktuelle Filmrealität vor Augen geführt. Selbst wenn heutzutage ein Regisseur die Idee hätte etwas vergleichbar innovatives wie eben einen realen Unterwasserdreh dieser Größenordnung zu realisieren würde er vom Studio für verrückt erklärt und würde auf CGI und Greenscreen verwiesen.
Das ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe, warum ich so tief im Film gefangen bin. Trotz Sci-Fi wirkt das alles so real. Ich fühle mich in jeder Szene klaustrophobisch in der Tiefe. Der Film erreicht dadurch eine sehr tiefe emotionale Ebene. Die Sets sind einfach gewaltig und es sieht einfach so aus, wie auf dem Meeresgrund. Auch der Abgrund ist einfach realistisch. Ich war mal über einem ähnlichen Ding. Du hast nur den Felsen gesehen, wie er im Nichts verschwand und unter dir war einfach nur die Dunkelheit. Gigantisch!
Kaum auszumalen wo die Filmbranche sich hin entwickelt hätte wenn wir keine CGI hätten. Vielleicht hätte Cameron einen Film auf dem Mond oder zumindest reale Weltall Szenen gedreht. Aber anstatt In solchen phantastischen Spheren zu fantasieren begnügt sich Hollywood damit fast alles vor dem Greenscreen zu drehen.
Es kann tatsächlich sein, das bei mir die Filme mit realen Sets einfach tiefer im Bewusstsein bleiben. Ich kann es nicht einmal genau sagen, ob es daran liegt aber ich kann mir neuere Filme einfach nicht so gut merken. Es ist immer wieder seltsam. Während ich einen Film schaue, finde ich ihn gut aber dennoch kann ich mich kaum 2 Monate später nur noch schemenhaft daran erinnern.

"Abyss" hat mich einfach auf vielen unterschiedlichen Ebenen getroffen und damit wirklich erreicht.
 
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