Und es gab eine weitere Erstsichtung in der De Palma Retrospektive. Ich bin mir zwar ziemlich sicher das ich mal einen Teil des Films im Free TV gesehen hatte, aber es war mitten drin und daher kam ich in die Handlung nicht mehr so richtig rein udn damals, es müsste so mitte bis Ende der 90er Jahre gewesen sein, war diese Art von Film auch noch absolut nicht mein Beuteschema.
Nach dem Misserfolg von „Die Verdammten des Krieges“ setzte Brian De Palma direkt den nächsten Flop hinterher. „Fegefeuer der Eitelkeiten“ wurde für 5 goldene Himbeeren nominiert und endete in einem finanziellen Desaster. Der 3 Jahre zuvor erschienene Roman war zwar ein Bestseller, wurde allerdings absolut kontrovers in der Öffentlichkeit diskutiert.
Tatsächlich empfand ich
Fegefeuer der Eitelkeiten neben
Greetings als De Palmas beste Komödie! Aber ich kann auch irgendwie verstehen, gerade nach seinen vorherigen Filmen, das der Film an den Kinokassen gefloppt war, auch wenn es schade ist, da es sich wirklich um eine tolle schwarze Komdie handelt.
Trotz prominenter Darsteller wie Bruce Willis, Tom Hanks, Melanie Griffith, Kim Cattrall und Morgan Freeman schien die Journaille und auch die Öffentlichkeit nur darauf zu warten, den Film zu zerreißen, was letztlich auch geschah.
Ich fand z.B.
Morgan Freeman als Richter göttlich. Ich habe Tränen gelacht, auch weil man ihn sonst eher aus anderen Rollen kennt. Aber auch schon die Eröffnungssequenz mit
Bruce Willis war super und
Tom Hanks konnte damals schon zeigen, dass er eben auch ganz andere Rollen spielen kann. Aber zu dem Zeitpunkt kannte man ihn halt immer nur als Mr. Nice Guy in Komödien, was natürlch auch deswegen sicherlich schon eine komplette Enttäuschung für das Publikum war.
Für mich selbst war der Film bei VÖ auch nicht unter der Brian De Palma Flagge auf dem Schirm, sondern eben als leichte Komödie mit den genannten Zugpferden. Meiner Erinnerung nach befand ich ihn ganz nett, aber auch nicht mehr. Innerhalb meiner Retrospektive des Regisseurs war er nun an der Reihe und es ist Liebe auf den zweiten Blick! Ich schließe nicht aus, dass dabei eben auch die genannte Retrospektive geholfen hat, den Film mit anderen Augen zu betrachten. Wenn man sich mit der Vergangenheit des Regisseurs und seinen „New York Filmen“ beschäftigt, hat man schonmal einen komplett anderen Zugang zum Film.
Zumal wenn man weiß das es nicht De Palma´s erster Ausflug in die Komödie war und er, mal abgesehen von seinen Kurzfilmen, sogar sich zunächst auf dieses Genre gestürtzt hatte, ist es umso schöner zu sehen das ihm, Jahrzehnte danach, dieser Film nun komplett gelungen ist.
Es ist ein wunderbar inszenierter Spiegel der Gesellschaft, was möglicherweise der Grund für den Misserfolg war, weil der Zuschauer sich nicht selbst ansehen mochte. Hier ist jeder nur auf seinen Vorteil bedacht.
Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen. Zum Zeitpunkt als der Film rauskam war offenbar das Kinopublikum noch nicht bereit für solch eine Gesellschaftssatire. Gerade wenn man bedenkt, wie nur ein paar Jahre zuvor
Wall Street gefeiert wurde, zeigt es mir deutlich das hier die Leute lieber solche Filme sehen wollten, also sowas kritisches wie De Palma hier inszenierte.
Selbst der Reverend versucht sich damit lediglich im Namen Gottes in Szene zu setzen und auch die trauernde Mutter kann bei dem Ausblick auf 10 Millionen Dollar wieder lächeln.
Das mit der Mutter war auch wirklich heftig. Natürlich sind 10 Millionen Dollar sehr viel Geld, aber wenn meine Tochter im Koma liegen würde und ich nicht wüsste wie es ausgeht könnte ich selbst darüber mich nicht erfreuen.
Am besten im Kontext ist dann die Szene die Brian De Palma nie gedreht hat und auch nie vorhatte zu drehen. Genau wie die Protagonisten im Film interessiert sich auch der Zuschauer nicht wirklich für das Schicksal des Jungen an sich, weshalb er es auch nie auflöst. Tatsächlich hinterfragt man dies erst lange nach dem Abspann, sofern man sich mit dem Film auch hinterher noch beschäftigt.
Das ist in der Tat ein sehr genialer Streich den De Palma hier dem Zuschauer gespielt hat. Der im Koma liegende Junge ist zwar der Auslöser für alles, aber es wird zum Ende nicht augeklärt was aus ihm geworden ist. Am scheinheligsten ist dann noch die Endszene in der wirklich alle, bis eben auf Sherman und der Junge, Fallow´s Verleihung beiwohnen und ihn für seinen Bestseller feiern. Spätestens hier hätte De Palma ja nochmal die Chance gehabt den Jungen auch im Publikum zu zeigen, aber natürlich blieb er fern. Nicht weil der Zuschauer weiß das der Junge gestorben ist, es bleibt einfach ein ungelöst und zeigt natürlich auch, das der Junge allen beteiligten egal war, er nur Mittel zum Zweck war.
Auch wenn es möglicherweise weit hergeholt ist, erinnert mich das an „Psycho“ von Alfred Hitchcock. Dort ist das Grundthema das gestohlene Geld, aber wenn man früher nach dem Abspann einen Zuschauer gefragt hat, wo es verblieben ist, konnten viele es nicht beantworten, auch wenn es in diesem Fall zu sehen war. Das Geld war lediglich der Katalysator im Film. Bei „Fegefeuer der Eitelkeiten“ hat man es nur diesmal mit einem traurigen Schicksal als Katalysator zu tun, für das sich hinterher trotzdem niemand mehr interessierte. Dennoch haben wir es natürlich mit einer Komödie/Dramödie zu tun, die glücklicherweise nie überzieht und in Slapstick ausartet.
Ach soweit her geholt finde ich den Vergleich jetzt garnicht. Tatsächlich habe ich mich auch nach der Sichtung gefragt ob es von De Palma eine bewusste Hommage an einen MacGuffin war.
Hier ist meistens eher feinsinniger Humor gefragt, der natürlich dennoch einige Pointen beinhaltet und manchmal auch etwas zügelloser wird. Trotzdem in vernünftigen Bahnen und immer im Bereich einer beißenden Satire, die ein faszinierendes, aber auch abstoßendes Gesellschaftsbild zeichnet. Aus meiner Sicht gehört „The Bonfire of the Vanities“ unbedingt neu entdeckt und bewertet. Zumindest ich finde den Film nun fantastisch!
Hier würde ich sogar bei einer 4K VÖ nochmal updaten den bei manchen Szenen hatte ich das Gefühl das das Bild etwas gewackelt hätte. Mag Einbildung sein, aber irgenwie war da technisch noch etwas luft nach oben und zu einem schönen Mediabook würde ich auch nicht nein sagen, was ich aber leider bezweifele da der Film sicherlich eine viel zu kleine Fangemeinde besitzt um auch nur ansatzweise für ein Label interessant zu sein ihn in 4K rauszubringen.
Ohne ihn jetzt nochmal gesehen zu haben, fand ich Fegefeuer der Eitelkeiten immer schon gut aber mit Tom Hanks habe ich in dieser Rolle immer gefremdelt, da er meiner Meinung nach zu dieser Zeit noch nicht auf dem Level war, das er dann ein paar Jahre später erreichte. Aber trotzdem ist dieser Film ein Brett, alleine schon die fliegende Kamera am Anfang.
Tatsächlich mag ich ihn in dieser Rolle sehr. Für mich verkörpert er diesen Erfolgsyuppie hervorragend. Jemand der anscheinend im Leben noch nie wirkliche Probleme hatte und nun komplett die Kontrolle verliert. Diese verschiedenen aber miteinander verbundenen Facetten spielt er meines Erachtens sehr stark und weiß zugleich, dass es trotzdem leichtfüßig komödiantisch sein soll, ohne zu überziehen. Eigentlich eine Rolle auf einem Drahtseil und aus meiner Sicht gelingt ihm das fabelhaft.
Vielleicht liegt es daran das ich den Film nun erst Jahrzehnte später gesehen habe und dadurch schon viele andere Filme von
Tom Hanks, auch natürlich in viel ernstereren Rollen und auch nicht immer als leichtfüssigen Mr. Nice Guy gesehen habe, aber mir ging es bei meiner Sichtung auch so wie deadly, das er für mich diesen total naiven, aber dennoch erfolgsorientierten Yuppie, hervorragend gespielt hatte. Alleine das er, obwohl er eine schöne Frau und eine Tochter hatte, dennoch ihm das nicht reichte und daher sich auch noch eine Geliebte halten musste, ich glaube nicht einmal weil er seine Frau nicht liebt, sondern einfach weil es in dieser Gesellschaftsschicht zum guten Ton gehört hat und ihm auch einfach nur langweilig war.