Im Tal von Elah

LivingDead

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AW: Im Tal von Elah

Im Tal von Elah

Die Geschichte rund um einen Vater, welcher seinen Sohn im Krieg verlor und nun seinen anderen Sohn nach seinem Einsatz im Irak vermisst, verspricht in Zusammenhang mit Paul Haggis („L.A. Crash“) als Regisseur vieles. Und Tommy Lee Jones und Charlize Theron in den Hauptrollen, sowie Josh Brolin, Susan Sarandon und Jason Patric in feinen Nebenrollen sprechen sowieso für sich.
Und so beginnt der Film. Gewohnt ruhig, bedächtig und vielleicht auch etwas bieder, entlässt Haggis seine Akteure in die Szenerie, welche durch grau gehaltene Bilder und einem depressiven Score von Mark Isham sehr stimmig rüberkommt. Handwerklich alles perfekt, die bedrückenden Szenen sitzen und schlagen auf den Magen. Jones spielt ungewöhnlich zurückhaltend, verbucht damit einige wunderschöne Szenen. Auch Theron macht ihre Sache hervorragend. Doch leider hakt es – ähnlich wie bei L.A. Crash – an Haggis. Er weiß, wie man Dramen inszeniert. Er weiß ganz genau, wie er welche Stimmung zum Publikum transportiert. Und er hat dabei immer wieder ein Problem: Seine überbordende Bildsprache, sowie die einfältige Moral seiner Geschichten mögen im Ansatz lobenswert sein, in ihrer Umsetzung sind sie aber oft viel zu banal. So sind gerade die letzten zehn Minuten von „Im Tal von Elah“ als misslungen zu bezeichnen. Gerade das große Plus des Filmes – die subtile Inszenierung – geht gen Ende flöten und die plakative Bildsprache Haggis hält Einzug. Vor allem die Schlusseinstellung ist so kitschig, dass es fast weh tut.

Auch der Subplot um Theron, in welchem sie eine Frau abweist, welche in ihrem Mann eine Gefahr für sich und ihre Kinder sieht, ist komplett unnötig für die eigentliche Geschichte. Zwar funktioniert der Moment auf emotionaler Basis hervorragend – und daher kann ich Haggis auch nicht wirklich böse sein – aber fragt man sich anschließend doch verwundert, was das eigentlich sollte.

Insgesamt ein zweischneidiges Schwert: Handwerklich perfekt, emotional bedrückend, aber leider holt Haggis einmal mehr den Holzhammer heraus, sodass es wieder einmal „nur“ für einen guten Film gereicht hat.

7/10
 

Travis

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AW: Im Tal von Elah

Der Film steht bei mir seit dem VÖ-Tag im Regal. Bisher ergab sich aber noch kein Tag, an dem ich auf den Streifen wirklich Lust, Zeit und/oder den nötigen Kopf dafür hatte. Vielen Dank für deine Kritik, die ich aufgrund der Spoilergefahr nur überflogen habe und die dennoch meine vorgefaßte Meinung zu bestätigen scheint. Was besonders für dein Schlußfazit gilt. Mal sehen, wann ich den jetzt tatsächlich in den Player schiebe. Kann nach deiner Kritik und angesichts meiner Halde ungesehener Filme durchaus noch dauern. Wenn es dann aber geschehen ist, werde ich mich hier zurückmelden.
 

crizzero

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AW: Im Tal von Elah

Feine Kritik, LD! Film ist seit Wochen vorgemerkt und wird auch bald gekauft. Dann rede ich ebenfalls mit.
 

Louis Cyphre

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AW: Im Tal von Elah

Hatte ihn mir zum Glück nur ausgeliehen,denn ich weis bis jetzt nicht,was der Film aussagen möchte.Am Schluss dachte ich nur,das wars ?Die Schauspieler haben mich auch nicht umgehauen.

3/10
 

MiriQ

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AW: Im Tal von Elah

Ich hab mir den heute mal auf DVD angeschaut...
Ein sehr ruhiger Film, emotional sehr bedrückend, weil einem schon ziemlich zeitig klar wird, dass es kein Wunder geben wird und der Sohn nicht wieder auftauchen wird, sondern tatsächlich tot ist. Der Film lässt sich viel Zeit, damit man sich in die Situationen und die Empfindungen der Beteiligten einfühlen kann.
Für mich ist das eine Art Gleichnis - wir haben die Geschichte im Tal von Elah. Hier schickt der König den Jungen David in den Kampf gegen einen übermächtigen Gegner. Und David stellt sich der Gefahr und begegnet ihr, indem er einen Menschen tötet. Aber was macht das mit David? Wurde er dadurch zum Mann oder nur zu einem Menschen, der einen anderen getötet hat. Und was ist mit dem König? Ich kenne mich in der Bibel nicht so gut aus. Aber es war wohl so, dass Davids Ruhm dem König bald ein Dorn im Auge war und er deshalb versuchte, David zu töten.
Und wir haben den Vater, der selbst Soldat ist und seinen Sohn auch in dieser Tradition erzogen hat. Der Sohn zieht in den Krieg, weil er wohl dachte, es müsste so sein, vielleicht auch, um die Erwartungen seines Vaters zu erfüllen. Aber der Krieg zeigt schnell sein hässliches Gesicht und der Sohn begegnet der Gewalt und der Angst, indem er selbst zur Bestie wird. Und er bringt diese Bestie mit nach Hause. Aber er ist nicht der Einzige, in dem der Krieg immer noch lauert und so wird er am Ende doch noch Opfer dieses Krieges. Etwas, das der Vater nun langsam erkennen muss. Aber was hatte er erwartet/erhofft? Dass der Krieg seinen Sohn zum Mann macht oder in irgend einer Weise zu dessen Charakterbildung beiträgt? Warum hat er ihm nicht geholfen, in irgend einer Weise beigestanden, als er angerufen hat? Und wieviel Schuld läd man auf sich, wenn man die Hilferufe eines anderen Menschen ignoriert? (In diese Richtung geht imo auch die Geschichte mit der Polizistin und der Frau.)
Das ist für mich das grundlegende Thema, um das es in dem Film geht. Und es ist tatsächlich so, dass man niemals wirklich nachfühlen kann, was solche Kriegserlebnisse aus einem Menschen machen können. Dass die Rückkehr in ein normales Leben manchmal gar nicht möglich ist. Etwas, das häufig vergessen wird, weil man sich in erster Linie freut, dass der Mensch lebend wieder nach Hause kommt. Und dann passiert es, die Bestie bricht aus. War sie vorher noch weit weg (im Irak und und und), ist sie plötzlich ganz nah, vor der eigenen Haustür.
Welcher Krieg oft noch lange oder für immer im Kopf tobt, das wurde schon in anderen Kriegen immer wieder gerne übersehen.
So sehe ich das Ganze und deshalb ist der Film für mich auch gelungen und sehenswert.
 

crizzero

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Wirklich wertvoller Thriller zum Irak-Krieg und den Auswirkungen auf Physis und Psyche aller Beteiligten. Spannend und fesselnd. Ganz starke 8/10.

Nach "L.A. Crash" der nächste Kracher von Paul Haggis als Regisseur, der sein Talent im Schreiben von Drehbüchern (zusätzlich zu beiden oben genannten Filmen noch "Der letzte Kuss", "Million Dollar Baby", "Letters from Iwo Jima", "Flags of Our Fathers", "Casino Royale", "Ein Quantum Trost") längst nachgewiesen hat. Als Regisseur klappt das aber offenbar auch ziemlich gut. Bitte mehr davon! :hoch:

Hatte ihn mir zum Glück nur ausgeliehen,denn ich weis bis jetzt nicht,was der Film aussagen möchte.

Naja, das ist eigentlich ganz offensichtlich. Miri hat schon das Thema Schuld aufgeführt, welches deutlich behandelt wird. Und zwar auf den Schultern der Polizistin und des Vaters. Beide tragen Schuld und müssen das auf traurige Art und Weise erkennen.
Außerdem macht der Film deutlich, dass es im Krieg nur Verlierer gibt. Schade, dass man die Szene mit der Soldatin Lopez nicht mit reingenommen hat, die man unter den Deleted Scenes findet. Die war sehr gut und hätte das Ganze noch weiter thematisiert. Aber auch so führt der Film diese Thematik ordentlich aus.
 
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Die wilde 13

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AW: Im Tal von Elah

Ich hab mir den heute mal auf DVD angeschaut...
Ein sehr ruhiger Film, emotional sehr bedrückend, weil einem schon ziemlich zeitig klar wird, dass es kein Wunder geben wird und der Sohn nicht wieder auftauchen wird, sondern tatsächlich tot ist. Der Film lässt sich viel Zeit, damit man sich in die Situationen und die Empfindungen der Beteiligten einfühlen kann.
Für mich ist das eine Art Gleichnis - wir haben die Geschichte im Tal von Elah. Hier schickt der König den Jungen David in den Kampf gegen einen übermächtigen Gegner. Und David stellt sich der Gefahr und begegnet ihr, indem er einen Menschen tötet. Aber was macht das mit David? Wurde er dadurch zum Mann oder nur zu einem Menschen, der einen anderen getötet hat. Und was ist mit dem König? Ich kenne mich in der Bibel nicht so gut aus. Aber es war wohl so, dass Davids Ruhm dem König bald ein Dorn im Auge war und er deshalb versuchte, David zu töten.
Und wir haben den Vater, der selbst Soldat ist und seinen Sohn auch in dieser Tradition erzogen hat. Der Sohn zieht in den Krieg, weil er wohl dachte, es müsste so sein, vielleicht auch, um die Erwartungen seines Vaters zu erfüllen. Aber der Krieg zeigt schnell sein hässliches Gesicht und der Sohn begegnet der Gewalt und der Angst, indem er selbst zur Bestie wird. Und er bringt diese Bestie mit nach Hause. Aber er ist nicht der Einzige, in dem der Krieg immer noch lauert und so wird er am Ende doch noch Opfer dieses Krieges. Etwas, das der Vater nun langsam erkennen muss. Aber was hatte er erwartet/erhofft? Dass der Krieg seinen Sohn zum Mann macht oder in irgend einer Weise zu dessen Charakterbildung beiträgt? Warum hat er ihm nicht geholfen, in irgend einer Weise beigestanden, als er angerufen hat? Und wieviel Schuld läd man auf sich, wenn man die Hilferufe eines anderen Menschen ignoriert? (In diese Richtung geht imo auch die Geschichte mit der Polizistin und der Frau.)
Das ist für mich das grundlegende Thema, um das es in dem Film geht. Und es ist tatsächlich so, dass man niemals wirklich nachfühlen kann, was solche Kriegserlebnisse aus einem Menschen machen können. Dass die Rückkehr in ein normales Leben manchmal gar nicht möglich ist. Etwas, das häufig vergessen wird, weil man sich in erster Linie freut, dass der Mensch lebend wieder nach Hause kommt. Und dann passiert es, die Bestie bricht aus. War sie vorher noch weit weg (im Irak und und und), ist sie plötzlich ganz nah, vor der eigenen Haustür.
Welcher Krieg oft noch lange oder für immer im Kopf tobt, das wurde schon in anderen Kriegen immer wieder gerne übersehen.
So sehe ich das Ganze und deshalb ist der Film für mich auch gelungen und sehenswert.
Ich habe Im Tal von Elah nun zum zweitenmal gesehen und kann dir bei jedem Wort nur zustimmen. Einmal Krieg, ob aktiv als Soldat oder passiv als Angehöriger und dein Leben ist im Arsch.
Vor allem die Schlusseinstellung ist so kitschig, dass es fast weh tut.
Finde ich nicht. Es bringt das Seelenleben von Hank und den Zustand der (nicht nur) amerikanischen Nation - insbesondere nach dem Debakel der Zahlungs(un)fähigkeit der letzten Woche, die ja vor allem auch aus dem horrenden Budget der Army resultieren - auf den Punkt. Ohne Hilfe geht nichts mehr. Vielleicht ist die Schlussszene etwas plakativ aber so unmissverständlich, das es auch der dümmste (Amerikaner) verstehen wird.
 

Pretender

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AW: Im Tal von Elah

Einmal Krieg, ob aktiv als Soldat oder passiv als Angehöriger und dein Leben ist im Arsch.
Nun ja, das kann man so nicht sagen, es kommt immer darauf an, was für eine mentale Stärke man hat und wie man das gesehene verarbeite, ich kenne genug Leute die beim Bund sind und die schon in Afghanistan waren, deren Leben ist nicht im Arsch, wie du es geschrieben hast. selbst mein Vater war schon zweimal im Ausland im Einsatz und hat alles gut verkraftet. Unser damaliger Nachbar und Kamerad meines Vaters allerdings hat das im Ausland gesehene nicht verkraftet und danach seinen Dienst quittiert.
Ich wäre auch ins Ausland gegangen, wäre ich zum Bund gekommen.
 

crizzero

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Das Leben ist ja auch nicht unbedingt "im Arsch", aber es ist nachhaltig negativ geprägt. Unter Umständen macht man dort eben Erfahrungen, auf die man gerne verzichtet hätte, oder weiß nun Dinge, die die eigene Lebenseinstellung etwas mehr auf die Schattenseite zeihen.

Wie tief diese Sachen wirklich sitzen, weiß ohnehin nur jeder Einzelne, der in solchen Krisengebieten im Einsatz war. Eine für mich durchaus wahrscheinliche Möglichkeit des mentalen Ausschlags liefert "Im Tal von Elah" durch seine Protagonisten aber dennoch.
 

Louis Cyphre

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AW: Im Tal von Elah

Der Film fällt bei mir unter die Rubrik : Vertane Zeit,da er von der ersten bis zur letzten Minute langweillt.
 

Die wilde 13

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Nun ja, das kann man so nicht sagen, es kommt immer darauf an, was für eine mentale Stärke man hat und wie man das gesehene verarbeite, ich kenne genug Leute die beim Bund sind und die schon in Afghanistan waren, deren Leben ist nicht im Arsch, wie du es geschrieben hast. selbst mein Vater war schon zweimal im Ausland im Einsatz und hat alles gut verkraftet. Unser damaliger Nachbar und Kamerad meines Vaters allerdings hat das im Ausland gesehene nicht verkraftet und danach seinen Dienst quittiert.
Ich wäre auch ins Ausland gegangen, wäre ich zum Bund gekommen.
Zugegeben, meine Aussage "im Arsch" ist sehr pauschal und jeder kommt mit solchen Erlebnissen natürlich anders zurecht. Aber ich bin mir schon sicher, das jeder, der in Kampfhandlungen verwickelt war, danach ein anderer Mensch ist. Da muss man schon sehr hartgesotten sein um das neutral verarbeiten zu können.
Aber im Film geht es auch darum, auf Signale und Hilferufe von Betroffenen (von Gewalt allgemein) zu reagieren und diese nicht mit ihren Problemen allein zu lassen. Wenn man diese benötigte Hilfe nicht realisiert oder nicht ins Bewusstsein (einer Nation) bekommt, das da Hilfe dringend von Nöten ist, dann läuft da einiges falsch in dieser Gesellschaft. Daher fand ich z.B. die Schlussszene gar nicht kitschig.
 
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