Crazy Heart

Die wilde 13

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Crazy Heart


Die besten Jahre hat der Countrysänger Bad Blake (Jeff Bridges) schon lange hinter sich. Nun tingelt er durch billige Kaschemmen oder Bowlingbahnen und ansonsten besteht sein dasein nur noch aus Whiskey und Kippen.
Als die Reporterin Jean (Maggie Gyllenhaal) ihn um ein Interview bittet, kommt wieder ein wenig Schwung in sein Leben. Aber Bad kann nicht aus seiner Haut....

Die ersten Minuten sind einfach famos. In wenigen Minuten wird uns das ganze Dilemma von Bad bewusst. Sein Herz hängt zwar noch an der Musik, aber sein Körper ist dem Alk verfallen. Sein größter Glücksmoment ist der, als ihm ein Fan eine Pulle Whiskey schenkt. Das hat aber zur Folge, das er das abendliche "Konzert" sprichwörtlich in die Tonne kloppt.

Jeff Bridges ist mal wieder genial. Den versoffenen Looser nimmt man ihm wieder total ab, ohne das sein Spiel peinlich wirkt. Mit jeder Faser seines Körpers ist er Bad Blake. Auch die wenigen glücklichen Momente mit Jean verkörpert er mit einer sensiblen Tragik und lassen keinen Zweifel daran, das er seinen überfälligen Oscar mit dieser Rolle verdient hat.
Maggie Gyllenhaal ist der perfekte Gegenpart. Sie steht mit beiden Beinen im Leben. Sie und ihr kleiner Sohn Buddy geben anfangs Bads Leben wieder einen Sinn, obwohl es sich anfühlt,als "lebe man mit einer Klapperschlange".

Die Musik kommt hervorragend rüber und unterstützt die leicht melancholische Stimmung jederzeit. Die Konzerte von Bad (Bridges singt selber!) sind ein Ohrenschmaus, auch wenn Country nicht gerade zu meinen Faves gehört.
Crazy Heart hat trotz des eigentlich tragischen Themas eine bezaubernde Leichtigkeit und versprüht auch eine gewisse Lässigkeit. Das liegt zum einem natürlich an den Schauspielern (in kleinen aber feinen Nebenrollen sind noch Robert Duvall und Colin Farell zu sehen), natürlich an der Musik aber auch an der Inszenierung von Scott Cooper. In Verbindung mit den traumhaften Panoramen aus Texas und Arizona lässt er die Geschichte einfach laufen ohne dabei den Moralapostel zu spielen.
Auch ohne Happy End ist es irgendwie ein Feel Good Movie geworden und die letzte Einstellung bleibt mir bestimmt noch lange in Erinnerung.

9/10
 

Die wilde 13

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AW: Crazy Heart

Da freust du dich zurecht :)
Jeff Bridges ist wirklich der Hammer.Es ist ja beileibe nicht das erste Mal,das er einen Freund des Alkohols spielt,aber er kann da durchaus noch bei jeder Rolle andere Akzente setzen.Von herrlich skurril (The Big Lebowski) über grotesk (Tideland) bis verzweifelt (König der Fischer) gibt er dem versoffenen Tunichgut nun eine zutiefst tragische Seite.
Ich liebe den Kerl :bier:
 

crizzero

Filmvisionaer
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Ich mag Jeff Bridges sehr. In "K-Pax", "The Big Lebowski" und "True Grit" spielt er überragend gut. "König der Fischer" besitze ich, aber den habe ich leider noch nicht gesehen. Schauspielerisch ist er definitiv ein ganz Großer in Hollywood.

Auch hier überzeugt er auf ganzer Linie. Nur leider ist der Film trotz wundervoller Bilder und interessant vermittelten Stimmungen weiter vom Meisterwerkstatus entfernt, als ich es ursprünglich erhofft hatte. Ich gebe gute 7/10.
 

TheBjoern

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Crazy Heart

Der Film "Crazy Heart" schlummerte ein gutes halbes Jahr in meinem Regal, bis ich die Muße und vor allem die Zeit hatte ihn mir an zuschauen.
Ich kann im Grunde nicht viel mit Country-Musik anfangen. Wie so oft entspricht die thematische Musikrichtung solcher Filme wie "Ray", "Walk the Line" oder in diesem Fall bei "Crazy Heart" nicht meinen persönlichen Hörgewohngeiten. Alle drei Filme wissen es aber zu verstehen ihre persönliche Musikrichtung in einem Kontext zu packen, der zu fesseln weiß.
"Crazy Heart" ist nicht biographisch wie die anderen beiden genannten Filme und thematisiert den fiktiven Country Sänger Bad Blake.
Anders als bei "Walk the Line" oder "Ray" wird hier der Fokus nicht auf ein Lebenswerk in all seiner epischen Breite mit Erfolgen und Tiefschlägen gelegt, sondern zeigt vielmehr eine Momentaufnahme des Künstlers. Diese Momentaufnahme hat auch keine weitere Erläuterung nötig. Jeff Bridges vermag es so famous die Rolle des Country-Sänges Bad Blake zu verkörpern, dass einem seine Lebenslage in seiner epischen Breite bereits nach kurzer Zeit bewusst wird. Dabei verzichtet der Film auf aufkommende Tiefschläge, sondern zeigt viel mehr den Weg aus einem bereits abgehalfterten Leben zurück in einer Stabilität. Dieser leichte und permantente Aufstieg macht den Film eher zu einem "Feel good Movie", als zu einem Drama.
So wie der Film sich präsentiert, so passend ist die musikalische Untermalung zu den Aufnahmen, die Musikstücke passen sich so gut in das Bild ein, dass ich für 120 Minuten selbst zum County-Fan geworden bin.
8/10
 
C

Captain Kirk

Guest
AW: Crazy Heart

Ich mag Jeff Bridges sehr. In "K-Pax", "The Big Lebowski" und "True Grit" spielt er überragend gut. "König der Fischer" besitze ich, aber den habe ich leider noch nicht gesehen.
Dann sieh dir "König der Fischer" an. Ich halte den Film nach "The Big Lebowski" für Jeffs besten Film.
 

Willy Wonka

Locationscout
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AW: Crazy Heart

Auch ohne Happy End ist es irgendwie ein Feel Good Movie geworden und die letzte Einstellung bleibt mir bestimmt noch lange in Erinnerung.

Das ist nicht böse gemeint, aber gut, dass ich deine Kritik nicht vor der Sichtung des Films gelesen habe. Denn gerade dieses Ende war für mich perfekt und vor allem hätte ich nicht unbedingt damit gerechnet, dass der Film weder mit einem Paukenschlag (Bad Blake wäre seiner Sucht oder Krankheiten erlegen) noch einem naiv-romantischen Ende (Blake und Jean werden ein Paar) endet.

Wenn man jetzt kurz nach dem Film noch einmal die komplette Handlung rekapituliert, ist es nicht verwunderlich, dass Regisseur Cooper auf kein rührseliges Ende gesetzt hat, sondern auf ein Ende, dass sich harmonisch zum vorherigen Film verhält.

Zu Beginn hatte ich noch ein paar persönliche Probleme mit Jeff Bridges als abgehalfterter Musiker, da ich wieder eine typische „Verlierer-Geschichte" erwartete, aber mit dem Fortgang der Geschichte wurde das Spiel immer authentischer und vor allem die Zurückhaltung von Jeff Bridges in seiner Rolle, ließen mich immer mehr an seinem Schicksal teilhaben. Die große Stärke des Films liegt darin, dass er einfach ohne Effekthascherei oder Melodramatik arbeitet und sich dem Thema ganz frei und locker zuwendet.
 
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