Starship Troopers

Travis

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Star Ship Troopers:

#14 09.05.11 Russel Faraday

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Star Ship Troopers 2: Held der Föderation:

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Starship Troopers 3: Marauder:


#02 26.08.08 Travis
 
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Travis

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AW: Starship Troopers 3: Marauder

Starship Troopers 3: Marauder

Nachdem dem 1. Teil faschistiode Tendenzen nachgesagt wurden, geht Regisseur Ed Neumeier bereits in den ersten Minuten voll in die Offensive. Da spricht ein Richter, der wohl nicht zufällig in frapanter Weise an den NS-Richter Freissler erinnert, 5 Todesurteile mit menschenverachtender Begründung aus. Religionen werden diffarmiert und mit Bestrafungen bzw. Verboten bedroht. Und als Höhepunkt tritt der mächtige Sky Marshall auf, der auf den ersten Blick eine offensichtliche Kreuzung aus Göring und Goebbels darzustellen scheint, und trällert in bester „Springtime for Hitler“-Manier ein patriotisches Liedchen. Alles immer wieder unterbrochen durch Info- und Werbespots, die zum Kauf diverser patriotischer Artikel zur Unterstützung der Föderation animieren. Ein durchaus augenzwinkernder Start, der Lust auf mehr macht. Eine Lust, die dann allerdings nur höchst unbefriedigend gestillt wird. Denn was ab jetzt folgt, ist nichts anderes als „Starship Troopers light“. Diese gilt für alle Bereiche des Films. Die Story, die im Original schon arg versimplifiziert wurde, wird noch einmal deutlich abgespeckt und dient nur noch zum Anlaßgeber, damit Troopers und Bugs sich bekämpfen können. Auch die Effektarbeit rangiert mehrere Ligen unter dem Original, was angesichts des Budgets einer mit deutschen Fördergeldern entstandenen deutsch/südafrikanischen Co-Produktion auch nicht weiter verwundert. Gleiches gilt für die Härte. Da gibt es zwar durchaus auch einige Schauwerte, aber weder quantitav noch qualitativ mit dem Original vergleichbar. So bleibt einzig Casper Van Diem in seiner Rolle als Colonel Rico, der den Leim zwischen den beiden Filmen bildet und seine Rolle so auslebt, als wäre kaum Zeit dazwischen vergangen. So könnte man dem Film, bei gedämpfter Erwartungshaltung, bis ins letzte Drittel hinein einen durchaus kurzweiligen Unterhaltungswert bescheinigen. Käme dann nicht noch das große Finale….
Was da an verquasten Religionsgeschwätz geboten wird und gleichzeitig die durchaus gelungenen Eingangssequenzen abschließend ad absurdum geführt werden, macht schon reichlich ärgerlich. Möchte in dieser Kritik aber nicht ins Detail gehen, um nicht zu spoilern. Deshalb nur so viel. Was da an vorher aufgebauten zertrümmert wird, ist schon eine Meisterleistung für sich. So bleibt als Fazit eigentlich nur dem Film, trotz dieses Finales zu bescheinigen, daß er locker über dem unsäglichen 2. Teil anzusiedeln ist, aber um Lichtjahre hinter dem Original zurückbleibt. Kann man sehen, muß man aber keinesfalls gesehen haben. Mit zwei zugedrückten Augen eine sehr knappe 5/10
 

Frankie

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AW: Starship Troopers 3: Marauder

Kann man sehen, muß man aber keinesfalls gesehen haben. Mit zwei zugedrückten Augen eine sehr knappe 5/10


Das heißt für mich - kaufen!:uff: Wenn Du den Film schon 5 gibts, dann komme ich kaum um einen Blindkauf drumherum. Ich habe schon wieder das schlimmste befürchtet.:ugly:
 

dax

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AW: Starship Troopers 3: Marauder

Das heißt für mich - kaufen!:uff: Wenn Du den Film schon 5 gibts, dann komme ich kaum um einen Blindkauf drumherum. Ich habe schon wieder das schlimmste befürchtet.:ugly:

Hehe,
für mich heißt das: Hände weg vom Blindkauf!
Wenn Travis ne 5 zückt, wird das bei mir meist auch nicht mehr.
Daher wird das ein simpler Leihvorgang.
Danke für die "Warnung" Travis!
 

Frankie

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Hehe,
für mich heißt das: Hände weg vom Blindkauf!
Wenn Travis ne 5 zückt, wird das bei mir meist auch nicht mehr.
Daher wird das ein simpler Leihvorgang.
Danke für die "Warnung" Travis!

Eine 5 ist unteres Mittelfeld, mehr kann man von eine DtV Produktion nicht erwarten. Also wird das für mich schon passen, meine Erwartungen sind bei den Film jetzt eh nicht so hoch.
 

Travis

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AW: Starship Troopers 3: Marauder

Wenn Du den Film schon 5 gibts, dann komme ich kaum um einen Blindkauf drumherum.
Achtung! Die Formulierung liegt im Detail. Mit zwei kräftig zugedrückten Augen eine sehr knappe "5" heißt realistisch gewertet eine "4". Mehr ist er im Endeffekt auch nicht wert, was vor allem dem haarsträubenden Finale geschuldet ist.

Daher wird das ein simpler Leihvorgang.
Genau das würde ich vor einem Blindkauf dringend empfehlen. Der Film kommt ohnehin einige Wochen vor Verkaufsstart in die Videotheken und da lohnt sich die persönliche Absicherung schon.

Danke für die "Warnung" Travis!
Gern geschehen. :)
 

Frankie

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AW: Starship Troopers 3: Marauder

Achtung! Die Formulierung liegt im Detail. Mit zwei kräftig zugedrückten Augen eine sehr knappe "5" heißt realistisch gewertet eine "4". Mehr ist er im Endeffekt auch nicht wert, was vor allem dem haarsträubenden Finale geschuldet ist.

Kann ich auch mit Leben, der Film wird alleine schon 2 Bonuspunkte für Bugs und Troopers bekommen.:ugly: Ich den schon kaufen, aber eben nicht sofort!
 

Tarantino1980

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AW: Starship Troopers 3: Marauder

Habe heute den Film auch gesehen. Leider war ich sehr entäuscht von dem Film. Das ein Charakter der in Teil 1 mit dabei war [Casper Van Diem (Rico)] hatte bei mir eigentlich die Hoffnung erweckt, dass er ähnlich wird wie Teil 1. Aber leider war dem nicht so. Es wurden zwar einige weiterführende Aspekte aus Teil 1 aufgegriffen
z.B. wird wieder die Storyline mit dem "Brian-Bug" aufgegriffen und man erfährt etwas mehr über die Struktur der Bugs
aber das wurde leider nicht konsequent umgesetzt und man hätte halt einfach mehr Budget haben müssen um aus diesem Film eine gute Direct to DVD Produktion zu machen. Auch wenn es kein Hollywood Blockbuster ist, so ist das A und O bei einem guten SciFi Film gute CGI Effects und ich fand die Darstellung der Bugs einfach nur lächerlich im Film. Da gab es schon vor 3-4 Jahren viel bessere Effekte! Aber naja ich musste ihn sehn, weil es halt eine Fortsetzung war. Von mir bekommt er höchstens eine 4/10 und das auch nur weil ein paar Ansätze da waren die man halt einfach nur hätte besser umsetzen müssen. Starship Troopers war ein sehr schöner Film aber die Fortsetzungen hätte man entweder mit mehr Budget inzenieren sollen oder man hätte sie sich lieber gespart, denn so können sie leider nicht an den Erfolg von Teil 1 anknüpfen!
 

Remy

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AW: Starship Troopers 3: Marauder

Nach den Kritiken ihr im Forum werde ich wohl einen großen Bogen um den dritten Teil machen, so wie es auch schon beim Zweiten war.
 

Russel Faraday

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AW: Starship Troopers 3: Marauder

das hauptproblem des films ist aber imho nicht das kleine budget, sondern das total vermurkste drehbuch. bei einem solchen schmonzens hätten auch die besten effekte nichts genutzt.

wenn ein film aufgrund einer mangelnden finanzierung 'ne nummer kleiner ausfällt und dem zuschauer drittklassige effekte bietet, bin ich der letzte, der meckert, wenn der film unterhaltsam ist und eine nicht unbedingt besonders originelle, aber zumindest spannende/spaßige/interessante geschichte erzählt. leider verkackt "SST 3" genau an dieser stelle, liefert keinerlei identifikationsfiguren und wird von filmminute zu filmminute langweiliger und blöder. kann man den blödheitsgrad vielleicht noch auf die trashige art und weise sehen und diesem etwas abgewinnen, ist langeweile für einen actionfilm das todesurteil. bei "SST 3" wurde selbiges erfolgreich vollstreckt...
 

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AW: Starship Troopers 3: Marauder

Auch wenn es kein Hollywood Blockbuster ist, so ist das A und O bei einem guten SciFi Film gute CGI Effects und ich fand die Darstellung der Bugs einfach nur lächerlich im Film.
Wie Travis schon schrieb,dieser Film ist eine hauptsächlich deutsch/südafrikanische Produktion mit verdächtig vielen deutschen Nachnamen im Abspann. ;)

Hat denn jemand von Euch Jolene Blalock alias T`Pol aus der TV Serie Enterprise erkannt?Ich erst beim lesen des Abspanns.:)
 

Russel Faraday

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AW: Starship Troopers

Starship Troopers

Wir schreiben des Jahr 1997, das Jahr von kindgerechter SF-Unterhaltung wie „Das fünfte Element“ oder „Men In Black“ (ok, „Gattacca“ und vor allem „Event Horizon“ gab’s auch noch...:D ). Im großen Kino tummelten sich also tatsächlich einige Filme aus dem ungeliebten Genre, und dies gar nicht mal so unerfolgreich. Da sagte sich wohl auch Paul Verhoeven und startete einen Versuch, sich aus dem mit „Showgirls“ selbstgeschaufelten Karrieregrab zu buddeln. Robert A. Heinlein, erfolgreicher SF-Autor der 50er und 60er Jahre, musste also her, und sein Roman „Starship Troopers“ wurde für den Großangriff auf die Sehnerven des Zuschauers aufbereitet.

In einer nicht näher benannten Zukunft führt die Menschheit Krieg gegen außerirdische Rieseninsekten, die Bugs, in deren Raum die Menschen widerrechtlich eingedrungen sind. Rico meldet sich freiwillig zum Dienst, und da er kaum zu mehr taugt, als Kanonenfutter zu sein, landet er bei der mobilen Infanterie, die vor allem eines soll: sterben. So metzelt sich Rico mit seiner Einheit durch Berge von totem Ungeziefer.

Paul Verhoeven ist kein Regisseur der leisen Töne. Ziert sein Name das Postermotiv eines Filmes, ist jedem Wissenden klar, dass es zur Sache gehen wird. „Starship Troopers“ ist hierbei sicher sein extremstes Werk, denn nach einstündiger Exposition lässt er, im wahrsten Sinn des Wortes, ausgesprochen intensiv die Fetzen fliegen, dass es dem Zuschauer entweder, je nach Gesinnung, ein fettes Grinsen ins Gesichtlein zaubert oder ihm aber das Abendessen wieder hochkommen lässt. Doch ich bin etwas zu voreilig.

Die Darsteller.
Casper van Dien, Denise Richards, Dina Meyer und Doogie… ähm, Neil Patrick Harris bilden den zentralen Kern des Films. Als Schulabgänger des gleichen Jahrgangs verschlägt es sie zum Militärdienst, wo allesamt mehr oder weniger Karriere machen. Schönlinge wie van Dien oder die krass fehlbesetzte Denise Richards für solche Rollen zu casten, ist nur einer von vielen Punkten, in denen Verhoeven seinen Sinn für Humor erkennen lässt. Wie Figuren aus einem Werbespot müssen die Infanteristen in „Starship Troopers“ vor allem gut aussehen; die Frisur darf auch nach den heftigsten Feuergefechten nicht aus der Fassung geraten. Blut; ja. Schweiß und Schmutz, nein. Denise Richards erweist sich hier allerdings als Fehlgriff, denn sie macht einen so dermaßen unsympathischen und arroganten Eindruck, dass man ihr als Zuschauer rasch allerlei üble Dinge an den Leib wünscht, was Verhoeven im AK zum Film übrigens ebenfalls einräumt. Große Schauspielkunst ist also nicht erforderlich, aber die erwartet man in einem solchen Film auch nicht. Die Darsteller sind durch die Bank solide, wenngleich Michael Ironside und Clancy Brown in ihren dankbaren Rollen leicht aus der Rolle fallen und tatsächlich sehr positiv im Gedächtnis bleiben. Aber die beiden mochte ich sowieso schon immer.

Ein nicht unwesentliches Element in SF-Filmen ist die Qualität der Spezialeffekte. Und die wissen bei „Starship Troopers“ auch nach rund 15 Jahren noch zu überzeugen. Hier und da sind kleinere Schwächen auszumachen, aber der überwältigende Großteil der Effekte schaut noch immer umwerfend aus. Es steht also fest, wohin das Budget zu weiten Teilen geflossen sein dürfte.

Ebenfalls erwähnenswert ist der Soundtrack von Basil Poledouris (R.I.P.), Paul Verhoevens zweitem Hollywood-Stammkomponisten nach Jerry Goldsmith (ebenfalls R.I.P.), der hier einen sehr zackigen, heroischen Score abgeliefert hat, der angenehm im Gedächtnis bleibt und ordentlich auf die Kacke haut, in seinen megaheroischen Momenten die allgegenwärtige Satire des Films noch unterstreicht.

Dabei lässt sich Verhoeven ungewöhnlich viel Zeit für die Einführung seiner Figuren. Mehr oder weniger die komplette erste Stunde des Films ist ausschließlich für die Exposition reserviert, in denen Rico & Co. gedrillt werden oder die furchtbar unsympathische Carmen sich in jeder Szene mehr und mehr als verhasstes Miststück outet. Das alles ist jedoch keinesfalls dröge und überflüssig, sondern ausgesprochen unterhaltsam in Szene gesetzt, so dass auch dieser etwas ruhigere Teil sehr schnell abgearbeitet werden kann. Nach einer Stunde haben alle Rollen ihren Platz gefunden; die Schachfiguren sind aufgestellt, und nun wird das Hauptmenü angerichtet. In diesem Falle eine blutige Schlachterplatte allererster Güte, in der Paul Verhoeven seinem berühmtberüchtigen Ruf gerecht wird und Leichenberge bis zur Decke stapelt. Ja, „Starship Troopers“ ist eine Gewaltorgie. Ja, „Starship Troopers“ hält drauf, wo andere Regisseur diskret ausblenden. Aber, scheiße, Verhoeven weiß, was der Zuschauer sehen will, und genau das bekommt man auch serviert: Krieg ist kein Kindergeburtstag. Da fliegen nun mal Körperteile durch die Gegend, da spritzt das Rote reichlich und in alle möglichen Richtungen.

„Starship Troopers“ ist ein Kriegsfilm, angesiedelt im SF-Genre. Vor allem aber ist der Film, hinter all der deftigen Gewalt, eine bitterböse Satire auf Hurra-Patriotismus und Militär-Fanatismus. In schwarzhumorigen TV-/Internet-Spots, die den Film immer wieder unterbrechen (dieses Stilmittel hat Verhoeven bereits in „RoboCop“ eingebracht und nunmehr perfektioniert), steigert der Regisseur seine Satire auf den vorläufigen Höhepunkt, ehe der Geheimdienst in ganz offensichtlichen SS-Uniformen auf der Bildfläche erscheint und jeder Zuschauer in schallendes Gelächter ausbrechen dürfte. Wem der Film bis dahin zu subtil gewesen ist, der dürfte spätestens an dieser Stelle begriffen haben, dass Verhoeven der Welt mal wieder den Spiegel vorgehalten hat.

Wie auch immer, die FSK begriff es offenbar nicht. Rasch geriet der Film hierzulande ins Kreuzfeuer unserer lieben Sitten- und Moralwächter. Nicht nur die Gewalt wurde kritisiert, sondern auch die unreflektierte Verherrlichung von Krieg und Soldatentum plus faschistischer Tendenzen. Hm, die müssen einen anderen Film als ich gesehen haben. Obwohl bereits massive Zensur in Form von verfälschenden Dialogübersetzungen stattgefunden hat, über die man ein eigenes Buch schreiben könnte, und was dem Film einiges an bösartiger Schärfe kostete, landete „Starship Troopers“ rasch auf der Abschussliste und wurde indiziert.

„Starship Troopers“ ist ein Film, den irgendwie jeder mag. Paul Verhoeven hat, bis auf Denise Richards’ Besetzung, wirklich alles richtig gemacht. 130 Minuten Spaß sind garantiert. Und wer bereit ist, hinter das Blutbad zu blicken, das hier angerichtet wird, der bekommt eine bitterböse Satire zu sehen, die übrigens hier und da verblüffende Parallelen zu „Im Westen nichts neues“ aufzuweisen hat.

Ansehpflicht. Denn „Starship Troopers“ MUSS man kennen, um mitreden zu können.
 
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illusion

Filmvisionaer
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AW: Starship Troopers

„Starship Troopers“

Wir schreiben des Jahr 1997, das Jahr von kindgerechter SF-Unterhaltung wie „Das fünfte Element“ oder „Men In Black“ (ok, „Gattacca“ und vor allem „Event Horizon“ gab’s auch noch...:D ). Im großen Kino tummelten sich also tatsächlich einige Filme aus dem ungeliebten Genre, und dies gar nicht mal so unerfolgreich. Da sagte sich wohl auch Paul Verhoeven und startete einen Versuch, sich aus dem mit „Showgirls“ selbstgeschaufelten Karrieregrab zu buddeln. Robert A. Heinlein, erfolgreicher SF-Autor der 50er und 60er Jahre, musste also her, und sein Roman „Starship Troopers“ wurde für den Großangriff auf die Sehnerven des Zuschauers aufbereitet.

In einer nicht näher benannten Zukunft führt die Menschheit Krieg gegen außerirdische Rieseninsekten, die Bugs, in deren Raum die Menschen widerrechtlich eingedrungen sind. Rico meldet sich freiwillig zum Dienst, und da er kaum zu mehr taugt, als Kanonenfutter zu sein, landet er bei der mobilen Infanterie, die vor allem eines soll: sterben. So metzelt sich Rico mit seiner Einheit durch Berge von totem Ungeziefer.

Paul Verhoeven ist kein Regisseur der leisen Töne. Ziert sein Name das Postermotiv eines Filmes, ist jedem Wissenden klar, dass es zur Sache gehen wird. „Starship Troopers“ ist hierbei sicher sein extremstes Werk, denn nach einstündiger Exposition lässt er, im wahrsten Sinn des Wortes, ausgesprochen intensiv die Fetzen fliegen, dass es dem Zuschauer entweder, je nach Gesinnung, ein fettes Grinsen ins Gesichtlein zaubert oder ihm aber das Abendessen wieder hochkommen lässt. Doch ich bin etwas zu voreilig.

Die Darsteller.
Casper van Dien, Denise Richards, Dina Meyer und Doogie… ähm, Neil Patrick Harris bilden den zentralen Kern des Films. Als Schulabgänger des gleichen Jahrgangs verschlägt es sie zum Militärdienst, wo allesamt mehr oder weniger Karriere machen. Schönlinge wie van Dien oder die krass fehlbesetzte Denise Richards für solche Rollen zu casten, ist nur einer von vielen Punkten, in denen Verhoeven seinen Sinn für Humor erkennen lässt. Wie Figuren aus einem Werbespot müssen die Infanteristen in „Starship Troopers“ vor allem gut aussehen; die Frisur darf auch nach den heftigsten Feuergefechten nicht aus der Fassung geraten. Blut; ja. Schweiß und Schmutz, nein. Denise Richards erweist sich hier allerdings als Fehlgriff, denn sie macht einen so dermaßen unsympathischen und arroganten Eindruck, dass man ihr als Zuschauer rasch allerlei üble Dinge an den Leib wünscht, was Verhoeven im AK zum Film übrigens ebenfalls einräumt. Große Schauspielkunst ist also nicht erforderlich, aber die erwartet man in einem solchen Film auch nicht. Die Darsteller sind durch die Bank solide, wenngleich Michael Ironside und Clancy Brown in ihren dankbaren Rollen leicht aus der Rolle fallen und tatsächlich sehr positiv im Gedächtnis bleiben. Aber die beiden mochte ich sowieso schon immer.

Ein nicht unwesentliches Element in SF-Filmen ist die Qualität der Spezialeffekte. Und die wissen bei „Starship Troopers“ auch nach rund 15 Jahren noch zu überzeugen. Hier und da sind kleinere Schwächen auszumachen, aber der überwältigende Großteil der Effekte schaut noch immer umwerfend aus. Es steht also fest, wohin das Budget zu weiten Teilen geflossen sein dürfte.

Ebenfalls erwähnenswert ist der Soundtrack von Basil Poledouris (R.I.P.), Paul Verhoevens zweitem Hollywood-Stammkomponisten nach Jerry Goldsmith (ebenfalls R.I.P.), der hier einen sehr zackigen, heroischen Score abgeliefert hat, der angenehm im Gedächtnis bleibt und ordentlich auf die Kacke haut, in seinen megaheroischen Momenten die allgegenwärtige Satire des Films noch unterstreicht.

Dabei lässt sich Verhoeven ungewöhnlich viel Zeit für die Einführung seiner Figuren. Mehr oder weniger die komplette erste Stunde des Films ist ausschließlich für die Exposition reserviert, in denen Rico & Co. gedrillt werden oder die furchtbar unsympathische Carmen sich in jeder Szene mehr und mehr als verhasstes Miststück outet. Das alles ist jedoch keinesfalls dröge und überflüssig, sondern ausgesprochen unterhaltsam in Szene gesetzt, so dass auch dieser etwas ruhigere Teil sehr schnell abgearbeitet werden kann. Nach einer Stunde haben alle Rollen ihren Platz gefunden; die Schachfiguren sind aufgestellt, und nun wird das Hauptmenü angerichtet. In diesem Falle eine blutige Schlachterplatte allererster Güte, in der Paul Verhoeven seinem berühmtberüchtigen Ruf gerecht wird und Leichenberge bis zur Decke stapelt. Ja, „Starship Troopers“ ist eine Gewaltorgie. Ja, „Starship Troopers“ hält drauf, wo andere Regisseur diskret ausblenden. Aber, scheiße, Verhoeven weiß, was der Zuschauer sehen will, und genau das bekommt man auch serviert: Krieg ist kein Kindergeburtstag. Da fliegen nun mal Körperteile durch die Gegend, da spritzt das Rote reichlich und in alle möglichen Richtungen.

„Starship Troopers“ ist ein Kriegsfilm, angesiedelt im SF-Genre. Vor allem aber ist der Film, hinter all der deftigen Gewalt, eine bitterböse Satire auf Hurra-Patriotismus und Militär-Fanatismus. In schwarzhumorigen TV-/Internet-Spots, die den Film immer wieder unterbrechen (dieses Stilmittel hat Verhoeven bereits in „RoboCop“ eingebracht und nunmehr perfektioniert), steigert der Regisseur seine Satire auf den vorläufigen Höhepunkt, ehe der Geheimdienst in ganz offensichtlichen SS-Uniformen auf der Bildfläche erscheint und jeder Zuschauer in schallendes Gelächter ausbrechen dürfte. Wem der Film bis dahin zu subtil gewesen ist, der dürfte spätestens an dieser Stelle begriffen haben, dass Verhoeven der Welt mal wieder den Spiegel vorgehalten hat.

Wie auch immer, die FSK begriff es offenbar nicht. Rasch geriet der Film hierzulande ins Kreuzfeuer unserer lieben Sitten- und Moralwächter. Nicht nur die Gewalt wurde kritisiert, sondern auch die unreflektierte Verherrlichung von Krieg und Soldatentum plus faschistischer Tendenzen. Hm, die müssen einen anderen Film als ich gesehen haben. Obwohl bereits massive Zensur in Form von verfälschenden Dialogübersetzungen stattgefunden hat, über die man ein eigenes Buch schreiben könnte, und was dem Film einiges an bösartiger Schärfe kostete, landete „Starship Troopers“ rasch auf der Abschussliste und wurde indiziert.

„Starship Troopers“ ist ein Film, den irgendwie jeder mag. Paul Verhoeven hat, bis auf Denise Richards’ Besetzung, wirklich alles richtig gemacht. 130 Minuten Spaß sind garantiert. Und wer bereit ist, hinter das Blutbad zu blicken, das hier angerichtet wird, der bekommt eine bitterböse Satire zu sehen, die übrigens hier und da verblüffende Parallelen zu „Im Westen nichts neues“ aufzuweisen hat.

Ansehpflicht. Denn „Starship Troopers“ MUSS man kennen, um mitreden zu können.



Klasse Kk zu einem tollen Film,danke:hoch:
 

Leatherface

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AW: Starship Troopers

dem schließe ich mich an. Super Kritik. Auch die von dir angesprochene Entschärfung in der Syncro tut dem ganzen keinen Abbruch. Ich hatte erst sehr viel später durch schnittberichte.com erfahren, daß die Dialoge entschärft wurden. Aber auch in dieser Version ist die Satire auf das Militär, den Fanatismus noch klasse. Ich kenne zwar nicht den O-Ton, aber bei dem von dir im zuletzt gesehen geschriebenen Zitat schmeiß ich mich vor lachen weg. Wer mit der Verkehrserziehung "Der 7.Sinn" aufgewachsen ist, kann dies vielleicht nachvollziehen. Da sagt doch der -wer auch immer- in dieser fantastischen deutschen Syncro "das ganze Gehirn weggelutscht" und man muß unweigerlich an den 7. Sinn denken:D

Verhoeven war schon immer ein Provokateur und das liebe ich an ihm. Aber auch frühere -wahrscheinlich kaum bekannte- Werke wie z. B. Türkische Früchte oder Der vierte Mann sind klasse Filme, die man sich mal anschauen sollte:)
 

Russel Faraday

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AW: Starship Troopers

[...]Wer mit der Verkehrserziehung "Der 7.Sinn" aufgewachsen ist, kann dies vielleicht nachvollziehen. Da sagt doch der -wer auch immer- in dieser fantastischen deutschen Syncro "das ganze Gehirn weggelutscht" und man muß unweigerlich an den 7. Sinn denken:D

[...]

hier hat die deutsche synchro in der tat die nase vorn. die besetzung mit Egon Hoegen für diese szenen ist wahrlich das tüpfelchen auf dem I und sollte mit preisen gewürdigt werden.

der "das ganze gehirn weggelutscht"-spruch kommt allerdings nicht von ihm, sondern von Michael Ironside, der (auch hier gewinnt die synchro) dank Joachim Kerzel nicht mehr nur wie Jack Nicholson aussieht, sondern auch so klingt. :D

die deutsche fassung ist nicht per se schlecht. die sprecher passen super, die dialoge an sich sind auch gut getroffen, nur die wenigen, aber massiven abänderungen in der übersetzung sind ausgesprochen unangenehm und nehmen einiges an würze aus dem film, wobei ein wichtiger aspekt (daß nur der als wahlberechtigter bürger anerkannt wird, der seinen militärdienst geleistet hat) der handlung komplett unter den tisch fällt.
 

Leatherface

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AW: Starship Troopers

oh, war mir immer sicher, daß der Spruch von der 7. Sinn - Stimme kam:o
 

Evil_Gonzo

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AW: Starship Troopers

es wird mal wieder alle höchste Eisenbahn das ich mir den Film anschaue. Er gehört(e) auf jeden Fall zu meinen Lieblingsfilmen und er ist für mich auch einer der besten Filme aus den 90er Jahren.
Muss man kennen und eigentlich auch besitzen !
 
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