Resident Evil: Degeneration
gekürzte Version meiner
ofdb-Kritik
Die Gamer unter uns erinnern sich: Wenn man den Endgegner von “Resident Evil 4" in die Luft gesprengt hat und der Epilog läuft, hat man das Gefühl, einer gewaltigen und mitreißenden Geschichte beigewohnt zu haben, die über cineastische Qualitäten ohne Ende verfügt. Kann man dieses Gefühl des Ursprünglichen, Mitreißenden denn wirklich gar nicht ins Filmformat übertragen? Die meisten Spieleverfilmungen beweisen: nein.
Die japanische Neuprogrammierung der vollkommen verbauten Jovovich-Baller-Franchise versucht sich also nun in Vorlagennähe. Einen CG-Film zu drehen ist in Anbetracht der Vorlage so originalgetreu wie nur irgend möglich und mit der Entscheidung, den Protagonisten so eng es geht zu folgen, wird das intime Beisein des Spielers bei seiner Figur imitiert.
Nur: einmal mehr funktioniert es nicht.
An der mitunter sterilen Darstellung der Menschen- und Zombiegesichter in Totalen, die sich mit nahezu fotorealistischen Panoramaeinstellungen abwechseln, kann es nicht liegen, denn so unfertig manche Einstellung auch aussehen mag, die Qualität ist doch immer noch besser als das Material der interaktiven Vorlage.
Nun ist es so, dass der Kamerafokus mit Freude als zentrifugaler Gefahrenpunkt fungiert: Zombies stürmen auf ihn zu, beißen herzhaft in ihn rein, oder umgekehrt beißt auch mal die Kamera in jemanden rein, wenn die Egoperspektive eines Angreifers eingenommen wird. Wäre das Genre ein anderes, man könnte Makoto Kamiyas Regie als einfühlsam-liebevoll und den Film als romantisch missverstehen, so nahe ist man den Charakteren, und in der Tat ist es wie eine direkte Mittendrin-Erfahrung.
Bloß hat die klettenhafte Kamera den Kehrteffekt, dass sie eine geschlagene Stunde lang geradezu an den Charakteren klebt und folglich auch beiwohnt, wenn unzählige Lagebesprechungen stattfinden, an denen inhaltlich allenfalls Geeks interessiert sind. Wer da noch behauptet, “Silent Hill” sein unfilmisch, der soll mir dann mal erklären, was “RE - Degeneration” in diesen Momenten ist.
Und dann beginnt auch schon bald das Finale, welches wie ein langgezogener Nachschlag an den von vereinzelten Zombieattacken durchsetzten Dialogpacken drangehangen wird. Wo die Spiele eine Art “Evolution” der Monster generierten und man sich bildlich immer tiefer in den Schlund der Hölle stolpern sah, während die Monster immer abstoßender wurden, so muss diesmal wieder eine Schar klassischer Stöhner mitsamt eines einzelnen Über-Wesens ausreichen.
Die Moral von der Geschicht: Was wirklich essentiell ist, wurde wieder nicht erfasst. Natürlich scheitert "Resident Evil: Degeneration" wesentlich ehrenvoller als die besagten Jovovich-Ballerorgien; scheitern tut er dennoch.
4/10